Die firnem Geschlechtstheile des Skorpions finde ich von doppelter Art. Bey.
der einen (Fig. n .) sind die vornehmsten Stücke zwey knorpelartige Platten A und
J3, die zu bey den Seiten des Bauchs zwischen dem Fettkörper liegen. Sie sind oval,
auf der einen Seite vertieft, auf der andern erhaben, und an der äussern Seite mit
einem wulstigen Rande m eingefafst, der sich an dem untern Ende wie ein. Posthorn
krümmt, und, queer durch die Mitte der Höhlung des Knorpels gehend, diese in
eine obere und untere Hälfte- theilet. Bey de Flächen sind mit einer Ila ut überzogen.
An der erhabenen Fläche ist diese dicht anliegend; hingegen über die vertiefte Flä-
che geht sie weg, ohne das Innere derselben zu bekleiden, so dafs zwischen ihr und
der letztem ein Zwischenraum bleibt, und hier bildet sie auf der obern Hälfte des
Knorpels viele längslaufeade Falten, wie man besonders bey B sieht, wo der Knorpel
mehr von der innern Seite als bey A vorgestellt ist. Aus diesem Raum gehen zwey
Gefafse hervor, ein oberes g und ein untere» v. Das obere g entspringt aus dem
obern Ende der mit ihrer Haut bekleideten hornartigen Platte ,■ ist kurz, aber weit,
und begiebt sich zur äussern Oeffnung der Zeugungstheile. Weit länger ist das
untere Gefäfs u ,, das■ -aus der Mitte der Höhlung des platten Knorpels gleich unter
der Scheidewand, durch welche jene in zwey Hälften abgesondert ist, entspringt,
zwischen dem Fettkörper noch unten herabsteigt, auf diesem Wege zwey Seitenzweige
abgiebt, weiterhin sich in zwey Aeste theilt, die sieb bald- nachher wieder vereinigen,
und endlich zwischen dem Fettkörper verliehrt.
In der Höhlung der hornartigen Platten A und B habe ich nichts gefunden,
was einem Zeugungsstoff ähnlich gewesen wäre. Es ist aber nicht zu. zweifeln, dafs
jene Vertiefung der Ort ist, wo zu gewissen Zeiten eine zur Fortpflanzung des Geschlechts
dienende Materie erzeugt wird. Auch glaube ich diese Organe mit Zuver-
läfsigkeit für die männlichen. Zeugungstheile annehmen zu können. Ich habe nehmlich
in andern Skorpionen Statt jener Theile' Organe von ganz anderem Bau gefunden-, die
nichts anders als die weiblichen Zeugungstheile seyn können.. Diese bestehen aus
drey länglichten häutigen Röhren, einer mittlern (Fig. 12. B.y und zwey äussern
(A. A .y Die letztem liegen auf beyden Seiten des Bauchs unter den Kiemen; die
erstere liegt unmittelbar unter dem Nahrungscanal; Die beyden äussern Röhren A
und A vereinigen sich unten in einem Bogen; in die Mitte dieses Bogens öffnet sich
die mittlere Röhre B. Ausserdem giebt es auf jeder Seite dieser mittlern Röhre noch.
dfey häutige Queen-öhren d, d und d, wodurch die beyden äüssern Röhren' '(J . A.J
sowohl unter Sich, als mit der mittlern (B) verbunden sind. Die mittlere Röhre
reicht nach oben nicht weiter als bis zur obersten Queerröhre; die beyden .äussern
aber gehen bis zur äussern Oeffnung der Geburtstheile fort, nachdem jede derselben
kurz vor ihrer Endigung eine’ Anschwellung r 'gemacht hat , die sich durch- ihre
dunkelbraune Farbe von der weissen Farbe der Röhren sehr unterscheidet. Jene
äussere Oeffnung der weiblichen Zeugungstheile befindet sieh an derselben Stelle, wo
sich die männlichen Geschlechtsorgane, nach aussen öffnen. Aber der Zugang zu
den letztem ist von mehrern horizontalen Klappen bedeckt, zwischen welchen drey
zungenförmige Theile hervorragen- (Fig. 11. Q.)r zwey kürzere, die aufwärts geriete
tet und vielleicht etwas Aehnliches von der doppelten Ruthe der Krebse sind, und
ein dritter, etwa» größerer,' nach unten gerichteter Theil von mir unbekanntem
Nutzen. Hingegen liegt der Eingang zu den weiblichen Geburtstheilen zwischen
zwey Hornblättern (Fig. 12. P.y, die einen Winkel einschliessen, dessen Spitze nachdem
hintern Ende des Körpers- gekehrt ist. Diese Bedeckungen des-Zugangs zu den-
innern Zeugungstheilen kommen aber erst zum Vorschein, wenn man die oben beschriebene
äussere Klappe, die zwischen den beyden Kämmen liegt, vom Körper
getrennt hat. Die letztere hat bey beyden Geschlechtern einerley Gestalt, so- dafs-
äusserlich keine Geschlechtsverschiedenheit zu bemerken ist.
Meckel *) fand bey allen Europäischen Skorpionen, die er zergliederte, blos
die weiblichen Zeugungstheile, und nahm-, durch diese Beobachtung verführt, die
Skorpionen für Hermaphroditen an. Aber schon die Analogie aller übrigen Insekten
macht diese Meinung sehr unwahrscheinlich, und durch meine Beobachtungen wird
sie völlig widerlegt. In der That sähe auch Meckel selber die männlichen Geschlechtsorgane
bey einem Tunesischen Skorpion, wie aus Fig. 24.. Tab. VIII. des zweytCn
Heftes seiner Beyträge erhellet, wo diese‘Theile abgebildet sind. Allein in der
Ueberzeugung, dafs beym Europäischen Skorpion keine andern Zeugungstheile, als
die von ihm gefundenen,, vorhanden wären, hielt er die bey der Tunesischen Art beobachteten
für einerley mit diesen, und leitete die abweichende Bildung beyder , die
wirklich Geschlechtsverschiedenheit war, von der Verschiedenheit der Art ab. Uebri-
*). A. a. O» S« xiau ;