Den grössten Theil der Basaischeibe bildet meist das S c h e ib e n g e w eb e . Es besteht dies aus Zellen,
mehr oder weniger von viereckiger Gestalt, welche in ihren Maassen sich wenig ändert. Ihre Länge (d. h. Höhe)
beträgt 8 bis i6/i- und ihre Breite 8 bis i2 p.
Fig. 2 1. Phyll. Brodiaei. Radial gehaltener Vertikalschnilt durch <lie Randpaiüe einer
Basaischeibe. Das Scheibengewebe ist dunkler gehalten als das Haitgewebe, Es lassen
sich im Scheiben- und Hallgewebe die Zellreihen erkennen. Vgj\ 6oo.
Fig. 22, Phi'lt. Brodiaei. Radial gehaltener Vertikalschnitt
durch eine mittlere Partie einer Basaischeibe, Da:
Scheibengewebe ist etwas dunkler gehalten als das
Haftgewebe. Die reihige Anordnung der Zellen im
Hailgewebe hat sieb fast ganz verloren. Vgr. 6oo.
Es kommen alle möglichen Kombinationen
von Grössenverhältnissen vor (siehe Fig. 2 i u. 22),
doch ist die Breite sehr selten grösser als die
Länge,
Im Gegensatz zu den Haftzellen, liegen die
Scheibenzellen in regelmässigen, einander gleichlaufenden
Reihen. Letztere sind meist so orientirt.
dass sie ungefähr senkrecht zur Oberfläche des
Haftorgans verlaufen. In der Nähe des Randes
jedoch beschreiben die Reihen parabolische Kurven,
und zwar so, dass ihre convexe Seite dem wachsenden
Rande zugekehrt ist (siehe Fig. 23).
Flg. 23. PhylL Veritolschniii dütch B.s .lschdbe und Si.n,n„pitte. hervorsprossmdeti Stamm gehen
um die Anordnung der Zellreihen schematisch zu zeigen, a. Sprossspitze , > 1 1, 1 1
(V.Eduiiondpunkt, lebh.ll w.cb«nd). b. Sp,<...u,die (rubend oder uup wenig parabolisch verlaufenden Reihen, allmählich
wachsend), c. Uebergang von Spross zu Basaischeibe. d. Anfang der Basal- in die nach auSSen SCllwacll aufsteigendeu Reihen
scheibe, e. Mittlerer Theil der Basaischeibe (ruhend oder nur wenig wachsend)- ¿es Rindengewebes des betreffenden Stammes
f. Stark wachsender Theil der Basaischeibe. Von hier aus nach links (e) zu (ibgi-
«ndet Wachsthu« de, B ...l,ch e ib e in die Dicke «ntl. g. R.ndp.rtle der B .. .1 - S c h c ib e n g cw e b e en ts tehe n
scheibe. Hier findet nur Waohsthum verbunden mit penphenscher Ausdehnung t • • 1 ,
statt Vgr etwa 15—20 Rande der Basaischeibe in erster Linie durch
Theiiungen einer Anzahl einzelner Randzellen
(siehe Fig. 2 1) , Von diesen trennt sich durch eine perikiine Wand eine Zelle nach Innen ab. Letztere theilt
sich wiederum durch eine antikline Wand in eine obere Zelle, welche als Mutterzelle vom Scheibengewebe, und
eine untere, welche als Mutterzeile vom Haftgewebe bezeichnet werden kann. Diese beiden Mutterzellen besitzen
nun,die Piigenschaft durch weitere antikline Theiiungen Zellen abzuschnüren. Diese Zellen werden immer nur
Die Basaischeibe: Phyll. Brodiaei.
auf der Innenseite der sich theilenden Zelle gebildet, und zwar immer nur von einer nach aussen gelegenen Zelle.
Bei dem Scheibengewebe liegt diese Zelle also an der Oberfläche der ganzen Basaischeibe, bei dem Haftgewebe
liegt sie dem Substrat an
Da die wachsenden Zellen des Scheibengevvebes, zu welchen alle peripherisch gelegenen Zellen zu rechnen
sind, bloss nach Innen, nicht aber nach den Seiten, Zellen, und zwar solche von ziemlich gleicher Grösse abschnüren,
so entstehen vertikale Reihen von Zellen, die jedoch so orientirt sind, dass seitlich an einander stossende Zellen
meist nicht gleichlaufende perikiine Wände haben. Es erlangt hierdurch das Lager auch eine grössere Festigkeit.
So genau wie beim Scheibengewebe lassen sich die Theilungsvorgänge beim Haftgewebe nicht verfolgen,
weil die Fläche der Basaischeibe infolge der Unebenheiten der Unterlage nicht flach ist. Es werden daher die
Zellen verschoben. Auch kommen hier deshalb Theiiungen nach allen Richtungen vor, doch bloss in den an
der Unterseite liegenden Zellen.
Es wird also durch die periklinen Theiiungen in den Randaellen die Flächenausdehnung der ganzen
Basaischeibe vergrössert, durch die antiklinen Theiiungen der dahinter liegenden Zellen, die Dicke derselben erhöht.
Der Zuwachs des Scheibengewebes besteht hauptsächlich aus Platten von unregelmässiger Gestalt, welche
der Basaischeibe gewissermaassen „aufgelegt“ werden, und die als Schichten sekundären Dickenwachsthums zu
bezeichnen sind. Sie entsprechen in Entwickelung und Funktion genau den Schichten sekundären Dickenwachsthums
am aufrechten Sprosstheil. Die einzelnen Schichten sind von einander durch hellere Linien getrennt.
Sehr oft bemerkt man, dass die Zellreihen einer Verdickungsschicht ein wenig anders verlaufen, als die
darunter liegende Schicht. Ks erklärt sich das daraus, dass mit jeder Zunahme der Basaischeibe an Dicke und
mit der Bildung von mehr aufrechten Thallussprossen, die ganzen Verhältnisse sich geändert haben, welche die
bestimmte Richtung der Zellreihen der vorhergehenden Schicht bedingten.
Die ganz jungen Basalscheiben, auf kleinen Steinchen, zeigen sich dem Auge zuerst als kleine rothe
Flecken, welche mit einem scharfen Messer ziemlich vollständig vom Substrat entfernt werden können (Fig. 24).
Es lassen sich in der oft einschichtigen Basaischeibe
deutlich die Zellreihen erkennen, welche die Waclis-
thumsrichtung des betreffenden Theiles der Hasalscheibe
andeuten. An diese Zellflächen knüpfen die
später zu besprechenden Keimprodukte der Tetrasporen
von Phyll. Brodiaei an, die einen ähnlichen
Bau aufweisen (siehe Fig. 32, besonders Nr. 10
und 11), die es aber in der künstlichen Kultur
nicht soweit gebracht haben, wie die Pflänzchen in
der Natur.
Wir gehen nun über zur Behandlung der
lintstehung des aufrechten Thallussprosses aus der
Basaischeibe.
Ist letztere ganz jung, an der. dicksten Stelle
vielieicht kaum 60 p messend, so erhebt sich an
gewissen Stellen das Scheibengewebe durch stärkeres
Wachsthum der Zellen. Es finden hierbei reichlich
perikiine und antikline Tlieilungen statt.
Bei einem kleinen Spross, von ca. 180 bis
200 p Höhe ist die Ansatzstelle an die Basaischeibe
meist schmäler, als der direkt unter der Spitze
liegende Abschnitt. Erst ganz allmählich wird erstere
breiter durch die Bildung von Schichten sekundären
Dickenwachsthums.
Fig. 24. PhvU. Brodiaei. ( mehr als einschichtige Basaischeibe;
von glatten Steinchen abgekratzt, i. Vollständige Scheibe. Der
älteste Tbeil der Scheibe befindet sich in der Mitte der linken Hälfte der
Figur, wo die regelmässigen Linien fehlen, welche die Wachsthurasrichtungen
der Zellreihen andeulen. Vgr. 10, 2. Randparlie der Scheibe; der Pfeil
giebt die Wachslhumsrichtung an der betreffenden Stelle an. Vgr. 400.
Beide Zeichnungen sind Oberflächenansichten.
Der Verlauf der Zellen im jungen Sprosse entspricht dem der Zellen am Vegetationspunkt älterer Ast-
enden (s. o.l; die Rindenzellen sind lebhaft in Theilung begriffen, und die Markzellen dehnen sich allmählich
mehr und mehr in die Länge.