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Der Baron von Schlothsim urlheilt in seiner Flora der
Vorwdt über diese Kohlenliiiut oder Kohlenrindo sehr
riclilig. S. 22. sagt er: „Im Schieterthon und Kohlensaudslein
sind die Rinden der grössern Stämme und Zweige,
so wie die kleinern Aeste und die Blätter selbst fast
durchgängig in Steinlsohle umgeändert, und hSuEg ist
dies auch der Fall bei den Pflanzenabdrüclsen in bituminösen
Mergelschiefer und in der Grauwacke3 weit sehner
aber findet dies bei den übrigen Gebirgsarten statt, VTOiinn
l^ilauzenabdrücke und Versteinerungen vorkommen.'^
Aiilfullend ist nun, dass aus dieser richtigen Ansicht keine
Folgerungen für die verschiedene Gestaltung der Abdrücke
hergeleitet, und diese in der jüngst erschienenen
Petrefactmkunde des Hrn. Verfassers als völlig gleich genommen
werden, zu welcher Klasse sie auch gehören.
So gehören die Fig. 3- 4- "nd 6. auf Tob. XV. Fig. i, 2. 3-
auf Tab. XVI. wie Tab. XVII und XVHI zu der dritten
Klasse, welche für die äussere Gestaltung oft wenig entscheidet.
Auf Fig. I. Tab. XVII. findet sich noch ein
Theil derKohlenhaut, ohne dass ihi'er in der Beschreibung
gedacht, oder auf den Unterschied in der Gestalt
hingedeutet wird, der durch das Vorhandensein oder den
Verlust dieser Kohlenhaut hervorgebracht wird. Vielleicht
vernachlässigte der trefliche Forscher diesen Gegenstand,
weil der Hauptzweck seines Buchs mehr geologisch
als botanisch ist.
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Veber die beste Methode, die Pflanzenabdrücke zu zeichnen und abzubilden.
Bei dem Zeichnen der Pilanzenabdrücke \-vird die grossest
mögliche Genauigkeit erforden , melar als bei Abbildungen
noch lebender Pflanzen. Bei diesen ist <lic Beschreibung
Hauptsache, die, durch einmal überall angenommene,
allgemein verständliche, die Haupttheile und
das Charakteristische der Pflan?-« genau d^rctolUnae Auedrücke,
einen so vollständigehBegnff derselben zu geben
vermag, dass man die Abbildung zur Noth entbehren
kann. Ganz anders verhält es sich mit unsera Abdrücken
in Stein. Sie stellen nur Trümmet, nur Bruchstücke einer
Pflanze dar, von denen man auf das unbekannte Ganze
schliessen soll, während man umgekehrt in der Botanik
den Begriff derGatlung als bekannt voraus zu setzen
pflegt. Daher das Schwankende in den Bestimmungen
der versteinerten Pflanzen 5 die Gattungsbegriffe sollen
hier erst gesucht, und durch Schlüsse von einzelnen
Theilen aufs Ganze gefolgert werden. Wir -werden das
Missliche dabei in einem andern Abschnitt zu zeigen suchen,
und wollen hier nur auf die daraus hervorgehende
Nothwendigkeit der möglichsten Genauigkeit und Treue
in den Zeichnungen und Abbildungen der Abdrücke aufmerksam
machen.
Die vielen frühern, unvollkommenen Abbildungen
von Versteinerungen lassen wir hier unberührt, und theilen
nur über die neuern und beissern einige Bemerkungen
mit. Unter diesen behaupten die XIII. Kupferplalten,
welche das schon oben erwähnte ero.te Heft des Grafen
Sternberg begleiten, .einen vorzüglichen Rang. Allem
slesixid aus freierIJand gezeichnet, und der geschickteste
Zeichner fallt dabei leicht in einen Fehler, der auch in
diesen Abbildungen sichtbar wird. Sollen z. B. mehrere
hunderL.Scliiippen neben einander gezeichnet werden, so
entwirft der Zeichner im Allgemeinen in einer Art von
Netz die Gestalt derselben, und fügt dann die Ausführung
der einzelnen Theile nach einem ihm vorschwebenden
Bilde dieser Schuppen, nach einem sich" so fort bildenden
Ideale derselben, hinzu wobei dann alle die kleinen,
oft so belehrenden Abweichungen, welche das Original
bieth.et, verlohren gehen. Dass dies auch bei den, in
Rede stehenden Abbildungen der Fall ist, beweisen Tab.
VI. die Nummern i und 2, — die letztere vorzüglich.
Die in dieser letzten Zeichnung in der Mitte der Schuppen
zwischen den beiden Augen herablaufende Linie oder
Navh, ist ziemlich in allen dieselbe, tmd gleicht einem
kleinen umgekehrten Bäumchen mit dürren Ästen. Wie
wiilkührlich die Zeichiiung hier ist, erhellt aus Tab. VIII.
Fig. I > wo diese Schuppe vergrössert abgebildet ist, und
der Natur viel näher kommt j ob wohl es auch hier nicht
ganz deutlich wird, was die weissen, die Nath durchschneidenden
Figuren eigentlich darstellen sollen. Wir
werden in (^er Folge auf diese Schuppen zurückkommen.
Tab. XIII. Fig. 2. sind auf den Kohlenschuppen die
Drüsen, wie sie in der Natur sich finden, richtig abgebildet^
zur Seite, wo der Schiefer die nackte Faser zeigt,
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fehlen sie gänzlich — ein Fall der uns in der Natur nie
vorgekommen ist, und in dem wir eher einen Fehler des
Zeichners, als eine Ausnalin^e der Natur vermuthen
möchten.
Durch diese Bemerkungen, welche sich, leicht noch
vermehren liessen, soll jenen übrigens treflichen Abbildungen
keinesvveges ihr Werth abgesprochen werden j
sie lassen an Wahrheit undTreue die meisten uns bekannten,
früher erschienenen Abbildungen hinter sich zurück.
Nur auf die Leichtigkeit wollten wir aufmerksam machen,
mit welcher sich auch der geübte Zeichner verirren und
von der Natur entfernen kann.
Bei den Zeichnungen, welche die Flora der Vorweit
und die Petrefaclenkunde des Baron von Schlotheim
begleiten, finden Bemerkungen der Art nicht weniger
statt. Zum Beweise nur Folgendes: Tab. XXVI. Fig. r.
ist ein Abdruck von Farrenkraut aus den Waldenbiirger
Sieinkohlenwerken abgebildet. Wir haben ' aus "denselben
Werken ein trefliches Exemplar derselben Art vor uns
liegen, und können es daher mit dieser Abbildung vergleichen.
Auf unserem Abdrucke stehen die Seitenäste an dem
Hauplstammej die Blätterstiele an den Seitenästen und
, die einzelnen Blätter au den Stielen durchaus allernirend
und nirgend gepaart, ganz einer Regel folg-end, wie die
Natur es zu halten pflegt. Auf der Abbildung steht dagegen
fast alles, oft ganz, oft ziemlich gepaart, und nur
hie und da kommt das AUevniren etwas zum Vorschein.
Sollte dies wohl auf dem Abdrucke so sein? Oder hat
wirklich, wie es fast scheint, der Zolchner diesen Chnrakter
der Art übersehen?
Um ähnliche Mängel in der Zeichnung zu vermeiden,
haben wir eine INIethode angewendet, die bei Abdrücken,
welche stark bemerkbare Hervorragungen haben,
als die, welche mit Schuppen oder Pfeifen bedeckt
sind, u. s. w. nichts zu wünschen übrig lässt; bei zartem
Farrenkriiuteni, oder manchem zur dritten und
-vierten Klasse gehörigen Abdruck aber, "Übung und Behutsamkeit
erfordert, wenn der Zweck erreicht werden
soll. Diese Methode ist folgende: Das feine Seidenpapier,
welches gewöhnlich zwischen Kupferstiche gelegt
wird, muss mit Leim getränkt werden, dass man darauf
zeichnen und schreiben kann; dann befestigt mfin ein
Blatt desselben über oder um den Pflanzenabdruck, den
man zeichnen will —welches durch einen Faden oder hie
und da aufgelegte Oblaten geschehen kann— und drückt
dasselbe mit dem Finger, oder einem kleinen Ball'ea von
Baumwolle scharf au. Das Papier schmiegt.sich vollständig
in alle HÖhUmgen und Vertiefungen des Abdrucks ,
und alle Hcrvorrogungen desselben drücken sich scharf in
hervorspringenden Linien aus. Dann beslreicht man einen
Finger mit Beissblei, —dem man ein wenig-Seife
zusetzen kätin, — und fährt behutsam damit auf dem Papier
herum. Allellervorragungeh zeichnen sich nun von
. seihst, als ob sie mit Bleifeder gezogen wären; dann
nimmt man das Papier herunter, legt es auf einen andern
weissen Bogen, und zieht die nun sichtbare Zeichnung
mit der Feder nach, welche ein vollkommnes fac simile
der Zeichnung darstellt.
Manche, wenig erhabene oder wenig eingedrückte
Linien, z. B. die Augen in den Schuppen, die feinern.
Blätter der FarrenkräuLer u, s. w. bleiben oft zurück,
und sind nur mit der grössten Mühe sichtbar zu machen;
allein nichts ist leichter, als die in ihren Hauptumrissen
vollkommen richtige Zeichnung aus freier Hand zu vollenden.
Diese Art, die versteinerten Pflanzen, wenn
wir uns so ausdrücken dürfen, in Zeichnungen umzuwandeln,
hat nicht allein den Vorüieil der grossem,
sonst nur mit unendlicher Mühe zu erreichenden Treue)
sondern auch den : dass em auch wenig geübler Zeichner
in einigen Stunden eine so vollkommene Abbildung Meiern
kann, wie der geübteste K-ünstier sie kaum in so viel
Tagen zu vollenden im Stande ist.
Allein die treneste Zeichnung befriedigt den schar-
.fen lirabachLec nicht ganz} er wünscht den Abdruck
selbst zu sehn. Seltene und vollständige Exemplare behält
aber jeder Sammler gern für sich 3 und wer kann
überall hinreisen, wo sie sich befinden? Das Hin- und
Zurück?chicken der Abdrücke auf der Post, —wie Brogniart
zum Behufe seines Werks es wünschte land versprach—
hat, so liberal auch manche Sammler darauf
• eingehn, für die Abdrücke selbst viel Gerährliclies. Die
bedeutende Kohlenhaut liegt auf manchen Exemplaren so
locker, dass sie bei der ersten heftigen Erschütterung
abfallt.
Wir machten daher den Versuch, die Abdrücke
gleich den Antiken und Gepimen in Gips abzugiessen,
und der Versuch ist vollkommen gelungen. Man fürchte
nicht, dass die Abdrücke selbst durch das Abgiessen leiden.
W^o durch den Bruch des Steins an den Seiten oder
in der Mitte sich Vertiefungen bilden, welche den Gips ,
festhalten könnten; da füllt man sie mit weichem Thon
aus, welcher nachher von selbst wieder abfällt, oder
leicht aufgeweicht und abgewaschen werden kann. Der
Abdruck, er sei Schiefer, Sandstein u. s. w. ward vor
dem Abguss mit einem leiiht trocknenden Ohl ein wenig
bestrichen, und der Gips sehr flüssig aufgegossen. Beim
Trocknen saugt der Gips allesÖhl, was nicht in denStein
gedrungen ist, völlig auf, und die Abdrücke sind nach
einigen Tagen so trocken, dass nicht die geringste Spur
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