Abbildungen von den anatomischen Verhältnissen unserer Arten finden sich in der Litteratur sehr wenig.
KÜTZING zeigt uns, wie schon bemerkt, in gleichgültiger Weise, den inneren Bau von PIiylL B angii (2 1 , Tab. 59 il).
Auch H.a r V EV s anatomische Zeichnungen erscheinen neben seinen charakteristischen Ilabitusbildern, sehr dürftig
(18, locis citatis).
Bei A r e s c h OUG finden wir keine Bemerkungen, welche für uns von besonderem Interesse sind. Kr
erwähnt jedoch bei Phyll. rubens eine fo n n a angustissivia aus dem Küstenmeere von B o h u s . Sie soll kaum
2 mm breit sein, und wird daher die im Gebiete gefundenen Exemplare umfassen, doch ist es unnöthig einen
besonderen Thypus aufzustellen (3, S. 84). Die von A r e SCHOUG ausgetheilten fon n ae balticae sind bei Phyll.
Brodiaei kleine Repräsentanten der form a elongata Hauck, bei Phyll. membranifolia schmale kleine Eormen,
deren Zugehörigkeit zu dieser Art mir auch zweifelhaft erscheint (3 8 , Nr. 310).
W i l l e hat zuerst gute, wenn auch etwas schematische Abbildungen von Phyll. Brodiaei (3 6 , Tab, V 3 ,
Eig. 66, 69 — Tab. Vli {5), Fig. 67, 68) und von Phyll. inembranifolia (3 6 , Tab, VII (5) Fig. 65 und 3 7 , Tab. V
Nig- 57, 58) geliefert. Von der letzten Art hat er auch den Vegetationspunkt sehr klar (wenn auch schematisch)
abgebildet ( 3 6 , Tab. VII (5, Fig. 65), nachdem N a e g e l i schon längere Zeit vorher gezeigt hatte, dass derselbe
nicht aus einer einzelnen Zelle bestünde (2 6 , S. 248).
S c h m it z stellt eine neue Ansicht auf, indem er sagt: „D e r T h a l lu s d e r Florideen b a u t s i c h a l l g
em e in a u s v e r z w e ig t e n F ä d e n a u f “ (3 0 , S. 4.) Dieser Ausspruch ist eigentlich unnöthig. Will man
diese Ansicht in Bezug auf den Aufbau der Florideen als berechtigt zugeben, so kann man mit demselben Rechte
auch sagen, dass die Wurzel, der Stamm und die Blätter der Phanerogamen aus Zellfäden bestehen, womit sehr
wenig gewonnen wäre. Dass das Paranchym der Florideen sich aus Zellreihen aufbaut, und überdies häufig
von hyphenartigen Zellfäden durchwachsen wird, ist ja längst bekannt.
Die Schichten sekundären Dickenwachstlmms am’.aufrechten Thallus von Phyll. membranifolia beschreibt
JÖNSSON (2 0 ). Er beschreibt sie als konzentrische Ringe, als welche sie jedoch nur im Querschnitt erscheinen.
Macht man eine Reihe von Längs- und Querschnitten, letztere genügen schon, so sieht man dass jede Schicht
die Gestalt einer länglich-ovalen Platte hat.
B u f fh a m beschreibt sehr genau die Antheridien von P h y ll rubens (8, p. 292), welche T h u r e t und
B o r n e t schon erwähnt hatten (3 3 , S. 82), und von P h y ll membranifolia {7, p. 248), doch übersieht er hier die
Poren, oder Oeffnungen nach Aussen. F a r low hatte schon erwähnt, (dass die Antheridien von P h y ll Brodiaei
in kleinen Vertiefungen vorkämen (12, S. 144), er kennt also die Poren.
Was den Bau des weiblichen Organs anbelangt, so finden wir speziell über unsere Gattung nichts Eingehenderes
in der Litteratur. Nur als zur Familie der Gigartinaceae gehörig, wird sie von SCHM ITZ behandelt
(2 9 , S. 26 (238J).
Was die Stellung betrifft, die das p a r a s i t i c u m q u id L y n g b v e s (s. v.) in der heutigen Litteratur einnimmt,
so sei noch Folgendes erwähnt. S c h m i t z anerkennt die Nemathezien von P h y ll Brodiaei nicht, sondern
er meint, dass alle ihm bisher zugegangenen PTüchte von Phyll. Brodiaei in Wirklichkeit zu Actinococais roseus
gehörten (2 7 , S. 21) und dieser Aciinococcus ist das obenerwähnte p a r a s i t i c u m quid.
ln neuerer Zeit hat nun SCHM IT Z seine Ansicht über diesen Standpunkt in der Flora von 1893 vertreten,
indem er das Nemathezium von Phyll. rubens als Parasiten mit dem Namen Colacolepis incrustans (31, S. 417)
bezeichnet, das von P h y ll Brodiaei ebenfalls als Parasiten unter dem Namen Aciinococcus subcutaneus (Lyngbye)
Rosenvinge aufführt (31, S , 4 1 8 ) . Ich habe im Botanischen Zentralblatt auf diese Arbeit von S c h m i t z zu entgegnen
versucht, um zu zeigen, dass diese zwei Pflanzen als Parasiten nicht existiren, sondern dass sie die
Nemathezien der betreffenden Arten sind (8, S. 7). Neuerdings hat sich G o m ü N T zu der eben erwähnten Ansicht
S c h m i t z bekannt (15, S. 131).
Die nun folgenden Untersuchungen verdanken ihre Entstehung der Anregung seitens des Herrn Professor
Dr. J. R e in k e , dem ich an dieser Stelle dafür meinen besten Dank ausspreche.
D e r äussere A u fb a u ,
a. Phyllophora membranifolia.
Die typische Form von P h y ll membranifolia finden wir abgebildet bei H a r v e y (18, Vol. III, plate CLXIIIj.
Wir sehen hier, dass der Stamm, welcher am basalen Ende stielrund ist, sich nach oben zu einer Anzahl blattartiger
Theile verbreitert, von denen jeder, indem wir die tiefen Einbuchtungen ausser Acht lassen, einen ungefähr
keilförmigen Umriss hat. Diese breiten Blätter können an der äussersten Kante des Keiles 4 bis 5 cm breit sein,
während ihre Höhe $ bis 6 cm betragen kann. Das letzte Maass ist jedoch zumeist sehr schwer zu bestimmen,
wegen des ganz allmählichen Ueberganges des flachen Biattlheiles in den rundlichen Ast,
Am äussersten Ende ist der blattartige Theii tiefbuchtig. Die dadurch entstehenden Lappen sind bei
grösseren Blättern wieder mehr weniger gabelig getheilt (lug. i). Die Einbuchtungen bewirken, dass die thatsächliche
Breite eines einzelnen Blattlappens nie mehr wie 2 5 cm iieträgt. Es kommen jedoch Blätter
vor, deren Lappen nie breiter sind wie 1 , 5 cm, obgleich das ganze keilförmige Blatt 5 cm
breit ist- Solche, eben beschriebenen typischen Pflanzen kommen bei einer Höhe bis zu
15 cm unter anderen an der englischen Küste und bei Helgoland vor.
Der Stamm erreicht einen Durchmesser von 1 ,5 bis 2 mm, und zwar ist er in der
basalen Region am dicksten. Die Aeste und Blätter stehen oft bei reichlicher Verzweigung
nach allen Seiten, ziemlich dicht zusammen. Während die Konsistenz des Stammes meist
derb, fast knorpelig ist, so sind die Blätter feiner und etwas dünn merabranös.
Während nun die Blattlappen von Exemplaren aus dein O z e an selten schmäler Phyll.membranifolia.
werden als 5 bis 1 0 mm, mit Ausnalime junger Pflänzchen, finden wir in der O s t s e e , dass Ein typisches Blatt,
die blattartigen Erweiterungen viel schmäler sind. Zugleich aber macht sich eine Ausdehnung
der ganzen Pflanze in der Länge merklich, je mehr die Blätter vom breiten Typus abweichen, Dem Umriss
nach kommt dieser auch in der Ostsee vor, doch beträgt die grösste, totale Breite eines keilförmigen Blattes
kaum 3 cm, die Länge 2 bis 3 cm. Die grösste Breite eines Lappens übertrifft 7 bis 8 cm nicht (Fig. l). Diese
(Fig. 2) kümmerlichen, doch dem Umriss des Blattes nach immer noch
typischen Formen kommen im Gebiet allgemein verbreitet vor. Leider
sind bei den meisten der im Kieler Universitäts-Herbar liegenden, sehr
zahlreichen Exemplaren von Phyll. membranifolia keine Daten angegeben,
aus welchen zu ersehen wäre, zu welcher Jahreszeit sie gesammelt worden
sind. Es würde sich fast durchgängig zeigen, dass die typischen, also noch
im Wachsthum begriffenen Exemplare im Spätsommer oder Herbst gesammelt
worden sind, dem Frühling der Algen. Zu dieser Zeit bilden die
Blätter neue Triebe und diese ähneln am meisten der typischen Form.
Allmählig werden jedoch diese sehr dünnen, flachen jungen Triebe schmäler
und dicker, und sie erscheinen dann mehr als flache Stammtheile, als
mehr weniger deutlich abgegrenzte blattartige Gebilde am Stamm (Fig. 2).
D ie ju n g e n T r i e b e h eb en s ic h n i c h t s c h a r f g e g e n d en
M u 1 1 e r s p r 0 s s a 1), s o n d e r n s ie g e h e n m e is t a 11 m ä h 1 i c h i n d e n-
s e lb e n ü b e r (Fig, i un d 2). Oft sind die Enden der sonst abgerundeten
jüngeren Triebe etwas spitz zulaufend.
Bei ganz schmalen Formen behalten die blattartigen Theile eine
totale Breite bis zu 3 cm, doch sind sie so starkbuchtig und die Blattlappen
sind so schmal, dass der Begriff eines buchtigen Blattes fast verloren geht.
Fig. 2. Phyll. ,
Die Breite der Blattlappen beträgt bei den schmäleren Formen 2 bis 3 mm.
Einige Osiseeformen. Nat. Grösse.
Oft werden die Theiiungen der Hlatttriebe bei den schmalen Formen sehr unregelmässig, infolge deren grossen
Ivängsausdehnung. 1-is beträgt die Länge eines Blattes oft 6 bis 8 cm.
Was die gesammte Länge von Ostsee-Exemplaren anbelangt, so ist diese in den wenigsten Fällen genau
festzustellen.
P h y ll inembranifolia wird im Schleppnetz meist ohne Basalscheibe vorgefunden, was wohl daher kommt,
dass diese Pflanze an g r ö s s e r e n S t e in e n w ä ch s t . Es finden sich jedoch am Stamm oft Andeutungen, dass
die Pflanze nur kurz über der Kasaischeibe abgerissen ist.