
Der Botocuden-Schädel, welcher in Blumenbach’s Decas sexta c. Tab. LVI11.
abgebildet ist , zeichnet sich durch Seine thierische Bildung besonders aus. Dagegen
haben die Botocuden-Schädel, welche sich im anatomischen Museum befinden, wenig
ausgezeichnetes.
An dem männlichen Botocudenskelett im anatomischen Museum zii Berlin fand
ich den Schädel grofs, länglich-rund,und schwer. In der' Mitte prominirt das Schä-*
delgewölbe auffallend; die Stirn ist mäfsig breit®1 die Schläfengegenden ragen mehr
hervor; der untere Umfang des!Einganges-'in die Nasenhöhle ist geglättet. Merk-'
wiudig aber ist, dafs sich an diesem Skelette an-jeder Seite dreizehn Rippen, alu-r
nur vier Lendenwirbel finden. Die Qüerförtsatze der Lendenwirbel sind, ! Wie die
Rippen, auffallend stark und breit.
An dem weiblichen Botocuden - Skelett daselbst fand ich den Schädel mehr
klein und auffallend weiblich. Die Oberkiefer ragen mehrmals bei Europäern hervor.'
Der untere Umfang der Nasenhöhlenöffnung ist gleichfalls geglättet.
Auch hier'sind dreizehn Rippen an jeder Seite und nur vier Lendenwirbel,
vorhanden.
VON DEN URFORMEN DER BECKEN.
Abgesehen von der Gröfse, Schwere, Asymmetrie u. s. W. der Becken, unterscheiden
wir auch vier Ur-Formen der Becken und zwar;
I. die ovale Ur -Beckenform;
II. die runde, Ur -Beckenform;
III. die vi erseitige Ur -Beckenform; - und
IV.; die keilförmige Ur -Beckenform.
VON DER OVALEN LR- BECKENFORM.
Ein ovales Becken nennen wir dasjenige, an welchem die obere Apertur eine
eiförmige Gestalt hat und zwar so, dafs diese Apertur nach vorn, d. i. an der Symphyse
der Schaambeine mäfsig schmal ist, hierauf sich gegen die Mitte der Apertur und die
Vereinigung der Darmbeine mit dem heil. Beine allmählig und gleichmäfsig erweitert
und sodann sich wieder etwas verschmälert und so gleichsam am Promontorium in
eine stumpfe Spitze ausläuft.
Die Conjugata hat hier eine geringere Ausdehnung als der Querdurchmesser.
Das grofse Becken wiederholt auf seine Weise dieselbe Form. Die Darmbeine
sind mäfsig von einander entfernt, gleichmäfsig und sanft ausgehölt, weder zu schief
noch zu senkrecht gelagert, die innern Flächen stehen einander mehr gegenüber, und
sind so nicht nach vorn, aber auch nicht ganz seitlich gelagert. Im gleichen Verhältnisse
convergiren die Schaam- und Sitzbeine und daher verengert sich allmählig
die Beckenhöhle. Das hl. Bein ist mäfsig schmal und lang, und sanft gebogen.
Die Sitzkorren liegen mehr zurück und ragen nicht nach aufsen; auch die
Sitzstacheln treten mehr rückwärts und ragen nicht in die Beckenhöhle. Es findet
überhaupt in allen Theilen das schönste Ebenmaafs statt, und bei dem männlichen
Geschlechte ist weder der Schaambeinwinkel auffallend spitz,, noch beim Weibe der
Schaumbogen vorwaltend grofs.
Die Geräumigkeit und Höhe dieser Becken- hält im Allgemeinen die Mitte
zwischen dem runden und keilförmigen Becken. Das keilförmige Becken nämlich ist
in der Regel eng und hoch; das runde Becken dagegen weit und niedriger.