wieder hervor. Um hier zu genauer Einsicht zu gelangen, sind öfter wiederholte Untersuchungen
erforderlich, die mit aller Ruhe und Ausdauer unternommen werden müssen.
Eine Bewandtnifs eigner Art hat es mit dem centralen Theile des Saugadersystems
des Hechts. Das Quecksilber, welches bei den bis jetzt angeführten Thieren leicht in
die Venenstämme überfliefst, rückt hier an der Stelle, wo die Saugadern der .Verdauungswerkzeuge
mit den Saugadern der Genitalien zu einem Geflechte sich vereinigen, nur mühsam
weiter: häufiger reifsen diese Gefäfse unterhalb der Membran, welche die Bauchhöhle von
der Brusthöhle scheidet, als dafs das Quecksilber in die Saugadern, die in die Drosselveneu
münden, vorwärts schreitet.
Der Grund dieses erschwerten Fortrückens des Quecksilbers, scheint in einer
besondern Anheftung der dem Zwerelifelle entsprechenden Membran an die Wirbelsäule,
wobei die Saugadern an die Wirbelsäule angeprefst werden, oder in einer feinen Auflösung
der Saugadern in ein Geflecht, welches "das Weitertreten des Quecksilbers erschwert-, zu
liegen. Schon in der Nähe, der Gallengefäfse sieht man öfters die Auflösung der gröfseren
Saugaderstämme in Geflechte, die spärlich von Z e ll- oder Thierstoff bedeckt sind. Diese
scheinen sich gegen das Zwerchfell hin, oder zwischen diesem und der Wirbelsäule* mehr
zu entwickeln und zu niederen Saugader-Drüsenbildungen zu erheben.
Die Verbindungen der Saugadern mit den Venen, äufser den Milchbrustgängen, im
Gekröse und den Darmwänden, sieht man nur während der Injektion, oder man schliefst
auf einen Zusammenhang zwischen diesen Gefäfsen, weil das Quecksilber, welches man in
die Saugadern eintreibt, sowohl in den Venen als in diesen Gefäfsen enthalten ist. Füllt
man die Saugadern der Verdauungswerkzeuge der Rochen, des Welses, der Steinbutte und
des Hechts mit Quecksilber vollständig an, so Füllt man auch die Venen dieser Theile,
weil durch die Anastomosen zwischen diesen Gefäfsen das Quecksilber in jene überfliefst.
Was die Instrumente zur Einspritzung der Saugadern anbelangt, so habe ich den
von Soemmerring angegebenen Apparat als den zweckmäfsigsten gefunden. Es besteht dieser
bekanntlich aus^einer Glasröhre, die an dem einen Ende mit einem Beschläge versehen ist,
in welches die Stahlröhrchen, die man in die Saugadern einführt, eingesehraubt werden.
Durch einen sehr genau passenden Hahn an dem Beschläge kann man die Röhre öffnen
und schliefsen, und das Quecksilber, welches die Glasröhre enthält, durch die Slahlröhrcben
in die Gefäfse dringen lassen oder zurückhalten. Fein ausgeblasene Glasröhrchen, und
durch den Drahtzug aus Eisenblech gefertigte-sehr feine Röhrchen, Haarröhrchen, wie sie
Breschet angiebt, fand ich zum Behufe der Injektionen von Saugadern wenig brauchbar.
Schon durch den Umstand, dafs man das Quecksilber nicht den Verhältnissen gemäfs
eintreten lassen und hemmen kann, und dafs man dasselbe dann erst in die Glasröhre füllt,
nachdem die Röhrchen in die Saugadern eingeführt sind, wobei sie sich leicht wieder
verrücken, so wie wegen der grofsen Verbrechlichkeit dieser Röhrchen, finden sie nur
unter vielen Schwierigkeiten Anwendung; eben so, wie die allzufeinen Röhrchen, deren
Mündungen nur zu leicht verstopft werden, nicht von dem Werth sind, den, in der
Sache weniger Unterrichtete, in sie zu setzen scheinen. Selbst bei Röhrchen die nicht so
feine Mündungen haben, erfährt man häufig die Unannehmlichkeit, dafs sie sich durch
Lymphe, Blut, oder andre Bes fand theile verstopfen, und das Vordringen des Quecksilbers
verhindern. Das Austreten von Flüssigkeiten durch Oeffnungen oder Mündungen hat aber
auch, wie die Physik lehrt, seine Gränzen-, und es läfst sich wohl erklären, dafs
Flüssigkeiten zurück gehalten werden können, ohne dafs die Röhrchen ganz verstopft sind,
wenn nur die Mündungen auf ein gewisses Minimum verringert werden.
Rücksichtlich der Anwendung von ganz feinen Werkzeugen bei anatomischen
Untersuchungen, erleidet auch diese ihre Beschränkung, und es läfst sich namentlich leichter
denken und angeben, dafs ein sehr feines Gefäfs ein feines Röhrchen erheische, als einen
solchen feinen Zweig einzuschneiden und einen Tubulus in ihn eiuzuführen.
Gelingt es übrigens auch, in einen so 'feinen Zweig ein Röhrchen einzuführen und
Quecksilber Eindringen zu lassen, so ist es gewöhnlich ein Glücksfall, der sich, wie ich
dieses so oft erfahren, nur unter grofsem Zeitaufwand bei wiederholten Versuchen ereignet.
Die Meinung, dafs die feinen Saugaderzweige nur mit Quecksilber gefüllt werden können
wenn man in sie selbst einsetze, ist eine vorgefafste, und gehört zu manchen anderen irrigen
Ansichten, die in der Lehre vom den Saugadern herrschen. Solche feine Werkzeuge sind
zur Einspritzung der Saugadern nicht erforderlich. In der Klasse der Fische und der
Amphibien, wo die Saugadern der Klappen ermangeln, füllt man die feinsten Zweige derselben
durch die gröfseren Stämme an, in den Vögeln und. den Säugthieren, wo dieses nicht der
Fall ist, und der Rücktritt des Quecksilbers von den Aesten in die Zweige verhindert wird,
sind, um die feinen Saugaderzweige dieser Thiere anzufüllen, andere Manipulationen erforderlich,
die ich an seinem Orte näher angeben werde.
Die..Werkzeuge, die ich zum Behufe der Darstellung >von Saugadern erforderlich
fand, bestehen, wie schon erwähnt, aus dem Apparat zur Injektion, Glasröhre mit Stahlröhrchen
verschiedener Gröfse, einem Scalpell oder Scheere zum Einschneiden der Gefäfse,
einem Tubulus zum Aufblasen derselben, einer Pincette nebst Nadel und Faden.
Die wichtigsten Instrumente sind offenbar die Stahlröhrchen , die sehr genau in
das Beschläge von der Glasröhre ein passen müssen, so wie ein gut verschliefsender Hahn
an diesem Beschläge, damit nicht das Quecksilber vordringe und auf die Theile falle, die man,
um das Stahlröhrchen in sie eiuzuführen, genau mufs sehen können. Diese Werkzeuge hat
mir unser geschickter Instrumentenmacher Herr Christian G oerck, dessen vorzügliche Arbeiten
bereits in verschiedenen Staaten des Cöntinents Absatz finden, ganz nach meinem Wunsche
verfertigt, so, dafs ich diesen Apparat für ganz unübertrefflich halten möchte. Die Brauchbarkeit
des Quecksilberapparats von Herrn Goerck hat sich mehrseitig bewährt. An den
Orten, wo man meine früheren Untersuchungen über die Verbindung der Saugadern mit den
Venen wiederholt hat, wie in Strafsburg und Paris, gelangteman nur mit diesen Instrumenten
zum Ziele. Herr Dr. Lauth hat mit diesem Apparate seine Arbeiten über die Verbindung
der Saugadern mit den Venen ausgeführt; die Saugadern der Vögel, welche dieser und
Herr Professör Breschet in Paris darzuthun begonnen, stellten sie nur mit Hülfe der zweck—
mäfsigen, mehrberührten, Werkzeuge dar, die sie von Heidelberg erhalten hatten.
Die Hülfsvorrichtungen zum Injiciren von Saugadern betreffend, als besondere Halter
der Quecksilberröhre, die man an dem Tische anschraubt, auf dem man die Arbeiten unternimmt*
oder das Befestigen oder Aufhängen der Glasröhre auf eine andere Weise, an eine Schnur, die
über dem Tische auf dem man Saugadern einspritzen will, befestigt wird, u. dgl. m. gehören zu
den Nebensachen, die ich nicht für erforderlich achte und deren ich mich bei meinen Arbeiten
gar nichtbediente. Da man bei den Injektionen der Saugadern immer einen Geholfen haben mufs,
der den Hahn am Beschläge des Quecksilberapparats öffnet und schliefst, je nachdem man das
Quecksilber hervortreten lassen oder zurückhalten will, so nimmt oder reicht uns dieser dieses
Werkzeug, wenn wir die Arbeit unterbrechen oder wieder beginnen wollen. Bei der Einspritzung
der Saugadern einzelner Theile oder kleinerer Thiere halte ich diese Hülfsvorrichtungen durchaus
für unwesentlich, ja im Gegentheile noch für nachtheilig, da man nicht den Umständen entsprechend
die Röhre wenden, in mehr wagerechte öder senkrechte Richtung bringen und so den
Druck des Quecksilbers gegen die Stahlröhrchen verstärken oder mäfsigen und überhaupt die
Röhre nicht so frei bewegen kann, wie es oft erforderlich wird. Bei der Anfüllung der Saug—
adern mancher Theile gröfserer Thiere und des Menschen mögen diese Vorrichtungen mehr an
ihrem Orte seyn, obgleich ich auch diese gröfseren Theile ohne sie bearbeitet habe. — _
I. Heft. ~ ” -