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Kristallisation nocli ihre, an die Regel gebundenen,
rnathpmatisclien Formen, gerade Linien, spitze und
stumpfe Winkel , conische luid pyramidalisclie Gestalten
zum Vorschein 5 unaufhörlicii wiedei'hohlen
sich dieselben Gestalten, und in jeder derselben, in
jeder Schuppe, oder in jedem Viereck ohne Schuppe,
scheint sich das Verhältnils zwischen dem Pilanzenlehen
und der Kristallisations-Kraft auszudrücken. Bald
scheint in dem bunten Spiel das erstere, bald die andere
vor zu herrschen. Es scheint als sähe man das
Streben der Pflanze, sich den Regeln der Kristallisation
zu entwinden 5 hier die geradlinigten Winkel in
die freiere Wellenform umzuwandeln, oder die, durch
Strahlen und gerade Linien durchfurchte Haut auszugläLten.
Das Verschwinden dieser Formenpracht,
bis auf Avenige Reste an einigen Caclus und Palmeunrten,
wie in den jüngern Schöfslingen der Nadelhölz
e r , wäre daher -wohl nicht als Verhist zu betrachten;
da es in der liöhern Ausbildung des Pflanzenlebens
selbst "seinen Grund zu haben scheint.
V I I L
I n den beiden ersten Lieferungen dieser Beitrage, haben
wir nur solche A.bdrücke mitgetheilt, an -welchen wi r unsere
Ideen über die Reste der rathselhaftesten Klasse aller
P f l a n z e n, welche aus der Vorwe l t auf uns g e k omme n sind,
und ihre Verwandschaft unter einander, entwickeln konnten.
In der gegenwärtigen dritten und yierie/i Lieferung,
die zusammen ausgegeben werden, haben wir einen andern,
mehr geognostischen Gesichtspunkt gewählt und die
Abdrücke werden so viel mögl ich, nach den Lagerungen
f o l g e n , in welchen sie gefunden worden sind.
A l l e Pflanzenabdrücke, welche in den ersten Lieferungen
enthalten sind, gehören dem grofsen 'niederschlesischen
Steinköhlenlager on^ welches unser hohes Gebirge
im Süden umzieht, in der Länge sich allein in Schlesien
an zehn geographische Meilen ausdehnt, und dann nach
Böhmen übergeht. DieBreite ist verschieden, und beträgt,
w o sie am stärksten ist, eine halbe geographische Meile.
W o sie am ausgedehntesten sein würde, sind die Lager
durch ein mächtiges Porphyrgebirge — dessen Gipfel der
Hochwald i s t — durchbohrt.
U n s t r e i t i g bildete das Ganze in der Urzei t ein tiefes,
bald steiler, bald flacher in das Urgebirge einsinkendes
T h a l , bis die Flöt2e, welche sich darin ablagerten, es zum
T h e i l ausfüllten-, nocli imme r aber ragen die aus Urgebirg
e , vorzüglich aus Gneue beetphRnden Ränder , hoch über
die Flötz-Ebenen, Hügel und Berge hervor, weiche sie
umschliessen.
D i e s e F l ö t z e folgen nun überall dem Urfels, auf dem
sie gelagert sind, im Streichen uuil Fullen, in den Vorspringen
und Einbuchten, wie den steilern und flachern
Abdachungendesselben, (*) undsind, wie nachher deutl
i c h werden wi rd, Niederschläge im Wasser, die um so ruhiger
vor sich gingen, je tiefer sie l iegen, und nur gegen
die Oberfläche unruhige Bewegungen nnd Spuren wilder
W o g e n verrathen. Die BeschaiTenheit der Pflanzenteste
die sie in sich bewahren, beweiset: dafs diese Pflanzen an
den Ufern dieses Ursees, oder zum Thei l auf der F läche seiner
Gewässer gewachsen sein müssen, weil sonst die zartesten
Blatter und Bhimen sich nicht hätten so erhalten können,
wie dies wirklich der Fall ist. Dafs sie i n einem so
zertrümmerten Zustande ans Licht kommen, wie sie in
unsern Sammlungen sich zeigen, hat seinen Grund blofs
in der Ai't wi e sie g ewonne n werden. Man baut auf Steinkohlen
als Brennmaterial, und zersprengt ohne weitern
Z w e c k das Gestein, welches sie einhül lt. Würde man^inmal
die Kosten nicht scheuen, und blofs auf Pflanzenabdrücke
bauen, so könnt e es nicht fehlen, von den meisten
Pflanzen ganze Exemplare'zu gewinnen, und viele Räths
e l , diejeztunauflöslichscheinen, würden aufgedeckt vor
unsern Aug e n liegen.
W i r theilen die Abdrücke, welche in diesen beiden
L i e f e r u n g e n enthalten sein werden: i, in Pßanzenreste,
welche in den Kohlenlagern selbst vorkommen^ 2, in Pßan'
zenrestß welche im Liegenden und Hangenden der Kohlenflötze,
im Schieferthon und Kohlensandstein, in der Nähe
der Kohlenlagp.r ^¡nrl-nntmeu} 3, in Pßanzenreste welche
noch gegen aie UberfLächc des KokLensandsieins, und wo
dieser in Hügeln au/gethürmt, die Wirkungen wilder Wogen
zeigt) gefunden werden^ und 4, in Pßanzenreste in dem
jüngern rothen Sandsteiny welcher auf dem Kohlensandstein
außagert.
P f l a n z e n r e s t e
welche in den Kohlenflötzen selbst vorkommen, Tab. VI und VIL
TAB. VI. Steinkohle aus den Waldenburger Werk
e n j natürlicheGröfse. DiesehöchstmerkwürdigeKohle
besteht fast ganz aus vegetabi l ischen Ueberresten, und ist
so zerbrechl ich, dafs man sie k a um ohne Gefahr berühren
kann. Wir haben sie von vier Seiten gezeichnet.
F i g . i.' breite Seite auf welcher dieAbdrücke vorzüglich
z u unserer ersten Klasse der Abdrücke gehören.
Fig. 2. Rückseite, auf weicher die meisten Abdrücke zur
zweiten Klasse gehören.
Fig. 3. schmale S e i t e—v o n A B fig. i und B A fig. 2 —
mit Abdrücke n der ersten und zwei ten Klasse.
Fig. 4. die schmal e Seite, von C D flg. i , und D C flg. 3.
mit Abdrücken beider Klassen.
Diese K o h l e enthält nun in allen Arten von Abdrücken
(*) Bei diesem allgemeinen und kurzen Umrisse, haben wir das Vergnügen unsere Loser auf ein Werk aufmerksam zu machen,
das derkönigl. Oborbergrath Heir von Charpentier überdas niederschlesiscbe Steinkohlenlager in ge o g n o s t i s c h e r , minen
e r a l o g i s c b e r und te chni s e h e r Hinsicht Herausgeben wird. Bei den vieljährigen Beobachtungen und Erfahrungen dieses
kennUiifsreichen Mannes — dessen Güte wir einen Theil der schönsten Exemplai-e unsrer Sammhing verdanken — mufs
dies Werk dem Natiu-forschev wie dem praktischen Bergmarn sehr willkommen sein.
OM