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Pulsadern, der Blutadern und der Saugadern, kann die Flüssigkeit, die sie führen, sowohl
zu dem einen als dem andern Stämmchen geleitet werden, von dem die Verbin dungszweige
abgehen. Nicht so verhält es sich mit der Verbindung ungleichartiger Gefäfse, an dem
[Jebergung der Pulsadern in die Blutadern und der Saugadern in diese Gefäfse; hier gehen
Gefäfse verschiedener Art in einander über und Flüssigkeiten verschiedener Qualität
können nur nach einer Richtung, in das Veneusystem nämlich, übergeführt werden.
Die Saugadern, welche L ippi vom untern Theil der Gedärme aus der -Gans
abbildet und in die Nierenvenen einmündend darstellen läfst, sind die Gefäfse, von deren
Zusammenhänge mit den unteren Nierenvenen oder den Veneu des Heiligenbeins, ich vor
fünf Jahren Nachricht gab. Als sehr oberflächige Arbeit finde ich auch diese Darstellung.
Das Saugaderstämmchen liegt näher am Dickdarm, es steigt weiter rückwärts bis zum
Heiligenbein und wird auf diesem Wege gröfser als es abgebildet ist; auch ganz nahe am
Heiligenbein und nicht so weit nach oben oder vorwärts, senkt sich ein Saugaderzweig in
die Heiligenbein- oder Nieren-Vene ein. Die Vene, welche dem Dickd'arm folgt und der
innern Mastdarmvene ( Vena hciemorrhoidalis interna) des Menschen entspricht, findet sich
in der Natur gerade auf entgegengesetzte Weise, als in der Lippischen Abbildung. Dieses
Gefäfs nimmt nach unten oder rückwärts an Umfang zu und stellt eine sehr starke
Anastomose, zwischen der Pfortader, den Nieren- und Heiligenbein-Venen dar, -durch
welche das Blut nicht sowohl zur Pfortader, als vom dicken und selbst vom Dünndarm
und den Blinddärmen, in die schon erwähnten Blutadern des Beckens abgeleitet werden kann“).
Das hier in gedrängter Kürze Mitgetheilte enthält die Entdeckungen der Lipppischen
Untersuchungen, auf welche sich der italienische Physiologe stützend in Betrachtungen
eingeht und Schlüsse zieht. Da ich mich bereits über die Unzuverlässigkeit dieser
Nachrichten ausgesprochen habe, wiederhole ich nur mit wenigen Worten mein'Mistrauen
gegen die Lippischen Arbeiten, indem ich seine Mittheilungen mehr als das Werk der
produktiven Einbildungskraft ansehe, als für das Ergebnifs gründlicher anatomischer Forschungen.
Res non verba, das Motto von L ippi, sey auch das unserige. Die Sache liegt
nicht so fern, ein jeder kann sie schauen, der die Saugadern des Menschen und der
Säugthiere mit Quecksilber zu füllen sich die Mühe geben will; denn Saugaderstämme
von der Anzahl und der Gröfse, wie sie L ippi in den Venen eiumündend, beobachtet haben
will, müfsten ja sehr leicht aufzufinden seyn, und würden, wenn sie vorhanden wären,
den vielen Nachforschungen' über diesen Theil des Gefäfsystems, durch so ausgezeichnete
Anatomen, nicht bis hieher entgangen seyn. Verbindungen von der Art existiren nicht;
aller Zusammenhang zwischen Saugadern und Venen wird dadurch vermittelt, dafs grofse
Saugaderstämme in grofse Venenstämme, und kleine Saugaderzweige iu kleine Venenzweige
einmünden, so dafs alle Beslandtheile, die das Saugadersystem aufnimmt, sowohl in gröfseren
a) A u f der fünften Tafel des Lippischen Atlasses, welche die Saugadern des Qu ergrimm dar ms und der
Lendengegend, nebst den grofsen Blutgefäfss Lammen des Menschen darstellt, ist ein Gefäfs, beinahe von der
Gröfse eines Gänsekiels ahgebildet, welches von der innern Mastdarmvene abgeht und sich etwa einen Zoll,
oberhalb dem Anfang der untern Hohlader an der vordem Fläche, in diese einmiindet. Da die innere Hämor-
rhoidalvene bekanntlich die Pfortader bilden hilft, so wird durch diesen Gefäfsslamm eine sehr starke Anastomose
zwischen der Pfortader und der untern Hohlader hcrgestellt. Obgleich eine solche Verblndunj
n’sche
Venenstämmen ganz neu und in mehrfacher Hinsicht höchst merkwürdig wäre, und
kennlich in’s Auge fällt, so wird ihrer in jle r Erklärung der Abbildungen doch n
Dieser Umstand erscheint mir abermal als Beleg, wie flüchtig L ip p i die Tlieile behai
verbreiten w i l l , denn hier wurde entweder ein Gefäfs abgebildet, welches gar nie
’er Abbildung unver.
m Worte er wähn t-
;, über die er Licht
t , oder es fand sich
merkwürdige Anordnnng, ohne näher erkannt und ihrer Wichtigkeit gemäfs, gewürdigt zu werdet
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Strömen in die Schlüsselbeinvenen geführt werden, als durch kleine Zweige in Venen-
astchen ubertraufeln *).
WaS die Au"ah™ betrifft, auch die Venen hätten an dem Geschäfte der Aufsaugung
Antheil, so sprechen dafür diVFro-^K i , ^ ^uiadugung
Immer und H l • n ' f r«ebn,s" sehr “ “ niehfaWger Versuche über diesen Procefs.
immer und immer wieder fanden die Phvsinl^a-»« ,v • j D. . , _ ■ H B ! H l Mayer 5LbkJL’ H derHl"SlchtExPe™ ™ ^ anstellten,
Academie in, Philadelphia/ Lawrence
die sieh durch ihre Farbe durch den Ge eh I I H M S T' a’’ die Stoffe>
. ' s , ’ i H g den Gerucl‘ und chemische Reagentien in der Säftemasse
entdecken hefsen,. in .der Pfortader, wenn sie in die Verdaunngswerkrenge gebracht
worden H R H n « der Lymphe des Milchbrustgang, In der Pfortader
wurden die Substanzen gefunden, wenn das Darmstiick, welches sie enthielt, sorgfältig
D B j nrch ßlntgcfnfse mit dem Körper in Verbindung stand, und unter den
, _.. vo“ ,VeiSiru,nS durch üpas, starben die Thiere, wenn der Zusammenhang
der Gliedmassen deren verwundete. Pfote mit diesem Gift bestrichen wurde, nur durch
Federspulen, welche mau in die durchschnittenen Schenkelgefäfse einband, vermittelt war.
Diese,, den Ergebnissen der Hc.vri-.ii’schen Versuche entgegengesetzten Resultate
r neueren Experimente, führen denn auch zu entgegengesetzten Ansichten iu Betreff
D H B Q V e J t täm tg der Saugadern mit den Venen von G. R o s»
^ ° \ 10^' Pa° ‘ J2 ‘ ^anv' 1 82ö - als Auszug im Bulletin des Sciences me'dicales, redige
par . e Bsrm o n , troisieme ■ sectron da Bulletin 'tfmversel des Sciences' et de Kndustrie, publie sous la direction
de Ml le B»» de F iU v s s .r c . Nro. 6. Juin l8 a6 .) besläligen ganz die Ricl,lis le it meinen früheren Angaben in
Betreff der Erscheinung,' dafs Bei der Antellang der Snugadcrdriison durch entehrende Sangadern mit Quecksilber,
, t^se» nichl selten durch die Venen, dieians den D Ä e n entspringen,- a b fe fs t . Mil allem Rechte widerspricht
“ “ S r " " “ ä. einverstanden; bin- f e r r n i f seinem Urtheile, indem, c f Verbindungen durch
so giofse Saugadern, wie sie E i s f r anmmmt, bezweifelt, oder verwirft. Nur hinsichtlich seiner Vermuthung es Hl H SB dei IBBIDdcm B l ■ 1QB B i H erfolgen v,eile,eh. als das Resultat von Zerreifsnng in den Brusen, m„ls ich widersprechen, und in Beeng
seiner Meinung über die Verrichtung der ans den Drüsen abgehenden Venen, wo O rd e r Meinung Mascaonx' s,
S e z ia 's, S c a r p a ’s, M e c k e i ’s und der meinigen 7.u folgen glaubt, fuge ich. einige Bemerkungen bei.
Dt? Meinungen von Ma sc a g n i , von Me c k e l und nur, And, rücksichllich der Verrichtung dieser Gefäfse
ntoh. dieselben, Ma Sc a o n i , der die Milchbrnstgänge als die ei„eigen Verbindnngskanäle zwischen dem Sangader-
ys tcm e .u n d den V,enf„ ketrachtft, steht meiner Th eo rie , w o n S diese Cefäfse,,ieIfaeirj.zusammenhängehVgerade
entgegen. Debet die Vorrichtung det Venen der Sangaderdrüsen habe ich mich, aufser der .Bestimmung dafs sie
nicht selten Lymphe unS .Chyins ans den Drüsen führen, ausgesprochen, und ich K n darchans Lieht der
R o s ti’schen Meinung, welcher der MASOAoni'sche,. und der steinigen en folgen glaubt, und vermuthet, diese
G e fä fe führten das zur Ernährung der Drüsen überflüssige Blut aus denselben hinweg. D ie Venen der Saugader-
driiseu ver en sich, wie die Venen der übrigen Körper ln eile; sie leiten, das Blut a b , welches ihnen durch die
Arterien znslrömt äud.. .sind « s i c h t l i c h der .Nutrition der Gebilde "nicht von Belang, da die Vorgänge der
Ernährung schon statt gefunden haben, wenn das Blut in sie Übertritt.
Die Verbindung der Saugadern mit den Venen in den Saugaderdrüsen ist nicht verschieden von dem
Zusammenhänge kleiner Saugaderzweige mit Venen zweigen aufs erb alb der Drüsen, an den verschiedenen Stellen
des Köipers In den niederen Thieren, die nur einzelne Saugaderdrüsen besitzen. Sie vermitteln nur den Zusammenhang
der Verbindungen kleiner Gefäfse, w ie ich .dieses an einem andern Orte, über die Entwicklungsgeschichte
und die verschiedenen Bildungsstufen der Saugaderdrüsen, näher dartbun werde. —
Auch hinsichtlich der Verrichtung nehme ich zwischen dem Zusammenhänge kleiner Gefäfse in den Saug-
äderdrüsen und aufserhalb derselben keine Verschiedenheit an, da ich nicht der Meinung bin, dafs durch diese
Verbindungen besondere Substanzen aus dem Saugadersysteme in die Venen iibergefiibrt werden. Hier w ie dort
wird die Saugader oder der Saugaderzweig dasjenige, was sie enthalten, in das Venenästchen ergiefsen, wenn sie
in dieses einmünden.
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