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Sn der Nähe des Rückenmarks, noch drey kleinere Nervenpaare r, r, r n. s. w .,
deren Verbreitung mir aber, ihrer Zartheit wegen, zweifelhaft geblieben ist. Uejrcr-
haupt mufs ich das Gehirn zur weitern Untersuchung an frischen Skorpionen empfehlen.
An den Exemplaren, die ich zergliederte, war dieses Eingeweide so weich,
dafs ich den Bau mancher Theile desselben nicht deutlich zu erkennen im Stande
gewesen bin.
Dies sind die Resultate meiner Anatomie des Skorpions. Hätte ich Gelegenheit
gehabt, lebendige Thiere dieser Art zu untersuchen, so würde ich vielleicht über
manche, das Athemholen, die Verdauung und Ernährung derselben betreffende Punkte
noch mehr Aufklärung haben geben können, als jetzt der Fall ist. Doch scheint
mir soviel durch meine Beobachtungen ausgemacht zu seyp: Dafs der Skorpion in
anatomischer Rücksicht das Bildungsglied zwischen den Grustaceen und Insekten aus*
*macht, dafs er, aber noch mehr mit den erstem, als mit den letztem gemein hat, und
dafs er entweder jenen in einer besonderu Familie zugesellt werden mufs, oder dafs
die Crustaeeen mit den Insekten wieder vereinigt werden müssen.
Bekanntlich zählte man bisher zu den Crustaeeen die Krebse und die Kiemen-
füfsler (Monoculi L.),
Die anatomischen Kennzeichen der erstem sind Ein kurzer, fast in grader
Richtung zum After gehender Nahrungscanal; zwey ästige und knotige blinde Gefäfse,
die sich zu beyden Seiten in den Nahrungscanal öffnen und die Stelle der Leber zu
vertreten scheinen; ein mit einer Kämmer und .einer Vorkammer versehenes Herz,
welches hinter dem Magen nach der Rückens eite zu liegt; Werkzeuge des Athem-
holens, die den blätterartigen Kiemen der Fische ähnlich sind und sich auf beyden
Seiten der Brust unter dem Brustharnisch befinden, welcher Oeffnnngen zur Aüfnah.
me des Wassers hat; ein Gehirn, welches aus zwey Halbkugeln und einem ringförmigen,
den Schlund umfassenden Fortsatz besteht; ein Rückenmark, das sich vom
Kopfe bis in den Schwanz erstreckt und'faus mehren?. durch starke Nervenstränge
verbundenen Knoten zusammengesetzt ist; zwey Hoden bey dem Männchen und
eben so viele Eyerstöcke bey dem Weibchen, die zu beyden Seiten des Magens liegen,
und deren Ausfubrupgsgänge sich bis zum ersten Gliede des vierten Paars der Beine
bey dem Männchen und des dritten Paars bey dem Weib.chep erstrecken, wo die
erstem auf jeder Seite in eine Ruthe und die letztem in eine Mutterscheide übergehen.
Man siebt, dafs es hier keme andere wesentliche Abweichung von dem Bau des
Skorpions, als die doppelte Höhlung des Herzens, giebt. Diese ist freylich ein Beweis
eines vollkommenem Umlaufs des Bluts bey den krebsartigen Thieren und einer
nähern Verwandschaft derselben mit den Thieren der höh'ern Classen, als man bey
den Skorpionen annehmen kann. Will man aber blos dieser Verschiedenheit wegen
die Skorpionen von den Crustaeeen trennen, so werden auch die Kiemenfiifsler, die
ebenfalls ein einfacheres Herz als. die Krebse haben, von den letztem entfernt und zu
einer eigenen Classe gerechnet werden müssen, und so wird eine ganz zwecklose
Vervielfältigung der Classen in der Zoologie entstehen.
Es fehlt zwar in Betreff der Kiemenfiifsler noch an genauem anatomischen Untersuchungen.
Doch läfst sich nach den Beobachtungen, die Ramdohr *) über die
Daphnia sima, Jurine **) über den Argulus foliaceus und Schaffer ***) über mehrere
jener Thiere bekannt gemacht hat, an der sehr nahen Verwandschaft derselben
mit den Skorpionen nicht zweifeln.
Ramdohr Fand bey der Daphnia sima Müll, einen geraden Nahrungscanal mit
zwey blinden Anhängen, welche nach dem Kopfe herauf lagen; ein Herz, welches
über dem Magen nach dem Rücken zu lag, und eine länglichtrunde, oben spitzige
Gestalt hatte; zwey gröfsere Gefäfse, die aus der Spitze des Herzens ihren Anfang
nahmen, und von welchen das, eine hinter dem Darmcanal im Unterleib herablief, das
.andere nach dem Kopfe gieng und sich zwischen den zweyspaltigcn Fühlhörnern
verlohr; zwey Eyerstöcke, die zu beyden Seiten des Darms im Hinterleibe lagen.
Bey dem Argulus foliaceus beobachtete Jurine ebenfalls einen geraden Nahrungscanal
mit zwey ästigen Seitengefüfsen, die aus dem vordem Theile des Magens entsprangen.
An dem hintern Ende des Magens fand sich hier eine Art von Blinddarm
.mit zwey wurmförmigen Fortsätzen. Das Herz lag auch bey diesem Thiere über
*) Mikrographische Beyträge sur Entomologie und Helminthologie. Th. I. S. 32.'
•**) Annales du Muséum d’Hist. nat. T . VII. p. 451.
* * * ) Der krebsartige Kiefenfu.fs. S. 64, — Die grünen Armpolypen, die geschwänzten und ungeschwänzten
Wasserflöhe u. s. w. S. a8,