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Di6 crelo zoolospscbe DiUernelimung meiner Jugeud
Avftr üur aieUesichtisjuQg ciiica FiiinfUclxc» gei-ioUUt,
,1er in. April das JaUres 18W .ui .ler WestUttBlc der Insel
Kll^eu iu der Nilho dcs'Dui'rus Licsuhow (unter 54»
26' 36" N. Br- und 30» 5Ü' 0, L. von Ferro) uuf deu
ÖkanJ gcriotli. Wie die Kunde diesos Ereignisses n.icli
meiner Vaterstadt Stralsund gelangte, maelilu luh inieli
inil ein Paar Ullrüei'n, die nietlcanliier Gewinn trieb (der
eine war ein Ilegcnscliirnifabrikant, welclier auf die Harteu
specuUrLs) im leiclileu Segelboot auf den Weg, um
die etiva 2 doulsclie Meilen von Stralsund enll'erQta
Statte, wü dei- Fisch am Ufer lag, mügllchst selmell zu
erreichen; aber der heftige Nord-West Wiud, der buld
sturnrnrlig '¿nualim, uütiiigta uns, bei der Alten Fäliro
auf Rtlgen nnzulegen und den Weg ii;ioli Liescliuwzu
Lande Im ^\•agell zu nmehen. Gegen Abend warou wir
zur Stelle, sahen aber deu Fisch nlchl; die hochgehende
»eo und der aegen verdeckten ihn noch am andorcn
Morgen unseren Blieken und ich Iconnte nichts weiter
von dem Thier untersueheu als die abgesclinitteuen
Schwinztlussen nebst ein Paiir Hautstückcii, welche die
Fischet als Trepliilcu ihres Ftiages nach Hause gebracht
hatten. Davon erliicil ich einige Schnitte, welche ich
sarglälltig onfbewahrl und schliesslich in dei Sammlung
der Universitäl. Halle deponirt habe. Auch wurde mir
iu einem Tupf der bereits hcransgesclinittoue Penis gezeigt,
dessen Litnge ich aus der Erinnerung auf cLwii 2
1<"US3 angeben kann, boi 2 Zoll Ificke am Ende und 3 Zoll
au der Uttsis.
Nach vier Tagen kam der Fisch, welchen der llagistrat
von Stralsund als sein Eigenllium ansprach, weil
er auf stiidtischem Grund und Boden gestrandet war,
nach der Stadl; or wurde hier dem schaulustigen Publikum
einen Tag zur ßesichtigung ausgestellt und dann
nach Greil'swald gebracht, um ihn als Geschenk des
.Su-alsundcr Jrt^!istrats dem Universitills-Huseum einzuverleiben.
Bei dieser Ausstellung kunute ich das Thier
genau betrachten, es lag zwischen zwei groseea Sogelbooten
aul'gehilngt im Niveau des Wassers, die fast rein
weisse Bauchseite mit den tiefen Lilngsfurchen bis zum
Nabel nach oben gewendet, den dunkelschiefergrauen
liHcken naehuntcü; seine lang Spindell'ürmigo Gestalt
steht mir noch tientlich vor Augen, sie zeigte mit Sicherheit
den mir aus Abbildungen (•) wolil bekannten Finnüseh
au, obgleich die nach nuten gewendete Rücken II oss«
nicht sichtbar war. Das Maul klaffte und daraus hing
ein grnsser im Wasser ilotlireuder Sack herab, der eine
weissliclio aber etwas getrübte Farbe hatte unii wohl
die herausgetretene Zunge w;ir, weil dies Organ »ich
seines lockeren Gewebes linlbnr in Folge der Fitulniss
balUiniirtig auszudehneu pllegt. Mehr Hess sich am Cadaver
nicht wahrnehmen ; die Brustllosseu waren bereits
abgcschaittea.
Wie ich zu Michaelis dessellien Jahres die Universität
Grcifswald bezog, \var das inzwischen gereinigte SUelet
des Thier es meine beslündige Angensyeide; es lag noch
auseinander genommen auf dem Anatoniicliol'e hinter
dem Universi UtUgebiiudo, um zu bleichen, denn furtwahrend
ciuoll Thran aus dem sehwanimigcn Gewebe
der Knochen. So sah ich es tUglicU und machte daran
meine Studien. Da es einem noch Jungen Thiere angeliürte,
so waren die BiUnmtliehen Epipliysen der Wirbel
vom Körper getrennt; ein Umstand der meine besondere
Anfmerk.samkeit erregte- Ich glaubte, weil ich npüter
dieselbe Eigenschaft an dem im Meckelschen Museum
«u Jlallo aufgestellten Skelet dos fMlacnoplera
rosti-ata 0, Fauh.), gleichfalls von einem sehr
jungen Thiere herstammend, wiederfand, dass dieselbe
fnr ein besonderes Zeichen des Cetaceenakelets anzusprechen
sei, sie ftlr I eben s Hin glieli bleibend ansehend.
IJrst viel später erkannte ivh an den Slceletcn ganz alter
Thiere zu Berlin, im Jahre 184SI, dass die Epiphysen
auch bei den Cetacsen zwar spilt, aber doeli im höheren
Lebensalter innig mit dem Wirbelkürper eich verbinden,
Ulertiber hat neuerdings W, II, Flowkk seine interessanten
Beobachtungen bekannt gemaeht, (Proceed. Zool.
Södel!/, 18U1, pag. 38.1 llg.)
Der Oreil'swalder Finnfisch, wie ei' nach seinem gegenwärtigen
Standorte heissen mag, ist von meinen damali-
PLANCHES
l - ,
BUENOS AIRES
UE ÜE PAUL-É5IILE CON: