Bei ganz alten Trieben linden wir an der Basis des Stammes sehr stark entwickelte Verdickungsplatten.
Ks liegen diese Platten meist so, dass sie von der Basaischeibe aus sich eine kurze Strecke den Stamm hinaufstrecken,
wo sie allmählich verschwinden (Fig. 25. 2.). Sie sind hier auch von länglich-ovaler Gestalt (s. 0.), doch
liegt ihre kleinste Mittellinie, an der Stelle der grössten Gewebedicke, hier
an der Grenze zwischen Stamm und Scheibe. Der auf der Basaischeibe
liegende Theil der Platte ist von unregelmässigem Umriss und eine bestimmte
Gestalt, wie bei den Platten am Stamm, welche ziemlich regelmässig
länglich-oval sind (s. o.), lässt sich nicht feststellen.
Die Dicke der sekundären Verdickungsschichten an einem Stammes-
austritt kann auf jeder Seite je 6 bis 8 mm betragen, wenn der ganze
Stamm an der Stelle fast 2 mm beträgt.
Einige Millimeter über der Austrittsstelle des aufrechten Sprosses hat
sich das Verhältniss schon sehr zu Gunsten des Markgewebes geändert,
wenn die Verdickungsschichten des Rindengewebes nicht schon ganz verschwunden
sind.
Entsteht ein Spross an einem Basaltheil, der schon alt ist, und viele
F - -5 Ph U B o r t ' - ” e b e" der Schichten sekundären Dickenwachsthums aufzuweisen hat, so ist der Vor-
(bier dunkel gehaltenen) Verdickungsplatten an ff^ng genau SO wie bei der jungen Rasalscheibe. Die äussersten Zellen
dem Ausüitt eines Astes aus dem Stamm, des Scheibengewebes theilen sich sehr rasch antiklin, und das ganze
2. Dasselbe an der Austriftsstelle eines Stammes Gewebe wölbt sich an der betreffenden Stelle empor (Fig. 20 a). Bis zu
aus der Basaischeibe. Vgr. etwa 15—20. einem gewissen Punkt dehnen sich die Zellen des inneren Scheibengewebes
(d. h. des späteren Markgewebes des aufrechten Thallussprosses) in der Längsrichtung aus. Es heben sich diese
Zellen sehr scharf gegen die darunter hegenden nicht längsgestreckten Zellen ab.
Sehr oft verlaufen die antiklinen Wände der Scheibenzellen und ersten Markzellen an einem Stammesaustritt
gleich, so dass wir neben den schon erwähnten parabolischen Kurven, eine Reihe von Kurven haben,
welche diese ungefähr rechtwinkeiig schneiden (Fig. 23). Da jedoch die Markzellen nach Innen, d. h. nach der
Längsachse des Stammes zu grösser werden, so ist die Entfernung zwischen diesen antiklinen Kurven nach der
Mitte zu grösser, als am Rande des Gebietes, welches den Austritt des Stammes aus der Basaischeibe umfasst
(Fig. 23). Die parabolisch verlaufenden Zellreihen der Basaischeibe, weiche hauptsächlich dem Scheibengewebe
angehören, gehen allmählich in die Kindenzellenreihe des Stammes über, welche, wie diese, irn Verhältniss zu
ihrem Vegetationspunkte in gleichem Sinne parabolisch verlaufen.
Wird ein aufrechter Spross von der Basaischeibe losgerissen, so dass nur ein kurzer Strunk übrig bleibt,
so wird derselbe meist, da er eine offene Wunde darstellt, welche äusseren, schädlichen lünflüssen gegenüber
sehr empfindlich ist, von allen Seiten von dickeren Scheibenlappen überwuchert. Diese treffen an einer Stelle
zusammen (vgl, Fig. 20c).
Nur die äusseren Zellen des Scheibengevvebes erhalten deutlich gefärbte Rhodoplasten. Alle anderen
Zellen sind farblos. Sie machen durch ihren reichen Stärkegehalt, die ganze Basaischeibe zu einem wichtigen
Speicherorgan. Die Stärke findet sich meist bis in die kleinsten Fäden des Haftgewebes reichlich vertheilt.
An t i e l g o i ä n d e r Exemplaren, bei denen die Basalscheiben den Ostseeindividuen gleichen, waren die
Basalscheiben meist, im Verhältniss zu der Höhe der ganzen Pflanze und der Breite der Blätter, dicker als bei
Ostseeexeniplaren.
Die Stammesbreite ist bei letzteren direkt über der Basaischeibe meist grösser als bei Nordseeindividuen.
b. Phyllophora membranifolia.
Trotz mehrfacher Versuche mit dem Schleppnetze ist es mir in der Ostsee nicht gelungen von Phyll.
membranifolia Exemplare zu bekommen mit grossen, vollständig entwickelten Basalscheiben. Aeltere Stämme
sind immer von der Basaischeibe losgerissen. Hieraus muss man schliessen, dass diese Art auf einer Unterlage
vorkommt, welche wegen ihrer Grösse (z, B. grosse Steine), oder sonstiger anderer Verhältnisse, vom Schleppnetz
nicht zu heben ist.
Ich habe nur einige wenige Exemplare bekommen, welche mit wohl erhaltener, wenn auch sehr kleiner,
junger Scheibe, auf kleinen Steinchen vorkamen.
Eine Untersuchung dieses Materials, sowie einiger Fragmente von Basalscheiben an älteren Stämmchen,
zeigte, dass Phyll. membranifolia im Bau der Basaischeibe sehr genau mit Phyll. Brodiaei übereinstimmt.
Die Verdickungsschichten am Stamm sind an der Austrittsstelle aus der Basaischeibe ähnlich stark
entwickelt. Es kann hier die verdickte Rindenschicht auf jeder Seite ganz gut ein Drittel oder mehr des ganzen
Querschnittes betragen. Der Stamm wird an dieser Stelle selten über 2 mm dick. Die Verdickungen laufen am
Stamm bei Phyll. membranifolia höher hinauf als bei Phyll. Brodiaei.
Ich hatte keine Gelegenheit H e lg o lä n d e r Exemplare zu untersuchen.
C. Phyllophora rubens.
Von Phyll. rubens lagen mir liloss Basalscheiben von H e lg o lä n d e r Exemplaren zur Untersuchung vor
und zwar nur grosse und stark entwickelte.
Die wenigen 0 s t s e e individúen dieser Alge, die bis jetzt überhaupt gefunden worden sind, hatten keine
nutzbaren Haftorgane.
Die Basalscheiben der Nordseepflänzchen waren meist sehr gross, bis 5 und 15 mm im Flächendurchmesser,
und oft bis 1,5 mm dick. Doch sind beide Maasse mit Vorsicht anzunehmen, denn es flndet bei Phyll. rubens
ein so starkes Ueberwuchern benachbarter Basalscheiben statt, dass es oft fast unmöglich ist, diesellien zu trennen.
Im Bau ähnelt diese Basaischeibe sehr der von Idiyll. Brodiaei, nur wird ein vertikaler Schnitt infolge der
vielen Ueberwucherungen sehr komplizirt, und ist dann meist schwierig zu entziffern.
Die Haftzellen bilden zum Theil nebeneinander verlaufende Fäden, deren Elemente 10 bis 16 zu 4 bis 8 /£
messen. Zum Theil bilden sie keulig angeschwollene haustorienähnliche Fortsätze, deren einzelne Zellen 16 zu 16 bis
20 p im mittleren Theile, nach dem äusseren Theile jedoch rund 12 p nach allen Richtungen messen.
Die Zellen des Scheibengewebes sind hier meist grösser als bei Phyll. Brodiaei. Ihre Breite beträgt 14
bis 16, ihre Länge (Höhe) 18 bis 20 p. Sie Hegen auch bei dieser Art in fast vertikalen Reihen.
Die Sprosse entstehen genau so wie bei Phyll. Brodiaei. Doch beträgt die Verdickungsschicht auf jeder
Seite des Stämmchens selten mehr als ein Viertel des ganzen Querschnittes.
Eiin Pflänzchen dieser Alge, das ich am 20. Oktober 1893 von der biologischen Anstalt auf Helgoland
erhielt, hatte an seinem basalen Ende ein grösseres Fragment einer Basaischeibe. Als ich dasselbe Pflänzchen
genau einen Monat später in der Kultur untersuchte, hatte die untere Seite der Basaischeibe, dass heisst das
Haftgewebe mehrere Schichten sekundären Dickenwachsthums, und zwar neueren Ursprunges, aufzuweisen und
diese trugen, ganz gut und klar entwickelte „aufrechte“ Sprosse. Da sie auf der Unterseite der Basaischeibe
lagen, waren sie fast farblos. Ihre Länge schwankte zwischen i und 1,5 mm.
d. ‘^Phyllophora Bangii und Phyllophora parvula nov. spec.
Eis erübrigt noch kurz diese zwei Arten zu erwähnen. Eine Basaischeibe besitzen sie nicht; doch weist
ihr basales Einde einen bei beiden Arten übereinstimmenden Bau auf. Das basale Ende ist einfach die Stelle, an
welcher das betreffende Individuum sich von der Mutterpflanze lostrennte.
Da die Pflanzen im Wasser nur frei Vorkommen, und nicht aufrecht auf einer festen Unterlage festgewachsen
sind, so sind besondere, mechanische E'estigungsvorrichtungen nicht nöthig. Vielmehr verdicken sich am basalen
Einde nur die äussersten Zellwände des Markes und der Rinde, um den Stamm vor schädlichen äusseren Einflüssen
zu bewahren. Zum öfteren überwuchert auch die Rindenschicht eine kleine Partie des Randes am basalen Ende,
Aehnliche Vorkehrungen finden wir auch bei den nur frei vorkommenden sehr schmalen (Ostsee-) E'ormen
von Phyll. membranifolia und IViyll. Brodiaei, die ebenso wie Phyll. parvula und Phyll. Bangii nur steril bekannt
sind.
De r besondere innere A u fb a u (Histologie).
Eiine eingehende histologische Untersuchung der liier beschriebenen Arten lag zwar nicht innerhalb des
Rahmens dieser Arbeit, doch seien der Vollständigkeit halber, im Folgenden eine Reihe von Beobachtungen mit-
getheilt, welche im Laufe der anatomischen und anderen Untersuchungen gemacht wurden.