und wo jeder dieser Theile e in» Canal enthält, der sich in einen einfachen Magen
öffnet. Mir scheinen jene Organe auf ähnliche Art, wie die Giftzähne der Vipern, zu
wirken. Sie dienen, uni die Insekten, wovon sich die Spinne nährt , zu ergreifen,
und, durch Einlassung des Gifts der Speichelgefäfse in die Säfte dieser Thiere, sowohl
dieselben zu tödten, als zur Verdauung vorzubereiten. Man weifs, wie schnell jenes
Gift wirkt. Grofse Fliegen sterben in kurzer Zeit, wenn sie von der Aranea atrox
auch nur an einem einzigen Fufs gebissen sind *).
Die von dem Speichel durchdrungene Beute wird ganz oder zum Theii von der
Spinne mit Hülfe der Kinnladen durch die oben erwähnte länglichte Spalte, die sich
bey einigen Arten auf der untern Fläche der Zunge, hey andern unter der letztem
befindet, in den Schlund gebracht. Diejenigen Arten, bey welchen der Mund auf der
Zunge angebracht ist-, nähren sich vermuthlich blos von den Säften der gefangenen
Thiere, und bey ihnen scheint die Zunge als eine Art von Rüssel zu wirken. Diese
Spinnen haben auch einen so engen und zarten Nahrung&canal und einen so weichen
Magen, dafs nur Flüssigkeiten die Nahrungsmittel derselben seyn können.
Der Ort, wo der erste Uebergang der verdauten Speisen aus dem Nahrungseanal
in die Masse der Säfte vor sieb geht, ist wahrscheinlich die Stelle, wo der Nahrungs-
canal in ein dünnes, mit dem Fettkörper aufs genaueste verbundenes Gewebe übergeht.
Erst unterhalb dieser Stelle, nie aber oberhalb derselben, findet man in dem
Parmcanal schwärzlichte oder bräunlichte Exkrements. Jene Verbindung hat also denselben
Zweck, den bey dem Skorpion die Seitenröhren haben, die aus dem Nahrungs-
jcanal in den F.ettkörper gehen, und es findet daher eine eben so grofse Aehnlichkeil in
Rücksicht auf die Verdauung, t als in Betreff des Athemholens und des Blutumlaufs,
zwischen dem Skorpion und der Spinne statt. Auf keinen Fall giebt es übrigens an
der erwähnten Stelle einen unmittelbaren Uebergang der Speisen aus dem Darmcanal
in die Höhlung des Fettkörpers, wie Ramdohr zu glauben scheint, der im 4-ten Heft
Seiner Abbildungen zur Anatomie der Insekten CTab. XXX. fig. >.) eine Zeichnung
von dem untern, im Leibe befindlichen Theile des Darmkanals der Aranea do-
mestica geliefert hat, wo das obere Ende dieses Theils so erscheint, als ob .es sich in
.den Fettkörper öffnete , und wo dieser Körper für den Magen angenommen ist. Es
, *) Pr* G-C;', Akhar.iü. zur Geschichte der Insekten. Uebers, TÜU Gocse. 13. 7, S, io5,
ist schwer zu begreifen, wie’‘sich der verdienstvolle Ramdohr hat'können verleiten
lassen, eine Masse, die, alle Baucheingeweide einschliefst, und welche nicht die entfernteste
Aehnlichkeit mit einem Magen hat , für den Magen anzusehen.
Eine zweyte Stelle, wo ein Uebergang der verdauten Nahrungsmittel aus dem
Darmcanal in andere Organe statt zu finden scheint, ist die Gegend, wo sich der
Mastdarm mit dem Blinddarm und den Gallengefäfsen vereinigt. Diese Verbindung
kann keinen andern Zweck haben, als die letzte Absonderung der nährenden Theile des
Chymus von den Exkrementen zu bewirken. Auffallend aber ist es, dafs diese Absonderung
hier an einer so ungewöhnlichen Stelle, nahe bey dem After, vor sich geht.
Etwas ÄehnliChes findet inzwischen auch bey den Wanzen statt.
In der Brust der Spinnen giebt es, ausser den schon erwähnten Organen, noch
-das Gehirn und das Brust -.Ganglion mit deren Nerven. Auf diese Theile werden wir
aber zurückkommen, nachdem wir vorher die übrigem, 'im Leibe befindlichen Eingeweide
werden untersucht haben. Diese sind vorzüglich die Zeugungstheile und die
Spinngefäfse.
Die Resultate, worauf mich die nähere Untersuchung der Zeugungstheile geführt
hat, rechne ich zu den wichtigsten meiner gegenwärtigen Arbeit, indem ein allgemein
angenommener und durch das Ansehen der gröfsten Entomologen unterstützter Irrthum
durch dieselben widerlegt wird.
Wir haben schon bemerkt, dafs das letzte Glied der Fühlhörner des Männchens
hey den Spinnen aus einem löffelförmigen Knorpel besteht, in welchem ein runder,
häutiger, an der Spitze mit verschiedenen haken - und schraubenförmigen Theilen besetzter
Körper liegt. Dieses Organ schwillt bey der Begattung an und hat dann ganz
das Ansehen einer Eichel. Allgemein nahm man ihn auch für das Ende des männlichen
Geburtsgliedes an, wovon die Wurzel in den untern Gliedern der Fühlhörner
enthalten wäre, und man zweifelte um so weniger an der Richtigkeit dieser Meinung,
da auch alle Beobachtungen über die. Begattung der Spinnen für dieselbe zu sprechen
schienen.
Der erste, welcher Spinnen in der Begattung sähe, war-Lister. Er machte diese
Beobachtung an der Aranea extensa L. und an einer andern Art, die er Araneus fere
subfuscus, interdum varie coloratus, alvo foliacea pictura insignita, globata nennet,
in Betreff der erstem sagt er: »Zu Ende des Mai's, ohngefähr um den 25ten, hatte
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