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schreibt, und iinnirarat dadurch, nach der-Analogie
m.'hrerpr Pll^nzen der jetzigen Welt, einzelne Jdhr-
•vvüclise unierscheideß zu können. Wie viele Erfahrungen
- werden wir aber noch sammeln müssen, ehe
wir wagen dürfen zu bestimmen : ob das Bruchstück
eines Abdrucks einer alten oder jungen Pflanze, oder
einem altern oder jnngern Theile derselben Pflanze
angehöre? So grofs diese Schwierigkeit nun auch immer
ist, und so behutsam der Forscher dadurch in
seinen Bestimmungen gemacht werden muls, so geht
doch aus ihrer Natur ein anderes, für die Kenntnifs
dieser Pflanzen nicht unwichtiges Resultat hervor. Sie
können nämlich nicht einjährig gewesen sein, sondern
müssen mehrere Jahre durchlebt haben.
Ungeachtet dieser Schwierigkeit, welche bei der
nähern Bestimmung eintritt, haben wir doch einige
M^rkmahle kennen gelernt, die jenen Veränderungen
nicht unterworfen zu sein scheinen, und wodurch sich
Familien und Arten noch wohl unterscheiden lassen.
Denn schwerlich möchte eine mit der Herzform bezeichnete
Schuppe, oder eine schuppeiiarüg bezeichnete
Haut (wie Fig. i. Tab. V.) ganz schlicht werden,
und alle Spuren von Zeichnung verlieren, (wie Fig. 4.
Tab. V-)- Wenigstens kann dies nicht der Fall sein
bei Pflanzen von gleichem Alter, und wir halten daher
Viertens die Bestimmung zweier Mittelglieder, oder
Pflanzen, durch welche die erste Hauptart in die zweite^
und dritte Hauptart übergeht, für gegründet, und
für die Kenntnifs des Zusammenhangs jener PDanzensippen
und des Gangs den die Natur dabei nahm,
Ton Wichtigkeit. Jeder dieser Zweige mufs nun weiter
verfolgt, und alles Vorkommende in Beziehung darauf
genau geprüft werden. Auch scheint es uns
Fünftens nicht unwichtig, dafs die ursprüngliche
Blattgestalt einiger Abdrücke, die wir in dem ersten
Heft eigentlich nur hypothetisch annahmen, nach den
bei Fig. 4. Tab. V. ausgeführten Gründen, als erwiesen
zu betrachten ist. Die Ansicht dieser Pflanzen ge-
Avinnt dadurch überhaupt mehr Bestimmtheit, und wird
dem Beobachter näher gebracht. Die Schuppenpflanzen
Fig. I. Tab. III. und Fig. 6. Tab. V. kennen wir
nur nach Abdrücken der vierten Klasse, welche über
die Gestalt der Pflanzen überhaupt keine Aufschlüsse
geben, sie müfsten denn von aulserordentlicher Gröfse.
sein. Allein die auf den genannten Bruchstücken beiindhchen
Blumen, rücken sie doch aus der Pv.eLhe der
Bäume und Siräucher hinweg, und setzen sie in die
Reihe der Cactiis Arten. An den blatlförmlgen Abdrücken
haben wir noch ke ne Blumen entdeikt^ allein
die Blaiiform selbst rü( kt sie ebenfalls aus der
Reihe der Bäume und gesellt sie unsern Cactus Arten
zu. So scheinen die Gründe für die Annahme: dafs
wir in diesen Pflanzen," Cacttis Arten vor uns haben,
an Kraft zu gewinnen.
Die uns bis jetzt bekannt gewordenen Einwürfe
gegen diese Annahme, haben unsere Ansicht nicht verändern
können. Gern glauben wir, dafs sich in andern
Sammlungen Abdrücke von ähnlichen, aber zu^er^-
artig gewachsenen Schuppenpflanzen finden; wir haben
oben selbst schon die Vermuthung geäufsert, dafs
Fig. I. Tab. IV. einer solchen Art angehören möchtei
auch haben wir S. 11. im ersten Heft eine Art derselben
ausdrücklich angeführt. Soll nun in solchen zweigartigen
Abdrücken ein wirklicher Grund gegen unsere
Annahme liegen, so mufs erst untersucht werden: ob
die, auch noch so ähnlichen Schuppen ans dem Kern
hervorgewachsen sind, abloalia.cii Haut
liegen ? Und wenn das letztere der Fall wäre: wie
diese Haut auf ihrer innern Seite gezeichnet ist? Ob
ursprünglich nicht Nadeln da waren? u. s. w.
Frcilich steht unsere Kenntnifs dieser Pflanzen
nocli auf einem Punkte, wo es vorschnell sein würde,
nach der Analogie unserer heutigen Pflanzenwelt etwas
mit Bestimmtheit für die Pflanzen der Vorwelt zu behaupten,
da hier immer nur von einer, auf Gründen
ruhenden Wahrscheinlichkeit die Rede sein kann.
Treibt doch der heutige Feigenbaum seine Früchte unmittelbar
aus seiner Rinde hervor: warum sollte ein
Baum der Vorvvelt nicht eben so seine Blüthen hervorgetrieben
haben ? Schwerer wäre mit dieser Vorstellung
die Blattform der, mit den vorigen verwandten
Abdrücken, zu vereinigen. Blätter der Art lassen
sich noch wohl an palmartigen Stämmen denken, aber
auf keine Weise an Zweige treibenden Bäumen. Warum
sollen wir aber übergehen, was nach der Analogie
der untergegangenen und jetzt lebenden Pflanzen
am nächsten liegt? Wir sind noch der Meinung die
in unserem ersten Heft ausgesprochen ist: man darf
von dieser Analogie erst dann abgehen, wenn deutliche
Beweise uns dazu nöthigen.
Der Einwurf: unsere Cactus Arten wachsen sämmtlich.
in bestimmten Absätzen^ so grofs nun die Bruchstücke
der Abdrücke sind, zeigt sich doch nirgend ein
solcher Absatz — scheint uns kein grofses Gewicht zu
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haben. Die meisten, uns belvannlen Abdrücke von
den'ni hier die Rede sein kann, und deren ursprüngliche
Gestalt sich mit einiger Bestimmtheit aunehinen
l ä f s t , gehören der Blattform an. Bei unseren blaltförmig
wachsenden Cactus Arten, macht mm gerade das
Blatt selbst den Absatz aus. Dieser Absatz könnte
also nur da an den Abdrückt bemerkt werden, wo
ein Blatt aus dem andern hervorwächst. Ein Bruchstück
aber, das gerade diesen Auswuchs zeigt, kann
nur selten gefunden werden, da es, gegpn die grofse
Mf^nge der Bruchstücke welche die Blätter selbst liefern,
nur selten vorhanden sein kann. Auch werden
beim Lossprengen des Gesteins die Blatter gerade an
diesen St.ellen am ersten brechen , weil sie hier am
schwächsten sind, und man könnte dann nur auf Abdrüclte
rechnen, an welchen diese Bruchstellen sichtbar
wären. Diese finden sich nun wirklich, und wir
haben schon Tab. I. Fig. 3. ein solches abgebildet.
Doch scheint überhaupt die regelmäfsige Gestalt einiger
Blätter, die auf ejn spitziges Auslaufen hindeutende
Verjüngung, die Eindrücke und Einschnitte in
der Milte, mit einem eignen , nach der Spitze hinlaufenden
häutigen, markartigen Gefäfs, auf eine ganz
andre Art des Wachsthums dieser Blätter hin zu zeigen
j worüber fortgesetzte Beobachtungen erst Auskunft
geben :
Die genauere Untersuchung der Schuppen, ihrer
Gestalt und Stellung^ lehrte uns
Sechstens oinon Iirihum kennen, den Avir bis dahin
mit allen frühern Schriftstellei'n über diesen Gegenstand,
theilten. Man zeichnete nämlich die mit der
Herzform und einer Mittelnath geschmückten Schuppen
so, dafs die Spitze des Herzens nach unten hing,
wozu die Lage des Herzens im menschlichen Körper,
leicht Veranlassung geben konnte. In dieser Beziehung
nannten wir das kleeblattartige Schildchen, was
alle diese Schuppen zu haben pflegen: das Oberschildchen.
Eine genauere Untersuchung über die Stellung
der Schuppen überzeugte uns aber, dafs die natürliche
Lage derselben an den Pflanzen gerade umgekehrt
i s t , und die ,Spitze des Plerzens nach oben gerichtet
sein rnufsj wit haben daher von unserer dritten Tafel
an die Abdrücke auch so gezeichnet.
Bei Fig. I. Tab. IV. fällt die Stellimg der Schuppen
mit der Spitze nach oben von selbst ins Auge,
weil hier die Spitze der untern immer die Wurzel der
obern deckt. Die Ähnlichkeit der Schuppen bei Fig. i.
Tab. III. maclTte uns auf diesen Gogenetand aufmerk»
sam , und obwohl bei allen auf der II iut liegenden
Schuppen der Umstand eintritt , dafs sie neben einander
hegen , ohne sich zu deck'-n , ganz wie die
Schuppen des Cact. cylindr. so .zeigt doch die ganze
Gestalt derselben auf jenem Abdruck : dafs die Spitze
nach oben gerichtet ist, wip vorziigliuh die, von der
Wurzel ausgehende Erhöhnng beweist. Eine fortgesetzte
Untersuchung der übrigim, mit der Herzform
bezeichneten Schuppen, wo die Spitze des Herzens
mit der Spitze der Schuppe zusammenfällt ., wobei ganz
vorzüglich Fig. 5. Tab. IV. sprechend ist, führte zu
demselben RpsnUato. Die frühern Zeichnungen verlieren
übrigens durch die umgekehrte Stellung der
Schuppen nicht das Geringste von ihrem Werth, da
man die Tafeln nur umzukehren braucht, um die
Pflanzen in der natürlichen Lage zu sehen.
Bei dieser Ansicht kann die Zeichnung aber, welche
wir früher das Obcrschildchen nannten, diese Benennung
nicht behalten, da sie nun unter der Ilcrzform
steht. Bei vielen Abdrücken, wie Fig-5- und 6.
Tab. I. befindet sich unter dieser Zeichnung noch ein
Einschnitt, bei andern noch Punkte u. s. w. und so
haben wir es nun das Mittelschildchen genannt. Sieht
man die Schuppen, mit der Herzform in dieser Richtung
(mit der Spitze nach oben) an, so fällt bei viel
e n , vorzüglich bei Fig. 5. Tab. I. ihre grofse Ähnlichkeit
mit ^iner Rosenknospe ins Auge.
Betrachten wir nun die abgebildeten Abdrucke
zusammen, und vergleichen ihre künstlichen Zeichnungen
unter einander, so scheint es : die Natur habe
sich bei ihrer Bildung in einem Schmuck gefallen,
der jetzt aus der Pflanzenwell verschwunden ist. Wie
regelmäfsig abgetheilt, wie künstliche Gestalten bildend,
erscheint die aufsere, diese Pflanzen bedeckende
Hautj wie noch künstlicher gebildet ist oft die
innere, verborgene Seite derselben (wie bei Fig. r.
Tob. III.) oder selbst der Kern der Pflanze, (wie Fig
4. Tab. V.). Selbst in den Blumen finden wir zwei
Formen vereinigt, die jezt nur noch getrennt vorzukommen
pflegen, die Glocke und die Sterngesl;alt.
Weilt mati aber länger bei Gestaltungen wie Fig.
I. und 3. auf der fünften Tafel , so drängt sich unwiderstehlich
der Gedanke auf: das Pflanzenleben habe
damals noch mit der Kristallisation eine Art von Kampf
zu bestehen gehabt ! Überall entdeckt man zv\'ar ein
Streben nach freien Formen; aber überall bringt die
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