
 
		liefe  Saugadernetz  überschreitet  daher  nicht  die  äussere  gegen  die  Muskelhaut  hinziehende  
 Fläche  der  Schleimhaut. 
 Was  den  Ursprung  der  Saugadern  aus  den  übrigen  Körpertheilen  der  Fische  
 betrifft,  so  ist  es  mir  viel  schwieriger  geworden,  Kenntnifs  davon zu  erlangen,  als  es  bei  
 der  Untersuchung  dieser  Theiie  au  den  Verdauungsorganen  der  Fall  war. 
 Zwar sah  ich oft,  bei der  Injection  der  gröfseren  Saugadergeflechte  und  Stämme,  von  
 verschiedenen  Theilen  des  Körpers  lymphatische  Gefafse  hervorgehen,  allein  es  gelang’  mir  
 nicht,  sie  bis  in  die  Muskelsubstanz  und  zur  Haut  oder  bis  zum  Gehirne  und  den  Sinnesorganen  
 zu  verfolgen,  und  es  sind  in  dieser  Hinsicht  meine  Vorgänger  Monro  und  Hewson,  
 wenn  wir  ihren  Mittheilungen  hierüber  vollkommene  Glaubwürdigkeit  schenken  dürfen,  
 glücklicher  gewesen,  als  ich  bei  meinen  Bemühungen. 
 Monro  liefert  Abbildungen  von  den  Sangadern,  welche  sich  auf  dem  Gehirne,  den  
 Sinneswerkzeugen  und  der  Haut  der  Rochen  und  in  der  Muskelmasse  längs  der  Wirbelsäule  
 des  Kabliau  und  des  Schellfisches  verbreiten,  und  Hewson  beschreibt  gleichfalls  
 solche  Gefafse,  die  er  längs  den  Rückenmuskeln  und  den  Bauchdecken  des  Schellfisches  
 hinziehen  sah. 
 Die  Saugadern,  welche  bei  den  Rochen,  dem  Aale,  der  Aalraupe  und  dem Hechte  
 aus  der  Kopfgegend,  aus  den  Rückenmuskeln  und  den  Seiten  des  Körpers  hervorkommen,  
 konnte  ich  nur  auf  kleine  Strecken  dahin  verfolgen;  auch  bei  der  gröfsten  Sorgfalt  sie  frei  
 zu  legen,  wurden  sie  beim  Wegnehmen  ihrer  Umgebungen  beschädigt  oder  zerstört  und  
 ich  mufste  mich  begnügen,  gesehen  zu  haben,  dafs  diese  Körperteile  Saugaderji  besitzen,  
 ohne  über  ihr  Verhalten  in  denselben  nähere  Aufklärung  zu  erlangen. 
 Die  einzigen  Theiie,  an  welchen  ich  jedoch  einige  Erfahrungen  über  die  Saugaderendigung  
 erhalten  konnte,  sind  die  Bauchdecken  der  Aalraupe. 
 Schneidet  man  an  diesen  Thieren,  zwischen  der  Schwimmblase  und  den  Bauchdecken, 
   so  ein,  dafs  nur  die  Oberfläche  dieses  Theils  verletzt  wird,  und  bläst  man  Luft  an  
 diese  Stelle,  so  füllt  man  ein  Saugadernetz,  welches  die  innere  Fläche  der  Bauchwand  
 auskleidet.  Dieses  Saugadernetz  gehört  zum  Theil  dem  Bauchfelle,  welches  die  Bauchwand  
 bedeckt,  grÖfstentheils  aber  den  Bauchmuskeln  an.  Zahlreiche  Gefafse  senken  sich  hievon  
 zwischen  die  Muskelbündel  ein,  andere  verlaufen  auf  den  Muskeln  und  erweitern'  sich  zu  
 kleinen  Säckchen  oder  Zellchen,  die  nur  mit  den  Gefafsen  in  Verbindung  stehen,  die  sich  
 in  sie  anfgelöst  haben.  Solche  GefäfserWeiterungen  oder  Säckchen  sind  in  grofser  Anzahl  
 vorhanden,  sie  legen  sich  dicht  an  die  Muskelsubstanz,  und  man  kann  bei  der  Anfüllung  
 des  Saugadernetzes  mit  dem  sie  zusammen  hängen,  sehr  deutlich  die  Luft  und  däs  Quecksilber  
 in  sic  überfliefsen  sehen.  Sie  haben  die  zartesten  Wandungen  und  zerreissen  alsbald, 
   wenn  sie  nicht  mit  der  gröfsten  Behutsamkeit  von  diesen  Flüssigkeiten  angefüllt  
 werden.  Diese  Säckchen  sind  es,  welche  ich  für  die  Endigungen  oder  die  Ursprünge  der  
 Saugadern  auf  den  Muskeln  halte,  und  von  denen  ich  anriehme,  dafs  sie,  indem  sie  sich  
 an  die  Substanz  der  Bewegungsorgane  anlegen,  Bestand theiie,  mittelst  ihrer  zarten  
 Wandungen,  aus  ihr  anziehen,  und  bin  der  Meinung,  dafs  die  lymphatischen  Gefäfse,  
 die  zwischen  den  verschiedenen  Bündeln,  in  die  Muskelmasse  eindringen,  sich  dort  auf  
 eine  ähnliche  Weise  endigen. 
 Vergleicht man  dieSaugaderendigungen, wie  ich  sie  auf  der  Muskelsubstanz gefunden  
 habe,  mit  den  Saugaderursprüngen,  die  ich  in  der  Schleimhaut  des  Darmkanals  beschrieb,  
 so  zeigt  sich  die  gröfste  Aehnlichkeit  zwischen  denselben,  und  auch  eben  so,finden  wir  es  
 hinsichtlich  der  Saugaderursprünge  auf  deD  Eierleitern  der  Rochen,  wo  sie  gleichfalls  als  
 Säckchen  oder  Zellchen  erscheinen. 
 In  Folge  dieser  Erfahrungen  sind j die  Saugadern  an  ihrem  Ursprünge  nicht  mit  
 freien  Mündungen  versehen,  sondern  blind  endigend,  an  den  meisten  Körpertheilen  
 Bläschen  oder  Erweiterungen  bildend,  die  eine  innere  glatte,  und  eine  äussere  mehr  dem  
 Zellstoff  ähnliche  Fläche  darstellen,  welche  in  den  verschiedenen  Theilen  des  Körpers  
 von  verschiedener  Beschaffenheit  ist,  und  von  deren  gröfsern  oder  geringem  Quantität,  
 mehrern  oder  mindern  Dichtigkeit,  das  eigenthümliche  Parenchym  der  Gebilde  mcisten-  
 theils  abzuhängen  scheint. 
 Das  lockere  Zellstoff ähnliche  Gewebe,  welches  die  äussere  Fläche  der  Saugaderur-  
 Sprünge  bedeckt,  verbindet  diese,  wie  oben  bei  der  Betrachtung  dieser  Theiie  in  der  
 Spiralklappe  der  Rochen  angegeben  wurde,  mit  den  übrigen  einfachen  Systemen,  die  in  
 die  Structur der Organe  ein gehen ;  es  bildet  dieses Gewebe  gleichsam  einen Schwamm,  welcher  
 den  äussern  Umfang  der  Saugadern  bedeckt,  die  Anziehudg  auf  resorbirbare  Beslandtbeile  
 ausübt  und  dieselben  zu  den  zarten  Wänden  des  Gefäfssyslems  leitet. 
 Da  die  verschiedenen  Gefäfsarten  beinahe  auf  dieselbe  Weise  mit  diesem  Gewebe,  
 in  Verbindung  stehen,  und  die  Saugadern  nicht  mittelst  besonderer  Mündungen  einsaugen,  
 sondern  durch  ihre  Wandungen  anziehen,  so  kann  man  nicht  wohl  in  Abrede  stellen,  dafs  
 die  in  dem  mehrerwähnten  Gewebe  enthaltenen  Bestandteile,  eben  so  wohl  von  den Blut-  
 gefäfsen,  als  den  Saugadern  angezogen  werden  können,  ein  Umstand  der  er  in  de  
 der  neuern 
 Zeit,  bei  den  vielfachen  Versuchen  über  die  Einsaugung,  besonders  erwogen  
 ■ )gen  wurde 1). Hat 
 man  hier  mit  Recht  den  Act  der  Einsaugung  durch  tierische  Gewebe  
 licht  als  eine Wirillargefäfsanzictung, 
 kung der Lebenskräfte  angesehen, sondern  diesen Procefs  mehr  als  eine Capillargefäfsanziehung,  
 als  ein  Durchdringen  oder  Durchnässen  ( Imbibition  nach  Fodera)   der  •  Theiie  betrachtet,betr;ichtet, 
   
 so  darf man  doch  nicht  vergessen,  dafs  gerade  dieses Durchdringen  der  Gebilde  von  ihrem  
 Gewebe  abhängig  ist,  und  dafs  daher Theiie,  von  eitlem'  gewissen Gewebe,  leichter  als andere  
 von  nicht  dazu  geeigneter  Textur,  durchnäfst  werden  2). 
 * Nicht  der  Flüssigkeit  kann  man  das  Streben  zuschreiben  ia  die  Gewebe  einzu-  
 driugen,  sondern  diese  wird  von  Theilen,  welche  vermöge  ihres  Baues  eine  Anziehung  
 ausüben  können,  angezögöri. 
 Erfolgt  die  Einsaugung  von  Substanzen  durch  tierische Gewebe  nicht als Wirkung  
 der  Lebenskräfte,  Sondern  nach  den  Gesetzen  der  Capillarattraction,  so  steht  sie  doch  
 mittelbar,  da  die  Fortleitung,  der  in  die  Saugadern  gelangten  Flüssigkeiten,  von  der  Con-  
 tractillät  dieser  Theiie  abhängig-'ist,  unter  der  Herrschaft  des  Lebens. 
 Ein  Schwamm  hört  auf  Flüssigkeiten  einzuziehen,  wenn  er  Von  solchen  angefüllt  
 Ist  und  erlangt  nur  d^nn  wieder  die  Fähigkeit  einzusaugen,  wenn  die  Flüssigkeiten  eutleert  
 Worden  sind.  Mit  einem  Schwamme  möchte  ich  die  tierischen Gewebe  vergleichen,  welche  
 Zunächst  die  Substanzen  von  den  Oberflächen  der  Häute  einsaugeu  und  welche  diese  Wirkung  
 gleichfalls  nur  unter  Umständen  äussern,  wie  sie  bedingend,  für  die  Anziehung  durch  
 den  Schwamm,  angegeben  wurden. 
 Bei  der  Ansammlung  von  Flüssigkeiten  in  deri  verschiedenen  Höhlen  der  t ie r i schen  
 Körper  und  in  der  Substanz  der  Gebilde,  fehlt  es  nicht  an  der  Einsauguug,  sondern  
 an  der  Fortlêitung  der  aufgesogenen  Flüssigkeiten;  der  Zellstoff  und  die  Saugadern  sind  
 unter  diesen Uinsländen  immer  von  Flüssigkeiten  angefüllt.  Unrichtiger Weise betrachtet  man 
 1)  Mx Me. de  l’absorplion  chez  le: 
 Bullet,  de  la  Soc.  plfil.  T .  I,  No.  I,  p. 
 2)  Recherches  experimentale!  
 j j   3,  v8ä3.  N.  i. 
 I ; Heft. 
 et  l ’exhalation 
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