findet. Und wenn man bedenkt, dass selbst die Zeit des Antoninus
Pius, welche gegen die genannte um etwas mehr als ein Jahrhundert
zurückliegt, noch ansehnlich (mit 31 Stück) vertreten ist
und dass selbst so kurzlebige Herrscher wie Didius Julianus, Albinus,
Macrinus und sein Sohn Diadumenianus nicht fehlen, so fällt es
doch schwer, die Vergrabung des Schatzes weit unter Alexander
Severus herunterzurücken, und ich möchte sie am liebsten noch
unter dessen Regierung setzen. Für diese Zeit war auch das unter
Septimius Severus, d. b. mindestens 11, höchstens 43 Jahre früher
geprägte Geld noch nicht zu alt und daher sein Erscheinen in so
grösser Menge erklärlich. Die auffälligen 10 republikanischen Denare,
die um diese Zeit nicht mehr zum Courant des römischen Reichs
gehörten (s. o.), deuten vielleicht auf den Verkehr mit den Germanen
hin, welche für diese alten Münzen eine Vorliebe hatten
(Tac. Germ. 5, wozu vrgl. Mommsen, Röm. Münzwesen S. 771: „Die
Deutschen ziehen [damals] den republikanischen Denar dem nero-
nischen vor“). Da sieh bei dem Einsiedel Spuren römischen Lebens
genug finden, braucht man deswegen nicht an einen Germanen als
Besitzer des Geldes zu denken. —
Mommsen merkt in seiner chronologischen Übersicht über die
Entwicklung des römischen Münzwesens (S. 896) für die Zeit von
Philippus Arabs bis auf Valerian (244—260) an, dass in dieser
Periode die Kupfermünze anfange, werthafter zu werden als das
Pseudosilber und die Vergrabung auch von Kupfermünzen nun vorkomme.
Dass man in der folgenden Periode der sog. 30 Tyrannen
selbst das Pseudosilber zu schätzen wusste, zeigt der im Jahr 1838
gemachte Fund von Schwenni n g en (Nr. 117). Man fand da in
einem Torffeld zwischen Schwenningen und Dürrheim 168 in Rollen
verpackte Münzen, die hier vergraben worden oder verloren gegangen
sein müssen. Er beginnt mit einer der verschlechterten Silbermünzen
des Philippus Arabs und drei solchen des Trebonianus Gallus; dann
folgen Billonmünzen: nämlich 2 Valerianus I., 36 von Gallienus,
seiner Gemahlin Salonina und seinem Sohn Salöninus zusammen,
11 von Postumus, 10 von Victorinus, 1 von Marius, 26 von Tetricus
Vater und Sohn zusammen, und 23 von Claudius II.; endlich noch
je 1 Kleinerz von Carus und Carinus. 54 Stück waren unbestimmbar.
Der Fund umfasst genau 40 Jahre von 244—284, also
die beiden letzten Perioden der fortschreitenden Entwertung der
Silbermünze (s. o.), von denen aber die erste (bis Valerianus einschliesslich)
ungleich schwächer vertreten ist als die zweite/ Am
Schluss kommen noch zwei vereinzelte Münzen des Carus und Carinus,
während sich von den Kaisern Aurelianus und Probus keine findet,
wobei wir uns erinnern, dass höchst wahrscheinlich die Münze
Aurelians von Tetricus in dessen Gebiet nicht zugelassen wurde.
Da nun um 300 die Diocletianische Münzreform, die Wiederaufnahme
der Silbbrprägung sogar schon „vor 293“ (Mommsen S. 898) angesetzt
werden muss, es aber nicht denkbar ist, dass jenes Pseudosilber
noch Wert hatte, als wieder bessere Münze umlief, so ergeben
sich als Zeit der Vergrabung (bezw. des Verlorengehens) unserer
Münzen die Jahre 284 bis 293. Und für den Anfang dieses Zeitabschnittes
spricht der Umstand, dass die Regierungen von Gallienus
bis auf Claudius II. sehr stark, diejenige des Diocletian noch gar
nicht vertreten ist. Sonstige römische Reste fehlen bei Schwenningen
nicht.
Etwa gleichzeitig, vielleicht noch etwas früher, um 270, mag
der Fund von Unterhorgen OA. Wangen (Nr. 263) fallen. Es
waren etwa 600 „Silbermünzen“, von denen 200, die noch in den
Händen des Finders waren, zum Ankauf nach Stuttgart geschickt
wurden (1837). Dieser Rest des Fundes umfasst alle wichtigeren
Kaiser von Commodus bis Gallienus; in welchem Verhältnis aber
die Münzen gemischt waren; lässt sich jetzt nicht mehr feststellen.
Verglichen mit dem Fund vom Einsiedel bestärkt mich der von
Unterhorgen in der frühen Ansetzung des ersteren, da in Unterhorgen
die Münzreihe doch auch noch bis Commodus hinauf, dann
aber weit über Alexander Severus heruntergeht, was dort nicht der
Fall ist. — Sonstige Altertümer fanden sich meines Wissens in
Unterhorgen nicht; doch zieht in der Nähe, wenig östlich, die
wichtige Römerstrasse Lindau—Wangen—Leutkirch—Memmingen
vorbei.
In Unt e r d i g i sh eim OA. Balingen (Nr. 75) fanden sich
ebenfalls im Jahr 1837 auf der Flur Kalkofen 143 Kaiserdenare,
von denen 30 für das Münzkabinett in Stuttgart angekauft wurden.
Die Reihe ging von Antoninus Pius bis auf Alexander Severus; in
welchem Verhältnis, wissen wir nicht mehr. Da aber die lange
Regierungszeit Marc Aurels, von der wir sonst so viele numismatische
Zeugen finden, gar nicht darin vorkam, während von Septimius
Severus an die Reihe eine fortlaufende ist, so liegt die Annahme
nahe, dass die Hauptmasse des Fundes in diese letztere Periode
und nicht in die der Antonine fiel. Ich möchte daher den Fund
für ziemlich gleichzeitig mit dem vom Einsiedel halten und ihn