zwischen Slimbeiii und Scheilolbein. Das Kweiio der an dor
Schnanzo angebi-achtcn Stücke ¡st der näclistfolgendo Theil des
Scheitelbeins, des massiven Balkens, welchen hauptsächlich das
Scheitelbein zwischen den beiden Schläfengrubeu bildet.
Da sich llr. Koch in Berlin überzeng-en mnfsle, dafs an
dem Kupf des llydi-archns zn viel von Schädellheilen verschiedener
Individuell nnd an unrechten Orlen angebracht war, so
hat er sie eniremt und in diesem Zustand hat man in Leipzig
den Kopf des Ilydrarchiis gesehen.
Ein grofser Übelstand bei dem Werke von Carus isl noch,
dals Knochen und Stein in den Abbildungen nicht unterschieden
sind. Ware hierauf geachtet worden, so ballen hedeulcnde MisgrilTe
vermieden werden können.
Auf der ersten Tafel des Werkes von Carus sehen wir
Fig. I. nnd II. zwei Stucke hintereinander gelegt dargestellt, wovon
Fig. I. das Stirnbein sein, Fig. II. die Nasenbeine und Thränenbeine
sein sollen. Letzteres ist ein Fragment des Stirnbeins
und der Nasenbeine. Fig. L aber, welche das Stirnbein sein soll,
ist ein grofser Theil des Schadeis, aber umgekehrt, die unlere
Seile zur obern gemacht, so dafs es also zur Lage von Fig. IL
nicht pafst. Dies Schädelfragment, welches Tafel VlII. Fig. 1. 2.
unseres Werkes in seinen richtigen Verhältnissen und mit Unterscheidung
der Näihe abgebildet ist, ist nichts anders als ein Ilirnschädel,
nämlich Scheitelbein, ein Theil des Stirnbeins, die Schläfenbeine,
ein Theil des Hinterhauptsbeins, nämlich die Schuppe,
so dafs die Basis cranü fehlt, und die das Innere der Schädelhöhle
ausfüllende Gesteinsmasse unlen blofs liegt.
Taf. IL Fig. L Carus isl dasselbe Stück von der Seile angesehen,
aber wieder verkehrt gelegt, so dafs die untere Seile
ohen ist. p, Orhilalfläche genannt, ist ein Theil der Schläfengruhe.
III. b, Gegend der v o r d e m Keilbeinflögel, ist ein Theil
der Schädelgräthe. Das Fragment IL g, welches unter den vorigen
Schädel gelegt isl als Ganmenparlie und idealiter mit diesem
verbunden wird, ist ein ganzer Ilirnschädel von einem um die
Hälfte kleinern Individuum, nnd zwar i s t w a s die Oberkante
der hintern Gaumenbeine genannt ist, nichts anders als die obere
Längsgräihe des Schädels vom Scheilelbein gebildet. die Seilenfläche
der hintern Gaumenbeine genannt, ist die Seile des
Scheitelbeins. Die Nath zwischen Scheitelbein und Schläfenbein
ist vom Zeichner nicht übersehen, z, der sogenannte Gaumenzahn,
ist das aus dem zerbrochnen Schläfenbein unlen hervorstehende
Felsenhein, in welchem es mir gelungen ist, an eben
diesem Fragment die Schnecke des Gehörorgans blofsznlegcn.
Aus der Verwechselung des Felsenbeins mit einem Zahn isl
es herzuleiten, dafs man in Dresden in den Zähnen des Hydrarchus
Blulgefäfsverzweigungen wahrgenommen hat. Carus
Taf. IV. Fig. VIII.
Carus Taf. IL Fig. III. isl dieser Schädel, oder die von
C a r u s sogenannten vereinigten hinlern Gaumenbeine von der
obern Seite abgebildet. Desgleichen ebendaselbst die untere Seile.
Die sogenannte Gaumenfiäche der hintern Gaumenbeine ist nichts
anders als die Basis cranü, woran die Ilinlerhauplsgegend abgebrochen,
die aber hierzu genau passend in einem andern Fragment
vorhanden isl.
C a r u s Taf. III. Fig. 1. isl das abgebildet, womit llr. Koch
den Oberkiefer vorgeslollt halle. Es war dieses eine Anzahl verschiedener
Knochenfragmente, worunter Stücke des Oberkiefers
und einzelne Zähne von Zeuglodon, welche Ilr. Koch mit
Gyps verbunden. Das Fragment s^ welches Hr. Carus für
den Zwischenkiefer genommen, ist nichts anderes als ein Slfick
vom Scheitelbein zu einem Schädel gehörig, der auch noch in
K o c h ' s Sammlung vorhanden ist. Das Endstück, welches die
Spitze der Schnauze an diesem Kunslproduct von Oberkiefer
ausmacht, isl wieder ein Fragment vom ilirnschädel, nämlich Iheils
vorderes Ende des Scheilelbeins, theils hinterer Theil des Stirnbeins,
nnd pafst ziemlich gul zu dem Fragment des Scheilelbeins s,
wenn man es umkehrt.
C a r u s Taf. IV. Fig. X. wird Bruchstück des ünlerkiefers
genannt, Ist aber ein Stück vom Stirnbein.
Carus Taf. V. Fig. IL stellt den Hals des Ilydrarcbus von
Koch vor, ist aber ein Stück Wirbelsäule, nämlich Rückenwirbel
und Lendenwirbel von einer Zenglodon-Art, die von dem grofsen
Zeuglodon zu unterscheiden ist.
Carus Taf. VL Fig. L und IL, Lendenwirbel genannl, ist
ein Schwanzwirbel der grofsen Zeuglodon-Art.
Ebendaselbst Fig. III., zweiler Halswirbel genannt, ist ein
Bruslwirbel.
Ebendaselbst Fig. V. , einer der ersten Schvvanzwirbel genannl,
ist ein Lendenwirbel der zweiten von mir unterschiedenen
An von Zeuglodon.
Die dritte Miliheilung in Deutschland über Koch's Ilydrarcbus
ist.die von Burmeister, welcher das Kochsche Ungeheuer
zur Zeit seiner Aufstellung in Leipzig untersuchte.
B u r n i e i s l e r Bemerkungen über Zeuglodon celoides Ow. aus
dem Juniheft d. allg. Lit. Zeit, besonders abgedruckt. Halle 1847.
Diese Schrift liefert durch die Bemerkungen über die Wirbel
einen werlhvollen Beitrag zur Entwirrung des an Schwierigkeiten
so reichen Gegenstandes.
B u r n i e i s l e r geht von der Ansicht aus, dafs Zeuglodon
ein celaceumartiges Säugelhier sei und hält die Eigenschaften
der Rückenwirbel und Lendenwirbel der Wallfische dem Kochschen
Skelet entgegen. Hierdurch gelangt er zu der Ansicht,
dafs der erste Halswirbel Koch' s ein hinlerer Rückenwirbel sei;
sollte er ein Halswirbel sein, so könnte es nur der siebente sein,
in welchem Fall der Hals des Zeuglodon durchaus anders gebildel
wäre als bei den Celaceen. Dazu liege aber kein Grund
vor als nur die Form des zweiten Wirbels, dessen Gestalt auf
einen vordem Wirbel, vielleicht selbst auf einen Halswirbel passe.
Aber diese Annahme sei waglich und der Wirbel könne auch
ein vorderer Rückenwirbel sein. Wenn er das, so könnte der
Hals von Zeuglodon dem der Celaceen gleichkommen und wahre
Halswirbel fehlten dem Skelel; ist aber der zweite Wirbel des
Hydrarchus wirklich ein Halswirbel, so mufste der Hals' von
Zeuglodon länger sein als der von Balaena, die einzelnen Wirbel
müfslen isolirl bleiben, nicht unbeweglich verwachsen sein und
einen durchaus andern Bau haben. Der drille Wirbel ist nach
B u r m e i s t e r ein mittlerer Rückenwirbel; 4 , 5 und (5 wahrscheinlich
vordere Lendenwirbel, die nächsten 7 Wirbel von einem
andern Individuum auch vordere Lendenwirbel Die langen Wirbel
iiäll er für hinlere Lendenwirbel oder vordere Schwanzwirbel
und erinnert bei denen, die ein Loch im Querfortsalz
haben, an die Löcher in einigen Schwanzwirbeln der Celaceen.
In Hinsicht der kurzen Schwanzwirbel des Kochschen Hydrarchus
spricht Burmeisler keine beslimmle Meinung aus; ob sie alle
wirklich Schwanzwirbel sind, will er dahingestellt sein lassen.
Die Wirbelsäule des Zeuglodon celoides ist der Gegenstand
einer zweiten Abhandlung, welche ich in der Akademie der
Wissenschaften am 14. Juli 1847 las und welche im 3Ionatsberichl
der Akademie gedruckt isl. In der ersten Abhandlung war ich nichl
zur richtigen Erkenntnifs des Halses der Zeuglodon gekommen.
Wenn man es als feststehend annahm, dafs die langen und die
kurzen Wirbel zu derselben Thierart gehören, zu welcher sie schon
H a r l a n beide gerechnet, so war zweierlei möglich. 1) Entweder
man mufste die Halswirbel des Kochschen Hydrarchus
für wirkliche Halswirbel, wenn auch verschiedener Individuen,
gellen lassen und dann war der Hals des Hydrarchus gänzlich
abweichend von dem der Celaceen und sogar aller andern Säugethiere.
2) Oder man mufste die fraglichen Halswirbel des Kochschen
Hydrarchus theils als Rückenwirbel theils als vordere
Lendenwirbel vor die langen Wirbel bringen. Zu der ersten
Annahme kam ich in der ersten Abhandlung und zwar nothwendig
aus dem Gründe, weil ich in der Kochschen Sammlung
Rückenwirbel mil Fortsätzen und Facetten für den Ansatz der
Rippen vorgefunden, Rückenwirbel, welche in Hinsicht ihrer
Länge den Übergang bildeten von den fraglichen Halswirbeln zu
den langen Wirbeln. Zu der zweiten Annahme kam Burmeister.
Derselbe halle seinerseits den Hals des Kochschen Hydrarchus
zersetzt, und es mufs zugegeben werden, dafs die Halswirbel des
Kochschen Ilydrarcbus nur die Characlere von Rücken- und
Lendenwirbeln haben und zum Theil bis auf die Länge ganz den
langen Wirbeln gleichen; aber auch diese Ansicht reicht nicht
aus und es ist in meiner zweiten Abhandlung vom 14. Juli bewiesen,
dafs die Kochsche Wirbelreihe nicht blofs aus Wirbeln
verschiedener Individuen, sondern sogar zweier Arten von Zeuglodon
besteht, welche sich durch die Länge der Wirbel ganz
unlerscbeiden, welche aber von Anfang an, nämhch schon von
H a r l a n in seinem Basilosaurus vermengt sind. Burmeister
halte vollkommen Recht, die Halswirbel des Hydrarchus für
Rückenwirbel und Lendenwirbel zu erklären, diese Wirbel sind
aber den langen nicht als vordere Lendenwirbel vorausgegangen,
sondern sind selbst gröfstenlheils, wie die langen, dieselbigen
Lendenwirbel, aber von einer zweiten Art, welche überhaupt
keine langen Wirbel hatte. Die langen Wirbel des Hydrarchus
gehören dem Zeuglodon macrospondylus Müll., die kurzen dem
Zeuglodon hrachyspondylus Müll. an. Die Halswirbel und vordersten
Rückenwirbel sind in beiden Arten verhällnifsraäfsig kurz,
wie in den Celaceen überhaupt; aber die wahren Halswirbel von
Zeuglodon fehlen in der Kochschen Wirbelreihe gänzlich und
waren bis jetzt überhaupt unbekannt. Ich fand und beschrieb
aber zwei wahre Halswirbel (darunter der Alias) von Zeuglodon
unter den anderweitigen einzelnen Zeuglodon-Resten der Kochschen
Sammlung, welche ganz und gar wie bei den Balaenen
gebildet sind. Der Hals des Hydrarchus löst sich nunmehr in
ein Stück einer zweiten Thierart auf, der auch der sogenannte
Schwanz des Hydrarchus angehört. In derselben Abhandlung ist
auch eine Wirbelreihe von einem kleinen Zeuglodon, der vielleicht
eine dritte kleinere Art ist, beschrieben.
Die Familie der Zeuglodonlen wird für ebenso eigenthümlich
als die der Manalis neben den ächten Celaceen erklärt und
wird die Ordnung der Celaceen im weitern Sinne nunmehr
13 aus den Manatis, 2) den Zeuglodonlen und 3) den Celaceen
im engern Sinne bestehen. Die Familie der Zeuglodonlen, heifst
es dort, sieht mitten zwischen den Seehunden und ächten Celaceen,
aber innerhalb der Ordnung der Celaceen im weitern
Sinne, und ist eine Combination, die wohl die Phantasie sich
erlauben konnte, wenn sie hin und wieder die Seehunde als den
Celaceen verwandt hinstellte, deren Wirklichkeit aber die Umwälzungen
der Erdrinde bis jetzl verborgen gehalten haben. Dafs
die Finger der Zeuglodonlen mit freien Gelenken verseben waren
und also in dieser Hinsicht von den Celaceen im engern Sinn abweichen,
dafs aber das Endglied keine Spur von einer KrallenbewaiTnung
zeige, isl schon in der ersten Abhandlung angedeutet.
s'S'-nrnQmrnmrn
Historische Nachrichten über die europäischen Zeuglodonten.
Dafs ein Thier aus der Familie der Zeuglodonlen auch fossil
in Europa vorkomme, und von dort sogar zuerst bekannt geworden,
gehl aus der Schrift von Scilla hervor. Agostino
S c i l l a la vana speculazione disingannala del senso. Napoli 1670.
Taf. XIL Fig. 1. Scilla aufsert sich nicht darüber, was für einem
Thier dieses Stück zuzuschreiben sei; er sagt blofs: Egli è certamente
questo sasso una parte pelrificata d'un qualche animale.
Das fragliche Stück ist mil den Originalien der von Scilla
abgebildeten Fossilien in die Sammlung von Woodwar d gekommen
und befindet sich dermalen noch in der Fossiliensammlung
des Trinity college in Cambridge.
W o o d w a r d (1728) isl der zweite, der dieses Stückes
gedenkt. A Catalogue of foreign fossils P. IL p. 25. Er hat das
Kieferstück, worin die Zähne sitzen und welches doch Scilla
unterscheidet, verkannt und für Sleinmasse gehalten, und er bemerkt,
die Zähne der Haifische seien niemals in den Kiefern
befestigt und vielmehr beweglich. In diesem Catalog isl der
Gegenstand bei den Fischen aufgeführt.