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Gestalt 5er Schuppen darstellend, glicli einem leeren
Sacke.
Nelimen wir nun an, was doch wohl schwerlich zu
leugnen ist, dass die Pilanzen, deren Überreste wir im
Köhlens chiefer, Sandstein u. s. w. finden, in einem gleichen
Zustande sich befanden, so scheinen sich manche
auffallende Erscheinungen au den Abdrücken zu enthüllen,
und wir sehen sie zum Tlieil vor unsern Augen
sich bilden. Halten wir ein Mittel, das aufgeweichte
Blatt, in den Formen, welche sich ihm durch Versuche
geben lassen, erstarren zu machen, wir würden die
meisten Formen der versteinerten Abdrücke ohne Mühe
darstellen können, imd es kann nicht fehlen, dass fortgesetzte
Versuche der Art nns über manche rälliselhafte
Erscheinung - an den Versteiueruugeu nicht Aufschluss
geben sollten.
— - 15
V.
Vorbemerkun
W i r fahren fort die vorzüglichsten Pflanzenabdrücke
unserer Sammlung abzubilden, zu beschreiben, und alle
Merkmahle an denselben hervorzuheben, welche unsere
Kenntnifs von diesen Pflanzen bereichern können. Wir
liefern diesmal drei Tafeln, (III. IV und V ) um so wohl
die erste Hauptart, àie Schuppenpßanzen in ihrer grofsen
Mannigfaltigkeit, als auch in ihren Uebergängen in die
zweite und dritte Hauptart, in die gestreiften und schlichten
FÜanzen^ darzustellen.
Wir befurchten fast dals man uns vorwerfen werde,
bei diesen Untersuchungen zu sehr ins Einzelne zu gehen,
zu sehr auf Kleinigkeiten zu achten, die nar.h <1pr gewöhnlichen
Ansicht der Botaniker wenig inBetracht kommen,
oder nur dann erst berührt werden, wenn die
Hauptcharaktere bestimmt, und der ganze Habitus der
Pflanze schon bekannt ist. Allein unsere Aufgabe ist
eben, wie wir schon im ersten Heft deutlich machten,
aus den vorliegenden Einzelheiten auf das unbekannte Ganze
zu schliefsen. Es liegt dabei eine Ansicht des Pflanzenbaus
überhaupt zum Grunde, die wir hier in einigen Zügen
darstellen wollpn, um die Möglichkeit zu zeigen auf
unserem Wege endlich das Ziel erreichen, oder wenigstens
ihm näher kommen zu können.
Die verschiedenen Pflanzengattungen unterscheiden
sich nicht allein durch ihre Gesammtform, wie diese in
Wurzel, Stamm oderStengel, Blatt, Blume, Frucht oder
Saamen sich ausbildet: sondern auch in der äufsern und
Innern Gestaltung fast aller einzelneu Theile. Das Blatt
der Eiche ist von dem Blatt der Birke, Platane u. s.w.
nicht allein durch seine ganze Gestalt verschieden 5 sondern
auch eben so sehr durch das innere Geflecht seiner
Nerven, durch welches auch das abgerissene Stück eines
Blatts vom andern eben so sicher unterschieden werden
kann.
Diese bestimmte Verschiedenheit der einzelnen
T h e i l e , so wohl im innern als äufsern Bau, zeigt sich
nicht allein in verschiedenen Gattungen und Arten, sondern
selbst in verschiedenen Familien einer Art \ nur werden
sie um so schwieriger aufzufassen, je nälier verwandt
die Ji'amilien und Ari«u eiuuuder sind. Man hat bisher
auf diese unterscheidenden Merkmahle in derBotanik wenig
geachtet, weil die Pflanzen in ihrer Gesammtgestalt
vor Augen liegen, und so allerdings wichtigere und entscheidendere
Merkmahle zu ihrer Bestimmung darbiethen,
wobei jene feinern, die Pflanzen auch in ihren
kleinsten Theilen bezeichnenden Eigenthümlichkeiten,
mehr der Anatomie und Physiologie der Pflanzen anheim
fallen. Zur Kenntnifs der Pflanzen der Vorwelt zu gelangen,
bleibt uns kein anderer We g übrig als eben die
Aufsuchung jener Merkmahle an einzelnen Theilen.
Wenn hie und da auch ganze Baumstämme angetroffen
WERDEN, Sü biethen diese zwar TTIRIII- Einzelnes dar,
aber doch nicht das Ganze 5 weil gerade die wichtigsten
Theile: Blüthen und Früchte fehlen.
Noch müfsen wir eines Mifsverständnisses gedenken,
wozu hie und da unser ei'stes Heft dieser Beiträge Veranlassung
gegeben hat. Man hat unsere Meinung: unter
den Schuppenpilanzen Cactus-Arten zu finden, so verstanden,
als behaupteten wir; Alle Schuppenpflanzen
ohne Ausnahme wären Cactusj dips ist aher keineswegs
unsere Meinung. Denn wenn wir S. 11 unter ^^ Zweitens
— Schuppenpflanzen beschrieben, welche ^^Baumartig
wuchsen xmd.- •¡•¡deren SprÖfslinge mit nadeiförmigen.
Blättern besetzt sind''j so versteht sich wohl von selbst,
dafs wi r nicht glauben konnten in denselben Cactus-Arten
zu finden. Wir gestehen aber gern zu, dafs wir S. 12
gegen die Deutlichkeit gefehlt haben, indem wir bei der
Vergleichung der Schuppenpflanzen mit der Gattung
Cactus, jene Arten nicht noch besonders ausnahmen.
Wir wiederhohlen bei dieser Gelegenheit noch einmal,
was wir schon im ersifre Hef t erklärtem dafs unsere Untersuchungen
sicli auf dieAbdrücke unserer eignenSammlung
beschränkeni und wir daher alle Naturforscher,
dringend auffordern : die sich ergebenden Resultate an
ihren Sammlungen zu prüfen. Denn wer, der nur einigermafsen
mit dem Standpunkte bekannt ist, auf welchem
dieser Zwei g der Naturkunde sich jetzt noch befindet,
wird sich anmafsen hier mit Bestimmtheit entscheiden
zu wollen? Wir hoffen indefs den hieri n Frage stehenden
Punkt wenigstens um einige Schritte der Entscheidung
näher zu bringen.
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