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 welche  einer  weichen 'Unterlage  (einer  alten  Basalscheibe)  
 aufsitzt.  Nur  einige  wenige,  meist  einzellige  Haftorgane  
 haben  sich  gebildet,  a. Das  feste Siibslrat.  b. Das weiche  
 Substrat  (die  alte  Haftscheibe).  c.  Das  liaftgewebe.  
 d.  Das  Scheibengewebe.  Vgr.  230. 
 Phyll. Brodiaei.  Vertikalsclinitt  einer Basalscheibe,  
 die  einer  Schale  von  Cyprina  islandka  L.  anhaitet.  Die  
 schwarz  gehaltenen  Theile  sind  die  zerplitterten  Bruchstücke  
 der  Muschelschale,  dazwischen  sind  die  wirr  
 diu-cheinander verlaufenden Haflorgane  zu  sehen.  Vgr. 250, 
 Die  Basalscheibe  ist  von  unregehnässiger  lappiger  Gestalt.  
 Die  Lappen  können  bei  älteren  Exemplaren  die  eigene  Mutterscheibe  
 überwuchern.  Selten  wachsen  einzelne  Lappen  auf weitere  
 Entfernungen  vom  Haupttheil  weg.  Meist  bilden  sie  eine  mehr  
 weniger,  komplex  rundliche  oder  eckige  Fläche,  welche  einen  
 grössten  Durchmesser  von  7  nun,  dabei  eine  grösste  Dicke  von  
 1,5  mm  erreichen  kann. 
 Eine  Eintheihmg  des Zellengewebes  in  Rinden- und  Marktheil  
 lässt  sich  hier  nicht  durchführen.  Dagegen  schlage  ich  die Worte  
 H a ft-   und  S c h e ib e n g e w e b e   vor. 
 Der  Unterschied  zwischen  beiden  Geweben  beruht  auf  einer,  
 auf  verschiedene  Thätigkeit  hinzielenden,  anderen  Ausbildung. 
 Mittelst  des  Haftgewebes  haftet  die  Basalscheibe  der  Unterlage  
 an.  Das  Scheibengewebe  dagegen  bildet  den  eigentlichen  
 Körper  der  Basaischeibe,  an  welchem  unterseits  das  liaftgewebe  
 sich  befindet,  oberseits  die  aufrechten  Thallussprosse  entspringen. 
 Schichten  sekundären  Dickenwachsthums,  analog  den  schon  
 für  den  aufrechten  Thailus  beschriebenen,  bis  zum  gewissen  
 Grade  auch  diesen  homolog,  machen  den  grössten  Theil  des  
 Scheibengewebes  aus. 
 Die  ganze  Scheibe  kann  auch  als  Speicherorgan  dienen. 
 Es  ändert  sich  der  Charakter  des  Haftgewebes  etwas  nach  
 der  Natur  des  Substrates. 
 ist  das  Substrat  weich,  etwa  eine  alte,  abgestorbene  Basaischeibe  
 von Phyllophora *)  (Eig.  18),  so  sehen wir, wie  die  äussersten  
 Zeilen  des  Haftgewebes  schlauchartig  in  das  weiche Eremdgewebe  
 eindringen,  dabei  eine  ganz  unregelmässige  Gestalt  annehmend.  
 Ihre  Länge  schwankt  zwischen  40  und 60 p  \  ihre  Breite  zwischen  
 4,  8  und  12  p .   Doch  finden  wir  auch  ganz  kurze  Zellen  von  
 4  zu  8,  und  6  zu  6  /i.  Bei  allen  ist  die  äussere  Membran  dünn. 
 Bei  einem  ziemlich  regelmässigen  flachen  Sulistrat  verlaufen  
 die  Zellen  des  ganzen  Haftgewebes  meist  in  Reihen  (Fig.  18),  
 welche  allmählich  unmerklich  in  das  Scheibengewebe  übergehen,  
 sodass  sich  keine  scharfe  Trennungslinie  angeben  lässt.  (In  der  
 obigen  Figur  sind  die  Scheibenzellen  langgestreckt,  weil  sie  an  
 dieser  Stelle  gerade  in  das  xMarkgewebe  eines  aufrechten  Thallussprosses  
 übergehen.) 
 Die  Haftzellen  katexochen  sind  die Endzeilen  dieser Reihen.  
 Sehr  häufig  sind  letztere  auch  in  ihrer  Ordnung  gestört,  und  die  
 Zellen  des  Haftgewebes  bilden  nur  eine  wirre  Schicht. 
 Auf  Muscheln  bilden  sich  schon  haustorienartige  Fortsätze  
 des  ganzen  Gewebes,  welche  aus  mehreren,  nebeneinander  verlaufenden, 
   vielzelligen  Reihen  bestehen  (Fig.  19). 
 Es  drängen  sich  diese,  Haustorien  ähnlichen,  Gebilde  in  die  
 Schalen-Schichten  der  Muschel,  jedoch  scheinen  dieselben  auf  den  
 Kalk  öfters  auflösend  einzuwirken,  indem  sie  nicht  selten  senkrecht  
 zum  Lauf  der  xMuschelschichten  in  die  Schale  eindringen.  Ein  
 solches Haustorium  kann  oft  geradezu  als  Anker  funklioniren,  indem  
 die  Spitze  kugelich  anschwillt,  und  dicker wird  als der dahinter  
 liegende  Theil  (vergl.  Fig.  19). 
 ')  Es  kommt  Phyllophora  nie  epiphytisch  tiiif  anderen  lebenden  Algen 
 Dieses  abgerundete  Ende  enthält  Zeilen,  welche  einen  Durchmesser  von  8  bis  i2 / i  haben.  Eine  starke  
 Membran  schützt  sie  nach  aussen;  dieselbe  kann  bis  8  p  dick  werden.  Gleich  liinter  dem  apikalen  Theii  eines  
 solchen  Haftorgans  werden  die  Zellen  längsgestreckt,  bis  zu  20 p,  bei  einer  Breite  von  oft  kaum  6 p. 
 Von  den  grösseren  fadenartigen  Fortsätzen,  die  selten  eine  I5reite  von  20 p  überschreiten,  gehen  feinere  
 Haustorien  al),  die  vielzellige,  doch  einreihige  Fäden  darstellen.  Sie  verlaufen  meist  längs  den  Schichten  des  
 Muschelkalkes,  wofern  es  ihnen  nicht  gelingt,  senkrecht  zu  diesen  einzudringen.  Die  Zellen  sind  in  solchen  
 kleineren  Nel)enästen  10  bis  20  p  lang,  und  meist  regelmässig  4  bis  5  /t  breit;  in  ihrer Gestalt  sind  sie  viereckig. 
 Es  kommen  auch  öfters  Anastomosirungen  von  haustorienartigen  Fäden  vor.  Es  geht  dies daraus hervor,  
 dass  man  bei  Schnitten,  die  senkrecht  zur  Oberfläche  der  xMuschel  verlaufen,  Kalktheilchen  findet,  die  von  
 P'äden  umgeben  sind,  deren  Zellen  nicht  in  fortlaufenden  Reihen  liegen.  Die  Anastomosirung  wird  sich  wahrscheinlich  
 nur  auf  Verschmelzung  der  dicken  Membranen,  durch  gegenseitigen  Druck  veranlasst,  erstrecken,  um  
 dadurch  die  Pflanze  enger  an  die  Muschel-Schale  zu  ketten. 
 Ist  ein  grösserer  Fortsatz  ganz  fest  in  die  Muschel-Schale  eingedrungen,  so  können  sich  alle  vormals  
 längsgestreckten  Zellen  abrunden  und  sie  liegen  dann  nicht  mehr  so  regelmässig  in  Reihen,  wie  zuvor. 
 Auf  Steinen  vorkommend,  drängen  sich  die  untersten  Schichten  der  Basaischeibe  in  jede  kleine  Einbuchtung  
 hinein,  um  hier  sowohl  durch  Wasserdruck  als  Verankern  festzumachen  (Fig.  20).  Es  ist  ziemlich  
 schwierig  diese  Verhältnisse  zu  beobachten,  wegen  der  Unmöglichkeit  durch  das  Gestein  Schnitte  zu  machen. 
 Fig.  20.  Phyll.  Brodiaei.  Vertikalsclinitt  durch  eine  Basaischeibe,  in  radialer Richtung  (das  Substrat  ist  dunkel  gehalten;,  a.  junger  aufrechter  
 Spross,  der  eben  der  Basaischeibe  eiitsprosst,  b,  Basis  eines  älteren  aufrechten  Sprosses,  c.  alter  abgerissener  Spross,  dessen  offene  Stelle  
 von  dem  Gewebe  der  Basaischeibe  überwuchert  worden  ist.  d,  Randpartie  der  Basaischeibe.  Man  sieht  ferner  die  verschieden  gestalteten  
 Fortsätze  der  Basaischeibe  in  das  Substrat.  Vgr.  etwa  20. 
 Im  Allgemeinen  sind  die  Erscheinungen  ähnlich  denen  bei  einem Muschelsubstrat,  jedoch  habe  ich  nicht  
 Andeutungen  von  Anätzung  des  Steines  seitens  der  Haftzellen  gefunden.  Es  fehlen  daher  die  langen  feinen  
 Fäden.  Es  findet  vielmehr  in  der  Hauptsache  ein  liineinpressen  der  Basaischeibe  in  schon  vorhandene  Vertiefungen  
 statt. 
 Die  Fortsätze  sind  daher  meist  kurz  und  breit,  ihrer Gestalt  nach  aber  ganz  unberechenbar,  je  nach  dem  
 Umriss  der  betreffenden  Aushöhlung,  in  der  sie  sich  eingebettet  haben.  Ihr  Aufbau  ähnelt dem  der  haustorienartigen  
 Fortsätze  in  den  Muschelkalk.  Es  finden  sich  sowohl  längsgestreckte  Zellen,  als  auch  mehr  weniger 
 gleichmässig  runde  Zellen.  Letztere  überwiegen,  da  die  Fortsätze  meist  niclit  lange  Fäden  bilden,  wie  beim  
 Muschelsubstrat,  Die  Zellen  liegen,  wenn  rundlich,  meist  wirr  durch  einander.  Ihre  äusseren  Membranen  sind  
 ziemlich  dick. 
 Besonders  wichtig  für  die Entwickelungsgeschichte  der  ganzen  Pflanze  ist.,das  Vorkommen  von  den  oben  
 genannten  haustorienartigen  Fortsätzen,  wie  sie  besonders  schön  bei  Muschelpräparaten  zu  beobachten  sind.  Die  
 von  den  grösseren  Fortsätzen  ausgehenden  feineren  Zellfäden  sind  Erscheinungen,  die  ganz  übereinstimmen  mit  
 den  Produkten  der  Keimung  von  Tetrasporen  des  Nematheziums  von  Phyll.  Brodiaei.  Besonders  ähneln  die  
 kleinen  runden  Anhäufungen  oder  verdickten  Endungen  der  feineren  Fortsätze  den  an  den  kleinen  Keimlingen  
 vorkommenden  kleinen  Zellhäufchen. 
 Den  Uebergang  von  den  Haftzellen  katexochen  zu  dem  Scheibengewebe  bildet  eine  Anzahl  von  Zellen,  
 welche  noch  zum  Haftgewebe  gehören.  Sie  liegen  meist  wirr  durcheinander,  oder  bilden  doch  nur  Reihen,  die  
 nicht  regelmässig  gleichlaufend  sind.  Bei  dünnen,  jungen  Basalscheiben,  auf  ziemlich  glatter  Unterlage,  ist  die  
 Haftscheibe  oft  sehr  reducirt.  Sie  besteht  dann  nur  aus wenigen  haustorienartigen Zellen,  die  durch unregelmässig 
 gelagerte  Elemente  mit  einander  und  mit  dem  Scheibengewebe  in  Verbindung  stehen.