
 
        
         
		Die  N em a th e z ie n   bestehen  aus  einem  H ym e n ium   von  gleichlaufenden  Zellreihen,  deren  einzelne  
 Glieder  sich  k r e u z w e i s e   zu  T e t r a s p o r e n   theilen.  Die  verschieden  gestalteten  Nemathezien  entstehen  direkt  
 aus  dem  Rindengewebe,  oder  erst  nach  vorhergegangener  Wucherung. 
 Die  Z y s t o k a r p e   sind  mehr  weniger  k u g e l r u n d ,   und  enthalten  bei  ihrer  Reife  eine  Anzahl  Haufen  
 von  Karposporen  (,,Kerne‘‘). 
 Die  A n th e r id i e n   kommen  in  kleinen  f i a s c h e n f ö fm i g e n   V e r t ie fu n g e n   in  der  Rindenschicht  vor,  
 auf  besonderen  Thallusabschnitten,  den  S p e rm o p h o r e n ;   die  S p e rm a t ie n   gelangen  durch  eine  kleine  fest  
 umschriebene  Oeffnung  ins  Freie. 
 1.  Phyllophora  membranifolia  {Good  and  Wood)  J. Ag. 
 Pflänzchen  15   b i s   20   cm  h o c h ,  mit  an  der  Basis  stielrundem  bis  2  inm  dickem  Stämmchen,  das  a l l m 
 ä h lic h   n a c h   o b e n   in   f la c h e   k e i l f ö rm i g e ,   t i e f-b  u c h t i g e   B l ä t t e r   ü b e r g e h t ,   letztere  bis  3  cm  
 (in  der  Nordsee  bis  5  cm)  breit.  D ie   ju n g e n   B l a t t s p r o s s e   h e b e n   s ic h   n ic h t   s c h a r f   g e g e n   den  
 M u t t e r t h a l lu s   ab,  s ie   g e h e n   v i e lm e h r   m it  f a s t   ih r e r   g a n z e n   B r e i t e   a u s   d em s e lb e n   h e r v o r ;   
 dunkelroth,  oft  mit  einem  Stich  ins  Bräunliche.  S c h ic h t e n   s e k u n d ä r e n   D i c k e n w a c h s th u m s   häufig,  an  
 der Blattbasis  nicht  selten  in  letztere übergehend  ( ru d im e n tä r e   M it te l rip p e )  :  B a s a i s c h e ib e   gut  entwickelt,  
 Scheibenzeilen  4  bis  12  p. 
 N em a th e z ien   etwa  keilförmige  I'elder  auf  der  Blattfläche  bildend;  das  Hymenium  entsteht  direkt  aus  
 den  Rindenzellen.  A n th e r id ien   in  Grübchen  der  Rindenschicht  eines  bis  2 mm  langen  S p e rm o p h o ren   eingesenkt. 
   Zystokarpe  mehr  weniger  keulenförmig. 
 Die  schmalen  Ostseeformen,  welche  ohne  Haftorgan  Vorkommen,  sind  stets  steril.  Im  Gebiet  sehr  
 verbreitet  an  grösseren  Steinen,  bis  30 m  tief  l2 7 ,  S.  27V 
 2.  Phyllophora  Brodiaei  (Turn.)  J.  Ag. 
 Pflänzchen  8  bis  30  cm  lan g ,  letzteres  nur  bei/ .  elongata Hauck.,  Stämmchen  an  der Basis  selten  stärker  
 als  I  mm,  n a ch   o b e n   in  k e i l f ö rm ig e ,   m e is t   u n g e t h e i l t e   f! a c h e   T h  a l lu s l  ap p  en  ü b e r g e h e n d ,  
 welche  4  bis  5  cm  (in  der  Nordsee;  in  der Ostsee  nur  bis  4  cm)  breit  werden;  an  b e s t im m t e n   S t e l le n   d e r  
 ä u s s e r s t e n   K a n t e   w a c h s e n   s ie   w e i t e r ,   u n d   zw a r   in t e r k a l a r i s c h ,   um  d ie   s c h a r f   v o n   dem  
 M u t t e r t h a l lu s   s ic h   abhebend en  T h a llu s sp r o s s e   zu  tragen .  Dunkelroth  mit  einem  Stich  ins  Karmin.  
 S c h ic h ten   se k u n d ä ren   D ic k e nw a ch s th um s   häufig,  an  der  Blattbasis  nicht  selten  in  letztere  übergehend  
 (ru d im en tä re   Mittelrippe).  B a s a i s c h e ib e   gut  entwickelt,  .Scheibenzellen  8  bis  iO/j. 
 N em a t h e z ie n   i  bis  2  mm  dicke  ungestielte  Köpfchen  auf  der  Oberfläche  junger  Blättchen;  das  
 Hymenium  entsteht  durch  Gewebswucherung,  mit  schliesslicher  Durchbrechung  des  Rindengewebes,  seitens  des  
 W^’uchergewehes.  A n th e r id ie n   in  Grübchen  der  Rinde  eines  bis  3  mm  langen  Spermophors  eingesenkt.  
 Z y s t o k a r p e   mehr  weniger  rundlich-keulenförmig.  Die  schmalen  Ostseeformen  (fon n a  elongata  Hauck.)  haben  
 keine  P'ortpflanzungs-  oder  Haftorgane.  Im  Gebiete  sind  Typus  und  P'orm,  ersterer  an  kleinen  Steinchen  und  
 Muscheln,  bis  30  in  sehr  verbreitet  [2 7 ,  S.  27). 
 3.  Phyllophora  rubens  (L.)  Grev. 
 Pflänzchen  bis  10   cm,  ausserhalb  des  Gebietes  bis  25  cm  hoch;  aufrechter  Thallus  durchaus  z iem lich   
 g le ic hm ä s s ig   f la c h ,  2  bis  5  mm,  in  der  Nordsee  bis  2  cm  breit;  S p r o s s e   g e h e n   g le i c h b r e i t   a u s   d e r   
 o b e r e n  K a n t e   d e s   f la c h e n   T h a l lu s ,   o d e r   m it  e in e r   b a s a le n   E in s c h n ü r u n g   au s   d e r   B la t t  flä ch e   
 h e r v o r .  Karminroth.  S c h ic h t e n   s e k u n d ä r e n   D ic k e n w a c h s th u m s   fast  immer  am  basalen  Ende  des  
 flachen  Thallus  (M i t te lr ip p e ) ;  B a s a i s c h e ib e   gut  entwickelt,  jedoch  aus  dem  Gebiete  unbekannt,  Scheibenzellen  
 14  bis  16  zu  18  bis  20,M. 
 N em a t h e z ie n   flachgedrückte Kugeln,  weiche  den  Stielchen  kleiner  schildförmiger  Blättchen  angedrückt  
 sind;  sie  entstehen  aus  dem  Rindengewebe  des  Stielchens  durch  eine  schwache  Wucherung.  A n th e r id ien   in  
 Grübchen,  deren  Inhalt  in  gemeinsamem  Gange  aus  den  • 6  bis  • 8 mm  grossen  kugeligen  Spermophoren  ins  Freie  
 gelangt.  (Siehe  B u ffh am   7,  S .  292  (2) ff.).  Z y s t o k a r p e   rundlich,  mit  kurzem  Stiel  und  faltigen  Auswüchsen  
 der  Oberfläche.  Im  Gebiet,  nur  steril,  von  Schleimünde  und  der  Geltinger  Bucht  in  sehr  wenigen  Exemplaren  
 bekannt. 
 4.  ^Phyllophora  Bangii  (Fl.  Dan.)  Th.  Jensen. 
 Pflänzchen  3  b is   12   ein  h o ch ;  meist  flacher  aufrechter  I'liailus  höchstens  3  mm  lireit;  Rand  gekerbt,  
 ganz  allmählich  breiter  werdend,  an  der  Spitze  o f t   mit  v i e le n   ju n g e n   S p r o s s e n ,   oft  gabelig  zweitheilig.  
 Karminroth  bis  ziegelroth.  S c h ic h t e n   s e k u n d ä r e n   D ic k e n w a c h s th um s ,  B a s a i s c h e ib e ,   A n th e r id ien   
 und  Z y s t o k a r p e   kommen  n ic h t   v o r .  „N em a th e z ie n   polsterförmige,  das  Thallusstück  an  verschmälerten  
 Stellen  (ob  immer?)  fast  ganz  umfassende  Anschwellungen  bildend“  (HaüCK  19,  p.  144);  doch  halte  ich  dies  
 für  irrig  und  behaupte,  dass  PhyU.  Bangii  stets  steril  ist.  Im  Gebiete  wurde  diese  Alge  iiis  jetzt  nur  am  Bülker  
 Leuchtthurm  und  auf  dem  Stoller  Grund  bei  Kiel  gefunden,  ferner  südlich  von  .Alsen  und  bei  Fehmarn,  und  
 zwar  nur  in  schmalblättrigen  Exemplaren.  Die  breiteren  Formen  stammen  alle  von  Hofmansgave  auf  Fühnen,  
 wo  indes  auch  schmale  l'ormen  Vorkommen.  Wächst  frei  zwischen Wurzeln  von  Zostera marina,  8  bis  10 m  tief. 
 5.  ‘^Phyllophora  parvula  nov.  spec. 
 Pflänzchen  5  b is   7  cm  h o c h ;  rundes  Stämmchen  bis  3 mm  dick,  in  flache  (i  bis  4 mm  breite)  Blättchen  
 auslaufend,  welche  von  länglich-ovaler  Gestalt,  meist  s c h a r f   g e g en   den  S tam m t lie il  a b g e g ren z t  sind.  
 Verzweigungen  oft  sternförmig,  in  l'olge  des  Auswachsens  von  Sprossherden,  welche  aus  3  bis  4  oder  mehr  
 Trieben  bestehen.  Ziegelroth,  selten  mit  einem  Stich  in’s  Karmin.  S ch ich ten   se k u n d ä ren   D ic k enw a ch s e s ,  
 H a ft -   un d   Fo r t p fl an z u n g s  o rg  an e  k om m e n   n ic h t   v o r .  Bis  jetzt  nur  bekannt  vom  Stoller  Grund  bei  
 Kiel,  in  8  bis  10 m  Tie fe;  wächst  frei  zwischen  den  Rhizomen  und Wurzeln  von  Zostera  marina,  oft  mit  Phyll.  
 B angii  vergesellschaftet. 
 E in ig e   allgemeine  Resultate  aus  der  vorliegenden  Arbeit. 
 1.  D e r   a u f r e c h t e   T h a l lu s   i s t   in  j e d e r   B e z ie h u n g   a ls   e in   A n h a n g   d e r   B a s a i s c h e ib e   
 zu  b e tra ch ten .  Er  dient  den  Zwecken  der  Assimilation  und  hauptsächlich  der  Fortpflanzung.  Das  Fehlen  
 einer  Basaischeibe  erzeugt  Sterilität,  und  die  Folge  der  letzteren  scheint  zum  Theil  das  kümmerliche  Aussehen  
 der  schmalen  Ostsee-Formen  zu  sein. 
 2.  A l l e   P h y l lo p h o r a - P x X s w   z e ig e n   im  G e b ie t   d ie   T e n d e n z   s c h m ä le r   zu   w e rd en ,  
 b e s o n d e r s   w e n n   s ie   v o n   d e r   t l a f t s c h e ib e   lo s g e r i s s e n   sin d .  Sie  können  sich  jedoch  in  diesem  
 Zustand  scheinbar  längere  Zeit,  aber  nur  rein  vegetativ,  fortpflanzen. 
 3.  Die  schm a len   lo sg e r is s e n e n   P'ormen  verdanken  ihre  Gestalt  zum  Theil  dem  schwachen  Salzgehalt  
 des  Ostsee-Wassers,  zum  'l'heil  aber  auch  ihrem  sterilen  Zustande,  der  aus  ihrem  Abbruch  von  der  
 Basaischeibe  resuUirt.  Ihr  Fortkommen  wird  unterstützt  durch  das  ruhige Wasser  am  Meeresboden,  in  l'olge  des  
 I'ehlens  der  Gezeiten. 
 4.  Die forma  elongata  Hauck  stammt  nachweislich  von  Phyll.  Brodiaei  a b ;  sie  unterscheidet  sich  von  
 ihrem Typus durch  schmaleren und meist  längeren  aufrechten Thallus, das  Fehlen  einer  Basaischeibe und  vollständige  
 Sterilität.  Nun  h a b e n   w i r   in  P h y l l .   B a n g i i   und  p  a r v n la   d e r  /   e lo n g a t a   a n a lo g e   F o rm e n ,  d ie   
 sich  w en ig s ten s   d u r ch   S t e r i l i t ä t   un d   d a s   l 'e h le n   e in e r   B a s a i s c h e ib e ,   v e rm u t h l i c h ,   von   dem  
 u n b e k a n n t e n   T y p u s   u n t e r s c h e id e n .  In  wie  weit  sie  schmäler  und  länger  sind  als  dieser,  lässt sich  nicht  
 sagen,  obgleich  bei  l'ünen  (Hofmansgave)  schon  breitere  l'ormen  verkommen  als  im  Gebiete. 
 5.  D ie  M i t t e l r ip p e   v o n   P h y l l .   r u b e n s   is t   e in e   S c h ic h t   s e k u n d ä r e n  D ic k e n w a c h s th um s ,  
 ihrem  Umriss  nach  von  schmalem  sehr  langem,  ovalem  Umriss,  welche  zur  Elrhöhung  der  Biegungsfestigkeit  an  
 dem  basalen  Ende  des  flachen  aufrechten  Thallus  aus  dem  Rindengewebe  entsteht.  S ie   e n t s p r ic h t   in  je d e r   
 B e z ie h u n g   d en  V e r d i c k u n g s s c h i c h t e n   v o n   P h y l l .   B r o d i a e i   mx\6.  m em b r am fo lia ,\ s s \ € i\ t   
 stielrunden  aufrechten  Thallus  kurz  über  der Basis  sehr  stark  entwickelt  Vorkommen,  etwas  seltener  auch  an  der  
 Uebergangsstelle  von  Stamm  zu  Ast,  und  von  Ast  zu  Blatt,  doch  hier  stets  schwächer  entwickelt.  Die  freien  
 Ostseeformen  bedürfen  bei  ihrem  Zustande  ohne  Basaischeibe  keiner  besonderen  Einrichtungen  zur Erhöhung  der  
 Biegungsfestigkeit  und  sind  daher  mit  solchen  Schichten  sekundären  Dickenwachsthums  nicht  versehen.