
zu weiden. Daher jener Widerwille und die offene
Feindschaft gegen die Brüder in Baviaanskloof,
aus welcher Herr Ba r r ow in seinem Eifer gegen
die Golonisten einen Mord-Anschlag macht. Die
Brüder haben mich selbst versichert, dafs sie von
einem solchen nie gehört, wohl aber aus Vorsicht
von dem englischen Gouvernement unter Sir James
Gr a ig im Julius 1796 sich die Bestätigung
ihrer Rechte und Sicherung ihrer Personen gegen
die Mifshandlungen erbeten, mit welchen sie einer
ihrer Nachbaren im Zorn bedroht hatte. Seitdem
ist zwischen ihnen und den Golonisten bis auf einige
unbedeutende Grenzstreitigkeiten, das beste
Verständnifs. Sie sind allgemein geachtet, und ich
bin mehr als einmal Zeuge gewesen, dafs eine ansehnliche
Zahl der Colonisten den gottesdienstlichen
Versammlungen der Brüder beiwohnte.
Im Jahr 1799 wurden auf Verlangen der drei
Brüder noch zwei andre aus Deutschland herübergeschickt.
Namens Ro s e und Ko rh amme r , von
Weichen der erste nunmehr an Ma r s v e ld s Statt
die Direction des Ganzen übernahm. Beide hatten
ihre Frauen, und zugleich für jeden der schon
anwesenden Brüder eine mitgebracht, die, den
herrnhutischen Grundsätzen gemäfs, willig Ehemännern
übers Meer gefolgt waren, die sie noch
nicht einmal kannten. Seitdem hatte das Institut
immer mehr an Ausdehnung und Wichtigkeit gewonnen,
Die Brüder bauten in eben dem Jahre
aus eignen Mitteln, d, h. durch Zuschüsse der europäischen
Gemeinden, eine hübsche Kirche, und
jetzt betrug die Zahl ihrer Lehrlinge schon nahe an
eilfhundert. Zweihundert Häuser und Hütten mit
daran stofsenden kleinen Gärten, in ordentliche
Strafsen vertheilt, geben diesem Ort vollkommen
das Ansehn eines europäischen Dorfes, ein Anblick,
der mich gleich wunderbar ergriff und mich
zum erstenmal recht lebhaft in das Vaterland zurück
versetzte. Denn aufser diesem Fleck giebt
es in der That keinen ändern in der ganzen Co-
lonie, der einem deutschen Dorfe ähnlich sähe.
Die fünf Brüder nebst ihren Frauen empfinden
uns vor der Thür des Hauses, in welchem
sie sämmtlich wohnen. Einer von ihnen hielt eine
kurze Bewillkommungsrede, sodann stimmte ein
Chor von etwa hundert Hottentotten, die in zwei
Reihen (die Männer links, die Weiber rechts) an
der Thür aufgestellt waren, einen Gesang an, der
wirklich herzerhebend und schön zu nennen war.
Zuerst sang der ganze Chor die einfache Melodie,
in langsamer Bewegung, dreistimmig, dann wechselte
bei den übrigen Strophen der männliche
Chor mit dem weiblichen ab, und die Melodie
ward nur zweistimmig gesungen, bis zum letzten
Vers, den wieder der ganze Chor sang. Mir fiel
dabei auf, dafs unter allen Männerstimmen auch
nicht ein einziges Barytono, viel weniger ein Bafs
zu hören war, Das Organ der Hottentotten hat
etwas Rauhes, das ihre Stimmen zum Singen wenig
geschickt macht, indessen beruhte eben auf dem
gedämpften Ton ihres nie überschrieenen Tenors
die eigentlhimliche, in der That überraschende
O 7
Wirkung des ganzen Chors. Bei den Wechselchören
trugen es die Weiberstimmen sowohl an