Die Aliming eines inneren Znsammenlianges im System der Natur dürfen wir allerdings
als die Knospe begrüfsen, welche die Empirie des ersten Jahfhnnderts der
Wissenschaft sicli endlich gelrieben, aber noch ist es nicht leicht, diese Knospe zur
Entfaltung zu bringen.
Jene unendlichen Schwierigkeiten für eine Aufgabe, wie nur der Ahschlufs der
wenigen vorliegenden Blätter solche erfaliren mufste, zu kennen und nicht znrück-
zuschrecken oder doch zu ermüden, sondern sie zu überwinden, so fester Entsclilufs
mag vielleicht nur durch die Erfahrung erklärt werden, dafs wälirend eines langen
Zeitraums imiper etwas und endlich doch viel besiegt werden kann und dafs im Verlaufe
von dreifsig Jahren emsiger Bestreliung für ein Ziel, jeder Tag seinen Vorgänger
zu belehren vermag.
Die gröfste Schwierigkeit bei dergleichen Arbeiten bleibt, sobald einmal das Prin zip
zur Klarheit gelangt ist, das Vergleichen der literarischen Quellen. Werfen wir
einen Blick auf die Bibliotheken mancher öffentlichen Anstalten, wie auf die der Pr ivatsammler
und vergleichen dann die Bestimmungen ihrer Exemplare, so werden wir
wenig Befriedigung finden. Wir wissen, dafs selbst in England, wo die Verhältnisse
Alles zu besitzen erlauben, auch den berühmtesten Schriftstellern sogar während der
Bearbeitung allgemeiner systematischer Uebersichten, Werke, wie das von unserm
N a u m a n n und anderen Deutschen, gänzlich unbekannt waren, und dennoch ist
eine gründliclieArbeit dieser Art nicht möglich, wenn wir niclit unparlheiisch Alles beachten.
Gesetzt aber die Ansicht eines seltenen Werkes wird möglich, dann fehlt
wieder eine Vergleichung mit anderen, die man, um sicher bestimmen zu können,
daneben legen mufs und deren Erlangung erst nach längeren Zeiträumen ermöglicht,
oft ganz verschiedene Ansicht erzeugt. Endlicli ist zu beachten, wie grofs der Zeitverlust
ist, den im glücklichsten Falle das Studium colossaler Bände mit weitläufig geschwätzigem
Texte für das Leben herbeiführen nuifs.
So dürfen wir uns aber auch nicht wundern, wenn bisher der Gedanke an einen
Zusammenhang und an eine naturgemäfse Verknüpfung aller jener so sehr zerstreuten
und so wenig gleiclimäfsig bekannten Formen mir noch in wenigen proplietisclien
Geistern aufgelaiicht ist. Schon die Mechanik im Studium hat immer mir eine zerstückelte
Kenntnifs möglich gemacht und so ist auch die Anschauung des Ganzen
Stückwerk geblieben.
Ein allen billigen WOnsclien für ein ernstes und umfassendes Studium aller, auch
der neuesten Formen entgegenkommendes Werk, welches die Gattungen und Arten sogar
in ihrem Familienleben und in ihren wechselnden Kleidern in möglichster Vollständigkeit
in ßesclireibiirig und Abbildung darbietet, darf endlich die Hoffnung erwecken,
dafs "jener prophetische Gedanke weitere Beachtung finden und die Ahnung
einst erfüllt werden wird. Solche Grundlage für ein erleichtertes Studium, einst zum
Gemeinbesitz der Forscher geworden, wird jeden Einzelnen in den Stand setzen, die
weitere Durclibildiing derselben seihst mit gestalten und ihrem Abschlüsse sie ziiführen
zu können. Ja, diese Hoffming richtet ihren Blick noch weiter und sieht wohl bereits
verwandte Grundlagen für andere Ablheihingen in ähnlicher Weise geschaffen.
Wenn dann einst die s p e c i e i l e n Hilfsmittel für das Studium der objectiven Natur-,
künde so klar und übersichtlich wie nolhwendig i s t , von dem eigenen inneren Geiste
der Sache belebt, vorliegen, So wird sich auch dieses Sindinni selbst wieder beleben,
denn ein Menschenleben wird für den Einzelnen dann wieder lang genug sein, um zu
einem Grundgedanken für die Anschauung derMannichfaltigkeit sich erheben zu können.
An die Stelle der uralten Klagen, dafs all’ unser Wissen nur Stückwerk sei, wird auf
diesem Wege auch für das Specielle ein Studium eintrcten können, dessen selbstbewufste
Befriedigung sich mit einer hölieren Bestimmung menschlicher Forschung, mit
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der Erkenntnifs der klaren Harmonie im ganzen Weltall und im Weltlehen innig vereint.
Die zweite Hälfte dieser Vorlage, welche die B a nm v ö g e l enthält, folgt unmittelbar,
nni durch diese dritte Ordnung die vorläufige Erklärung des Systems abschliefsen
zu können. Auch das specielle Werk hat hierdurch seine feste Basis gewonnen und
kann von jetzt an, nachdem die ersten viertausend Abbildungen erschienen sind, schneller
fortgesetzt werden.
Zum besten Danke fühle ich mich besonders Denen verpflichtet, welche durch
Darleihung ilires Besitzes mir Beistand geleistet, was in jedem einzelnen Falle im Texte
für das specielle Werk treulich angezeigt wird, dann aber auch Denen, welche die
richlige Ansicht hatten: dafs es besser sei, wenn ich etwas Vollständiges und nach end