von melireren Fussen anzeigt, und mehrere Bruchstücke-,
auf welchen junge S^rösslinge mit den nadelformigen
DläUern abgedrückt: sind. Diese sind zwar völlig platt,
so dass sie weder in der Mitte, noch an den Seiten einen
grössern Durchmesser haben, als die doppelte Kohlenhaut;
auf dieser luiben sich aber die kleinern Schuppen,
und auf diesen die Ansätze der nadelformigen Blätter erhaUenj
wie das Blatt bald zur Seite gedrückt, noch öfter
abgebrochen ist, und so die ursprüngliche Gestalt des
Sprösslings deutlich verrathen. Warum, fragen wir
Wieder, hat der Druck von dieser ursprünglich cylinderfönnigen
Familie kein regelmässig gestaltetes Blatt hervorgebracht?
Drittens: Alle uns bis jetzt: vorgekommenen
Bruchslücke der Familie von Schuppenpflanzen mit gezeichneten
Schuppen, wie sie auf Tab. L bei diesem Heft
abgebildet sind, haben eine platte, und wo die Grösse
und Vollständigkeit des Exemplars es gestattet, fast regelmässige
ßlattform. Warum, muss hier gefragt werden,
finden sich von dieser Familie, wenn sie ursprünglich
cylinchrförmig war, nicht Exemplare, wie die beiden
vorigen sie immer darbiethcn?
f^iertens : Alles, was nun bei der vorigen Famjhe
gesagt ist, gilt auch, und ganz vorzüglich, von
allen gestreiften Pßnn?P.y^
Dringend fordern wir alle Naturforscher auf, welche
Gelegenheit haben, mehrere Sammlungen zu untersuchen:
diese Beobachtungen an ihnen zu prüfen. £s
versteht sich, dass dabei vorzüglich nur Abdrücke der
ersten und dritten Klasse in Betracht kommen 5 und auf
die der zweiten und vierten nur in so fern Rücksicht
genommen werden muss, als daraus auf die Gestalt der
Abdrücke der ersten und dritten Klasse geschlossen
werden kann.
Die genauere Unterscheidung der verschiedenen
Klassen der Abdrücke giebt auch noch zu folgenden,
nicht unwichtigen, Bemerkungen Anlass. Die Abdrücke
der zweiten und vierten Klasse kommen in einer dreifachen
Gestalt vor; sie sind i) auf der Rückseite aus dem
vollen Steine gebrochen, oder zeigen 2) auf der Rückseite
die ziemlich ebene Fläche einer Lagerung, oder
sind 3) auf beiden Seiten mit Abdrücken bezeichnet, oft
von Pflanzen derselben Art, oft von Pflanzen, die gar
keine Aehnhthkeit mit einander haben. Oft bestehen
diese Abdrücke aus der reinen Steinart, oft sind sie mit
Ueberresten der mannigfaltigsten Pflanzen, mit Saomen,
und selbst mit Resten des Thierreichs angefüllt. Alle
diese Erscheinungen erklären sich aus der, von uns
oben angegebenen, Biidungsart dieser Abdrücke von
selbst.
Die Abdrücke der ersten und dritten Klasse kommen
gleichfalls in dreifacher Gestalt vor: i) auf der
Rückseite aus dem -vollen Steine gebrochen. Dies ist
uns nur bei cylinderförmigen Exemplaren von grossem
Durchmesser vorgekommen 2) Sie zeigen in unbeschädigter,
oder doch erkennbarer Cylindei'form die
Oberfläche der Pflanze von allen Seiten, — welches bei
kleinem Durchmesser gewöhnlich der Fall ist, — oder
3) sie zeigen in der Blattform die Oberfläche der Pflanze
auf zwei Seiten. Woher käme es nun, muss hier wieder
gefragt werden, dass von den schon oben bezeichneten
Schuppen- und gestreiften Pflanzen^ die nur blattförmig
vorkommen, keine Exemplare sich finden, die zu
den aus vollem Stein gebrochnen gehören?
Sollte man durch alles Angeführte nicht zu dem
Schlüsse berechtigt sein: die ursprüngliche Gestalt der
hier in Rede stehenden Pßanzen war theils cylinderförmig,
theils blattförmig?
Gehen wir nun zu einer genauen Vergleichung der
beschriebenen Abdrücke mit noch lebenden Pflanzen
über, so scheinen sie uns alle zu der Gattung Cactus zu
gehören. Unsere Gründe für diese-Meinung sind folgende
:
1) Ein allgemeiner Charakter der Gattung, zu welcher
ditrse versieinerten Bruchstücke gehören, besteht,
wie schon oben gezeigt worden, darinn, dass sie überall
mit Drüsen oder Narben besetzt sind, welche rhombenförmig,
oder in geschobenen Vierecken stehen.
Derselbe Charakter ist fast allen unsern Cactus-
Arten gemein.
2) Diese Drüsen oder Narben der Bruchslücke
stehen bald auf Sciauppen, bald auf Streifen, welche sich
halbrund erheben, bald auf der schlichten Haut.
Alle diese Fälle finden auch bei unsern Cactus-
Arten statt.
3) Sowohl bei den Schuppen, als Streifen der
Bruchstücke, kommen augenscheinliche Spuren von Stachein
und Flaaren vor.
Auch diese finden sich in ganz ähnlichen Stellungen
an unsern Cactus- Arten.
4) Die Kohlenhaut der Abdrücke, als die natürliche
Haut der ehemaligen Pflanze, hat eine zarte, ebene
Oberfläche, die sich sehr von der Rinde der gewöhnlichen
Bäume und den rauhen Schuppen der Palmen
unterscheidet; und
alle diese auffallenden Eigenschaften zeigt die
äussere Haut unserer Cactus - Arten,
5) Die Bruchstücke gehören theils cylinderförmigy
theils blattartig wachsenden .Pflanzen an.
Unsere Cactus - Arten wachsen gleichfalls theils
cylinderförmig, theils blattartig.
6) Die Abdrücke der dritten Klasse zeigen zwar
Erhöhungen und Narben, welche der äussern Haut genau
entsprechen, und viele in die Länge laufende Fasern;
m ihrem Innern aber trift man nicht die geringsten
Spuren von Hoiziextur, wie sie doch bei Überresten
wirklich versteinerter Holzarten anzutreffen sind, und
deuten auch dadurch auf die bekannte innere Textur unserer
Cactus-Arten hin.
Im Gegentheil giebt die genaue Vergleichung unseres
Cactus mit den versteinerten und verkohlten Abdrücken
über manche Eigenheit derselben vollkommen
Aufschluss. Wir sehen
1) an dem Cact. Cy i in dr. imd Ca ct. spiuosiss., wie
diese Gattung nicht allein cylinderförmig und in Blättern
wächst, sondern auch wie, die merkwürdigen, von der
äussern Haut umschlossenen Schuppen der Abdrücke.,
sich in der Natur wirklich bilden, und wie auf den
Schuppen des Cact. spinosiss. schon eiue Zeichnung zum
Voi-scliein kommt. Wir sehen
2 ) , w a s die rälhselhaften Drüsen und Narben der
versteinerten Abdrücke eigentlich bedeuten, Sie waren
nichts, wie die eben so stehenden Haar- und Stachelbüschel
unseres Cactus, aus denen auch wohl, wie beim
Cactus cylindr. ein fleischiges Blatt hervorwuchs. Dass
Stacheln und Haare an den Abdrücken verlohren sind,
ist leicht erklärlich, auch bleiben die etwa noch vorhandenen,
wie schon gezeigt worden, jedesmal in der Stehimasse
der Abdrücke der zweiten Klasse verborgen.
sehen
3) an dem Cact. flagelliform. und mehreren ähnlichen
Arten, wie die halbrunden Sireifen in der Natur sich bilden,
auf deren Höhe die Drüsen sicli befinden.
Wir haben nun zu näherer Vergleichung vier noch
lebende Cactus-Arten mit der möghchsten Sorgfalt abgebildet;
jedoch die Stacheln und f-faare selbst weggelassen
, da sie auf den versteinerten Exemplaren auch
fohlen. Diese Abbildungen sind:
1.
Tab. IL Fig. 3. Cactus spinosiss. Wir bitten dabei,
die Art, wie das junge Blatt aus dem altern hervorvvächst,
mit der iibgebildeten Versteinerung Tab. L
Kig. 3. wohl'zu vergleichen, uud man wird die auffallende
Ähnlichkeit nicht verkennen.
Tab. II. Fig. 4. Cactus cylindr. Wir haben an
einer" Schuppe desselben die Stacheln und das fleischige
Blatt mit bemerkt.
Tab. U. Fig. 5 und 6, zwei Bruchstücke von Cact.
flagelliform. und Cact. grandi flor. Wir haben diese Abbildungen
hinzugefügt, um zu zeigen, wie die halbrunden,
rhombenförmig mit Drüsen besetzten Streifen der
versteinerten Abdrücke noch jetzt von der Natur an
manchen Cactus-Arten gebildet werden.
Vergleicht man nun diese noch lebenden Pflanzen
mit den versteinerten und verkolilten Überresten, so
wird man unwiderstehlich zu dem Schlüsse hingeleitet:
dass beide einer und derselben Pflanzen - Gattung angehören.
Dass vielleicht keine der bekannten, noch wachsenden
Cactus-Arten so künstlich gezeichnete Schuppen
hai, ^vie manche verkohlte Schuppen sich finden, kann
kein Einwurf sein. Kennen wir etwa die Zeichnungen
der Schuppen aller noch lebenden Arten des Cactus so
genau? oder wenn sich auch keine gJei;.Jje Arten mehr
auffvnden Hessen, konnte die Gattung sich nicht erhalten,
wenn auch einzelne Arl:en und Familien ausstarben
oder sich umwandelten? Ist es mit den Farrenktäutern
und Palmen anders? Dass neben den Palmen, baumartigen
Farrenkräulern und andern Gewächsen auch
Cactus-Arten in unsern Gegenden gedeihen konnten,
kann wohl nicht bezweifelt werden; und - wäre es
nicht ein Räthsel, wenn'keine Überreste dieser Gattung
neben den Palmen und andern Pflanzen eines wärmern
Erdstrichs gefunden würden?
In der Voraussetzung mui, in den Abdrücken wirkhch
Üe.berreste der Galtung Cactus vor uns zu haben,
liessen wir ein Blatt des Cactus spinosiss. maceriren,
und erhielten bei mehreren Versuchen mit demselben
manche Resultate, die bei der Eiklärung der Versteinerungen
und Verkohlungen nicht ohne Werth sind.
Die innere Masse des Blattes löste-sich bald in
einen sehr flüssigen Gallert auf, der die dunkelgrüne
Farbe beibehielt; die äussern-Stacheln und Haarö wurden
so lose, dass sie bei der geringsten Berührung ihre
Stelle verliessen. Die ziemlich dicke., durchsichtige und
zähe Haut blieb dabei unverletztj drückte man unten
ciii Wenig, so trieb die innere, aufgelöste Masse die
Schuppen nach Möglichkeit auf; umgekehrt liess sie
sich herausdrücken, und die Haut, immer noch die