Die 24 Stunden nach dem Tode vorgenommene Seetion ergoll Folgendes: An verschiedenen Stellen zeigten sich Streifen als
Zeichen fauliger Entmischung. Die Haut war im Allgemeinen mit Blut unterlaufen, die der unteren Extremitäten dunkclviolctt gefärbt.
Eine zarte Membran bedeckte die schon eingefallenen Geschwülste, an denen man noch den Eindruck des Bruchbandes erkannte. Nach
Entfernung derselben entdeckte man einen knotigen unregelmässigen Sack, ähnlich den geöffneten Somcnbläschcn. Aus diesem Sock
quoll eine stinkende faulige Materie. Die Bauchhöhle enthielt eine grosse Quantität blutigen Wassers, aber keinen Eiter. Von Peritonitis
war keine Spur vorhanden. Ebensowenig fand sich eine Hernie. An der linken Seite erstreckte sich der Eitersack in der Fascia
lata bis in dos untere Drittel des Oberschenkels. In dem rechten Schenkel erstreckte sich die Eiter-Ansammlung weniger weil nach
unten, doch ging sie auch bis zum Schenkelring, der sehr erweitert war. Nach Zurücklcgung des Bauchfells zeigte sich ein Geschwür,
dessen Eiter bis in die Geschwülste gedrungen zu sein schicn. Auch in der Brust fand sich Eiter und in der rechten Seite wenigstens
1 Pfd. blutig rothes Serum, während hiervon die linke Seite nur wenig enthielt. Die rechte an ihrem oberen Thcilc angewachsene Lunge
strotzte von schwarzcm geronnenen Blute. Das Ilcrz, die Arterien, Venen, die Leber, das Pancrcas, die Milz, die Nieren, die Harnblase
zeigten nichts Abnormes. Die Samcnbläschcn waren weit und schlafl. Wosscr-Ansammluug in geringer Quantität in den Ventrikeln des
Gehirns. Vom Tractus eibarius (Speiseröhre, Magen, Darm) ist nichts Besonderes im Scctions-Bericht erwähnt. Die Glanduloc
lymphalicac iliacac waren gänzlich verschwunden und an deren Stelle schienen Lymph-Gelassc getreten zu sein. Nach Entfernung der
Brusl-Eingcwcidc entdeckte man Lymph-Gcfässc, die offenbar krank waren, bei weiterer Untersuchung sich als Kanäle darstellten, die
mit einem gewöhnlichen Blasebalg ausgedehnt werden konnten. Ihre Mündung in die Vena subclavia wurde dabei erkannt. Eine ziemliche
Menge aufgeblasener Geflissc längs des Verlaufes der Aorta wurde unterbunden, und mon glaubte dass die weiteren Ocffnungcu
nichts anderes wären, ols ausgedehnte Lympbgcfässc. Die Vasa lympliatica iliaco und cruralia wurden mit einem Strohhalm aufgeblasen
und dann unterbunden. Am Schenkel entdeckte man eine enorme Dilatation, ähnlich einer Hernie.
Eine sehr gute Abbildung erläutert die nicht eben besonders präcisirtc Beschreibung grade des nichtigsten Thciles der aufgefundenen
pathologischen Veränderungen der Lymphgefiissc.
A. A. Die Superficies thoracica des Zwerchfelles. B. B. Das Pancrcas. a. Der erweiterte aber einfache Ductus thoracicus communis,
der erst oberhalb des Zwerchfells durch die Vereinigung zweier Ductus thoracic!, eines Ductus tlior. dexter b. und eines Ductus tlior.
sinistcr c. gebildet wird. d. d. d. d. Zu darmartigen Schlingen erweiterte, gleich unterhalb des Zwerchfelles gelegene, noch Entfernung
der Leber sichtbor gewordene Convolutc von Lymphgcfiisscn. c. c. e. e. e. c. e. Der Plexus lymphaticus Iumbaris, ebenfalls erweiterte
darmarligc Schlingen bildend, f. f. f. f. Der in gleicher Weise veränderte Plexus lymphaticus iliacus dexter. g. Das untere Ende
desselben, h. b. h. h. b. Der in gleicher Weise umgewandelte Plexus lymphaticus iliacus sinistcr.
Fig. II. Der letzte Halswirbel, sämmtlichc Rückenwirbel, die beiden obersten Lendenwirbel, die hinteren Enden der drei obersten
Rippen der rechten Seite, die 1. Rippe der linken Seite, die hinteren Enden der 2. und 3. Rippe der linken Seile, der Ductus thoracicus
in der ganzen Länge seines Verlaufes, der grösstcThcil der Aorta thoracica desccndens, der Anfang der Aorla abdominalis, das Centrai-
Ende der Vena subclavia sinistra und die Vena azygos eines Erwachsenen nach W. Cruiksliank') von einem etwa 40 Jahre alten
Manne, über dessen Leben nichts bekannt geworden. Der Ductus thoracicus ist seiner ganzen Länge nach bedeutend erweitert und
zeigt besonders dort, wo er zwischen der Aorta und der Vena azygos liegt, zahlreiche starke Windungen, die in dichtcn Schlingen neben
einander liegen. Die Scclion ergob über die Ursachen dieser auffallenden Erscheinungen keine Aufschlüsse. Es fand sich keine
Obstruclion in der linken Jugular-Vcnc und ebensowenig in der Vena subclavia sinistra. Auch waren diese nicht erweitert. Nirgends
fanden sich im Verlauf der Gelasse zum Herzen und zu den Lungen Erweiterungen oder Verschliessungcn. Am Ductus selbst fand sich
keine Striclur in der Nähe der Einmündung in die Veno subclavia sinistra. Keine Anschwellung eines benachbarten Organes war vorhanden,
welche durch Druck auf den Ductus hätte eine Rückwirkung ausüben können. Die grossen Lymphgcfäss-Stämmc neben den Arterien der
Extremitäten waren verhältnissmässig weit, die subcutanen Lymphgelasse jedoch nicht weiter als gewöhnlich. Die Pars thoracica der
Wirbelsäule zeigt in ihrer Mitte eine schwache Convexität nach rechts. Das Präparat ist noch links hinübergelcgt und von der rechten
Seite gezeichnet.
A. Der 7. Holsnirbel. B. Das hintere Ende der 1. Kippe der rechten Seite. C. Das hintere Ende der 12. Rippe der rechten Seite.
D. Die 1. Rippe der linken Seite, a. Das Central-Endc des Ductus thoracicus kurz vor seiner Einmündung in die Vena subclavia
sinistra. I». Die Umbiegung desselben beim Ucbergangc aus der Brusthöhle zum unteren Ende des Halses, c. c. c. c. c. c. c. c. c. c. c. c.
Der Ductus thoracicus in seinem weiteren vielfach gewundenen Verlaufe, d. Die Vena subclavia sinistra. e. e. Die Vena azygos.
f. f. Die Aorta thoracica desccndens. g. Der Anfang der Aorta abdominalis. Ii. Die nahe an ihrem Ursprünge abgeschnittene Art.
coeliaco. i. Die Art. mesaraica superior. k. k. Die Arteriac renales.
l) W. Cruikahank, The Anatomie ofthe absorbing veaaela ofthe humon Body. The second Edition. London MDCCXC. 4. S. 207. Plate V.