Die Brust hat, von oben betrachtet, einige Aebnlichheit mit der der Skorpionen.
Von dieser Seite ist sie, yyie bey den letztem, durch eine schildförmige Platte bedeckt,
die vorne eine Wölbung hat, auf welcher die Augen sitzen. Ihre untere Fläche
aber ist von ganz anderer Bildung, wie bey den Skorpionen. Auf dieser Hegt eine
hornartige Platte,! welche die Gestalt eines Polygons hat, in dessen Umkreis die
Wurzeln der Füfse befestigt sind.
Jeder Fufs besteht, die Wurzel mitgerechnet, aus sieben Gliedern, von welchen
das letzte mit Krallen versehen ist, wie bey den Skorpionen. Aber in der Gestalt
dieser Glieder .findet eine sehr grofse Verschiedenheit zwischen den Spinnen und den
letztem statt * *),
Die zu beyden Seiten der Kinnladen befestigten Fühlhörner sind, mit Einschiuls
der Wurzel, fünfgliedricht, aber von sehr verschiedener Form von beyden Geschlechtern.
Bey dem Weibchen ist das erste und dritte Glied kurz und einem abgestumpften
Kegel ähnlich; das .zweyte cylindriseh, etwas gekrümmt und das- längste von
allen; das vierte und fünfte ebenfalls cylindriseh und von mittlerer Grofse, und das
letztere bey der Kreutzspinne mit einigen, von Rosel * *) abgebildeten Krallen an der
Spitze versehen. Bey dem Männchen haben die drey ersten Glieder die nehmliche
Form, wie bey dem Wreibchen. Aber das vierte Glied gleicht einem Trichter, aus
dessen weitern, nach oben gekehrten Oeffnung das fünfte Glied in der Gestalt eines
Löffels hervorragt, in dessen Höhlung ein runder, häutiger, zur Zeit der Begattung
anschwellender und an der Spitze mit mehrern haken- und schraubenförmigen Knorpeln
besetzter Körper liegt.
Zwischen den beyden Fühlhörnern befinden sich die Frefswerkzeuge, die aus
den beyden Kinnbacken, den zwey Kinnladen, der Unterlippe und der Zunge bestehen,'
Die beyden Kinnbacken liegen gleich unter dem -vordem Rande des Rückenschilds
vor den Augen, von keiner Oberlippe bedeckt. Sie bestehen aus zwey Thei-
len, einer Wurzel, die einem abgestumpften, von zwey Seiten etwas zusammenge*)
Eine Beschreibung und Abbildung der Füfse Ton der Kreutespinne findet man unter andern in RöseFs
Insektenbelustigung. Th. i . S. a5a. Tab. X XXIX. f. 6. 8.
**) A. a. O. Tab. XXXIX. f. j. a.
drückten Kegel gleicht, und einer Klaue, die mit der äussern Seite des Gipfels jener
Wurzel so verbunden ist, dafs die-'Spinne dieselbe aufrichten und niederdriieken kann.
Beym Niederdrücken legt sich dieser Theil in eine Rinne der Wurzel, die auf beyden
Seiten mit einer Reihe scharfer Zähne besetzt ist. Die ganze Kinnbacke kann von
dem Thier zurückgezogen, hervorgestreckt und bey manchen. Spinnenart’en noch auf
andere Art bewegt werden. Sie hat aber keine reibende Fläche und also eine ganz
andere Funktion, als die Theile, die bey den übrigen Insekten den Namen der Kinnbacken
führen.
Gleich unter den Kinnbacken sieht man die beyden Kinnladen. Von diesen ist
der äussere Rand convex, knorpelartig und mit langen, aufwärts-gekrümmten Borsten
besetzt; der innere bey den meisten Arten fast gradlinicht, fleischicht und stark
behaart. Ein einzelner starker Haarbüschel befindet sich auf dem obern Ende der
Kinnlade. Auf der untern Seite derselben, geht eine grade Linie von oben nach unten
herab, welche ebenfalls mit langen, nach innen gekehrten, Haaren besetzt- ist.
Zwischen den beyden Kinnladen; auf der untern Seite des Körpers,- zeigt sich
die Unterlippe und über dieser die Zunge. Jene ist knorpelartig, ohngefähr halb so
lang, als die Kinnladen, und einem länglichten Viereck ähnlich, dessen obere Ecken
nach der Verschiedenheit der Spinnenarten mehr oder weniger abgerundet sind. Die
Zunge ist fleischicht, bey der Aranea Diadema, Ar. domestica, Ar. atrox und überhaupt
bey den meisten Spinnenarten etwas länger als die Unterlippe, drey eckig, und
an den Seiten sowohl, als an der Spitze behaart. Auf ihrer untern Seite, in der
Mitte, befindet sich bey diesen Arten eine länglichte, mit Haaren besetzte Spalte,
welche der Mund ist. Bey einigen andern Spinnen, unter andern der Lycosä saccata
Latr. liegt der Mund unter der Zunge, und diese ist blos ein kleiner, fleischichter
Kegel. Hier sind Zugleich die Kinnladen nicht flach, wie bey jenen, sondern auf
der obern Seite hohl, auf der untern erhaben.
Alles ist also an den Frefswerkzeugeff der Spinnen anders als bey den Skorpionen.
Nicht weniger verschieden ist auch bey beyden die Lage der zum Athemholen
dienenden Oeffnungen. Aul der untern Seite des Leibes, wb diese Oeffnungen bey
den Skorpionen liegen, zeigen sich bey den Spinnen nur drey Paar kleiner schwarzer
Eunkte, von welchen es mir zweifelhaft ist, ob sie wirklich Stigmata sind, und auch
diese sind nur bey einigen Arten, z. B. der Kreutzspinne, sichtbar. Sehr deutlich