
 
		a  Gleicht  die  Flüssigkeit,  die  sie  aus  den  Kiemen  in  die  Drosselvenen  führen  
 nicht  dem  venösen  Blute,  sie  hat  nicht  die  dunkle  Farbe,  sondern  mehr  ein  hellrolhes  
 Aussehen,  ähnlich  dem,  wie  man  es  an  dem  Blute  wahrnimmt,  welches  dem  Athmungs-  
 processe  ausgesetzt  war. 
 3)  Stehen  ja  diese  Gefäfse  in  unmittelbarem  Zusammenhänge  mit  den  Lymph-  
 gefäfsstämmchen,  welche  in  die  Kiemenbögen  und  die  Blättchen  der  Kiemen  sich  auflösen,  
 so  dafs  die  Flüssigkeiten,  welche  in  die  Lymphbehälter  getrieben  werden,  zum  Theil  
 durch  die  Kiemen  fliefsen. 
 4)  Auch  zugegeben,  dafs  man  den Einwurf  vielleicht  machen  könnte,  es  seyen  die,  
 neben  den  Kiemenpulsadern  liegenden  Gefäfse,  die  Venen  der  Kiemen,  m  welche  sich  die  
 kleinen  Arterienzweige,  die  den  Bronchialarterien  der  höheren  Thiere  entsprechen,  fortsetzten, 
   und  nur  dadurch  zu  einer  bedeutcrn  Gröfse  angewachsen,  als  in  den  Kiemenblättchen  
 viele  Saugadern  in  sie  einmünden,  so  wird  die Meinung  die  hier  aufgestellt  wurde:  
 die  Lymphe  und  der  Chylus  werden  zum  Theil  unmittelbar  den  Wirkungen  der Respiration  
 ausgesetzt,  ehe  sie  ins  Venensystem  gelangen,  nicht  umgestofsen.  Denn  auch  bei  dieser  
 Annahme  ist  nicht  in  Abrede  zu  stellen,  dafs  während  des  Verschlingens  und  der  Wirkung  
 der  Muskeln,  welche  von  der  Wirbelsäule  entspringen  und  sich  an  die,  die  Chylusbehälter  
 bedeckenden,  Knochenscherbchen  anlegen,  ein  Tbeil  der  Lymphe  und  des  Chylus  in  die  
 Kiemenblättchen  getrieben  und  eben  so  wie  das  Blut,  welches  durch  die Kiemen  kreist,  dem  
 Contacte  des  Wassers  ausgesetzt  werde. 
 Fragen  wir  nach  der  Bedeutung  dieser  Gefäfsanordnungen  in  physiologischer  
 Hinsicht,  nach  dem  was  durch  diesen  theil weisen  unmittelbaren  Uebertritt  der  Lymphe  in  
 die  Respirationsorgane  bezweckt  werden  soll,  so  finden  wir  die Beantwortung  in  dem  allge-*  
 meinen  Bedürfnifse  der  Thiere,  mit  der  atmosphärischen  Luft  in  Berührung  zu  kommen  
 und  in  der  absoluten  Nothwendigkeit,  eine  gewisse  Quantität  von  Bestandtheilen  der  
 Atmosphäre  in  ihre  Säftemasse  aufzunehmen.  Dié  Fische,  nur  mittelbar  durch  das  Wasser  
 mit  dem  Dunstkreise  in  Verkehr  tretend  und  der  übrigen  Organe,  durch  welche  in  den  
 höher  organisirten  Thieren  die  Assimilation  des  Chylus  und  der  Lymphe  bewirkt  wird,  
 ermangelnd,  scheinen  Einrichtungen,  wie  sie  sich  in  den  Kiemen  des  Salmes,  des  Aals  
 und  wahrscheinlich  in  den  Kiemeu  aller  Fische  finden,  in  hohem  Grade  zu  bedürfen.  Es  
 scheint  hierdurch  ersetzt  zu  werden,  was  in  den  oberen  Thierklassen  die  Saugaderdrüsen  
 und  die  Lungen  bewirken. 
 Betrachten  wir,  so  weit  es  hier  gestattet  seyn  kann,  die  Vorgänge  der  Verähnlichung  
 in  den  höheren  Organismen,  den  Amphibien,  Vögeln, Säugthieren  und  dem Menschen,  
 so  finden  wir  die  Assimilation  des  Chylus  und  der  Lymphe  ehe  sie  ins  Blufegefäfs-  
 system  ergossen  werden,  hauptsächlich  durch  eine  gewisse  Art  von  Respiration  erfolgen.  
 In  den  Saugaderdrüsen  berühren  die  feinsten  Lymphe  leitenden  Gefäfse  oder  die  Erweiterungen  
 derselben,  Gefäfse,  deren  Flüssigkeit  von  Bestandtheilen  der  atmosphärischen  Luft  
 geschwängert  ist,  Blutgefäfse  nämlich.  In  dem  Betrachte,  dafs hier  zwei  verschiedene Flüssigkeiten  
 mittelst  ihrer  Gefafswandungen  aufeinander  wirken  können,  kann  man  auch  die  
 Vorgänge  in  den  Saugaderdrüsen,  hinsichtlich  der  Verrichtung  dieser  Organe,  mit  dem  
 Placentalverkehre  vergleichen  und  die  Saugaderdrüsen  als  Respirationsorgane  der  Lymphe  
 ansehen.  Besteht  die  Lehre  in  der  Wahrheit,  dafs  gewisse  Bestandtheile  des  Blutes  durch  
 die  Gefafswandungen  dringen’,  wenn  diese  einen  gewissen  Grad  von  Feinheit  '  erreicht  
 haben  und  sich  anderen  Flüssigkeiten  mittheilen,  und  dafs  während  des  Placentalverkehrs  
 das  mütterliche  Blut  durch  die  Gefafswandungen  wirke  und  das  Blut  des  Fötus  säuere,  so  
 kann  man  selbst  nebst  der  Annahme,  dafs  in  den  Saugaderdrüsen  Flüssigkeiten  aus  dem  
 arteriösen  Blute  abgesondert  werden,  welche  mit  dem  Chylus  und  der  Lymphe  gemischt, 
 diese dem Blute  ähnlicher machen, eine  Respiration  der  Lymphe  in  diesen  Organen  nicht laug—  
 nen,  da  hier  alle  die  Verhältnisse  gegeben  sind,  welche  diesen  Procefs  zu  bedingen  scheinen. 
 In  den Amphibien  und den  Vögeln,  in  denen  diese Assimilations-  oder Respirationsorgane  
 gar  nicht  Vorkommen ,  oder  nur  höchst dürftig ausgebildet  sind,  scheinen  die  Lungen  
 deren  Stelle  zu  vertreten.  Die  Lungen  der  Amphibien  sind  bekanntlich  bei  den  
 meisten  Thieren  aus  dieser  Klasse  nur  zum  Theile  Athmungsorgan;  der  bei  weitem  
 gröfsere  Umfang  erscheint  als  Lnftbehälter  und  von  den  Lungen  der  Vögel  setzen  sich  
 gleichfalls  grofse  Sacke  fort,  in  welche  während  des  Athmens  die  Luft  ein -   und  ausströmt. 
   Die  Lungen  der  meisten  Amphibien  und  die  Luftsäcke  der  Vögel  nehmen  einen  
 grofsen  Theil  der  Höhle  ein,  in  welcher  die  Verdauungsorgane  enthalten  sind,  und  
 kommen  hier  mit  den Saugadern,  mit  den  grofsen  Saugadernetzen  und  Geflechten,  in  eben  
 so  genaue  Berührung  als  die  Pulsaderzweige  der  Nabelarterie  mit  den  feinen  Blutge-  
 fäfsaüfiösungen  des  Fruchthälters  und  die  Arterienzweige  mit  den  Emphatischen  Ge-  
 fäfsen  in  den  Saugaderdrüsen.