
Diese Form führt zu den schien genförmigen Bicgiingon (Flexiirae serpentinae). Es wiederholen sich
hierbei die angegebeneu Schlingen hiiuliger und in bedcutendcru Strechen eines Crcfässes wie bei den Arteriae
ranxillares exteroae, und den Arlcriae coronariae lubiorum. Den höchsten Grad von Kriimiiiiingen dieser Art
zeigen die Flexuruc circularcs und die FIcvurae epiraleg. KIii Gefäss bildet hierbei einen einfachen Kreis,
«der mchrfachc in geringer Entfernung von einander liegende und verlaufende Kreise. Den höchsten Ausdruck
dieser Biegungen finden wir in dem Verlanfü der Arteriae parietales des «ngeschwängertcn Uterus. Die
Spiralen Windungen in der vorderen und liintereii Wund der GcbiirmuUei' liegen hier so nahe aneinander,
dnss dadurch eine mir wenig unterbrochene Arterien-Schicht gebildet wird.
Diese Abstufungen reihen sich durch allmählige Uebergange an einander. Sie verändern sich bei den
verschiedenen Zustanden in welchen die Organe sich belindun. Je auffallender die Veriinderungen in der
Lage, Ausdehnung und Grösse der letzteren sind in welchen die Gelasse sich verästeln, um so auffallender
sind auch die Veränderungen in Betrefl der Gefdsswindnngen. Die spirnlon Windungen der Wände dea
Uterus strecken sich mehr während der Vergrösscrung nnd Ausdehnung des letzteren in der Schwangerschall.
Sie gestalten sich mehr sch langen form ig, und kehren bei der Contraction der Gebärmutter
schnell wieder in ihren früheren Zustand zurück.
In den Arterien kommen die Windungen im Ganzen zahlreicher vor als in den Venen. Recht auffallend
zeigt sich dies an den Blutgefässen des Gesichts. Die Art. maxillaris externa verläuft vielfach schlnngenartig
gewunden, die neben ihr bellndliche Vena facialis anterior gestreckt. Der langsamero Blutlanf in
den Venen fordert den graderen Verlauf, du er durch die Biegungen nur noch mehr verlangsamt werden
würde, und die mehr dehnbaren Wände der Venen gestalten den gestreckteren Verlnuf «uch bei den häufigen
sich wiederholenden Veränderungen in ihrer Richtung und Lage, während bei der spröderen und brüchigeren
mittleren und inneren Haut der Arterien Zi:rrcissungeii leichter und öfter durch Dehnungen und
Zerrungen hervorgebracht werden würden'). In der Xäho der peripherischen Endigungen der Blutgefäss-
Capillaren im Fnrencbym der Organe nimmt die Veränderlichkeit iu der Richtnng zu, und es vermehrt sich
die Zahl der Biegungen.
Verbiegungen oder Verkrümmungen d. h. Biegungen an Stellen an denen sie im normalen Zustande
fehlen, oder in einem ungewöhnlich hohen Grade auftreten, kommen sowohl bei Lympf- als Blut.Gefassen,
bei Venen nnd Arterien vor.
Ueber das Vorkommen der Verkrümmungen im Verlaufe der Venen und der .\rterien haben M o r g a g n i,
W a t z e l , V r o l i k , Otto, Tiedemann werthvolle Mittheilungen gemacht. In neuester Zeit sind diese
wichtigen Veränderungen, gewisü sehr mit Unrecht, mehr und mehr ignorirt so dass sie fast als verschollen
angesehen werden können. Dnrch die Derausgabe des vorliegenden Werkes bin ich bemüht gewesen
die angedeutete Lücke in der pathologischen Anatomie möglichst auszufüllen.
Von (ItMi regelMidrigcii Blegiiiigeii tlor Lynipfgofässe.
Von diesen int wenig bekannt. Doch fehlt es an einzelnen zum Theil sehr merkwürdigen Beobaclitungen
nicht. Sie beziehen sich zum Theil auf den Hauptstamm des Lympfgefäss-Systems, den Ductus thoracicus,
zum Theil auf den Plexus lymphaticus lumbaris, den Plexus hypogastricus und auf die Plexus iliaci
externi bis unterhalb des Poupartschen Bundes.
V e i s e beobachtete in der Leiche eines Greises einen höchst merkwürdigen Verlnuf des Ductus thoracicus.
Dieser bot bei seinem Ursprünge eine «cnig beträchtliche Erweiterung dar, und thcilte sich bald
nachher in zwei sich bald wieder vereinigende Stämme. Nachdem der Ductus in die Brusthöhle gelangt
war theiltc er sich in einen obern voluminösem und einen unteren Ast. Ersterer machte einige Krümmungen,
wendete sich alsdann nach links, erlitt eine zweite Verästelung, welche eine Menge Schlingen und
verworrene Krümmungen auf der linken Seite bildete. Endlich vereinigten sich beide Aeste wieder zu
einem Stamme. Hierauf veränderte der Kanitl seine Richtung, wendete sich nach rechts und nach oben,
krümmte sich wieder nach unten und links, nnd indem or einen nach oben eonvexen Bogen bildete, stieg
er dann fast bis zum Zwerchfell herab. Während dieses Verlaufes zeigte er eine Erweiterung, eine Art
ziemlich grosser Blase. Er erhob sich dann wieder und nahm seinen gewöhnlichen Verlauf. Die Länge
des Ductus thoracicus war durch diese beiden Krümmungen um Vieles vermehrt').
In einem andern von Velso') bei einem Kinde beschriebenen Falle theilte sich der Ductus
thoracicus iu der Brusthöhle in einen rechten und linkeu Ast, die zuletzt jedoch sich wieder vereinigten,
von denen der rechte den gewöhnlichen Verlauf des Ductus thoracicus nahm, wahrend der linke vor der
Aorta nach aussen lief, in vielfache Verästelungen sich theilte, die sich jedoch wieder zu einem gemeinschafilichen
Ast verbanden. Dieser vereinte sich dann wieder mit dem rechten Ast, bildete aber doch vorher
noch eine spiralförmige Windung.
Amussat wurde zu einem 19jiihrigen sterbenden Jüngling gerufen, der in seiner Gegenwart den Geist
aufgab, nachdem er erst seit 24 Stunden ernstlich erkrankt war. In jeder Schainleiste hatte er eine ziemlich
bedeutende Geschwulst, die seit einem Jahre sich von selbst entwickelt halte. Er trug ein doppeltes
Bruchband wodurch ihm das Gehen erleichtert wurde. Die Section ergab, dass ein Hernie nicht vorhanden
war aber ein Geschwür unterhalb dea Peritoneums mit einem Eitersack am rechten und linken Oberschenkel,
welcher an der linken Seite bis zum untern Dritttheil des Oberschenkels reichte. Die Glandulae
iiiacae waren gänzlich geschwunden. Die Geschwülste selbst bestiinden aus darmartig erweiterten und verschlungenen
Lympf-Gefrissen, wclche aufwärts der ganzen Länge mich über beide Plexus iliaci, den ganzen
Plexus lumbaris und den doppelten Anfang des Ductus Uioracicns bis oberhalb des Zwerchfells sich erstreck,
ten'l. Watzel'l macht darauf aufmerksam, dass bei den Verkrümmungen der Wirbelsäule auch der Ductus
chyliferus gewaltige Verbiegungen erleidet, ähnlich denen, welchen die stärkere Aorta sich nicht zu
entziehen im Stande ist. Es lässt sich wohl mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass diese Ansicht richtig
ist, so weit wenigstens der Ductus neben der Wirbelsäule verläuft. Das nähere Verhalten ist jedoch
anatomisch nicht angegeben.
Zweifelhafl bleibt es ob in den Fällen von V c l s e die ungewöhnlichen Krümmungen der Lympfgefäss.
Stamme thellweiso oder ganz angeboren waren oder erworben. Die Theilung des Stammes in zwei Aesle
und deren Wiedervereinigung spricht, wenn auch nicht mit unzweifelhafter Gewissheit doch mehr für einen
angeborenen, die gleichzeitig vorhandenen Erweiterungen in dem 1. Falle mehr für einen erworbenen Zustand.
Räthselhafl in Betreff seiner ursächlichen Momente erscheint der von Amussat beobachtete von
B r e s c h e t beschriebene Fall. Nur so viel ist unzweifelhaft, dass das Erkranken der Lympfgefässc ein
erworbenes war. Die enormen Erweiterungen nnd Verkrümmungen liefern hierfür die Beweise. Der Tod
war die Folge der eingetretenen Vereiterung, welche wahrscheinlich zunächst von der linksseitigen Geschwulst
!.i 1 llti illUWIlltfU if. fn ! ivi 1! ii h 11 uW! i Ü M H! , i ttä ä • f! i ;HT