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J)ie damalige Yerscliiedenlieit unserer Ansichten
e rk lä rt sich n u r dadurch, dass Prof. U n g e r die Arten
ganz anders bestimmte, als ich. Denn die Deutung der
Fossilreste allein liefert uns die Thatsachen, aus welchen
wir den Charakter der fossilen Floren ableiten und
überhaupt die allgemeinen Resultate der phytopaläonto-
logischen Forschungen zu schöpfen im Stande sind. Die
Bestimmungen der Fossilien, welche U n g e r in der
genannten Abhandlung angibt, zeigen aber k la r genug,
dass er die Eocenflora von Sotzka nicht neuhoHändiseh
nennen konnte. Während ich schon in meinen ersten
Mittheilungen über die eocenen Floren von Sotzka und
von Häring Geschlechter aufzähle, die zu den am meisten
charakteristischen der Flora N eu -H o llan d s gehören,
stellt Prof. U n g e r , meine Angaben ig n o riren d , die
bezeichnendsten Pflanzenformen der S o tzk a -F lo ra zu
nordamerikanischen und anderen Geschlechtern und
lässt von 120 in seiner Abhandlung' beschriebenen
Arten n u r 9 als solche gelten, die neuholländischen
Formen entsprechen.
Wenn nun Prof. U n g e r in der Schrift „Neu-
Holland in E u ro p a “ die von mir für die Eocenflora
aufgestellten Bestimmungen stillschweigend annimmt
und demzufolge au f den neuholländischen Charakter
dieser F lo ra hinweiset, wenn er daraus den Schluss
z ieh t, „dass E u ro p a zur Eoeenzeit ein Klima dem
gegenwärtigen von Neu-Holland ähnlich gehabt haben
musste“, so legte er hiemit an den Tag dass e r im Jah re
1861 seine in einer Abhandlung (dat. October 1850)
veröffentlicbte Ansicht über das Wesen, der Eocenflora
geändert und mit jen e r vertauscht hat, welche ich schon
im März 1850 puhlicirt und seither in mehreren Abhandlungen
noch erweitert habe. Alles dies ist sicher
für mich sehr schmeichelhaft, da ich j a , wie aus dem
Nachfolgenden zu ersehen, bemüht war, das Irrthüm-
liche in den früheren Artenaufstellungen und Schlussfolgerungen
des Prof. U n g e r zu bekämpfen und zu
berichtigen. Aber Prof. U n g e r würde dabei nichts
verloren haben, wenn er es ü b e r sich hä tte gewinnen
k ö n n en , den Thatsachen wie sie nun einmal vorliegen,
gehörig Rechnung zu tragen.
In dem zweiten Abschnitte der Schrift „Neu-Holland
in E u ro p a “ b rin g t Prof. U n g e r Einwürfe gegen
den N a t u r s e l b s t d r u c k v or, insbesondere, gegen die
Anwendung desselben zur Untersuchung und Bestimmung
der Pflanzenfossilien. Nach U n g e r sind die Abbildungen
der Blätter wie sie durch den N a tu rse lb stdruck
erhalten w e rd en , zum Vergleiche mit fossilen
Blättern „am wenigsten g e e ig n e t“ ; ja der Natu rse lb stdruck
soll in dieser Beziehung sogar „ schädlich“ werden
können, „indem er zu viel g ib t“ .
Obgleich Prof. U n g e r in eben diesem Abschnitte
der genannten Schrift den Naturselbstdruck zu dem
gleichen Zwecke mit Vortheil anwendet und sich hiedurch
selbst widerlegt, so glaube ich doch im Interesse
der Sache auch das Meinige beitragen zu so lle n , um
das V o rurtlie il, welches diesen Einwürfen zu Grunde
liegt, ans Tageslicht zu stellen.