
Dieser Schädel Ist mir um so merkwürdiger, da er so auffallende Aehnlichkeit
mit dem Schädel des Rehnthier- Tungusen hat, welchen Blumenbach in der Decas
altera coll. suae cran. beschreibt und Tab. XVI. abbilden liefs.
Blumenbach beschreibt den Schädel des Rehnthier - Tungusen auf folgende
Weise :
C h a r a c t e r es p r ima r i i : Habitus perfecte Mongolicus: facie plana ad arcus zygomaticos latissima,
fronte depressa etc. Olfactus officina amplissima. Occiput mirum in modum retro eminens ita ut
protuberantiae occipitalis externae distantia a dentibus incisoribus superioribus 9 pollices Lond. acquare
t. A l i a o b s e r y a t a . Ossis frontis pars media inferior cui glabella proxime subjecta est, depressior,
quasi foyeae planioris forma ; crista longitudinalis ossium unguis in acutissimam laminam osseam ex-
currens ; processus pterygoidei exteriores in alas latissimas expansi, ita u t dexter cum ala parva Ingrassiae
quae foramini spinoso ad spiram spbenoidalem apposita est, coniluat et foramen magnum
commune formet.
Und wir haben kaum nur zu bemerken., dafs die abweichende Anordnung, welche
sich an der lamina externa process, pteryg. dextri lateris des Schädels vom Blumenbach
findet, an unserm Schädel an der äufsern Platte des linken flügelförmigen
Fortsatzes des Keilbeins sich befindet.
Tab. XI. Vierseitiger Schädel eines Jacuten. Blumenbach beschreibt ihn in
der Dec. altera collect, suaè craniorwn Tab XV. auf folgende Weise:
C b a r a c t e r e s p r i m a r i L In universum'prope abest ab ilio Calmucci cranio quod priore Decade ex-
bibui. Forma ipsa fere quadrata. Orbitae vaegrandes amplissimo osse cribriforme . ab inyicem dis-
junctae ; glabella tumide prominens ; nasi ossa coarctata et superne in acutiorem apiem confluentiaj
verticis ossa utrinque in tuberà elata.
Tab. XII. Vierseitiger Schädel eines Buggefsen von der Seite und
Tab. Xni derselbe von vorn.
Aus der Sammlung von dem verstorbenen D r. Alber s in Bremen, welche
ein hohes Ministerium für die anatomische Anstalt der Universität Bonn ankaufte.
Blumenbach hat in der Dec. quinta coll. suäe cran. dio. gent. Tab. X L IX .
einen Schädel eines Buggefsen beschrieben und zwar auf folgende Weise:
Buggessi s. Bugginesi ex quibus órtus erat, singulare plane Malayicae varietatis stemma in australi in-
sulae Celebes plaga constituunt ab ipsis reliquis Macassaribus uti peculiari plane lingua et propriis
literarum formis et scribendi modo, ita et si ex cranii de quo agimus conformatione aliquid conjec-
tari licet, vultu suo ab aliis Malayicis gentibus baud parum diversum. Siquidem illud memorabili
babitu quibusdam sui partibus aetbiopico vulti appropinquare in aliis contra ad mongolicum quodam-
modo accedere videtur. Uti enim facies declivis et alveolaris portionis ossium maxillarium prominentia
cum valde obliqua dentium incisorum superiorum directione caput boc a latere speetätum aetbiopico
baud absimile reddit, ita contra idem ab antica facie spectatum, insigni latitudine ossium jugalium
et orbitarum plano latoque naso longe a se inyicem distantium amplitudine etiam mongolici quid
prae se ferre videtur.
Präeterea dentibus primoribus superioribus vitrea substantia in facie antica maximam partem gentium
istarum more, coticulae ope deleta est, omnes vero dentes continuo masticatorii usu ex pipere
betel et areca cum calce viva compositi, densa et fiasco - nigricante crusta obducti.
Diese vortreffliche Beschreibung Blumenbachs pafst ganz auch auf unsern Schädel,
so dafs wir darum, und da wir den Schädel von der Seite und von vom abbilden
liefsen, einer nähern Beschreibung unsers Schädels überhoben sind.
Die allgemeine Form ist würfelförmig vierseitig.
VON DER KEILFÖRMIGEN UR - SCHÄDELFORM.
Ke i l fö rmig nennen wir diejenigen Schädel, welche länglich schmal, gleichsam
von den beiden Seiten züsammengedriiekt sind. Die Oberkiefer sind besonders
schmal, ragen auffallend hervor, und stehen mit ihren Zähnen schief. Durch diese
länglich - schmale Form des ganzen Schädels erscheinen dergleichen Schädel wie ein
Keil, und ich nenne sie darum keilförmig.
Beispiele hiervon sind: Tab. XIV., Tab. XV., Tab. XVI., Tab. XVII., Tab. xvm. Tab. XTV. Keilförmiger Schädel eines Europäers von der Seite und
Tab. XV. von vorn.
Die Zeichnungen sind zu characteristisch, als dafs man noch eine nähere Beschreibung
zu geben nöthig hätte. Uebrigens werde ich nochmals auf diesen Schädel
zurückkommen.
Tab. XVI. Keilförmiger Schädel einer Europäerin.
Dieser Schädel weiset, nebst seiner keilförmigen Form, auch die Geschlechtscharaktere
nach. Denn obwohl im ganzen keilförmig, indem der Gehirnschädel sowohl,
als auch der Gesichtstheil schmal, die Kiefer bedeutend hervorragen, die
Zähne schief stehen, und zwar die obern schief von jA m und hinten nach unten
und aufsen, die untern aber von unten und hinten nach oben und aufsen, so ist
doch der Schädel mehr gerundet, die Knochen sind zarter u. s. w. als bei dem
vorhergehenden männlichen Schädel.
Tab. XVn. Schädel eines Raffern von der Seite und
Tab. XVm. derselbe Schädel von vorn. Im Königl. anatomischen Museum
der Universität Berlin gezeichnet.
Der Schädel ist schwer; länglich schmal, die Kiefer hervorragend, somit keilförmig.
Die Augenhöhlen stehen mäfsig nahe; die Nasenknochen sind lang und
sehr schmal, besonders an der Incisura nasedis ossis frontis, etwa 1 Linie nur
breit. Die Stirnfortsätze der Oberkiefer stehen mehr quer, daher die äufsern Flächen
nach vorn sehen.
Tab. XIX. Schädel eines Nukahiwers von vorn, und
Tab. XX. derselbe Schädel von der Seite.
Diesen Schädel besitzt das anatomische Museum zu Bonn und erhielt ilm
als im Jahre 1821 die nachgelafsenen Präparate des verstorbenen berühmten Anatomen
D r. Ro s e nmü l l e r in Leipzig versteigert wurden.
Herr Prof. Mayer hat eine Beschreibung dieses Nukahiwerschädels im Archiv
für Anatomie nnd Physiologie von Meckel, Jahrgang 1828 Seite 437 — 462 geliefert,
und wir ziehen daraus folgendes aus:
Es ist dieser Schädel von einem jungen Individuum. Derselbe ist im Ganzen, und mit Ausnahme dafs
rechts der Jochbogen abgebrochen, und die hintere obere Wand der Highmorshöhle eingestofsen ist»