Fig. 44. PhyU. membranifolia.
Die Sprossung der Nahiungszellen
zur Bildung der Sporen. Vgr. 500.
Inhalt als weibliche Zelle zu betrachten ist, und dem haarartigen Fortsatz, dem
Trichogyn, oder Empfängnissorgan, welches ein wenig über die Oberfläche des
Thallusabschnittes hervorragt. Der ganze Karpogonast ist farblos und zeichnet sich
mit Ausnahme des schaumigen Plasmas der
Basalzelle, durch seinen reichen, festen
Plasmainhalt aus. Neben dem Karpogonast
findet sieb in der Mitte des Zystokarps eine
Anzahl von Zeilen, welche durch ihren
reichen Stärkegehalt gegenüber den anderen
Zellen auflallen. Ilir Inhalt zeigt, dass sie
in erster Linie Nahrungszellen sind, und
zwar liefern sie die Nahrung zur Bildung
der Karposporen.
Es ist mir nicht gelungen den Befruchtungsvorgang zu beobachten. Nach demselben jedocli trennt sich
das Karpogoninin von dem Trichog>-n durch eine Wand. Das letztere welkt nun. Hierauf geht die grosse
Basalzelle mit den umliegenden Zellen Vertüpfelungen ein, oft sogar zu diesem Zwecke mehr weniger schlauchartig
sich hervorstülpend. Von diesen Nachbarzelien gehen nun wieder Vertüpfelungen mit anderen Zellen aus. Dies
wird oft vermittelt durch feine Zellfäden, welche zuerst in der Nähe der Trägerzellen entstehen. Sie können aus
4 längsgestreckten Zellen bestehen, welche nach den Nahrungszellen zu wachsen. Sie gelangen jedoch nicht direkt
an das Endziel ihrer befruchtenden Wirkung, an die Nahrungszellen. Sie gehen vielmehr unterwegs wieder
Vertüpfelungen ein, welchen wieder Zellfäden ihren Ursprung verdanken. Aehniich wie beim Nemathezium
von Phyll. Brodiaei kommen also auch in den Karpophoren hyphenartige Wucherungen im Gewebe vor.
Die Nahrungszellen werden nun allerseits von der befruchtenden
Wirkung ergriffen, indem die Zellen ihrer Umgebung mit ihnen
Vertüpfelung eingehen. Das Resultat hiervon ist die Bildung zahlreicher
traubenartig gedrängter Zellenhaufen (Fig. 44), deren einzelne
Zellen zur Bildung von Karposporen übergehen. Pis entstehen auf
diese Weise die sehr zahlreichen Sporenhaufen des Zystokarps, oder
die Kerne der Autoren. (Vgl. Fig. 46.)
Eine eigenthümliche monströse Entwickelung des Karpophors
kam mir aus der Ostsee unter die Hände. Es war der direkt an
den Karpophoransatz stossende Rindentheil des Thallus zum Nemathezium
geworden, in dessen Mitte der Karpophor stand. Sonst
kommen beide auf verschiedenen Pflanzen vor. An einzelnen Pflanzen
aus der Nordsee habe ich Karpophore gesehen, welche zu zweien,
selten zu dreien kettenförmig an einander gereiht waren.
Keimungsversuche mit den Karposporen gelangen nicht gut.
Auf gut ausgewaschenem Pergamentpapier ausgesetzt kam es nur zur
Bildung von kleinen Scheiben, von etwa 30 Zellen, hier und da auch
mit Bildung von kurzen Fäden (P'ig. 42, 5. 6.). Die Kulturen wurden
bald durch fremde Algen erstickt. Immerhin ist die Bildung einer
Zellscheibe mit Zellfäden von Interesse.
b. Phyllophora Brodiaei.
Der Karpophor dieser Alge ähnelt sehr dem von Phyll. nieni-
branifolia, doch ist er etwas gedrungener.
Die im Gebiete von K u ck u c k bei Kiel (1891) gesammelten
Karpophoren sitzen an sehr kümmerlichen Plxemplaren von Phyll.
Brodiaei. Gut entwickelte Karpophore an grossen typischen Pflanzen
fanden sicli jedoch an Material aus der biologischen Anstalt auf
Fig. 40. Pitvii. Brodiaei. 1. Tli.-iilusabsclinitt mit
Karpophoren. Nat. Grösse. II. Karpophor mit den
Sporenlmufen im Längsschnitt. Vgr, 40.
Helgoland (Fig. 46). Die Karpophore kommen auf
der Kante oder Fläche des Thallus vor.
Sie scheinen sich öfters schon an ganz jungen
Trieben zu entwickeln, da sich an dem lebhaft
sprossenden Triebe, besonders in den helleren Spitzen,
schon Karpogonäste vorfanden. Indem sich nun die
Sprosse zu flachen Blättern entwickeln, entstehen
aus den jung angelegten weiblichen Sprossen die
Karpophore. Die Karposporen entwickeln sich wie
bei Phyll. membranifolia. Es gelang mir nicht eine
Keimung derselben zu erzielen.
C. Phyllophora rubens.
-Auch bei dieser Alge gleicht das Zystokarp in
seiner Entwickelung dem von Phyll. membranifolia.
Doch ist die äussere Gestaltung des Karpophors eigenthümlich. Zuerst,
fast kugelrund, mit einem schwach angedeuteten Stiel, mit dem er
dem Thallusrande auf der Fläche ansitzt, hat er einen Durchmesser
von 300 //.
Nach der Befruchtung fängt jedoch die Rindenschicht an zu wuchern,
und es entstehen auf der Oberfläche des reifen Karpophors zum Schluss
eine Anzahl grosser, faltiger, kammartiger Flrhöhungen (l'ig. 48, 2.). Der
vollständig reife Karpophor hat einen Durchmesser von i mm, wenn die
Falten ausser Acht gelassen werden. Letztere können sich bis a u f . 5 mm
von der Oberfläche des Karpophors erheben. Sie enthalten in ihrem
Innern Markzellen.
Im Gebiet sind die Karpophore von Phyll. rubens noch nicht
gefunden worden.
Bei Phyll. B angii und pammla kommen Karpophore nicht vor.
Fig. 47. Phyll. Brodiaei.
Junge weibliche Sprosse. II. Ein denselben entnommener Karpogonast
(siehe den Text und Fig, 42 ,3 .), Vgr. 1. i r ; II. 750.
ML' ,iri. Phyll. rubens.
I. Junger Karpophor ohne, 2. älterer mit den
oberflächlichen Falten und Karposporen. 3, Keimling
einer Karpospore. Vgr. i. 2 .: 2 5 ; 3 .; 230
Kurze Zusammenfassung über die Phyllophora-Arten aus dem Gebiete und
Zusammenstellung einiger Resultate.
P h y l l o p h o r a G r e , J. A g. e m e n d.
Der Thallus besteht typisch aus einer dem Substrat anhaftenden B a s a i s c h e ib e und einem au fre ch ten
'r i i a l lu s , welcher der ersteren entspringt. Der aufrechte Thallus ist an der Basis meist stielrund und er
verbreitert sich allmählich nach der Spitze zu zum f la c h e n T h a l lu s , oder er wird direkt über der Basaischeibe
flach, und behält dann durchaus eine ziemlich gleichmässige Breite.
Die Blattfläche hat an ihrem basalen Ende oft eine partielle M i t t e l r ip p e , die jedoch auch schwach
entwickelt oder ganz abwesend sein kann. Die H ö h e der ganzen Pflanze beträgt im äussersten Falle im
Gebiete 3 0 cm.
Im a u f r e c h t e n T h a l lu s unterscheidet man anatomisch das f a r b lo s e , in n e r e M a rk , welches
zugleich leitend und speichernd ist, und die ro th e , äu s s e re R in d e , welche assimilirt. In der B a s a i s c h e ib e
trennt man das nach aussen gelegene S c h e ib e n g e w e h e , von dem am Substrat haftenden H a f tg ew e b e ,
Ersteres ist in seinen äusseren Zellen ein assimilirendes Gewebe, während beide Gewebe Stärke speichern können.