
Wie Wir aber am Schädel des Weibes in Beziehung zu dem des Mannes
gröfsere Rundung und Geräumigkeit, sowie Niedrigkeit besonders des Gesichtsthei-
les wahrnehmen, so findet auch an der ovalen Ur-Beckenform in Beziehung auf die
Verschiedenheit der Geschlechter eine Verschiedenheit statt.
Die weiblichen Becken dieser Ur-Form nämlich sind mehr rundlich-oval.
Die Gröfse und Entfernungen einzelner Theile sind hier' etwas beträchtlicher, die
Uebergänge an den bezeichneten Stellen sind daher mehr bestimmt und gerundet;
die Hüftknochen liegen mehr zurück und sind mit dem hl. Beine niedriger oder kürzer,
und daher das ganze Becken geräumiger, aber niedriger, so dafs wir auch hier
zwei Abtheilungen dieser Ur-Form unterscheiden müssen, und zwar:
1) Die ovale, oder die männl ich-ovale Ur-Beckenform, indem sie nur
bei dem männlichen Becken in ihrer Reinheit angetroffen wird; und
2) die r u n d - o v a l e , oder w e i b l i c h - o v a l e Ur-Beckenform, weil hierdurch
das ovale Becken des Weibes genauer bestimmt wird.
Uebrigens ist hier,• wie am Schädel, wohl zu bemerken, dafs die mänulich-
ovale Ur-Beckenform auch an weiblichen Becken vorkömmt, und dafs die rund-
ovale Ur - Beckenforffi verschiedene Grade habe, so zwar, dafs die äufserste Gränze
oder der höchste Grad dieser rund-ovalen Form zum Queroval wird, oder aber
gar in die runde Ur - Beckenform übergeht.
Beispiele von diesen Formen sind: Tab. XXIII., XXIV. und XXV.
Tab. XXIII. Ovales Becken eines Europäers.
Die Conjugata hält 3 Zoll 9 Linien. Der Querdurchmesser 4 Zoll 3 Linien.
Tab. XXIV. Ovales Becken eines Botocuden.
Dieses Becken ist aufserordentlich grofs; alle Theile sind stark entwickelt und
stehen in gehöriger Proportion. Die Conjugata] hält 4 Zoll, der Querdurchmesser
4 Zoll 7 Linien.
Tab. XXV. Quer-ovales Becken einer Europäerin, als der höchste Grad,
den die ovale Ur-Beckenform, ohne in eine andere und insbesondere in die runde
Ur - Beckenform überzugehen, erreichen kann. .
Das Becken ist breit, weit und niedrig; von vorn nach hinten verhältnifsmäs-
sig schmäler; die obere Apertur bildet ein Queroval; die Darmbeine ragen nach
aussen, sehen mit ihren innern Flächen nach vorn, sind breit, ausgehöhlter, das hL
Bpin breiter und niedriger; die Schaam- und Sitzknochen convergiren weniger, der
Schaambogen ist gröfser u. s. w. als beim ovalen und rund-ovalen Becken. Die
Conjugata hat 3 Zoll 10 Linien; der Querdurchmesser 5 Linien. Und durch diese
Varietät der rund-ovalen Ur-Form ist der Uebergang zur vierseitigen Ur-Becken-
Form gegeben.
VON DER RUNDEN UR - BECKENFORM.
Ein rundes Becken nenne ich dasjenige, wo die obere Becken - Apertur kreisförmig
oder rund ist. Die Contouren, besonders an der Symphyse der Schaambeine
und an den horizontalen Aesten dieser Knochen, sind noch mehr als bei der rund-
ovalen Ur- Beckenform ausgeschweift oder gerundet. Daher hat die Conjugata mit
dem Querdurchmesser fast ganz dieselbe Ausdehnung.
Die Darm- Schaam- und Sitzknochen stehen mehr senkrecht, sind gerundeter,
das hl. Bein ist weniger breit, der Schaambogen weniger grofs, als am quer-ovalen
Becken oder dem vierseitigen Becken, daher sind sowohl das grofse als kleine Bek-
ken, oder ihre Räume gerundet und fast gleichmäfsig-weit.
Beispiele hiervon sind: Tab. XXVI. und Tab. XXVII.
Tab. XXVI. Rundes Becken einer Europäerin; Die Conjugata beträgt 4 Zoll
2 Linien; der Querdurchmesser 4 Zoll 5 Linien.
Tab. XXVII. Rundes Becken einer 37jährigen Negerinn. Die Conjugata hat
4 Zoll 3 Linien; der Querdurchmesser 4 Zoll 7 Linien.
VON DER VIERSEITIGEN UR-BECKENFORM.
Vie rs ei t ig nenne ich dasjenige Becken, welches von vorn, von den Seiten und
nach hinten, besonders aber vorn an der Symphyse der Schaambeine mehr flach und
breit, wie eingedrückt ist, so dafs die obere Beckenapertur fast ein vollkommenes
Viereck bildet.
Der Querdurchmesser ist wieder gröfser als die Conjugata,
Beispiele hiervon sind: Tab. XXVIII. und Tab. XXXIII.
Tab. XXVIII. Vierseitiges Becken einer Europäerin. Die Conjugata beträgt
3 Zoll 10 Linien; der Querdurchmesser hält 4 Zoll 11 Linien.
Tab. XXXIII. Fig. 4, 5 und 7.
Fig. 4. Die Contour der obern Beckenöffnung eines Javaneserbeckens, nach
Vrolik. Die Conjugata hat 3 Zoll 8 Linien; der Querdurchmesser 4 Zoll 2 Linien.
Fig. 5. Die Contour der obern Backenöffnung einer Javaneserin. Die Conjugata
hält 4 Zoll; der Querdurchmesser 4 Zoll 3 Lin.
Fig. 7. Die Contour der obern Beckenöffnung einer Mestsize. Die Conjugata
hält 4 Zoll 3 Linien; der Durchmesser 5 Zoll 6 Linien.
VON DER KEILFÖRMIGEN UR-BECKENFORM.
Ke i l förmig nenne ich dasjenige Becken, welches wie von beiden Seiten
ein- oder zusammengedrückt und somit von einer Seite zur ändern schmaler ist, als
von vorn nach hinten. Die Schaambeine vereinigen sich unter einem spitzen Win