
an der unteren Flache vor, am häufigsten in der Nähe des linken obern Winkels. In manchen
Fällen umstellen sie in einem grösseren Umfange gleichsam kranzartig einen Theil des
Leberrandes. In andern Fällen treten sie aus der Lebersubstanz hervor, verlaufen eine
Strecke subserös und treten wieder in die Lebersubstanz selbst ein. Gewöhnlich kommen
obwohl nicht immer solche subseröse, portensische und hepatische Venenverzweigungen gleichzeitig
vor. Sie erreichen in einzelnen Fällen eine Stärke von 2'!, bis 3 Linien. Ihre Entstehungsweise
ist bis jetzt nicht bekannt. Ein besonderes Erkranken der Gefässwiinde und
der Lebersubstanz findet nicht statt, und es bleibt zweifelhaft ob sie auf einer Bildungsabweichung
beruhen, oder ob sie ursprünglich in der Lebersubstanz eingebettet lagen, und
durch partielles Atrophireu der letzteren und Schwinden derselben zwischen den Gefässen
und der Tunica serosa unter die Oberfläche der letzteren gelangten.
Unterhalb des Ueberganges der Trunci venosi hepatici in die Vena cava inferior, münden
in diese bei ihrem Durchgange durch ihre Lebergrube noch mehrere hepatische Venen
mittlerer Grösse, und eine grosse Anzahl von der geringsten Weite ein. Sie werden
gewöhnlich als Bami hepatici inferiores bezeichnet. Unmittelbar oberhalb der Stelle wo die
Hohlvene nach unten aus »1er Lebergrube hervortritt, geht von ihr öfters eine starke Vene über
dem Tuberculum caudatum in die Lebersubstanz, und durch diese bis fast an den untern Band
des rechten Lappens herab. Sie kommt an Stärke in einzelnen Fällen fast den Hauptstäramen
gleich, und ich habe sie desslialb Truncus venosus hepaticus infimus genannt. Constant
fast in der Mitte der Innenwand der Vena cava hepatica befindet sich eine Oeffnung mittlerer
Grösse, die Mündung des Bamus hepaticus Spiegelius. Er führt das Blut aus dem Spiegeischen
Lappen direct in die Ilohlvene über. Bechts ist der hepatische Ausgang, links der
portensische Eingang zu diesem Lappen. In manchen Fällen fällt die Einmündung des
Bamus hepaticus Spiegelius zusammen mit der Einmündung eines andern aus der Nachbarschaft
kommenden hepatischen Zweiges. Ist die Fossa cava in einen von allen Seiten durch
Lebersubstanz umgebenen Kanal umgewandelt, so treten aus dem Pons subcavus auch kleine
venöse Zweige in die Hohlvene ein. Bei einer kürzern Ueberbrüekung fand ich einmal 2,
bei der Neger-Leber, an welcher die Brücke gross war, 5 solche hepatische in die Hohlader
führende Brückenvenen. Am auffallendsten erscheint die obere Wand der Hohlvene in der
Lebergrube. Hier liegen dicht nebeneinander gewöhnlich eine grosse Anzahl kleiner oft
punktförmiger OefFnungen der kleinsten Lebervenen-Zweiglein, aber nicht regellos zerstreut
wie bei den mehrsten andern hepatischen Venen, wodurch das Innere derselben siebförmig
durchlöchert erscheint, sondern in mehr regelmässig von oben nach unten gleichsam in Linien
aneinander gelegten Reihen. Die OefFnungen befinden sich grösstenteils in schwachen
Längstrinnen, welche mit ihnen parallel verlaufenden, eben so schmalen erhabenen Längst-
Leistchen von einander gesondert sind. Nicht selten finden sich die kleinen OefFnungen
auch auf den Leisten selbst. In den grösseren Lebervenen und den Pfortaderzweigen kommt
das längstgestreifte Anselm nur seltener und gewöhnlich nur in geringerer Ausdehnung
vor. Die Grundlage der Längstreife durch welche die Tunica intima der Hohlvene schwach
gehoben wird, bilden glatte Muskelfasern und elastisches Gewebe. Die Thätigkeit des letzteren
zeigt sich in der Leiche noch, wenn man die aufgeschnittene Hohlader aus der Lebergrube
gänzlich herauspräparirt. Die Längststreifen verkürzen alsdann und verdicken sich. Die
Stärke dieser Fasciculi myoelastici, die an ihren Enden theilweise in einander übergehen, vermehrt
sich bei Verminderung der Zahl der Binnen und der Oeffnungen.
Die grosse Zahl und Weite der Blutgefässe in der Leber ist wohl die Ursache, dass ohne
äussere mechanische Einwirkungen, oder ohne pathologische Neubildungen und Entartungen
der Lebersubstanz, nur ausserordentlich selten Blutcrgiessungen in ihr stattfinden. Ich fand
einmal an einer sonst gesunden Leber, ungefähr in der Mitte der untern Fläche des rechten
Lappens, unter dessen Peritonealhaut eine unregelmässig gestaltete Blutblase von der Grösse
eines Preussischen Thalers. Auf der Blase selbst bildete die Peritonealhaut einen schwappenden
etwas collabirten Ueberzug. Nach einem Einstich in das Peritoneum floss aus der Blase
etwa 1 '|2 Esslöflel voll rein flüssiges dunkeles Blut aus. Eine in die Höhle der Blase eingeführte
Sonde zeigte, dass im Umfange der Blase das Peritoneum fest mit der Leber zusammen hing,
dei •en Substanz im Grunde der Blase ebenfalls mit Ausnahme einer Stelle fest war. In diese
drang die Sonde in der Bichtung nach innen und oben über der Ilohlader bis nahe an die
Mündung des Ramus hepaticus Spiegelius, ohne in diesen, oder in die Ilohlvene oder in einen
andern hepatischen oder portensischen Venenzweig eingeführt werden zu können. Die durchaus
flüssige Beschaffenheit des ergossenen Blutes spricht dafür, dass es hepatisches und nicht
portensisches Blut war und die Bichtung und das Ende der Blasenhöhle dafür, dass der
Bluterguss die Folge des Verschlusses der Einmündung eines kleinen Zweigleins der untern
Hohlader gewesen.
Der hepatische Theil der untern Ilohlvene zeichnet sich durch die angegebenen Eigentümlichkeiten
vor allen andern Blutgefässen aus. Es giebt keine andere so grosse Vene
im menschlichen Körper in welche auf einem so kleinen Baum eine so grosse Anzahl kleinster
Venen einmündet. Die angegebenen Längststreifen zwischen den kleinen OefFnungen erscheinen
wie schwach erhabene dünne Saiten. Ich habe desshalb diese Stelle die Lyra cribrosa
hepatica genannt. Die gewöhnliche Zahl ihrer Foramina cribrosa beträgt 20 bis 30, das
Minimum welches ich gefunden habe 6, das Summum zwischen 90 und 100. Bei dem öfters
erwähnten Neger betrug sie zwischen 30 und 40.
Der Neger, dessen ich öfters gedacht habe, starb in Breslau im November 1867 im
Kloster der Barmherzigen Brüder an Lungen-Tuberculosc. Der Hochwürdige Herr Prior
Fr. Anseimus und der Convent des Klosters haben die Güte gehabt durch gefällige Vermittelung
des dirigirenden Arztes Herrn Sanitätsrath Privat-Docenten Dr. Paul mir seine
Leiche für das anatomische Museum und für meine wissenschaftlichen Arbeiten zu überlassen.
Ich beehre mich meinen aufrichtigsten Dank hierfür auszusprechen. Ueber des Negers
frühere Verhältnisse kann ich keine sichere Mittheilungen machen. Angeblich war er
der Sohn eines Portugiesen und einer Negerin. Sein Becken war weniger schmal als das
zweier der früher von mir zergliederten Neger. Der Querdurchmesser im Becken-Eingange