3. Eben so unrichtig ist es , den Skorpionen überhaupt sechs oder gar acht
Augen zuztischreiben. Es giebt ganz bestimmt,, wenigstens bey der Art, die ich untersucht
habe, nur zwey einfache Augen auf der Mitte des Brustschildes, wie man in
der 4ten Figur sieht, die ich besonders zur Widerlegung jener Meinung gezeichnet
habe. Alles Uebrige, was man ausser diesem Paar für Augen angenommen hat, sind
nichts als hellere Stellen des Brustschilds. Auch auf diesen Punkt hat schon Pallas
aufmerksam gemacht *), aber auch diese Warnung, nicht alle glänzende Stellen an
dem Kopf oder der Brust der Insekten, besonders der flügellosen, für Augen zu halten,
ist wenig oder gar nicht beobachtet worden.
4- Der Theil, den man den Schwanz des Skorpions nennt, verdient eigentlich
nicht diesen Namen, Er ist nicht ein Bewegungsorgan, dessen Inneres mit der Bauchhöhle
in keiner Verbindung steht, sondern er mufs als ein unmittelbarer Fortsatz des
Leibes angesehen werden, indem sowohl das Rückenmark, als der Darmkanal und
das Herz ununterbrochen in ihm fortgehen. Die Skorpionen schliessen sich durch diese
Länge des Leibes an-die Asseln an, mit denen sie sonst keine nähere Verwandschaft
haben würden.
Ich komme jetzt zuerst auf die Ernährungswerkzeuge des Skorpions.
Die zur Aufnahme der Speisen dienenden Theile sind schon von mehrern Entomologen
beschrieben worden. Man weifs, dafs sie aus zwey Kinnbacken, zwey
Kinnladen, zwey armförmigen, mit Zangen versehenen Palpen, und einer in vier Lappen
getheilten Unterlippe bestehen. Doch ist manches an diesen Theilen bisher übersehen
, und manches unrichtig dargesfëllf worden. Ich habe es daher nicht für über-
flüfsig gehalten, in der 2ten und 3ten Figur neue Zeichnungen von diesen Theilen zu
liefern.
In der 2fen Figur sieht man die Frelswerkzeuge von der Rückenseite. Der
Kopfscbild ist hier weggenommen und die Kinnladen sind zurückgeschlagen, a und a
sind die ersten Glieder der bey den Palpen. Von diesen ist hier blos der Umrifs
geliefert, und die übrigen, schon in der iten Figur vorgestellten Glieder sind nicht
*) Oculorum diversitas in hoc insecto (Phalangio caudato) moriere videtur, ne omnia in Insectorum,
maxime ap ter or um, capite aut thorace nitidula puncta pro oculi» habeamus. Pallas- Spicih zooT.
mit gezeichnet, m und m sind die Kinnbacken, q und q die Kinnladen, h und h die-
Häute und Muskeln, wodurch die Kinnladen mit den übrigen Theilen des-Mundes
Zusammenhängen, und l ist die Zunge, ein Organ, das bisher bey den Skorpionen
ganz übersehen ist. Man sieht hier, dafs die starken Kinnbacken (m. m.) an ihrer
reibenden Fläche eine Höhlung haben, die durch eine von oben nach unten gehende
kammförmige Hervorragung in zwey Fächer getheilt wird, und dafs der Rand dieser
Höhlung behaart ist. Seitwärts artikuliren mit ihnen die beyden Palpen (a. a .) , und
unter dieser Artikulation haben jene einen platten Fortsatz (v. «.), woran Muskeln
befestigt sind. Zwischen den Kinnbacken liegt die Zunge (Z.). Diese ist fleischig,
pyramidenförmig, und an den Seiten mit ziemlich langen , nach vorne gerichteten
Haaren besetzt. Unter ihr sieht man den Eingang zum Schlunde, als eine kleine
runde Oeffnung. Ueber den Frefswerkzeugen, zu beyden Seiten der Zunge und des
Mundes, liegen die beyden Kinnladen (g. q.~). Jede der letztem hat vier Glieder.
Die beyden untersten Glieder sind cylin-dfisch und die gröfsteh; weit kleiner ist das
dritte Glied; das vierte besteht aus zwey, nach innen gekrümmten Haken, Die
gegen einander gerichteten Flächen beyder Kinnladen sind behaart.
Die 3te Figur zeigt dieFrefswerkzeuge von der Bauchseite, a und a sind liier,
wie in der vorigen Figur, die.Umrisse der Palpen, m und m die Kinnbacken, q und q
die hervorragenden Enden der in ihrer natürlichen Lage befindlichen Kinnladen, p
und p die beyden ersten Glieder des ersten Fufspaars, d und d die beyden Hälften
der Unterlippe. Die Kinnbacken zeigen, von dieser Seite betrachtet, eine unebene
Oberfläche. Ihre gegen einander gerichteten Ränder sind hier mit kleinen stumpfen
Hervorragungen besetzt. Mit ihren untern Enden hängen die beyden ersten Glieder
des ersten Fufspaars (p. p.) zusammen , und zwischen den letztem liegt die Unterlippe
(d. cZ.), Diese besteht aus zwey Hälften, von welchen jede wieder in zwey
kleinere Lappen getheilt ist. Die beyden mittlern dieser vier Lappen sind dreyeckig.
Die beyden. äussern gleichen einem Triangel, wovon die Spitze des nach aussen gerichteten
Winkels abgerundet ist. Jeder der. vier Lappen hat vorne einen häutigen
Fortsatz.
Trennet man die Zunge von den übrigen Theilen des Mundes, wie in der
6ten Figur geschehen ist, so sieht man, dafs die Basis dieses Organs l an einer Art von
Zungenbein q 0 befestigt ist. Mit diesem Knochen hangt zugleich der Nahrungscanal