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Die Zähne der Zeiiglodon, wclcho sich in der Kochschen
Sammhing belinden, mid auch diejenigen, die von Andern abgebildet
sind, sind von selir verschiedener Gröfse. Um einen
sichern Vergleichungspuncl zu gewinnen, wird es nölhig sein,
ersl diejenigen Gröfsenverschiedenheilen der Ziihne kennen zu
lernen, die niir bei einem imd demselben Individuum, also
an demselben Kiefer vorkommen. Es wurde schon erwähnt,
dafs die 3 hintersten Backzahne des Unterldefers auffallend kleiner
sind als die übrigen, so dafs der vierlletzle Backzahn die
3 letzten um das Doppelte an Gröfse übertrifft. Der Beweis
liegt in dem Taf. XL Fig. 6 und 7 abgebildeten Unterkiefer-Fragment.
An den drei hintersten Backzühnen ist die Breite einer
der Doppelwurzeln an ihrem dicksten Theil im Maximum 8"', die
ganze Breite der Krone aber 1" 7"'. Noch etwas kleiner ist die
Breite der in den Wurzeln erhaltenen 3 hintersten Backzähne an
einem zweiten Unterkiefer-Fragment unserer Sammlung. An
einem ähnlichen Unterkiefer-Fragment aus Emons Sammlung,
wovon mir Ilr. Dr. Roeme r aus Boston einen Gypsabgufs mitgebracht
hal, sind die 4 hintersten Backzähne vorhanden und alle
nichl gröfser als bei unserm ersten Fragment die 3 hintersten.
Dagegen ist der unmittelbar vorhergehende Zahn an unserm
Fragment so grofs als irgend einer der einzelnen Zähne von
Zeugiodon, welche sich in Koch' s Sammlung finden, so dafs
wir ihre Verhältnisse mit gutem Grund auf die Verhallnisse dieses
Kiefers übertragen, also beide zu derselben Species rechnen
können. Nun ist aber jede der Wurzeln des fraglichen Zahnes,
deren Zusammenhang an dem Rest der Krone sich noch nachweisen
läfst, am breitesten Theil 1" 3"' dick und die Krone hat
in ihrer Breite einen Durchmesser von 8".
Vergleichen wir nun damit die einzeln im Gestein eingeschlossenen
grofsen Zeuglodon-Backzähne der Kochschen
Sammlung.
Der auf Taf. XII. Fig. 2 abgebildete zweiwurzelige Backzahn
hat eine Breite der Krone von 2" 8"', auf 2" IV" Länge
der Wurzel, und gegen 2" Höhe der Krone. Die Wurzeln sind
1" 1"' dick an ihrer Basis.
Der auf derselben Tafel Fig. 6 abgebildete Backzahn hal
3 " ! ' " Breite der Krone auf 3" 4"' Länge der AVurzeln. Die
Wurzeln sind 1' 3"' dick an der Basis.
Der auf Taf. XXIL Fig. 1 abgebildete Backzahn hat eine
Breite von 2" 11'" auf 2" 4'" Höhe der Krone, die AVurzeln
sind gegen 1" 5"' breit an der Basis.
Wenn ein Backzahn vereinigle Wurzeln hat, so ist die Krone
viel weniger breit, wie auf Taf. XII. Fig. 3 zu sehen.
Die Dicke der grofsen Zeuglodon-Backzähne betragt an
der Krone gegen 10"'. Die Dicke der Wurzeln ist sehr verschieden,
und die beiden Wurzeln eines und desselben Zahnes
zuweilen sehr ungleich. Mehrentheils sind sie breiter als dick,
einzelne sind aber ebenso dick als breit, und entweder dreiseitig
oder vierseitig, mit abgerundeten Kanten. Auf der Länge
der Seilen läuft ein Eindruck herab. Zuweilen sind sie selbst
dicker als breit, wie bei dem auf Taf. VIIL Fig. 9 und 10 abgebildeten
Backzahn, welcher auch auf Taf. lY. Fig. 3 abgebildet
ist. Was die Richtung der Wurzeln belriift, so sind ihre Achsen
bei den mehrsten, wie z. B. bei den auf Taf. XIL abgebildeten
Backzähnen parallel, bald aber auch divergirend, wie bei den
von G i b b e s abgebildeten, die auf Taf. XXL Fig. 1 und 2 unserer
Abbildungen copirt sind. Zuweilen sind die Wurzel n gekrümmt
wie an dem Taf. XXIL Fig. 1 abgebildeten Zahn.
Die Krone ist an ihrer Basis niemals dicker als der obere
Theil der Wurzel n und gehen die Wurzeln einfach bogenförmig
in die Krone über. Gharacteristisch ferner für Zeugiodon im
Gegensalz der im allgemeinen sehr ähnlichen Backzähne der nordischen
Phoca-Arten ist, dafs die Kroue bei Zeugiodon platter
und schneidender, die Ränder der Schneide schärfer ausgeprägt,
die Zacken der Krone mehr abgeplattet und viel zahlreicher sind.
Die Zacken beginnen übrigens am äufsern Rande da, wo am
innern Rande die Wurzeln in einander übergehen, so dafs die
Commissur der Wurzeln im Niveau mit den unterslen Zacken
der Krone liegt.
Die Zahl der Zacken der Krone beträgt beide Seiten- und
die gröfste oder Mittelzacke zusammengerechnet im Mittel 9, zuweilen
sind noch mehr als 4 auf einer Seite, zuweilen weniger,
zuweilen sind die Zacken auf einer Seite gar nicht ausgebildet
und es ist nur eine zum Gipfel aufsteigende Schneide vorhanden,
wie an dem von Emons abgebildeten Zahne, der auf
Taf. XXIII. Fig. 5 unserer Abbildungen copirt ist. In unserer
Sammlung befindet sich ein ähnlicher, aber stark beschädigter
Zahn, an dem auf der einen Seite nur eine Zacke ausgebildet
scheint, wenn nicht bei dem Verlust des Schmelzes Abreibung
in Betracht kommt. Die Zacken sind am Endo spitz abgerundet,
ihre Seilen haben einen scharfen Rand, der sich von dem dicken
Theil des Zahns mehr oder weniger absetzt. Die Mittelzacke
steht nicht immer ganz gerade, sondern zeigt meist eine geringe
Biegung nach einer Seite, wie bei den Seebundszühnen, wo sie
nach hinten gekrümmt isl. Es läfst sich daher auch hier der
vordere und hintere Rand des Zahnes unterscheiden. Dies drückt
sich jedoch meist nur leicht aus, indem der hintere Rand der
Mittelzacke oder des Gipfels elwas kürzer ist als der vordere.
Der Schmelz bedeckt nur den schneidenden Theil des
Kronenkörpers und reicht nicht weiter unter den Ursprung der
Zacken. Siehe Taf. XXL Fig. 1. 2. Die Grenze des Schmelzes
bildet zwei convergirende Linien, die unter der Mittelzacke bogenförmig
vereinigt sind. Die Oberfläche des Schmelzes ist
durch Längsslreifen gerunzelt.
Nach dem Alter des Thieres unterscheiden sich die Zähne,
insofern als sie von einander abweichen durch die Gegenwart
einer Zahnhöhle oder die fast gänzliche Obliteration derselben. In
vielen der grofsen Zähne ist die Zahnhöhle vollständig erhalten,
diese gehören verhällnifsmafsig Jüngern Subjeclen an. Siehe
den Abdruck x der Wurzelhöhle durch das Gestein. Taf. XII.
Fig. 7. und den Querschnitt Fig. 10. Vergl. ebend. das Fragment
eines unter der Bearbeitung aus dem Gestein unglücklicher Weise
zersplitterten Zahnes. An diesem Fragment sieht man auch, wie
der Canal der Wurzel beim Übergang in die Krone sich verdünnt.
An einem andern Zahn, der auf Taf. XIX. Fig. 6 abgebildet
ist, sieht man die Ausfüllung der Zahnhöhle, wie sie aus
den Wurzel n in die Krone tritt. An diesem Zahn habe ich ihre
Fortsetzung in der Krone weiter aufgebrochen und fand in diesem
Fall eine Verdünnung nichl, sondern beide Canäle vereinig-
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ten sich bogenförmig und bildeten in der Krone bei ihrer Vor- |
einigung eine di-eieckige Erweiterung, deren hinlere Armo die
Höhlen der Wurzeln waren, deren vorderes Eck aber nach der
Mittelzacke des Zahns hin spitz auslief. Siehe Taf. XIV. Fig. 4.
Die Ganini von Zeugiodon zeigen uns dieselben Altersunterschiede.
Taf. XIL Fig. 2 stellt einen solchen Zahn mit durch
Stein ausgefüllter Zahnhöhle dar, Fig. 9 Längsdurchschnitt der
Wurzel eines andern. Die Zahnhöhle verengt sich von dem Ende
der Wurzel allmählig, ist übrigens nicht conisch, sondern wie
die Wurzel selbst stark plalt gedrückt. In andern im Gestein
gefundenen Canini von Zeugiodon isl die Zahnhöhle gröfslen-
Iheils oder ganz verschwunden. An den platten Seiten der Wur -
zel oder an der einen ihrer platten Seiten verläuft ein Längseindruck,
wie häufig auch an den Wurzel n der Backzähne. Diese
Zähne sind auch im weitern Verlauf deutlich abgeplattet, in entgegengesetzter
Richtung nach dem freien Ende hin gekrümmt,
wie Taf. XIL Fig. 8 an dem wohl erhaltenen Fragment zu sehen.
Man kann übrigens auch an der comprimir! coniscben gekrümmten
Spitze bei guter Erhaltung noch einen vordem und hintern Rand
unterscheiden durch eine sich hier ausbildende erhabene Linie,
gegen welche die Flächen convergiren. Auf Taf. XXI I I . Fig. 4. a
ist das Fragment eines solchen Zahnes, an dem nicht blofs ein
scharfer Rand, sondern selbst die Spur einer Zacke zu erkennen
ist. Taf. XIL Fig. 2 betrifi't ein Felsslück, aus welchem
sehr schöne Specimina eines Backzahns und eines Ganinus ausgearbeitet
sind. Doch ist zu bemerken, dafs die Form des Ganinus
nicht ganz vollständig sich erkennen läfst, da die concave
Seite vom Gestein noch etwas bedeckt ist: daher der Zahn schlanker
erscheint als er wirklich ist. Eine richtigere Abbildung von
diesem Zahn ist Taf. XXIIL Fig. 3 nachgeliefert.
Die Länge der Canini läfst sich aus den vorhandenen Fragmenten
auf 5 — 5 i " bei 1" 6"' gröfster Breite und 1' V" gröfster
Dicke bestimmen.
Der den freien Theil des Conus bedeckende Schmelz ist
ebenfalls durch grobe, der Länge nach verlaufende Streifen runzelig.
Siehe Taf. XIL Fig. 1. 2. h.
Aufser den grofsen Backzähnen sind auch einzelne beträchtlich
kleinere Zeuglodon-Backzähne im Gestein eingeschlossen
vorhanden. Hieher die in natürlicher Gröfse abgebildeten Zähne
Taf. IV. Fig. 3 und Fig. 4, Taf.XILFig.il , Taf.XXIIL Fig. 4.
Die Krone des Tab. IV. Fig. 3 abgebildeten Zahnes, welche
auf der einen Seile ganz abgerieben isl, hat, wenn man das
doppelte der noch unversehrten Hälfte nimmt, in der Breite 1" 6"'
auf 1"3' " Höhe der Krone und 1" 10"' Länge der Wurzeln.
Die Krone des auf Taf. IV. Fig. 4 abgebildeten Zahnes,
deren Zacken auf der einen Seile bei der Bearbeitung aus dem
Gestein verloren gegangen, hat, wenn man die noch unversehrte
Hälfte bis zur Mittellinie des Zahns doppelt nimmt, 1" 6"' auf
1" 2'" Höhe der Krone und 1" 8"' Länge der Wurzeln.
Die Krone des auf Taf. XIL Fig. 11 abgebildeten Zahns hat
gegen 2" Breite auf 1"6'" Höhe.
An dem Taf. XXI IL Fig. 4. b abgebildeten Zahn läfst sich
die Breite der Krone auf 2" berechnen.
Diese Zähne können auf die 3 hintersten Unterkieferzähne
gedeutet werden, mit welchen sie durch ihre geringeren Verhältnisse
übereinstimmen; sie können aber auch die gewöhnlichen
Kieferzähne einer andern Zeuglodonart sein, deren Zähne
constanl fast um kleiner wären als bei dem grofsen Zeugiodon,
dessen Kiefer Har lan abbildete. Was der letztem Ansicht
einige Wahrscheinlichkeil giebt, ist der auf Taf. XXIIL
Fig. 4 abgebildete, mit dem kleinern Backzahn zugleich in demselben
Felsstück nahe bei einander vorgekommene Caninus,
der leider nicht ganz erhalten werden konnte. Dieser Caninus
isl viel zu klein, um dem grofsen Basilosaurus angehören zu
können.
Die Zähne, um welche es sich handelt, stimmen in der
Gröfse sehr mit den von Gibbes Taf. IV. abgebildeten Zähnen
seines Dorudon serratus oder Zeugiodon serratm üb er ein,
welche auf Taf. XXL Fig. 1 — 3 unserer Abbildungen copirt sind.
Das Kieferfragment mit den drei hintereinander folgenden Zähnen
könnte zwar auch der hinterste Alveolarlheil des Unterkiefers
vom grofsen Basilosaurus sein, wenigstens liegt an ihm
selbst kein Beweis vor, dafs es dies nicht ist. Indessen beweisen
die ebendaselbst abgebildeten Canini, wegen ihrer geringem
Verhällnisse, ganz entschieden auf die Existenz einer
von dem grofsen Basilosaurus verschiedenen Species, die sich
noch sicherer aus den verschiedenen Arten von Wirbeln beweisen
läfst. Der von Gibbes auf seiner Taf. IL Fig. 1 abgebildete
und dem Zeugiodon ceioides oder grofsen Basilosaurus
zugeschriebene Caninus (Cop. Taf. XXL Fig. 4. 5. unserer Abbildungen)
gehört offenbar nichl diesem Zeugiodon ceioides an,
sondern der zweiten Art, und werden wir hernach beweisen,
dafs die von Gibbes ebenfalls dem B. ceioides zugeschriebenen
Schwanzwirbel Gibbes Taf. IL Fig. 6 — 8, mit denen zusammen
jener Zahn gefunden wurde, gerade der zweiten Art
von Zeugiodon angehören.
Es giebt noch eine dritte Art von Zeuglodonzähnen, die
kleinsten von allen, davon findet sich ein Backzahn erhalten an
dem von Tuomey beschriebenen und abgebildeten sehr vollständigen
Schädel, der auf Taf. XXIIL unserer Abbildungen
copirt ist. Die ganze Länge des Schädels, woran die vordere
Hälfte des Gesichts fehlt, ist 14^', die gröfste Breite des Hirnschädels
Höhe 5^". Die Länge des mit Schmelz bedeckten
Theils des Zahns ist y . die Breite f " . Der einzige noch in der
Alveole sitzende gesägte Backzahn war solide, die Wurzeln
doppelt. Tuomey schreibt den Schädel entschieden einem jungen
Thiere zu. Ob er dies isl, hängt von der Entscheidung der
Frage ab, ob die Zeuglodonten einen Zahnwechsel haben, was
bei den übrigen Cetaceen nicht der Fall ist. Wir kommen auf
diese Frage später zurück bei den Wirbeln. Es ist eine ganze
Anzahl kleiner Zeuglodonwirbel ohne Spur von Jugend-Characleren
in der Sammlung von Koch vorhanden, welche zu
dem Thiere dieses Schädels zu geboren scheinen.
Auf Squalodon kann der Schädel von T u ome y nicht bezogen
werden, da dieser überhaupt von dem Schädel der Zeugiodon
in mehreren Formverhältnissen wesenllich abweicht. Aber die
Zähne des Squalodon Grateloupi passen auch nicht in der
Gröfse zu den Zähnen irgend einer Zeuglodonart; denn sie sind
kleiner als die Zähne der beiden grofsen Arten, und gröfser
als die des kleinsten Zeugiodon.