
Inclination der Oberfläche der Darmbeine bei den Negerinnen mehr einwärts, gehen,
als die vorderen oberen Darmfortsätze, sind hier beinahe in gerader Linie unter
ihnen gelegen. Alles diefs gibt diesem Becken die cylindrische Form, welche wir an
keinem der anderen beobachtet haben. Die Stacheln der Sitzbeine sind so weit von
einander entfernt, dafs wenn man bei einer Inclination von 4 5 0 von oben in das
Becken hinein sieht, man ihre Spitzen nicht bemerken kann. Wie in dem Becken
der Negerin die durchscheinende Stelle fehlt, so fehlt sie auch in jenem der Bosjes-
männin. Demohngeachtet scheint es,,däfs hier weniger DiploS zwischen der inneren
und äufseren Knochenlamelle sich findet, als bei den Negerinnen. Das Kreuzbein
ist von oben nach unten convaver, als bei anderen Weibern. Seine Basis ragt
in das Becken weit hinein. Es bildet sich durch die grofse Conveocitaet, an seiner
hintern Fläche, eine Hervorragung, durch welche es sich zu erheben scheint.
Dieser Vorsprung wird durch die Dicke der Wülste, welche den porabolischen
Raum an dem unteren und hinteren Theil des Kreuzbeins umgeben, noch gröfser;
denn dadurch wird der hintere untere Theil des Kreuzbeins an seiner Vereinigungsstelle
mit dem Steifsbein viel erhöhter, als bei anderen Weibern. Diese gröfsere
Dicke der Wulste hat wahrscheinlich zum Zwecke die Ansetzungspunkte für die dicken
Fasern des Zellgewebes zu vermehren; in welchem die, die Hinterbecken und
Hüften bedeckende Fettmasse enthalten ist. Die Sitzbeinhöcker sind sehr knorrig
und dick. Ihre seitliche und hintere Fläche ist breiter und erhabener, als in jedem
anderen weiblichen Becken. Die Gelenkpfannen sind mehr nach hinten gerichtet, als
sie es gewöhnlich bei den Weibern sind; dadurch ist die Schaambeinfuge mehr nach
vorn gedrängt. Der Hals der Sdienkelbeine ist kürzer, als bei den Europäischen
Weibern und selbst den Negerinnen und hat eine schräge Richtung. Der Winkel unter
der Schaambeinfuge ist überdiefs viel gröfser, als bei den Europäischen Weibern.
Das Becken der Javaneser zeichnet sich, nach Vrolik, durch eigenthümliche
Leichtigkeit und augenscheinliche Kleinheit, und durch eine beinahe runde Oeffnung
an der obern Apertur aus. Der verkürzte Schädel des Javanesen scheint gleichsam
ausgedrückt in der runden Form der oberen Apertur des kleinen Beckens, welche in
Wahrheit am deutlichsten bei dem Weibe ist, aber doch auch bei dem Manne nicht
fehlt. Die geringere Breite des Querdurchmessers dieser Apertur scheint nothwendig
eme gröfsere schräge Neigung der Darmbeine nach aufsen zu bedingen, damit dieser
Raum mit der Bauch- und Brusthöhle in Beziehung gestellt werden können. Diese
nämliche schräge Neigung macht auch, dafs die vorderen unteren Dornfortsätze mehr
nach innen gerichtet sind, als bei anderen Becken. Die geringe Hervorragung der
Basis des Kreuzbeins verdient überall an dem gröfsten, wie an dem kleinsten der Becken
zuerst beachtet zu werden. Wenn man hinzufügt, dafs an keinem von anderen
Racen die Sitzbeinstacheln so einwärtsstehend sind, so könnte man aus allem eben
Gesagten hinreichend erweisen, worin die charakteristische Form der Javaneser-Becken
besteht.
Der gefälligen Mittheilung des Herrn Prof. Mayer verdanke ich nachfolgende
Notiz über die Negerskelette im Pariser Museum.
Neger - Scelette im Pariser Museum vom Jahre 4822 (D r. M ayer.)
Mosanibique Neger: Das Becken ist seitlich, zusammengedrückt. Das Heiligbein schmal. Die Knochen sind
dünn und schwach.
ditto. Das Becken ist eng; das Heiligbein ist schmal. Die Knochen sind etwas stärker,
ditto. Das Becken eben so beschaffen. . ...
Neger. Das Heiligbein schmal.
Mulatte. Das Becken enge.
Venus Hottentotte. Das Becken ziemlich weit.
Guanche - IVeib. Das Becken weit.
Die Beobachtungen, welche ich in dem Königl. Museum zu Berlin an den Bek-
ken eines Botocuden, einer Bötocudin, eines Kaffern und einer Negerin machte, werde
ich, um Wiederholungen zu vermeiden, gleich nachher mittheilen.
VERGLEICHUNG DER RACENFORMEN MIT DEN URFORMEN
DER BECKEN.
Obgleich unsere Kenntnisse und Erfahrungen über die Racenbecken noch so
unvollkommen sind, so finden wir doch auch die vier Ur-Formen der Becken bei
den.verschiedenen Racen. Die Beweise sind:
1) Das Becken eines Botocuden, .Tab. XXIV. zeichnet sich durch ungewöhnliche
Gröfse und vorwaltende Breite aus. Die Gesammtform ist jedoch oval.
Die Darmbeine treten zwar stark nach aufsen und zurück, fast wie, bei. Weibern, sie
liegen jedoch mehr schräg und vereinigen sich mit dem verhältnimäfsig breiten hl.
Bein und den schmälern und schräg zurücklaufenden Schaambeinen zur Bildung einer
ovalen obern Beckenapertur. Die Conjugata beträgt 4 Linien; der Querdurchmesser
4 Zoll 7 Linien, und das ganze Becken bietet nichts auffallend Abweichendes von
einem grofsen Becken eines Europäers mit ovaler Beckenform dar.
2. Das Becken einer 37jährigen Negerin Tab. XXVII. zeichnet sich beim ersten
Anblicke durch seine runde oder cylindrische Form aus. Die Darmbeine sind
schmal, mehr, senkrecht stehend, gerundet.. Das hl. Bein mäfsig breit und länglich
und seitlich ausgebogen. Eben so sind es die Schaambeine, und die obere Beckenöffnung
ist überhaupt schön gerundet. Die Conjugata hält 4 Zoll 1 Linie; der Querdurchmesser
4 Zoll 7i Linie. Die Sitzknorren stehen weit ab; die Sitzstacheln ragen
wenig in die Beckenhöhle und der Schaambogen ist grofs. Dieses ganze Becken
hat unverkennbar die gröfste Aehnlichkeit mit dem Becken Tab. XXVI. einer
Europäerin.
3- Becken einer Botocudin. Tab, XXX. von oben und Tab. XXXI. von
vorn. Dieses weibliche Becken zeichnet sich durch Schmalheit und Höhe aus, und
entspracht dadurch der keilförmigen Ur-Beckenform. Die Darme sind hoch und
stehen jnehr senkrecht; das hl. Bein ist schmal und hoch; die lineae arcuatae der
Obern Beckenapertur sind wenig ausgeschweift; die Conjugata hält 4 Zoll 4 Linien;
er Querdurchmesser nur 4 Zoll 31 Linie. Die Stellung der Sitzhöcker, das Hervorragen
der Sitzbeinstacheln in die Beckenhöhle u. s. w. entspricht der Gesammtbil-
uung des Beckens und bietet nichts auffallendes dar.
4. Gleichgebildet ist das Becken eines Kaffern Tab. XXXII. Es ist keilförmig
und nur noch enger pder schmaler als das vorhergehende Becken. Die Conju-
ga a hat 3 Zoll 10 Linien; der Querdurchmesser 3 Zoll 9 Linien.
0. Das Becken einer Negerin in v. Sömmerrings reicher und wahrhaft kostbarer
amm ung hat gleichfalls eine keilförmige obere Beckenöffnung. Tab. XXXIII. Figl.