bereit, nach anderer-Biclitiing ilirer Willkülir, nach neuen Aeliiilichkeiten die Stellung
ilirer nicht aus innerer Notliwcndigkeil verhiiiideneii Stul'eii zu iindcrii oder zu lösen.
Jene langen S c h i I d e r i i n g e i i von ClassificatioiissUifen mit ihren zahllosen „ e n t w
e d e r — o d e r “ — „m e h r oder m i n d e r “ —■ ,,k l e i n oder g r o f s “ — „ s t a r k
oder s c h w a c h “ — „ k u r z oder l a n g “ — „ k r u m m oder g e r a d e “ — . . s c h a r f
oder s t i im p l “ u. s. w. sind jedenlalls lînsqiiille auf die positive Keiiiitiiifs und positive
Li i i i i é i s c l i - 11 l ig e r i soll e Spraclie für die Natu r, welche, doch immer nur das
Positive ausgesprochen verlangt. Wenigstens vyird NieinamI jene zur Gewohnheit gewordene,
heutige Sprache als d I a g o n o s t i s c l i erkennen, da sie in allen Uezicliiiiigen
eine schwankende, nichtssagende, immer sich seihst widersprechende ist.
Erkennen wir dann noch die Walirlieit an, dafs für eine ii a lii r I i cli e Anordnung
alle Formen, welche durch ein e i n f a c h e s Kennzeichen ühereinstiiiinieiiil erscheinen,
wenn sie ziikammeiigestellt werden, dem i n n e r i i Geiste der Natur in der Regel niemals
und eben so wenig entsprechen, wie man dies am Pllanzcnreiclie in L i n n é ’s
Sexiialsystem sehr bald erkannt hat, so fragen wir weiter; worin liegt also das „ g e h
e im e G e s e t z “ und „ d a s h e i l i g e R ä t h s e l “ jenes i n n e r l i c h waltenden Natiir-
geistes und welche andersartige Ziisanimenstellung wird im Stande sein, eine uns auch
im i n n e r 11 Bewiifstsein beruhigende und befriedigende Aiiscliauuiig von der Ordnung
des in uns aus sich selbst sich reflectirenden Abbildes der lebendigen Natur und des
Naturlebens geben zu können? —
Zu allen Zeiten, in denon Beobachtung der .Natur geübt worden ist, hat neben
jenem siibjecliv beherrschenden, der Natur sich selbsJ v o r s c h r e i b e i i d e i n , auch ein
zweiter Weg, die Formen zu deuten, bestanden; die o b j e c t i v e Anschauung, die
n a c i i g e b e n d o Auffassung des ganzen Naturwesens an sich, d. h. die Ansicht, dafs
dieses Wesen als ein selbstständiges, seibslredendes, sich selbst ordnendes gedacht und
hiernach seinen Platz als Theil des Ganzen, zu dem es gehört, in einer nolliwondigen,
in ihm selbst liegenden Beziehung zu den übrigen Theilen andeiiten und selbstständig
einnelimen müsse.
Diese geistige Operation des objectiven Anschaiiens unterwirft uns der Nothwendigkeit,
voraus alle vorgefafste Meinung, alle einseitige Richtung auf einzelnes Verliält-
nifs aiifgebon zu müssen, um das Wesen des Objectes zuerst in seinem „W e r d e n “ ,
d. h. also in seiner wahren Natur und Gesammlbedeutung zu erkennen und dann
zweitens alle die Beziehungen klar in das Auge zu fassen, in denen alle die sich selbst
ordnenden verwandten Objecte zu ihm und zum G a n z e n gestellt sind.
So werden uns das g e n e t i s c h e und das r e l a t o r i s c h e Prinzip — le développement
et les rapports — die sicliereii Leiter durch das Labyrinth der Formen hindurch,
denn „ d e r Mensc l i k e n n t w a h r h a f t m i r , wa s e r l ia t w e r d e n s e h e n “ ,
lind nachdem er die erste Kenntnifs von einer Sache gewonnen, gelängt dieselbe durch
ihre Einreihung unter die verwandten Objecte, durch das natürliche Ziisammentreten
zum Ganzen, von dem sie ein Theil is t , erst zum wahren inneren Verständnifs, d. h.
ihre Bedeutung wird uns erst klar diircli die Erkenntnifs d e s n o t h w e n d i g e n Z u s
am m e n h a n g e s e i n e s zu u n s e r e r A n s c h a u u n g g e l a n g t e n T h e i l e s mi t
s e i n em G a n z e n ; denn auf diesem Wege hatte auch dieser Theil voraus seine eigne
ganze Objectivilät erlangt, um von uns siihjectiv, d. h. selbstbewnfsl, aiifgefafst werden
zu können.
So wie aller das genetische Prinzip als Urgesetz der Natur selbst, folglich aller
n a t ü r l i c h e n Systematik das Hegitincii von einem Urpiinktc aus, also auch immer im
Verlauf seiner Systematik das Selzen eines Niedern vor seinem Ilöhern und ein Vorschreiten,
von jenem ausgehend liis zu diesem fortschreitend, erlordcrt; dann zweitens
die Einreihung des integrirenden Theiles zu seinem Ganzen; ebenso ist auch natürliche
Systcmalik nicht denkbar, ohne zuvor im relatorisclien Prinzipe beginnend, einen
prüfend verglcicheiiden Blick auf den ganzen Umläng des iiincrlialh einer Classifications-
stufe zu ordnenden sclieiiiharen Chaos zu werfen.
Wenden wir also das genetische Prinzip jetzt an auf die Eintlieiking der Classe
der Vögel, die wir in ihrer Vollendung als warmblütige Lnftlhiere, als die liochst-
gestelltcn Bespiralionslhiere erkennen, welche fähig sind, die höheren Regionen der
Atmosphäre lliigfertig zu durchkreiseii und von den Gipfeln der Bäume ihre modii-
lirten Stimmen ertönen zu lassen, so müssen wir , um Anfang und Ende in ihrem in
der Natur selbst liegenden Systeme zu linden, bei einem Ueherhlicke üher die Ge-
saiTiiiilmasse dieser Classe zuerst Vögel aufsiicheii, welche von diesem erfahrungs^emäfs
iirlyiiischcn Charakter oder von diesem Ideale des Vogels am weitesten fern stehen,
denn auf diesem Wege können wir die erste Hälfte der Aiif'gahe lösen.
Soll aber überhaupt die Classe der Vögel in ihrem Systeme ans der Natiirnotli-
wendigkeit selbst erkannt werden, so gilt dieses zweitens dieser Classe selbst nimmermehr
in isolirtem Verliällnifs allein, sondern es gilt auch ih r nur als einem Theile
seines Ganzen: des T h i e r r e i c l i s , und eine „ n a t ü r l i c h e “ Einlheiliing unseres Theiles,
der Classe der Vögel kann es nicht geben ohne Hinblick auf das höhere Tliierreich,
auf die Wirbelthiere, zu denen als Tlieil die Vögel gehören.
Sind mm die Wirbelthiere von ziemlich alter Zeit her in ihren v i e r Classen in
riclitigem Takte, d. h. als nalurgemäfs sich selbst theilend, aiifgefafst worden, so kann
auch jede Classe derselben mir in v i e r Ordnungen zerfallend, vor uns wieder erscheinen,
da diese tlieils die drei übrigen Classen, tlieils ihre eigene naturgemäfs notli-
wendig repräsentiren.
Die gleichfalls alte Eintheiliing in Wasser- und Laiidvöge), welche dann leicht als
S c l iw im m - und W a d v ö g e l , dann a l sB a i im - und E r d - oder L a u f v ö g e l erkannt
werden, bestätigt sich auch liier vollkommen, indem das erste Glied der Classe der
Fische, das zweite der der Amphibien, das dritte der eigenen Classe der Vögel als
Typus lind das vierte als Dellex zu den Säugelhie ren, diesen entspriclit, wie Organisation
lind Lebensweise durch anatomischen Befund und physiologisclie Erscheinung
dies deutlich mit Beweisen belegen.
Den oben als nolhwendig für den Aiiläng gesuchten, niedrigsten Abstand vom
höchsten Typus des vollendeten Vogels repräsentirt uns in der lebendigen Vogelwelt
wirklich der P i n g u i n ; er ist der Urpunkt im Systeme der Vögel, denn er bleibt sein
ganzes Lehen hindurch auf dem der Bedeutung des höchstorgaiiisirten Luftvogels ent-
gegengeselzten Wasserelemente gefesselt, und niemals ilfigge werdend, auf dem Ent-
wickeliingsbeginnen des erst aus dem Ei gekroclienen Nestvogels bis an’s Ende seines
Lebens in gesetzlicher Hemmung verharrend, und seihst sein ganzes Benehmen und
seine Stimme verkündet die Wahrheit, dafs er wie in orgaiiisclier, so auch in geistiger
Begabung vom Typus des Baumvogels noch am allerweiteslen fern steht. Die Gruppe
der gleichfalls niemals flügge werdenden S t r a u f s e n ist diesen Fiscliformeii offenbar