N a c h t r a g :
über
G e o p p r o y SAiNT-HiLAffiE’s T e l e o s a i i r u s .
Erst bei Beendigung des Druckes konnte icli zur Einsicht einer
späteren Abhandlung Geovproy S aist-H ilaire’s * gelangen, welclie
ich bis dahin nur dem Titel nach und durch unvollständige und unrichtige
Auszüge gekannt hatte. Dieser Gelehrte hatte Gclegenlieit,
zu Caen und in der Umgegend noch mehre, bis dahin niclit beschriebene
Fossil-Reste von Teleosaurus und Stencosaurus zu untersuchen,
über die er jedocJi vorerst nur Weniges mittlieilt. Seine Ansichten
über die lüntre Ausmündung des Nasen-Kanales und mithin über
die Familie der Teleosaurier und den Haupt-Charakter des Genus
Teleosaurus selbst werden dadurch nicht geändert; aber meliro andre
Charaktere dieses Genus werden lierausgesteUf, die w ir nachtragen müssen.
Wie w ir S . 2 7 bemerkt, sind die Zähne schlanker und zahlreicher,
als bei den Gavialen, aber aucli ihre Richtung seitwärts nach aussen,
welche man nach der CuviBn’sclien Abbildung einer Zerdrückung
der Kinnladen zuzuschreiben geneigt war, wäre wesentlich und würde
durch ilire Stellung auf der Kante der Kinnlade bestätigt. Da sie
nicht wohl frei aus dem Maule hervorgestanden seyn dürften, so
führten sie zur Annahme grösser und beweglicher überhängender Lippen
zu ihrer Bedeckung. Der Panzer bestund aus SchUden mit übereinander
geschobenen Rändern, wie bei den Fisch-Schuppen, so dass
bis fast ein Drittheil jeder Schuppe durch den Hinterrand der vor•
Dh-srt mimolres sur de grands SmHens Iroutes a Velal fossile eers les
coufitts ma.. mes de h Basie-Normandie, alUiiues Jaiord' au erocodiU, pttis de-
- eru „US ioui t , v.oms de Te'eosaurus et Ste,uosauit,s - m den Memoires de
lAcitaemte rogale des seienees de n,islihil de France, lome Xli(t83a), p. 3-13S.
hergehenden Schuppe bedeckt wurde; und dieser bedeckte Tiieil war
eben, ohne die rundeu Vertiefungen. Der Banch-Panzer bestund aus
Oueerreihen von Je sechs grossen dicken und Dachen Schilden; die
des Rückens enthielten deren nur 8 [ ? ] ; an den Seiten ? ; nur
die des Scliwanzes waren gekielt. Was die Füsse betrilTf, so kennt
sio der Vf. nicht, erwartet aber Ruderfüsse ohne Krallen zu finden
[was wir sehr bezweifeln]. Einige abgerundete Granit-Trümmer
zwischen Teleosaurier-Knochen im Kalkstein veranlassen die Vermuthung,
dass sie aus dem Magen eines zu Grunde gegangenen
Teleosaurus lierrührten, dass dieser demnach ein Herbivore gewesen
und von Seetang u. s. w. gelebt habe [wogegen wohl manches
Bedenken zu erheben], dass er sich wie der Lamantin nicht weit
vom Ufer entfernt haben dürfte u. s. w. Endlich wiederliolt der
Vf., dass er alle bekannte fossile Gaviale aus den Sekundär-Gebirgen
oder wenigstens den Oolilhen als Teleosaurier mit Ausmündung des
Nasen-Kanals mitten im Gaumen gleich hinter den Gaumenbeinen
ansehe, und erhebt, ohne nähere Angabe der Charaktere und olme
Berücksichtigung ältrer generischer Benennungen, Sömmering’s Cro-
codiius priscus zum Genus Palaeosaurus zwisdicu Teleosaurus und
Steneosaurus. Nichts ist übrigens weiter beschrieben und abgebildet.
In Cuvier’s Ossemens fossiles V, ii pl. vii gehören nur Fig. 1—5,
10—12, 14 und 17 zu Teleosaurus, die übrigen zu Steneosaurus
Geoffb. Die ersten Objekte stammen alle vom Bruche Allemagne
bei Caen, die letzten von Quilly zwischen Caen und Falaise.
r b e s s e r u n g e n .
n unten hinter „I und 5" fehlt ein ).
„ statt „gcliöim)“ lies „jreliöreji,'
III.
irntersuclinng: *weler neuen üffstrlosianrns-Skelette ans
aen tx*ürtteml»erffer Klas-Selilefern,
m . (Bo iB iB < c a s ) o
(1843.)
Hiera Tafel V und VI.
I . EiulcUnii^.
Seit den zwei Jahren, da ich die Beschreibung zweier Gavial-
Skelctte aus der Gegend von Boll bekannt gemaclit habe, sind anderweitige
Untersuchungen neu aufgefundener Reste dieser Art nicht
bekannt geworden.
Geoffroy S a in t-H ila ir e hat auch die von ihm angekündigfe
ausführlichere Beschreibung der Teleosaunis-Resfe von Caen * noch
nicht erscheinen lassen, noch eine erneuerte Untersuchung des Pariser
Teleosauru.s-Schädels vorgenommen, um den Widerspruch zwischen
seinen und meinen Ergebnissen hinsichtlicli der Gaumen-Bildung zu
berichtigen, wie ich envartet liatte; vielleicht nur, weil ihm meine
Arbeit unbekannt geblieben ist, obsclion ich sie Hrn. de Bla inville
in Original mittheilte und ihn um einen kurzen Bericht in einer
Französisciien Zeitschrift bat, was meines Wissens nicht erfolgt ist.
Erst jetzt ist ein Bericht darüber ans dem Bulletin der Petersburger
Akademie ins „¡nstituß^ übergegangen.
Dagegen hat Richard Owen gleichzeitig mit meiner Untersuchung
im zweiten Theile seines Berichts über die Brilischen fossilen
Reptilien • * die im Jahr 1758 von Woolleb und Ciiavman gelieferte
Beschreibung des Whitbyer Mystriosaurus-Skelettes kritisch beleuchtet
und das an gleichem Orte seit 1824 gefundene und zuerst von Y oüno
und Bird und dann von Bucklasd bekannt gemachte weit vollständigere
Skelett nebst einem einzelnen Schädel genau untersucht
und unter dem Namen Teleosaurus Chapmani beschrieben, ohne
dass er von meiner oder ich von seiner Arbeit hätte Kenntniss haben
können. Da er nicht veranlasst gewesen, den Rest des jüngeren
Teleosaurus von Caen selbst zu untersuclien und die Englischen
Exemplare über den vorderen Thcil des Gaumens keinen Aufschluss
geben, so ist es begreiflich, dass auch e r noch mit Cuvier und
“ Vpl. tlic vorige Seite und S. 47 ff. n Collcclaeil,
1S43.
lieport of the Ih
(London Ì841), p. 72-8!
B for Advancement of Science for 1841
Geoffroy St. -H ilaire die HinternasenölTnung bei beiden in der
Mitte des Gaumens annahm, wozu e r, seiner briefliclien Mittheilung
zufolge, noch einen theoretischen Grund aus der Analogie entnahm.
Die Annäherung dieser Tliiere an dio eigentlichen Lazcrtier, wie
sie durch die Grösse der Scheitellöcher oder oberen Scliläfengruben und
durch das Rudiment einer Lücke zwischen Oberkiefer-, Tliränen-,
Nasen - uud Vorderstirn-Bein angedeutet wird, schien ihm wahrscheinlich
zu machen, dass die Hinternasenöffnung zwischen den
Ossa pferygoidea ausmünde. Da er endlich auch weder die Eigen-
tliümlichkciten der Gaumen-Bildung des Teleosaurus im Vergleiche
zu Mystriosaurus, noch die von uns nachgewicsenen Formen-Verschiedenheiten
unter den Mystriosauren kennen konnte, so schien ihm
die Nothwendigkeit einer generischen Trennung von Teleosaurus und
Mystriosaurus weniger dringend, und e r vereinigte beide unter dem
ersten Gesclileclits-Namen.
Allein Owen betrachtet nun seinerseits (S . 76 seines Berichtes)
dio von Cuvier und Geoffroy St.-H ilaire für ein blosses Geiassloch
gehaltene wirkliche Hinternasenöffnung als die vereinigte Mündung
beider Eustachischen Rühren; wir werden sehen, dass diese Annahme
höchst walirscheinlich mit der unsrigen, die wir durch neue Beobachtungen
bestätigen werden, verbunden werden muss, woraus eine
höchst merkwürdige Struktur dieses Schädel-Theiles hen-orgebf.
Owen weist endlich in der Umpanzerung des Körpers, in dessen
Proportionen u. s. w. Charaktere nach, wodurch sich die Englische
Art, die uns schon im Früheren abgesondert zu halten nötliig schien,
offenbar von den Deutschen Formen unterscheidet. Endlich stellt
derselbe noch eine neue Art aus dem Kimnieridge-Thon auf, die
freilich nur durcli höchst wenige Fragmente angcdeutet wird.