
Die genauere Betrachtung der Blätter zeigte bald,
dass weder in der Consistenz, noch im Umriss, noch
in der Beschaffenheit des Bandes, worauf die bisher
übliche Beschreibung der Blätter hauptsächlich beschränkt
geblieben, sondern im B la tt-S k e le te , der
sogenannten Nervation die meisten und wichtigsten
Merkmale, welche das Blatt bieten kann, zu suchen
sind. Aber ein grosses Hinderniss stellte sich der
bestimmenden Botanik dadurch entgegen, dass das
Zeichnen des Blatt-Skelets sehr mühsam und zeitraubend
ist, und dass die Hand des Künstlers hier über-
haupt die genügende Naturtreue nie zu erreichen vermag.
Durch die Erfindung des Naturselbstdruckes ist
nicht nur die Schwierigkeit bezüglich der Fixirung
des Blattnetzes gänzlich beseitigt, sondern der F o rschung
ein neues unersetzbares Mittel geboten worden,
l im zur genauen Kenntniss der Vertheilung der Gefäss-
bündel im Blatte zu gelangen. Alle N erv en , besonders
aber die feinsten Verzweigungen der Netznerven treten
an den Naturselbstabdrücken mit grösster Schärfe
h ervor; ja ich habe in vielen Fällen Nervenverlaufe
an denselben beobachtet, welche am grünen Blatte
kaum angedeutet waren oder im Parenchym verborgen
lagen. In einer Beihe von Abhandlungen, die in den
Schriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
erschienen sind, und in besonderen Werken habe ich
die Grundzüge einer Terminologie der Nervation aufgestellt
und deren Anwendung auf die Bestimmung
und E rk lä ru n g der fossilen B lätter angebahnt.
Die Einwürfe, welche Professor U n g e r in seiner
Schrift; „Neuholland in E u ro p a “ gegen den N a tu rselbstdruck
im allgemeinen und gegen die iVnwendung
dieser Erfindung zur Förderung der Botanik und
Paläontologie insbesondere vo rb rin g t, sind auch gegen
die Tendenz dieser Arbeiten gerichtet. Ich gehe nun
sogleich zur näheren Beleuchtung dieser Einwürfe
über, um zu zeigen, dass dieselben vollständig unbegründet
sind und aus einer gänzlichen Unkenntniss
des Wesens des Naturselbstdruckes fliessen.
Auf Seite 49 der citirten Schrift sagt Professor
U n g e r , dass der Naturselbstdruck „zu viel g ib t“.
Der Naturselbstdruck kann nur das wiedergehen,
was das P räp ara t, von welchem er abgenommen wird,
darbietet; gibt er aber dieses, so kann es nicht zu viel
sein. Ist das P rä p a ra t schlecht angefertigt, feucht oder
weich, so wird man auch einen schlechten Abdruck
e rhalten, wie z. B. a. a. O. Seite 5 4 , Fig. 9. (S. die
Abdrücke Fig. 125, 127.) Mit solchen Abdrücken wird
sieh aber kein Kenner des N aturselbstdruckes begnügen.
Auf Seite 50 heisst es: „Aber sowie die Xylo graphie
ih re Schattenseiten, ihre Mängel und Grenzen
h a t, zeigt der Naturselbstdruck sie nicht minder.
Der Naturselbstdruck erreicht allerdings die äusserste
Grenze des im Detail Darstellbaren. Von zarten Theilen
ist selbst oft das noch durch das verschärfte Gesicht
e rk e n n b a r, was man mit freiem Auge nicht mehr zu
unterscheiden vermag, allein man hat in demselben
mehr als eine Oherflächenansicht, denn es ist damit
auch die innere Structur v e rb u n d en “.
Ich frage, ist dies eine Schattenseite, ein Mangel ?
Liegt es nicht vielmehr im Interesse der heutigen
Botanik, dass man sich nicht blos mit „der Ober-
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