
Physiognomie des Gesichts und Schädels, mit der den Juden eigenen Art zu sprechen
im Zusammenhänge stellen solll).
Was unsern Judenschädel betrifft, so bemerke ich nur an den Nasenknochen
eine abweichende Anordnung. Der Unke Nasenknochen nämUch ist stark eingedrückt,
der rechte dagegen an der Spitze nur wenig. Beide Nasenbeine sind lang, das der linken
Seite ist breiter als das rechte und beide Knochen stehen sehr Schief dachförmig;
Die Oberkiefer ragen nicht hervor, isondern stehen ganz senkrecht, sind
breit, niedrig, die Zahnfortsätze sind gerundet und bilden so das Segment eines Bogens
oder Kreises. Die Augenhöhlen sind tief, mehr gerundet; die Nasenwurzel ist mä-
fsig breit. Die Wangenbeine ragen seitlich rnäfsig stark hervor, und auch von der
Mulderschen Grube und Hervorragung finde ich keine Spur. Die Augenbraunenbögen
sind schwach; ebenso die Stirnglatze, welche die niedrige und gewölbte Stirn
kaum andeutet. Stirn und Scheitelgegend sind niedrig gleichmäfsig gewölbt und
überhaupt der ganze Schädel fast ganz fafsartig, indem besonders auch die halbkreisförmigen
Flächen des Stirnbeins und der Scheitelbeine bedeutend prominiren. Der
Unterkiefer fehlt leider. *
Der gerade Durchmesser des Schädels beträgt 5 ZoU 11 Linien; der hintere
quere Durchmesser 5 Zoll 6 Linien und der vordere quere Durchmesser an 4 Zoll
10 Linien.
T ab. VI. Schädel eines Nordamerikaners. Aus Blumenbachs reicher Sammlung.
Dec. prim, collec. suae. cran. Tab. IX .
T ab. VII. Schädel eines Brasilianers. Aus Blumenbachs reicher Sammlung.
Dec. ijuinta collec. suae cran. Tab. XLVU.
T ab. VIII. Schädel eines Kalmuken. Aus Blumenbachs reicher Sammlung
T ab. XIV.
Den Schädel des Nordamerikatiers beschreibt Blumenbach also:
C h a r a c t e r e s p r ima r i l : Vcrtäx depressus, amplus, rersus latera supra tempora protnherans
semicircularibus utrinmie mde ab orbitall processu ossis front« sursum divergentibus. Ingaliä
ossa prommula. Olfactus officiia amplissima, ita n t et conchae mediae in bullas quasi excavatae sint
et sinus oantoruu msignis capacitatis contineant.
s„ n i.1J L 0 l r ei r T-a ta ' Den‘f incisores brerissimi, sed .acutissimi, scalpriformes. Sutura- frontal«
superstes. ualvariae ossa valcte tenuia ; et tottun cramum levissimum.
Vom Schädel des Brasilianers wird gesagt:
et ‘ inmicon® ut cipitis ipsius forma eo melius appareret, qnod quidcm dcprcssum breve
globosnm exacte respondet descnptiom Equitis Pmto yicicomitis de Balsemam qui Brasilianoruin
laciem magls ab orali remotam esse ait quam in ulla alia fortassis gente.
Der Kalmückenschädel wird so beschrieben:
,• C’' afact“f®s Primarii: Globosa fere calrariae forma; facies lata et depressa; frons explanata; iuea.
S S J s S ^ ^ i — nüa; orbitae ampbssunae, patulae; ärcus superciliares elatae; habitüs to- u u s cranu qua si lnxiatus et tnmidus«
sH “jaris. fryitas; ossiunt palatinornm lamina horixontalis amplissima ; processu«
obbqudate deibrmis J mtr0ltus canal13 la« 7malis amplissimus; uarium apertura- angnstior,
t) s. Pierers und Coulants anatomiscli - pbjrsiologiscKes lUalworterLucll.' Vierter Band. Seite ¿85.
VON DER VIERSEITIGEN UR - SCHÄDELFORM.
Einen vierseitigen Schädel nenne ich denjenigen, welcher von seinen verschiedenen
Seiten oder Flächen d. i. von vorn, von den beiden Schläfen, und von
• hinten flach und gleichsam^ eingedrückt ist. Der Gesichtstheil des Schädels ist dabei
gleichfalls platt und breit. Die Nasenknochen stehen mehr senkrecht und entfalten
sich mehr in die .Quere als dachförmig. Ebenso sind die Kiefer seitlich entwickelt
und somit breit; die Contouren sind mehr eckig und nicht so in einander verschmolzen
oder gerundet wie bei den runden Schädeln.
Uebrigens sir^i die vierseitigen Schädel selbst wieder verschieden, und zwar:
entweder l ä n g l i c h v i e r s e i t i g , so dafs der gerade Kopfdurchmesser beträchtlich
lang ist; >
oder fa s t wü r f e l f ö rmi g , so dafs der Längendurchmesser und die Querdurchmesser
des Kopfes einander an Gröfse sehr nahe kommen.
Auch kann hier das Verhältnifs der Lagerung des Gehirns und des Gesichts-
theiles zu . einander verschieden sein. Nämlich man trifft vierseitige Schädel an,
Wo die Gesichtslinie fast ganz senkrecht ist, so dafs der Gesichtstheil fast ganz unter
die Stirn geschoben ist, und wiederum andere vierseitige Schädel, wo der Gehirnschädel
zurück und abwärts weicht, und der Gesichtstheil mehr oder minder
negerartig' vortritt.
Beispiele hiervon sind: T ab. IX. T ab. X. T ab. XI. T ab. Xll. und T ab. XIII.
T ab. IX. Vierseitiger Schädel einer Europäerin.
Von der länglich - viereckigen Form des ganzen Schädels verschaft die Abbildung
eine bestimmte Anschauung.
Der Gehirnschädel ist von beiden Seiten fast gleichmäfsig eingedrückt oder
flach, daher der vordere und hintere Durchmesser fast gleich grofs sind; der vordere
nämlich beträgt 4 Zoll 5 Linien, der hintere 5 ZoU. Ebenso ist der Schädel oben,
vorn im Gesichte und hinten flach. Der gerade Durchmesser beträgt 7 ZoU 3 Linien.
Die Augenhöhlen sind viereckig, tief und mehr klein; die Nasenwurzel ist
breit; die Augenbraunen kaum angedeütet, dagegen die Stirnglatze als ein flaches,
grofses Feld erscheint. Die Nasenknochen stehen fast senkrecht und hegen als
breite, viereckige Knochen mehr nebeneinander, so, dafs sie sich kaum dachartig vereinigen.
Die vordere Nasenöffnung ist grofs und fast viereckig. Die Wangenbeinfortsätze
der Oberkiefer treten bedeutend nach aufsen hervor, weniger dagegen die
Wangenbeine selbst; überhaupt sind die Oberkiefer massiv entwickelt, breit und
eckig, und der Zahnfortsatz verläuft bedeutend bogenförmig.
T\ ' ■» O Das Kinn ist breit; die Unterkieferäste niedrig und treten mehr geschweift
in die Höhe. Der ganze Schädel ist sehr schwer.
Tab. X. Vierseitiger Schädel eines Europäers.