Rosei *) hat auch schon von den innern weiblichen Zeugungstheilen der
Kreutzspinne Zeichnungen geliefert, aus welchen sich ergiebt, dafs bey trächtigen
Weibchen dieses Thiers der ganze Hauch mit Eyern angefüllt ist, und dafs die
letztem in einer Haut eingeschlossen sind, die in der Gegend, wo die äussern
weiblichen Geschlechtstheile liegen, zwey ziemlich grofse Oeffnungen * *) hat, durch
welche die_Eyer ausgeleert werden. Rösel hat zugleich bemerkt, dafs der Sack.,
worin die Eyer eingeschlossen sind, durch' eine Scheidewand ***) der Länge nach in
zwey Behälter abgesondert ist, Uebersehen hat er indefe, dafs jeder der letztem
durch eine andere Scheidewand wieder der Queere nach getheilt ist, und dafs unter
dem Eyerstock ein Organ von sehr merkwürdiger Bildung liegt, welches zur Aus*
treibung der Eyer zu dienen scheint.
'Jene Scheidewände des Eyerstocks bestehen aus einer festen Haut, welche oben
an einem knorpelartigen Bogen befestigt ist. Die längliehte Scheidewand hat keine
Oeffnung. Die beyden Queerwände aber sind durchbohrt. Es giebt daher keine
Verbindung zwischen den beyden Hauptkammern; aber aus der'hintern Abtheilung
findet ein Zugang zu der vordem statt, und die in der erstem befindlichen Eyer
müssen erst in die letztere gelangen, ehe sie ajisgeleert werden können.' . Dieses
Umstandes wegen ist es wahrscheinlich, -dafs die Kreutzspinne ihre Eyer zu zwey
■ verschiedenen Zeiten legt,
Das gedachte, zur Austreibung der Eyer dienende Organ ist eine ovale, längs
dem Bauche, zwischen den „äussern Zeugungstheilen und den Spinnwerkzeugen lie-*
gende Platte, die aus einer grofsen Menge kleiner schraubenförmiger, aufs wunder*
bartse unter einander zusammengesetzter Knorpel besteht. Es giebt wenig Organe inj
ganzen Thierreich, die an kunstvollem Mechanismus mit diesem zu vergleichen sind.
Jeder einzelne Knorpel greift aufs genaueste in die ihm zunächst liegenden ein, und
glle sind ausserdem noch durejh eine starke Haut unter .einander verbunden *'***),
*) A. a. O. T ab , X X X IX . f. i. 2. 5, i .
**) Rösel d. a. O. f. 4. 1. m.
*** ) Rösel a. a.' O. ?. 3. b ,»
? * * * ) Zeichnungen von diesem und noch einige»' andern Organen der Spinnen werden in dem folgenden
Jäeft nachgeliefert w.erd&JV
Vön ähnlichem Bau, wie' bey der Kreutzspinne, habe ich die innern weiblichen!
Zeugungstbeile bey einer Spinne, die in manchen andern Stücken von jener sehr
verschieden ist, bey der Äranea bipunctat» ii. gefunden-. Die unter einander verbundenen
Knorpel, welche zur Austreibung der Eyer dienen-, sind indefs bey der letztem
von weit einfacherer Struktur als bey jener. Hier habe ich ihrer nur acht angetroffen,
die-in zwey Reihen,- von* welchen jede' ihrer vier neben einander liegende enthält,
geordnet sind. An den äussern - Zeugungstheilen fehlt das länglichte Organ '
welches die Kreutzspinne besitzt. Dieses scheint daher bey der Befruchtung keine
wichtige Funktion zu haben. Vielleicht dient dasselbe zum- Ordnen und Befestigen
der gelegten Eyer.
Soviel ich nach meinen" bisherigen Beobachtungen Urtheilen kalin, scheint mir
die Paarung der Spinnen auf folgende Art vor sich zu gehen % Das Männchen bringt,
wie es von Listen, Lyönnet, Clerk und Degeer beobachtet ist, abwechselnd bald der!
'einen , bald den andern eichelförmigen'Körper der Fühlhörner ih die runde'Oeffnung;
die wir bey der Aränea atrox und mehrern andern Spinnen- an den äussern' weiblichen
Geburtstheilen antrafen'. Hierbey greifen die-haken- und schraubenförmigen Theife ,
womit- -jener Körper an der Spitze' versehen ist,- ih die Knorpel ein, diu inwendig zu
beyden-Seiten der weiblichen Zeugungsöffnung liegen, und verhindern den Rückgang
der Eichel, Diese vorläufige Paarung wird solange fortgesetzt, bis- der Gesehlechts-
trieb bey beyden Individuen aufs höchste gesteigert ist. Erst dann tritt die eigentliche
Begattung ein, und diese geschieht, indem das Weibchen die beyden knorpelartigen
Warzen, die wir bey der Aranea atrox- über der Zeugungsöffnung fanden,
In die beyden Spalten bringt, die bey dem Männchen zwischen den Kiemen liegen.
Diese Vereinigung dauert aber1 wahrscheinlich nur einen Augenblick , und es läfst sich
daher erklären, warum sie von allen Beobachtern bisher übersehen- ist.
Ausser den Zeugungstheilen befinden sich in und an dem Hinterleihe der Spinnen
noch die Spinn Werkzeuge. Diese Organe sind schon von Leeuwenlioek *), Frisch **),.
*) Continuatio arcanorum nat. detect. in Opp, T . IIL p» 3i 4v
Beschreibung von allerlcy laschten u. s. w« Th. 7.
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