»Weibchen im Glase safs noch ein anderes, mit welchem dasselbe Männchen sich
» auf gleiche Art begattete. Von diesem wandte es sich wieder zu dem ersten, und
»so gieng ‘es unaufhörlich von einem zum andern fast drey Stunden lang. Folglich
»ist ein Männchen im Stande, mehr als ein Weibchen zu befruchten, und es ist
»unglaublich, mit welchem Liebeseifer jedesmal das Geschäft wiederholt wurde.
»Bey vielen andern Arten läuft das Männchen allezeit Gefihr, für, seinen Liebesan-
» trag schlecht belohnt,' gewürgt und gefressen-zu werden« *').
Durch digse, so übereinstimmende Erfahrungen- der geübtesten Beobachter
scheint der Satz, dafs die männlichen Geschlechtstheile ihren Sitz in dem äussersten
Gliede der Fühlhörner haben, so ausgemacht, wie irgend einer in der Naturkunde zu
seyn. Und doch ist nichts zuverläfsiger, als dafs alle jene Männer nicht die Paarung
selber gesehen haben. Was sie bemerkten, War bi'os das Vorspiel, und nur ■ .zu* diesem
dienen die eigenen Organe, die man an den letzten Gliedernder männlichen Fühlhörner
findet. Die äussere Oefihung der wahren Geschlechtstheile des Männchens liegt
an der nehmlichen Stelle, wo sich die weiblichen Geburtstheile nach aussen öffnen,
und die eigentliche Begattung-geschieht, indem bey de Geschlechter diese Oeffnungen
gegen einander drücken,-dauert aber wahrscheinlich nur eine so kurze Zeit, dafs
man sie, ohne auf die Beobachtung derselben vorbereitet zu seyn, nicht leicht wahrnimmt.
Die Beschreibung des Bau’s der innern Geschlechtstheile wird alle Zweifel an
der Richtigkeit dieser Behauptung heben:. Ich werde zuerst erzählen, wie ich die,
Zeugungstheile an der Aranea domestica gefunden habe, und mit der Schilderung der
weiblichen Organe anfangen.
Auf der untern Seite-des Leibes, zwischen den beyden Spalten, die zu den Kiemen
führen, liegt eine kleine halbkugelförmige, knorpelartige, von Haaren entblöfste
Hervorragung (Fig. } 5. c.) und auf der inwendigen Fläche der Bauchschuppen, worauf
sich diese Flervorrägungbefindet, trifft man unter der letztem zwey .Warzenförmige,
ebenfalls .knorpelartige Theile an, die in der zoten Figur 'bey o in Verbindung, mit
den Kiemen, und in den Säten Figur bey a, a in Verbindung mit den Eyerstöcken
abgebildet sind. Diese einfachen Organe sind die einzigen äussern Geschlechtstheile,
die ich bey der Hausspinne habe entdecken können. Die innern Zeugungstheile sind
Degeer’s Abhandl. zur Gesell. der Insekten. Uebers, von Goeze, B, 7. S. 100.
eben so"einfach. Sie bestehen aus zwey häutigen, zu beyden Scitäi des Darmcanals
neben einander liegenden Schläuchen ,(Fig. 32. d. d.), deren obere Enden nach der
Gegend der beyden warzenförmigen Körper a, a. gehen, und an deren obern Fläche
die Eyer O, O in traubenförmiger Gestalt hängen, Die äussern-dieser Ey er sind die
großem, die innern die kleinern. Bey dem Thierey nach welchem die Szte-Figur
gezeichnet ist, schien mitten durch jeden Eyerstock ein Gef als von-oben nach unten
zu gehen. Bey andern Exemplaren habe ich. dieses Gefäfs nicht gefunden.
Um die Organe an den Fühlhörnern, die man bisher für die männlichen
Zeugungstheile hielt., zu untersuchen , ist'es nöthig, die Spinnen in siedendem
Wasser zu todten. Die, eichelförmigen Körper der Fühlhörner schwellen dann
an und bleiben mehrere Tage nach dem Tode des Thiers’ in diesem Zustande., Doch
darf man die Spinne nicht langer als einige Minuten in dem -heissen Wasser lassen.
Auch mufs sie gleich, nachdem sie heraüsgenommen ist, in Weingeist gesetzt werden.
In diesem Zustande.der Anschwellung haben die beyden letzten Glieder der Fühlhörner
die in Fig.-35 und 36 vorgestellte Gestalt. Das vorletzte trichterförmige Glied p
hat am Rande drey grofsere und mehrere kleinere länglichte Fortsätze. Der angeschwollene
eichelförmige Körper a des letzten,Gliedes ist vermittelst einer Ausbreitung
seiner äussern Haut am Rande des Iöffelförnligen Knorpels ß befestigt, und mit dem
Ende der Eichel sind die kleinen Knorpel n verbunden. Diese verändern ihre gegenseitige
Lage und erscheinen bald so,, bald anders, je nachdem die Eichel mehr oder
weniger angeschwollen ist. Die letztere besteht aus einer weissen, dünnen, doch sehr
festen Haut. Nirgends ist an ihr eine Oeffnung zu entdecken. Es giebt in ihr nichts,
was Aehnlichkeit mit einem Zeugungsstoff hätte, und eben so wenig findet man in ihr
und in den übrigen Theilen der Fühlhörner Gefäfse oder sonstige Organe, die zur
-Absonderung einer Flüssigkeit bestimmt seyn könnten.
Diese letztem Umstände beweisen schon, dafs die eicheiförmigen Körper nicht
die männlichen Geschlechtstheile seyn können, und bey weiterer Untersuchung findet
inan wirklich auch im Unterleibe da, wo bey den Weibchen die Byerstöcke liegen,
. zwey länglichte häutige Schläuche A, A (Fig. 33) , die nichts anders seyn können, als
die Hoden, die aber keinesweges mit den Fühlhörnern in Verbindungsstellen, sondern
sich durch zwey enge, geschlängelte Gefäfse r, r an demselben Ort (Fig. 14), wo
bey dem Weibchen der äussere Zugang zu den Eyerstöcken ist (Fig. 15. c .) , nach
I
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