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VI.
Beschreibung der, auf Tai. III. IV und K abgebildeten Abdrücke.
Fig. I. Schupponpflanze. Kolilenschiefer aus den
WaUenburger Werken; nalürliclie Grörse. Der Abdruck
gehört zurwer/enKlasse, und ist ein-weiiig gebogen wie
das Innere einer Walze, wodurch die Pflanze selbst, über
welcher er sich bildete, etwas gerundet erscheint.
Die Kohlenhaut zeigt als Hohldruck die Gestalt des
Kerns der Pflanze. Wie haben Fig. 1. einen kleinen Theil
in der Mitte derZeiclinung ausgeführt, weil die Schuppen
zu klein sind, um deutlich ins Auge zu fallen; dagegen
ist Fig. 7. ein Theil des Innern der Kohlenhaut vergröisert
dargestellt. Dabei fällt sogleich die netzförmig
e , künstUcho ZoicKrxnng auf, dnrcli welche die Schuppen
von einander gesondert werden, und die wir schon
bei Fig. 7. Tab. I. kennen gelernt haben. Diese Zeichnung
ist auf dem vorliegenden Exemplar nicht überall
deutlich; doch kommt sie stellenweise mit der gröfsten
Bestimmtheit zum Vorschein, und wo sie verwischt ist,
liegt die ürsach am Tage. Die auf dem ganzen Bruchstück
mit Genauigkeit angedeutete Lage der Schuppenreihen
zeigt, dats diese in dem aufgelösten, weichen Zustande
der Pflanze hie und da verschoben und zusammengedrückt
worden sind; die Haut selbst hat der Länge nach
viele Risse bekommen, durch welche die Steinmasse eingedrungen
ist, wodurch die natürliche Lage vieler Schuppen
verlohren gehen rnufste.
Die Kohlenhaut des Bruchstücks selbst ist sehr hart,
und liegt so fest auf dem Schiefer, dals sie nur mit grolser
Muhe davon gelrennt werden kann. Der Grund davon
scheint in Eisentheilchen zu liegen, welche dem Schiefer
unter derselben eine bräunliche Farbe geben, da-er in der
übrigen ¡Masse grau ist. Häufen sich diese Eisentheilchen
zu stark an, so dringen sie oft in die Kohlenhaut selbst
ein, wodurch diese mit dem Grunde fast zusammenfließt
und unablöslich wird.
Yon einem kleinen Theile in der Mitte des Abdrucks,
TCO die Schuppen ihre naturhche Lage behalten haben,
wurde die Haut sorgsam weggearbeitet, wodurch denn
ein Abdruck der zweitenKlasse entstand. Dieser mit Gips
ausgegossen, lieferte nun einen Abdruck der crs/m Klasse,
von dem wir Fig. 8. einige Sehuppen vergröfsert dargestellt
haben. Diese Schuppen sind ohne alle Zeichnung,
ganz schlicht; nur in der Mitte haben sie eine
sanfte Erhöhung, welche an der Wurzel der Schuppe am
stärksten ist, gegen die Spitze sich aber verläuft.
So sehr dieser Abdruck sich durch die regelmätsige
Zeichnung der innern Seite der Kohlenhaut, mit deuTab.
I. Fig. 7. abgebildeten , als zu einer Art gehörig zeigt, so
Enden doch zwischen beiden bedeutende Verschiedenheiten
statt. Die mehr längliche Gestalt der Schuppen bei
dem erstem, und die mehr rhombenförmige bei letztern,
möchte dabei wenig in Anschlag zu bringen sein, weil
offenbar bei einem und demselben Exemplar Abweichungen
der Art vorkommen, wie selbst bei vorliegendem Abdruck,
wo die an der Seite zusammengeschobenen Schuppen
schon so länglich werden als bei dem Abdruck auf der
o „ i e n Tafel- Die eigentliche Verschiedenheit liegt darm,
dafs die Schuppen des ersten Exemplars eine herzförmige
Zeichnung und eine mit starken Haaren oder Stachehl
besetzt; Miltelnath haben, wovon auf den Schuppen des
letztern sich keine Spur findet.
Das Merkwürdigste bei vorliegendem Abdruck sind
die Fig. I. bei A und B gezeichneten, eirunden Gestalten.
Wir laaben sie mit grofser Sorgfalt von der darauf gelegenen
Kohlenhaut der Pflanze, welche die eigentliche Zeichnung
überdeckte, gereinigt, so dafs beide zu den Abdrücken
der zweiten Klasse gehören. Von der Gestalt A
haben wir unter Fig. 2. Ac. einen genauen Durchschnitt
von oben nach unten, und Fig. 3. ab. einen Quehrdurchschnitt
gezeichnet. Die Gestalt B. wurde aber mit Gips
ausgegossen, und so ein Abdruck der ersten Klasse dargestellt,
der Fig. 4. B. etwas vergröfsert gezeichnet ist.
Fig. 5. Bd. giebt einen Durchschnitt von oben nach unten,
und Fig. 6. ef. einen Quehrdurchschnitt derselben. Man
bemerke bei diesen Durchschnitten wohl; dafs die zu A
gehörigen nach einem Abdruck der zweiten Klasse; die zu
B gehörigen aber nach einem Abdruck der ersten Klasse
gemacht sind; folglich auf erstem alles erhaben erscheint,
was auf leuiern ver Lieft ist.
Bei der genauesten Untersuchung dieser auffallenden
Gestalten, wird man sich zu der Überzeugung gezwungen
sehn: dafs man in denselben die Abdrücke mn zwei Binjnen
vor sich habe.
Von diesen Blumen bemerken wir
erstens: sie haben eine glockenartige Hülle, am Rande
derselben mehrere saumarlige, sanft ausgeschweifte Einfassungen
, und einen tiefen Kelch.
Zweitens: das Innere der Glocke ist mit einer Menge
ganz asterartiger, sehr regelmäfsig stehender Blätter angefüllt,
die nach der Mitte des Kelchs hin immer kleiner
werden, und endlich in eine Art Knöpfchen überzugehen
scheinen.
Drittens: diese Blumen sind unmittelbar aus dem
Stamme oder Blatt der Phanze hervorgewachsen.
Wir wollen diese drei Punkte näher untersuchen.
Die Blume A scheint alle asterartigen Blätter verlohren
zuhaben, doch zeigen sich auf der rechten Seite, wo der
Quehrdurchschnitt bei h. hinfällt, einige deutlicheSpuren
der Eindrücke die sie zurück liessen. Die Erhabenheiten
welche fast blätterartig von dem Kelch nach dem Rande
hinlaufen, gehören offenbar der Glocke selbst an, und
sind nicht von einander, getrennt. Wenn sie auf der linken
Seite bei a. gegen denRand hin, als rund abgeschnitten
erscheinen, so rührt dies von einer dünnen Schicht
Schiefer her, der sich an den überragenden Saum angelegt
hat, und sie bedeckt. In dem tiefern Kelch (hier
wegen des Gegendrucks, an der hervorragenden Spitze)
sind die knopfartigen Körper sehr deutUch. Der Saum
der Glocke zeigt sich unten zart ausgeschv/eift, und besteht,
wie es scheint, aus drei parallelen Streifen.
Die Blume B. ist rioch merkwürdiger. Der obere Thei l
derselben hat alle asterartigen Blätter, und zwar in ihrer
regelmässigen Stellung, erhalten; nur der untere Theil
hat sie bis auf einige wenige Reste verlohren. Hier kommt
nun dieselbe Glockenhaut wie bei A. zum Vorschein, umj
liefert den Beweis, dafs beide Blumen ursprünglich einerlei
Gestalt hatten.
Vergleicht man die Zeichnung Fig. I. b. und die
dem Gipsguis vergröfserte Fig. 4. B. so scheint eine Verr
schiedenheit zwischen beiden statt zu finden. Bei Fig. r.
B. scheinen die asterartigen Blätter bedeutend breitet als
bei Fig. 4. B. wo sie schmähler und spitziger erscheinen;
dennoch sind beide Zeichnungen vollkommen treu und
richtig. Die Ursachen dieser scheinbaren Abweichung,
die bei den Originalen noch mehr auffällt als in der Zeichnung,
liegt theils in dem Urnstande: dafs Fig. I. alles das
erhaben zeigt, was bei Fig. 4. vertieft ist; theils schneidet
sich das Blatt auf dem weissen, jede Gestaltung so
scharf bezeichnenden Gips, weit augenfäUiger und bestimmter
ab, als auf dem schmtuzig- bräunlichen Grunde
selbst zu erkennen ist. Wegen dieser gröfsern Deutlichkeit
der Gipsabgüsse, w,o auf dem zarten Weifs auch der
kleinste Schatten, und durch ihn jeder Zug der Gestaltung
bemerklich wird, sind diese Abgüsse dem Beobachter
nicht genug zu empfehlen.
Bei der grofsen Anzahl von Blättern welche diese Blume
erhalten hat, ist die aufserordentliche Regelmäfsigkeit
in ihrer Stellung merkwürdig. Sie stehen so, dafs dio
Spitzen derselben, von den innem, kleinem, zu den
gröfsern gegen den Rand hin, eine sich schneckenartig erweiternde
Bogenlinie bilden, die von der Mitte desKclchs
nach aussen hin läuft. Die Spitzen von vier Blättern, je
zwei und zwei aus einer Reihe, bilden jedesmal ein geschobenes
Viereck. Die Gestalt der einzelnen Blätter ist
ferner sehr vollkommen erhalten; alle haben in der Mitte
einen Einschnitt, der gegen die Spitze am tiefsten wird,
so dafs, wie noch bei manchen asterartigen Blumen der
Fall ist, sich die Ränder und Spitzen in die Höhe biegen.
Sollte aus beiden Umständen nicht hervorgehn, dafs die
ursprüngliche Masse dieser Blumen nicht sehr weich oder
saftvoU sein konnte, weil sie sich sonst schwerlich so in
Gestalt und Stellung würden haben erhalten können?
Vielleicht glichen sie den härlern, elastischen Blumen,
welclis einige Diestelarten und andere Gewächse noch
jetzt zeigen.
Dafs endlich diese beiden Blumen unmittelbar aus
demBlalt oder Stamme der Pflanze hervorgewachsen sind,
liegt klar vor Augen, wenn man den Abdruck genau untersucht.
Der Boden des Kelchs, vorzüglich bei B,
scheint, wo der Kelch selbst sich zusammenzog, und
nicht mehr hohl war, abgebrochen. Die Kohlenhaut
der Pflanze, welche auf der Blume lag, war rund um
diesen Bruch hergelagert, woraus deullich hervorgeht:
dafs die Fortsetzung des Kelchs, ie): Blumenstiel, durch
diese Haut hindurch ging und mit dem Kern der Pflanze in
Verbindung stand. Auf die Wichtigkeit dieses Umstandes
werden wir in der Folge zurück kommen.
TAB. IV. Fig. T. Schuppenpflanzen. Braunrother
Eisenstein aus den Waldenburger Werken; natürliche
Gröfse. Der Abdruck gehört theils zu ian ersten, theils
zu der dritten Klasse.
Dieser Abdruck ist, wie gewöhnlich im Eisenstein
der Fall ist, sehr deutlich und scharf bestimmt. Auf den
gröfsern untern Theil hat ein Druck gewirkt, wodurch
zwischen den Schuppen die darunter befindliche Masse,
in ihrem weichen, gallertartigen Zustande hervprgequollen
ist, und um die Schuppen hervorragende, einfassende
Ränder bildet; oft erscheinen dieselben doppelt, als ob
jeder Schuppe davon die Hälfte angehöre. Oben liegt
etwas Schilfartiges an den Schuppen hin, wodurch der
Druck aufgehalten scheint; dadurch sind hier die Schuppen
in ihrer natürlichen Lage geblieben, und von den
netzartigen Rändern ist keine Spur zu sehen.
Die Gestalt der Schuppen ist beinahe ijuadratförmig,
doch oben zugespitzt und'an denSeiten etwas abgerundet.
In der Mille findet sich ein sanfter Eindruck, Sieker an