
 
		in  den  Magen  und  Darmkanal  der  lebenden  Thiere  Milch  oder  andere  Flüssgkciten  einge-  
 sprützt  und  die  Bauchhöhle  geöffnet  hatte,  wenn  sich  vcrmuthen  liefs,  da(s  die  Aufsaugung  
 dieser  Flüssigkeiten  vor  sich  gegangen  sey.  Schienen  auch  die  Saugadern  des  Magens  und  
 des  Darmes  Flüssigkeiten  zu  enthalten,  so  fand  ich  in  den  Säcken,  in  welche  diese  ein-  
 münden,  kaum  eine  Spur  derselben,  nur  die  innere,  hier  rauhe  Fläche,  schien  gleichsam  
 davon  bethaut  zu  seyn. 
 Zwar  mögen  auch  Fälle  eintrelen,  dafs  die  Säcke  bisweilen  eine  gröfsere  Menge  
 von  Flüssigkeiten  enthalten,  als  ich  in  ihnen  beobachtet  habe,  doch  glaube  ich  nicht,  dafs  
 sie,  da  sie  von  sehr  bedeutendem  Umfange  sind,  je  ganz  davon  angefüllt  werden ,  eben  so  
 wenig  als  ich  der  Meinung  bin,  dafs  die  Fortbewegung  ihrer  Contenta  in  die  kleinen  Aus-  
 führungsgefäfse, die  von  ihnen  abgehen,  ganz allein  von  dem  Contractionsvermögen  ihrer Waudungen  
 abhängig  sey.  Höchstwahrscheinlich  kömmt  es  mir dagegen  vor, dafs die Flüssigkeiten,  
 welche  durch  die  zahlreichen  Saugadern  der  Verdauungsorgane  in  sie  geleitet  werden,  sich  
 in  den  Säcken  nicht  ansammeln,  sondern  von  der  innern  rauhen  Fläche  derselben  nach  derj  
 Gesetzen  der  Haarröhrchenanziehung,  angezogen  und  bis  zu  den  Stellen  geleitet  werden,  
 wo  die  mit  Fädchen,  Blättchen  und  Zellohen  besetzten  Mündungen  der  Ausführungsgefäfse  
 abgeben,  die  sie  nach  demselben  Gesetze  aufnehmen  und  mittelst  der  Lebeusäusserungen  
 ihrer  Wandungen  in  die  Milchbrustgänge  führen. 
 Die  Saugadersäcke  an  den  Verdauungswerkzeugen  des  Aals  halte  ich  für  sehr  
 beachtungswerthe  Bildungen,  die  sich  jedoch  nicht  ausschliefslich  auf  die  Klasse  der?  Fische  
 beschränken,  sondern  in  den  verschiedenen  Arten  der  Amphibien,  als  gewöhnliche  Formen,  
 beobachtet  werden.  Ueber ihre Entstehungsart und  über  den  eigcnthümlichen Umstand,  dafs sie  
 .einige  der  gröfseren  Blutgefäfsstämme scheidenartig umgeben,  so  wie  über  ihre  physiologische  
 Bedeutung  vermag  ich  keine  Aufklärung  zu  gehen.  Nur  die  Bemerkung  füge  ich  bei,  dafs  
 bei  dieser  Anordnung,  bei  der  Beschaffenheit  der  Mündungen  der  Ausführungsgefäfse  
 an  diesen  Säcken,  die  Vorgänge  der  Aufsaugung,  wie  diese  aus  dem  Darmkanale  statt  
 finden,  sich  hier  zu  wiederholen  scheinen,  und  dafs  durch  die  Unterbrechung  der  Saugadern  
 als  gebildete  Kanäle  nach  der  gewöhnlichen  Form,  die  rasche  Fortleitung  der  resor-  
 birten  Substanzen  beschränkt  und  auf  die  Flüssigkeiten,  welche  hier  mit  einer  gröfeern  
 belebten  Fläche  in  Berührung  stehen,  ehe  sie  ins  Blutgefafssystem  ergossen  werden,  assi,-  
 milirenil  eiogewirkt  werden  kann.  Wenigstens  scheinen  die  Ortsyerhähnisse  der  Sau^ader-  
 erweiterungen  des  Aals  und  am  Magen  der  Rochen,  welche  den  Gegenden  entsprechen,  wo.  
 in  den  höher  organisirten  Thieren,  Saugaderdrüsen  Vorkommen,  darauf  hinzudeuten. 
 Saugaderdrüsen  mit  ein-  und  ausführenden  Saugadern,  wie  man  sie  in  den  Säuo-  
 thieren  so  häufig  beobachtet,  existiren  in  den  Fischen  nicht,  und  ganz  richtig  sagen  Monro  
 und Hewson,  dafs  der  Saugaderverlauf  in  den  Thieren  dieser  Klasse  nicht  durch  Drüsenkörper  
 unterbrochen  werde.  Nur  an  grofsen  Hechten  sah  ich  an  den. Sangadergeflechlen  
 die  zwischen  dem Magen  und  der  Leber  liegen,  Andeutungen  von  solchen  Organen,  da  sie  
 von  kleinen  Blutgefafsen  umstrickt  sind  und  oft,  von  einer  schwachen  zellsioffähnlichen  
 Substanz  bedeckt,  erscheinen. 
 Die  einzigen  Drüsen,  welche  dem  Saugadersystenre  der  Fische  angeboren,  sind  
 solche,  die  nur  ausführende  Säugadern  besitzen,  die  Milz  dieser  Thiere  und  kleine  Drüsenkörperchen, 
   die  ich  bei  den  Rochen,  an  den  Gegenden  gefunden  habe,  wo  sich  die  Kiemenbögen  
 an die Wirbelsäule  anlegen.  Nimmt  man  bei  den  Rochen  den  Anfang  der  Speiseröhre  
 und  die,  die  Kiemenbögen  bedeckende  Membran  hinweg,  so  fiudet man zu  beiden  Seiteu  
 der  Brustwirbel  zwei  oder  drei Körpereben,  von  der  Gröfse  einer  kleinen  bis  grofsen  Erbse,  
 von  schwach -  grauer  Färbung  und  weniger  fester  Consistenz  als  die  Saugaderdrüsen  der  
 übrigen  Thiere.  Diese Körperchen,  halte  ich  für  Gebilde,  die  rücksichtlich  ihrer  Lage,  den 
 Drüsen  entsprechen,  die  bei  den Amphibien  und  den  Vögeln  in  der Nähe  der  grofsen Gefäfs-  
 stämme  des  Herzens  und  der  Halsgegend  Vorkommen,  und  welche  man  der  Brustdrüse  
 ( Thymus)  und  der  Schilddrüse  der  Säugthiere  analog  hält. 
 Rücksichtlich  des  Baues  und  der  Verrichtung  der  Milz,  welche  in  den  meisten  
 Fischen  das  einzige  drüsigte  Organ  ist,  das  mit dem  Saugadersysteme  in  Verbindung  steht,  
 herrschen  verschiedene Meinungen  unter  den  hier  schon  öfters  angeführten  Schriftstellern. 
 Nach  Hewson *)  besitzt  die  Milz  sehr  viele  Saugadern,  die  mit  den  Zellen,  
 welche  in  ihrem  Parenchym  gefunden werden,  in  Verbindung  stehen. 
 Monro2)  läugnet  die  zahlreichen  Saugadern  und  die  Zellen  dieses  Organs  und  
 widerspricht  der  HEWsow’schen  Lehre,  nach  welcher  die  Verrichtung  der  Milz  mit  der  
 Blutbildung  in  der  nächsten  Beziehung  steht. 
 Nach  meinen  Erfahrungen  hierüber  mufs  ich  die  Angaben  von  Hewson,  als  
 der  Wahrheit  ganz  treu,  bestätigen.  Die  Milz  der  Fische  zeigt  sich,  wie  die  der  übrigen  
 Thierklassen,  als  ein  Gebilde  mit  einer  grofsen  Menge  von  Gefäfsen,  und  insbesondere  
 von  sehr  vielen  Saugadern,  welche  sowohl  die  Oberfläche  dieser  Drüse  einnehmen,  als  
 aus  ihrer  Substanz  entspringen.  Die.erste  Anordnung,  die  Verbreitung  der  Saugadern-  
 auf  der  Oberfläche  der  Milz,  sah  ich  im  Hechte.  Im  Aale  und  den  Rochen  treten  sie  an  
 dem  schwachen  Milzausschnitte  ( Hilus) ,  wo  sich  die  Blutgefäfse,  die  der  Milz  angehören,  
 befinden,  aus  der  Tiefe  hervor,  und  verbinden  sich  mit  den  Saugadergeflechten  und  den  
 Saugadersäcken  ,  die  ich an  den  Verdauungsorganen  dieser  Thiere  beobachtet  habe.  Die  
 Zellen,  welche  Hewson  in  der  Milz  gefundeu  hat  und  die  er  mit  den  Saugadern  zusammenhängend  
 angibt,  sind  in  der  That  nicht  selten  in  dieser  Drüse,  und  der  Bildung  
 nach,  wie  ich  sie  in  den  Rochen  sah,  nichts  anders,  als  die  blinden  Endigungen  
 der  Saugadern.  Sie  sind  oft  von  gröfserm  oder  geringerm  Umfange,  und  verhalten  
 sich,  so  weit  ich  es  zu  bestimmen  im  Stande  war,  zu  ihrer  Umgebung  eben  so,  
 wie  ich  es  bei  der  Beschreibung  der  Saugaderursprünge  in  der  Spiralklappe  der Schleimhaut  
 des  Darmkanals  dieser  Thiere,  auseinandergesetzt  habe.  Die  feinen  Injectionsmassen,  
 die  ich  in  die  Blutgefäfse  sprützte,  gingen  niemals  in  die  Saugadern,  eben  so  wenig  als  
 das  Quecksilber,  welches  ich  durch  die  Saugadern  in  die  Milz  fliefsen  liefs,  in  die  Blutgefäfse  
 oder  in  das  Parenchym  überging,  wenn  nicht  Zerreissung  eingetreten  war. 
 Was  die  Lymphe  in  den  Saugadern  der  Milz  betrifft,  so  ist  es  mir,  bei  wiederholten  
 Vivisectionen  an  Rochen,  geglückt,  ihrer  ansichtigzu  werden,  und  zwar gewöhnlich  
 unter  denselben  Umständen,  unter  welchen  ich  den  Chylus  in  den  Saugadern  des  Darms  
 dieser  Thiere  wahrgenommen  habe,  während  der  Verdauung  nämlich.  Ich  fand  diese  
 Flüssigkeit  von  derselben  Beschaffenheit,  wie  sie  Hewson  angegeben  hat:  von  röthlicher  
 Farbe  und  gerinnbarer  als  die  Lymphe  aus  anderen  Theilen  der  Thiere.  Ausser  dem  Zustande  
 der  Aufregung  der  Verdauungsorgane,  nach  beendigter  Verdauung,  sind  die  Saugadern  
 der  Milz  kaum  zu  erkennen  und  die  geringe  Quantität  von  Lymphe,  die  sie  enthalten, 
   ist  weniger  röthlich  als  während  der  Chylification.  Erst  nach  einiger  Zeit,  wenn  
 die  Thiere  keine  Nahrung  erhalten  hatten  und  das  Bedürfnifs,  Nahrungssubstanzen  aufzu—  
 nehmen,  dringend  zu  werden  schien,  nahm  diese  Flüssigkeit  wieder  eine  rötbliche  Farbe  
 an,  und  selbst  auch  die  Saugadern  der  Leber,  die  man  sonst  kaum  erkennen  konnte,  
 führten  eine  röthliche Lymphe. 
 Falsch  ist  der  Einwurf  von  Monro,  dafs  die röthliche Farbe  nicht  als  ein  besonders  
 Attribut  der  Lymphe  anzusehen  sey,  sondern  dafs  diese  sowohl  in  anderen  Körpertheilen, *I. 
 i)   D e   Methodo,  qua  rubrae  sanguinis  particulae  formantur,  in  dessen  Opus  posthumum.  Lugd. 
 Bat.  4785. 
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 :)  A.  a.  0 .  Sehe  43  U.  f. 
 I. Heft.