Umgestülptes Darmstück des Roctien.
1 Spiralförmig verlaufende Klappe in ihrer natürlichen Lage.
2 Nach oben zurückgeschlagenes Stück dieser Klappe.
3 Freier Rand der Klappe.
4 Stelle, wo sie sich von^der innern Fläche des Darms fortsetzt.
5 Feld, welches die Spiralklappe einschliefst.
6 Innere, gegen das Lumen des Darms gerichtete, Fläche.
7 Aeufsere Fläche, welche gegen die Darmwand, gegen das von der Spiralklappe
eingeschlossene Feld, hinsieht. Die ganze innere Fläche des Darms kleidet ein Saugadernetz
aus, welches hier als ganz vollständiger dichter Saugaderschlauch erscheint, dessen Gefäfse
alle Stellen genau bedecken. Am freien Rande
8 der Spiralklappe sind die Gefäfse von grofsem Umfange, Zellen, Säcke oder
Blasen darstellend, die auf ihrem weitern Verlaufe in der Spiralklappe, gegen die innere
DarmHäche, gefäfsähnlicher werden und in das äufserc Saugadernetz, welches auf der ersten
Tafel abgebildet ist, sich fortsetzen. Die Gefäfse dieses Netzes, wenn man die Zellen, Blasen
und Säcke, die sich nicht nur am freien Randd der Darmklappe, sondern auch noch in der
Klappe selbst finden, so nennen will, stehen eben so, wie die des oberflächlichen oder
aussern Netzes in vielfältigster Verbindung mit einander, so dafs man an jeder beliebigen
Stelle den ganzen Schlauch von Saugaderwerkzeugen mit Luft oder Quecksilber anfüllen kann.
II
Darmstuck aus derselben Art der Fische, aus derselben Gegend des Darms und
gleichfalls umgestülpt wie das vorhergehende, an welchem die Spiralklappe in eine solche
Lage gebracht ist, dafs ihr Zusammenhang mit dem Darme und die Anordnung der verschiedenen
Gefäfse deutlich gezeigt werden kann.
1 Spiralklappe in der natürlichen Lage.
2 Nach oben zurückgeschlagenes Stück dieser Klappe.
3 Freier Rand derselben.
4 Stelle, wo sie mit der Darrawandung zusammenfliefst.
5 Innere Fläche des Darms oder Feld, welches die spiralförmige Klappe begrenzt.
6 Arterie.
7 Vene, an der Stelle verlaufend, wo die spiralförmige Klappe von der Darmwand
hinwegtritt.
8 Arterie.
9 Vene am freien Rand der Klappe,
l o Arterienzweige.
i i Venenästchen, welche sich in dem Felde verbreiten, das durch die Darmklappe
begrenzt wird und von den Gefäfsen 6 und 7 ihren Ursprung nehmen oder in sie
münden»
12 Blutgefäfse der Darraklappe, welche sowohl von den eben erwähnten Gefäfs-
stämmen an der Darmwand abgehen, als sie den Gefäfsen 8 und 9 am freien Rande der
Klappen angehören. Diese Gefäfse, wie die unter 10 und 11 bemerkten, verbinden sich
mit einander und erzeugen vielfältige Anastomosen zwischen den grofsen Gefäfsen.
i 4 Gröfsere Saugadern, Blasen, Säcke oder Zellen am freien Rande der Darmklappe.
14 Gefäfsnetz der Darmklappe aus kleineren Zweigen zusammengesetzt, welches in
das zwischen der Darmklappe befindliche
15 Feld überfliefst.
16 Kleine Saugaderzweige, welche sich in
17 kleine Venenzweige einsenken.
Diese GefäfsVerbindungen werden nur unter grofsen Schwierigkeiten wahrgenomm
nur bei wiederholten Untersuchungen dieser Theile sah ich einigemal, auf die in der Zeich ’
nuüg angegebene Weise, Luft und Quecksilber , welche ich in die Saugadern eintrieb in
die Venenästchen überfliefsen. Die Erscheinung dagegen, bei der Injektion der Saugaderu
dièses Darmstückes mit Quecksilber, diese Flüssigkeit, früher als die Saugadern vollständig davon
angefüllt waren, in den Venen dieses Theils; zu seheny gehört zu den gewöhnlichen. Dieses
Phänomen allein schon läfst auf einen Zusammenhang jener beiden Gefiifsarten in den
Darmwandungen schliefsen, da der Argwohn, es- sey dieser Vorgang in Folge von Zer-
reifsung der Gefäfse eingétreten, hier weniger zulässig ist, als wenn wir eine solche Erscheinung
in Gebilden von festrem Gewebp beobachten würden. In T heilen von so lockerer
Textur wie die des Darms .der Rochen, entsteht sogleich ein bedeutendes Extravasat, wenn
Gefäfse einreifsén, welches immer gröfser wird und endlich platzt. Schneidet man auf der
äufserri Fläche des Darms oder in die Darmklappe der Rochen ein, um Luft in die Saue--
adernetze zu blasen, so geschieht ’ es nicht selten, dafs diese nicht in die Saugadern, sondern
ins Parenchym des Darms, zwischen die verschiedenen Gefäfse eindringt und den Zellstoff
auftrèibt. Fährt man fort Luft einzublasen, so, wird der Sack gröfser und zerreifst ohne
dafs man irgend einen Vorgang, der den Uebertritt dieses Fluidums in die Venen
andeuten würde, wahrnehmen kann. Eben so fand ich es, wenn ich Quecksilber in das
Parenchym der zarten Darmklappe fliefsen liefs: es bildete Säcke, die es zerrifs ohne dafs
ein einziges Kügelchen davon in die Blutadern überging. Diese Erfahrungen beweisen
die Unrichtigkeit der Meinungen, dafs in das Parenchym der Organe eindringende Flüssigkeiten
die Gefäfswandungen zerreifsen und in die Gefäfse überfliefsen, und entkräften die Einwürfe
derjenigen, welche den Zusammenhang der Säugadern mit dem Venensysteme aufser den
Milchbrustgängen läugnen*, indem sie annehmen dafs Quecksilber, welches bei der Anfüllung
der Saugadern an verschiedenen Stellen des Körpers in den Blutadern wahrgenommen wird,
in Folge von Zerreifsung der Gefäfswandungen , dahin gelangt sey. Dafs übrigens auch
Zerreifsungen der Gefäfswandungen statt finden und Flüssigkeiten aus dem Parenchyme in die
Gefäfse übertreten können, unterliegt keinem Zweifel} allein solche, von Zufälligkeiten
abhängende Erscheinungen, dürfeu nicht mit Vorgängen verwechselt werden, welche wegen
der Beständigkeit ihres Eintretens bei der Iujektion, der hier in Rede sthehenden Saug-
adernetze, als Regel anzusehen sind.
Was das Verhalten der Saugadern im Darmkanale der Rochen selbst betrifft, so
ist dieses im höchsten Grade merkwürdig. Man erstaunt über ihre grofse Anzahl, über
ihre Capacität und die dichten Netze, welche sie bilden, wovon das innere, der Schleimhaut
angehörende, nicht aus feinen Gefäfsen, wie man die Saqgadern- an ihrem Ursprünge und
in häutigen Gebilden bestehend annimmt, zusammengesetzt ist, sondern aus ‘ gröfseren
Stämmchen, welche gegen den freien Rand der Spiralklappe gröfser werden und am Rande
dieser Darmklappe selbst in Blasen, Säckchen oder Zellen sich auflösen. Merkwürdig ist
die Beschaffenheit des innern Saugadernetzes, in dem die Saugwerkzeuge als grofse
Gefäfse, Säcke oder Zellen sich endigen, und weiter als die Blutgefäfse an der
Darmwand vorspringend, diese als Gefäfsschlauch vollkommen auskleiden. Untersucht man
den Darm der Rochen genauer, so scheint er ganz allein nur aus den verschiedenen Gefäfsen
und den bekannten Muskelfasern zusammengesetzt zu seyn, da die Saugadernetze zwischen