
fünftes Kapitel.
D e r u r a lte K a raw a n e nw e g nad> T a b rls .
16. Sltobember wieber in alter grü^e auf! SEBir nähern uns
tüieber einem fßaffe, unb bie Sörfer, burdj bie mir fahren, be*
fielen nur au« wenigen ©elften (Abb. 11). SebDafter S3erfeDr ^errfc^t
in ber fftantafamtadfjt; fnadenb unb fnarrenb fahren bie S3üffet= unb
Odjfenfarren mit i^ren gewaltigen Saumftämmen beloben nadj ©rgerum
(Abb. 12), wo eg feine SBälber gibt, unb enblofe Santelfarawanen
aus ißerfien jieljen, in ber Sunfefijeit faum erfennbar, an uns tiorüber
unb bringen gange ©ütergüge non SBarenbaKen, bie nadj SBeften ber*
fdDidt werben füllen, nadj ber Süfte. Sie Kamele finb in langen
fReifjen aneinanbergebunben unb reidj mit ©loden bedangen, aber nic^t,
Wie fo oft, mit buntpfen unb Happeruben, fonbern mit folgen, bie
einen reinen, fetten Slang fjaben unb gum SDiarfd^e biefer föniglicDen
Stiere fo feierlich wie bei einer fßrogeffion erflingen. SRie werbe idj
biefer alten, monotonen Stange in benfetben SJtDtytDmen, biefeS ewigen
Sung*bwtg unb Song* bong überbrüffig, baS id) gwar fdfjon fo oft
gehört Ejabe, baS aber in mir ftets @e|nfud)t nadj ber Sabbat*
ftimmung unbefannter SBüften unb nadj ben Abenteuern unbegangener
SBege erwedt; eS ift mir, a ll ob fie alle alten Srinnerungen aus
meinen Sngenbja^ren in bem grofjen Afien wadjläuteten.
3m ©egenfafc gu ben ©fein Ijaben bie Samele fo oiet 23er*
ftanb, bafj fie ben SBagen aus bem SBege ge^en unb in iljrem eigenen
3ntereffe bem ©eftreiftwerben burdD bie SftäberacDfen auswetdjen; aber
fie finb aneinanbergebunben, unb wenn ber 3 ug am linfen fJtanbe
ber Strafje marfcfjiert unb baS erfte Samel einer Abteilung, wie
eS oft oorfommt, auf bie feltfame 3bee oerfällt, nocf) im testen
Augenblid nacD bem redeten ütanbe DmübergugeDen, fo entfteljt SBirr*
warr, unb wir müffen warten, bis alle brüben finb. Obgleicf» ber
Siere fo üiete finb, ift bie 3af)t iljter Sreiber nur Hein; aber bie
Samele finb Hug, fie fennen ben SBeg oom oieten §inunb^er*
wanbern gwifdjen SabriS unb Srapegunb gang genau unb wiffen gum
großen Seil fetbft, was fie gu tun tjaben. Sie SDiänner finb Sa*
taren ober Sßerfer aus Aferbeibfdjan unb fjaben in ben ©eficDtSgügen
wie in ifjrer Steibung, bie aus einer fc§wargen „SuHa^" (SammfeH*
müfce), blauem Saftan mit Seibbinbe, pantoffeläDnlicDem SdDuDwetf
unb einem „Sinfdjal" (Sold)) im ©iirtel befielt, gar feine Äfjnlidjfeit
mit ben Sürfen. Sann unb wann fie^t man eine gtinte unter ben
Striden ber Saften fteden. Sromebar* unb Samelfarawanen mar*
fdjieren immer bei SRacfjt. Sie Siere fefjen in ber Sunfeßjeit baS
©raS nic|t unb werben bei Sag auf bie SBeibe gefdfjidt, bamit fie
fetbft für iljre SltaDrung forgen. 3m gafirantonat gieren audD S3üffet*
unb DdjfenfuDren,. ißferbe* unb ©felfarawanen gur 9tacfjtgeit, wä^renb
biefe fonft ben Sag gu iljren SRärfd^en oorgieljen.
@8 gefjt fühlbar fteil an ben ©e^ängen hinauf. Sie SBolfen
Dangen wie Sraperien unb SBattebaufdDe über ben $öDen, aber ber
Stegen Dat aufge^ört. Sie ^ßferbe arbeiten fidD müDfam nadD einem
neuen 5ßaffe Dinauf, bem 3Bawuf=bagD, einer flad^en, weidDen SBölbung,
wo eS bei + 6,5 ©rab unb fdjarfem SBinb ungemüttidD unb rauD
ift. 3m Öften ift baS Sanb offen, ftadD unb fdjwadD ^ügdtg. DDne
Srümmungen ge^t ber SBeg abwärts, unb auf bem langen AbDang
barf ber Sutfdjer feinen Augenblid bie @errf(fjaft über bie Sßferbe
unb biefe fie nid^t über ben SBagen berlieren.
SaS ©elänbe befielt aus Weidjem, gelbem SeDmboben, unb bie
Strafje wirb immer fd^Ied^ter. AHerbingS fteDt eine Strajjenwalge am
SBegranb, aber fie fdjeint beS SdDotterS, ber bie Strajje feftigen unb
oerbeffern würbe, nidjt §err werben gu fönnen. Ser SdDotter bilbet