In noch ungleich ceicherei- Fälle entwickeln sieh die Mittelglieder der dritten
Cohorte, die T a u b e n ; während auch hie r die Üebergangsglieder, die erste Familie
der Megapodinae und die letzte der Alectorinae, an Formen nur arm sind. Jene
Wa l i h n h n e r oder Megapodinae, deren Sitten ich in meiuom liucho; „!Me Vögel
Neuhollands" nach G o u l d weitläulig beschrieben, treten hier auf als Wiederholung
der Wasserhühner im Charakter der Tauben und Leipoa und Mesites würde selbst
der Laie für wirkliche Tanben zu halten geneigt sein. Die ISa 11 e n t aub en mit ihren
nackten Läuten und die eigenlliohcn Tauben oder Ba i imt a u b e n sind es vorzüglich,
die in viele Gruppen zerfallen, welche in isolirler Betrachtung gesehen, die Schriftsteller
zu unnatürlichen Versetzungen veranlafsten, die eben dann widernatürlich erscheinen,
sobald man den klaren Zusammenhang mit ihrem Anfang und Ende und mit
ihren- weiteren Beziehungen einmal richtig erkannt hat. Diese dritte Cohorte repräsenti
rt die Banmvögel unter den Hühnern, folglich müssen die Jungen der Tanbcu
Nesthocker sein, so gut wie die Jungen der Pelikane und Reiher, und nichts kann uns
veranlassen, die Tauben um dieser Entwickelung willen als. Nesthock er, aus-ilnier nothwendigen.
und naturgemäfsen Verbindung zu lösen; denn dieses Einlreten der Tauben
als Nesthocker liier zwischen Rallen und Hühner, aus denen sie und welche ans ihnen
sich deutlich entwickeln, ist ja eben einer von den tief im Wesen der Entwickelung
ihrer Typen begründeten Schrille der eigenen Natur. Dieser neslliockende Zustand
überall in der dritten Cohorte, soll und kann ja nichts anderes sein als eben der Beweis
für die Analogie in der Organisation wie im ganzen Leben des Baiimvogels, fibcrall
aber in dem Charakter seiner Ordnung geboten. So waren jene Pelikane unte r den
Schwimmvögeln als Nesthocker, entwickelt im Charakter der rohen Fischraiibvögef,
welche ihre Beute dem nassen Elemente ganz und lebendig entnehmen und' ganz und
lebendig vcrscliUicken und ihren Jungen dieselbe Beute gewähren. AehnliclVes kehrt
wieder bei Reihern und Störchen; zwar ist die Nahrmig für die Jungen mannich-
falliger und zarter, doch immer ähnlich beschaffen. Die Baumvögel, welche durchaus
Nesthocker sind uind den Beweis geben, dafs dieser nesthockende Zustand als
schroffster Gegensatz in den Entwickeliingsmomenten eben darum, weil er zwischen
diese schroffsten Gegensätze einüitt, das Höhere zu gewinnen vermag, so wie der
Mensch unte r allen Geschöpfen der längsten Erziehung bedarf: diese Nesthocker bieten
gleichfalls ihren Jungen die zarteste Nahrung, so dafs selbst KörneiTresser dieselben
mit Insekten aurfültern und erst später zu der Körnernaliriing den Uehergang
machen. Ganz abweichend hiervon geschieht aber die Ernährung der iiesthockenden
Jungen hier bei den Tauben im Charakter ihrer Ordnung, welche den Dellex zu den
Säugthieren offenbarend, nicht allein anatomisch, sondern auch physiologisch die Verfolgung
dieses Zieles naturgetreu ausüben mufs. Das W e s e n t l i c h e besteht hier
darin , dafs in dieser letzten Ordnung der Vögel auch für die Erziehungsweise dos
Säugtliieres ein Deispiel in den Tauben uns vorliegt, denn auch die Tauben ernähren
ihre Jungen mit einem z i i b e r e i t e l e i i Milclibrei und bieten die nächste Analogie für
das Sängen der Säiigthiere mit Milch ganz offenbar dar. Das ist der räthselliafl
scheinende und dennoch im tiefsten Zusammenhänge mit dem Lehen begründete Weg
der Natu r, auf dem sie in differenten Momenten andeutet, was sie erstrebt und was
sie geschaffen für den gemeinsamen Zweck. Nur der unbegrenzte Umhiick auf alle
diese Momente vermag es, die Bausteine für das Geliäude des Natiirsystems zu linden
und jene Spuren zu ahnen, auf denen sie selbst in der Natur sich zu ihrem Ahsclikisse
vereinten.
Sowie die Banmvögel durch die Raubvögel sich abschliefsen und als Geier den
Typus der Hühner liereilen, ebenso müssen auch die Tauben mit jenen Formen ab-
schliefseii, welche vermöge der drohenden Pliysiognomie und der VVaclishaut schon die
Vorzeit mit den llaiilivögeln verglichen und ziisammengestellt hat, nämlich den Hokkos,
welche in der iialflrhclisten Weise den Ausgang der Tauben bestimmen. Sie leben
wie die Tauben gesellig, zur Rcgattungszeit monogarniscli gepaart in den Wäldern,
nisten wie diese auf liäuinen, nähren sich von Beeren, Körnern und Knospen wie diese,
hauen ihre Nester wie diese, legen ihre wenigen grofsen weifseii Eier wie diese, haben
eine sehr älinlichc Stimme und ein eben so wolilsclimeckendes Fleisch. Die Dick-
schnalicllaiiben Treron und Trygon, sowie die Kronenlauhe, Goura, sind die be-
stiiTinitesten Bindeglieder zwischen den Tauben und Penelope, welche mit den Hokkos
sich iinzcrlreiinlicli vereinigt. Der Çariama isl endlich unter den Tauben der Straufs,
dennocli Baiimnister und mit dem weifsen Fleische der Taube versehen, auch wie
Marail und Hokko sich in weiter Ferne durch seine Stimme verkündend.
Die Cohorte der H ü h n e r v ö g e l beginnt auch mit einer kleinen Familie, welche
die letzte Andoiiliing auf die Wasserhiihner ziirückgiebt; cs sind die in Oasen und
Morästen sich herumtreihendeii P e r l - und T r u t h ü h n e r , zwischen welche die Tinamus
oder Sliitzliülmer naturgemäfs eintrcten. Auch sie zeigen bereits durch Nisten
am Boden und das Legen vieler Eier, durch Verschlucken von Sand und Steinen neben
ihrer Nahrung, die aus Beeren und harten Früchten und Gewürm und Insekten besteht,
durch ihre Bcgrüfsung des anbrechenden Morgens und durch ihre behende Be-
wegung am Boden ihre Hülinernatiir, obwol es nicht unwahrscheinlich ist, dafs sie noch
in Monogamie leben. Das Endglied, die vor uns stehende seltene Tinamotis, tritt als
erste Potenz für die Laiiriinliiier auf.
Die zweite Familie, die der Wa l d h ü h n e r , entfaltet sich als formenreiche, üher
alle Tlieile der Welt sich verbreitende, durch immer kleinere Gruppen unterbrochene
und immer wieder neu beginnende Reibe.
ln der ersten Abtlieilung treten die S t r a n d l u i h n e r auf; an den merkwürdigen
Scheideiivogel schliefsen sich Thinocorus und Attagi s an, iirid wir freuen uns, endlich
zum erstenmale die paradoxe Gattung T e t r a o g a l l u s hier in ihre richtige Verwandtschaft
stellen zu können.
Die zweite Abtlieilung bringt die R e b h ü h n e r in vier sehr natürlichen Gruppen.
Die erste, die Gruppe der G l a r e o l i n a e , tritt hier zum erstenmale mit ihren unzertrennlichen
Verwandten G l a r e o l a , C a l l i p e p l a , C a c c a b i s und A m m o p e r -
d i x in natnrgemäfser Weise zusammen und gewinnt dadurch den Zusammenhang für
das System der Natur, der ihr bis dahin gänzlich gefehlt hat. Der Schwalbenschwanz
einiger Glareola-hrlcn hat lange davon abgelialten, sie mit ihren natOrlichen Verwandten
zusammenziistellen, ungeachtet andere, freilich weniger bekannte Arten einen eben so
abgesliitzten Schwanz tragen als die Gattungen, welche sich hie r neben dieselbe ge stellt
haben. Die zweite Gruppe enthält die Wa c h t e l n in einer reiclien Enlfallnng
von Formen, bereits im Typus von T a r n i x durch den Verlust der Hinterzelle diF
zweite Andeutung an die Laufhflhner gebend. Die dritte Gruppe trilt mit den
eigentlichen R e p p h ü l i n e r n auf, erst die Sandlifilmer und Wachleih wiederliölend