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ende ist in der Kochschen Sammlung vielmal wohl erhallen.
Siehe Taf.XXil. Fig. 2 unserei' Abhiltiungen. Dols ilas angeschwollene
Ende das liniere ist (nichl umgekehrt wie Emmons
pl. I. wollte), geht ganz deutlich aus der BeschaiTenheil des Endes
h e r v o r , au weichem mau in vielen Fällen die characleristische
Inserlionsstelle des Knorpels erkennt. An diesem Ende hat sich
die spindelförmige Anschwellung fast wieder bis auf den gewöhnlichen
Durchmesser der Rippe vermindert.
Aus den Abbildungen von Rippen, die bei Linz ausgegraben
sind und die mir Ilr. Ehr l i c h mitgelheill hat, seheich,
dafs diese Anschwellungen beim Squalodon fehlen.
B r u s t b e i n ? der Zeuglodon.
E s sind 8 phalangenarlige Knochen vorhanden, welche mit
mehr Walirscheinllchkeit als Brnslbeinstncke gedeutet werden.
Das obere Ende ist an allen sehr rauh und ungleich, aber ganz.
Wenn etwas daran fehlte, so könnte es nur eine Epiphyse sein,
in dem Fall, dafs es sich nämlich um Phalangen handelt. Dies
o b e r e Ende ist an allen diesen Knochen spitz, von den geneigten
seitlichen Flächen dieses Endes. Das untere Ende der
Knochen ist wi e am GelenkkopF einer Phalanx gebildet und ziemlich
glatt, aber doch rauher als die glatten vordem, hintern und
seitlichen Flächen der Knochen. Was dafür spricht, dafs es
Brustbeinstücke und nicht Phalangen sind, ist die sehr ungleiche
B r e i t e der einzelnen Knochen im Verhältnifs zu ihrer Dicke und
der Umstand, dafs sie auf der einen Seite ganz flach, auf der
andern und auch an den Seitenflächen convex sind, so dafs sich an
der Grenze gegen die flache Seite Kanten bilden. Die flache
S e i t e besteht übrigens aus zwei gegeneinander in einem stumpfen
Winkel abgesetzten Ebenen, einer gröfsern obern und kleinern
u n t e r n , letztere gebt in die gelenkartige Fläche des untern Endes
oder Kopfes über. Die best erhaltenen von diesen Knochen sind
auf Taf. IX. Fig. 3 — 6 in halber Gröfse abgebildet. Dafs es
Zeuglodonknochen sind, geht unzweifelhaft aus der geschichteten
Beschaffenheit der Rinde hervor.
Das gröfste oder vielmehr breiteste Stück Fig. 3 ist 7" lang,
5 " 6'" breit, 3" dick.
Das Stück Fig. 4 ist 6" 10' " lang, 4" 4"' breit, 3" dick.
Das Stück Fig. 5 ist 5" 8' " lang, 4" 2"' breit, 2"4' " dick.
Das Stück Fig. 6 scheint das Endglied des Brustbeins zu
sein. Es ist am platten Ende in der Mitte eingeschnitten, am
obern Ende fehlt etwas. Dies Stück ist 3" lang, 3" 8' " breit,
und am obern Ende 1" 6"' dick.
E x t r e m i t ä t e n .
Von den vorderen Extremitäten der Zeuglodon kennt man
bis jetzt mit Sicherheit nur den Humenis.
Die fragliche Scapula in E m m o n s , jetzt W a r r e n ' s Sammlung
(in Boston) ist nach einer brieflichen Mittheilung von Hrn.
A g a s s i z an mich vom 26. Januar 1848 ein Fragment des
flachen Seitenlheils -vom Oberkiefer.
Vom numerus hat bereits H a r l a n a.a.O. pl.XXVI. fig. 6
eine Abbildung gegeben. Genügender sind die Abbildungen,
welche von demselben Stücke Owen in den Transact. of the
geolog. soc. T. VI. lieferte, wovon auf Taf. XXI I . Fig. 7. 8. uns
e r e r Abbildungen Copien gegeben sind. In der Kochschen
Sammlung befinden sich 2 Fragmente von Oberarmen, ferner
erhielt ich durch Hrn. Dr. R o eme r den Gypsabgufs eines ziemlich
vollständigen Humerus (ohne Kopf), den Emmo n s früher
als Tibia abgebildet hatte.
Der Humerus hat weder mit dem der Seehunde, noch der
iHanatis, noch der Cetaceen im engern Sinne Ähnlichkeit, sondern
ist eigenthümlich. Er ist verhältnifsmäfsig länger als bei
allen diesen. Die GelenkHäche für den Vorderarm ist auffallend
klein. Rechts und links ist der Humerus abgeplattet, die hint
e r e Seite ist abgerundet, die vordere erhebt sich in eine lange
e r h a b e n e Leiste, welche am obern Theil des Oberarms noch
fehlt, dagegen am mittlem und untern stark hervortritt, wie die
Abbildung zeigt. Taf. XXI L Fig. 7. 8.
Die phalangenartigen Knochen, welche unter dem Artikel
Brustbein beschriehen und auf Taf. IX. abgebildet sind, welche
G a r US für Phalangen ansieht, und die ich in dem Vortrag an
die Akademie selbst dafür genommen, sind doch jedenfalls als
F i n g e r g l i e d e r sehr zweifelhaft, besonders wenn man die grofse
Breite und Stärke dieser Knochen gegen die Speciniina vom
Oherarmknochen von Zeuglodon und die Kleinheit des EHenbogengelenks
bedenkt, woraus auf eine geringe Ausbildung des
Vorderarms geschlossen werden kann.
Sollten die phalangenartigen Knochen wirklich zur Hand geb
o r e n , so würde diese ganz von dem Bau der ächten Cetaceen
abweichen und sich durch sehr bewegliche und freie Gelenke
auszeichnen.
Die Fingerglieder der Wallfische und Delphine haben aber
k e i n e freie Gelenkverbindung, sondern die Knochenglieder endigen
oben und unten in lange knorpelige Epiphysen, welche
in den Delphinen überhaupt nicht einmal ein Gelenk bilden, sondern
in ganzer Breite Knorpel mit Knorpel durch Fasern verbunden
sind, vergleichbar der Verbindung der Wirbelkörper bei
den Säugethieren. Bei Ilyperoodon und Balaenoplera longimana
finde ich zwischen den knorpeligen Enden der gröfseren Phalangen
allerdings Gelenkhöhlen, aber dieses sind jedenfalls straffe
Gelenke, wie auch diejenigen der Manatis zu sein scheinen.
W e n n das Glied, was für das Endglied des Brustbeins ang
e s e h e n werden kann, vielmehr das Endglied eines Fingers ist,
so waren Krallen am Ende der Finger nicht vorhanden.
Dafs die hintere Extremität den Zeuglodon fehlte, scheint mir
gewifs aus der Beschaffenheit der Lenden- und Schwanzwirbel
z u folgen, welche sich ganz so wie in den Cetaceen verhalten.
AVas B u c k l e y für das Femur gehalten, weifs ich nicht zu errathen,
dafs aber Emmo n s den Humerus für die Tibia gehalt
e n , ist schon angeführt.
E p i c r i s i s .
Was die Berechnung der Dimensionen der Thiere betrifft,
so haben wir einen sichern Anhaltspunct in dem kleinen Kopf,
wozu der Atlas, vieUeicht auch ein Rückenwi rbel , vorhanden sind.
Der darauf bezügliche Rückenwirbel ist halb so breit als die
Lendenwirbel des Zeuglodon brachyspondylus. Wir können uns
a l so den zu diesen Wirbeln gehörigen Kopf doppelt so grofs
als den kleinen denken; das sind die andern Schädel. Wenn
wir auf diese Wirbel und Schädel die Verhältnisse eines der
g r o f s e n Delphine globiceps, leucas übertragen, so erhalten wir
eine Gestalt, wo sich der Kopf zum ganzen Thier ungefähr wie
1 : 6 verhält. Da aber Zeuglodon macrospondylus die mehrsten
Wirbel doppelt so lang als breit hatte, so mag dieser wohl nahe
doppelt so grofs gewesen sein. Indessen konnte durch Verläng
e r u n g der Kiefer das Gleichgewicht zwischen Kopf und Leib
w i e d e r hergestellt werden. Dieser Art wäre eine Länge von
CO — 7 0 Fufs zuzuschreiben.
Ich halte die Familie, wozu die Zeuglodon gehören, für
ebenso eigenthümlich, als die der Manatis neben den ächten
Cetaceen und wird die Ordnung der Cetaceen im weitern Sinne
nunmehr 1) aus den lAIanatis, 2) den Zeuglodonten und 3) den
Cetaceen im engern Sinne bestehen. Die Familie der Zeuglodonten
steht mitten zwischen den Seehunden und ächten Cel
a c e e n , aber innerhalb der Ordnung der Cetaceen im weitem
Sinne und ist eine Combination, die wohl die Phantasie sich erlauben
konnte, wenn sie bin und wieder die Seehunde als den
Cetaceen verwandt hinstellte, deren Wirklichkeit aber die Umwälzungen
der Erdrinde bis jetzt verborgen gehalten haben.
N a c h l r a
Taf. XXVI. XXVIt.
ö *
Hr. Koch ist kürzlich mit einer neuen Sammlung von
Z e u g l o d o n - K n o c h e n aus Nordamerica zurückgekehrt, welche ich
untersucht habe und welche mich zu einigen nachträglichen Bemerkungen
veranlafst. Zu diesem Nachtrag gehören auch die
T a f e l n XXVI . und XVH.
1. Schädel- und Zahnsystem.
A u f s e r mehreren bedeutenden Schädel- und Kieferfragmenten
befindet sich darunter ein ganz vollständig erhaltener Schädel
von einem kleineren Individuum des Zeuglodon brachyspondylus,
womit zugleich verschiedene Wirbel , ein Halswirbel und Rückenwirbel
durch das Gestein verbunden sind, so dafs sich die rel
a t i v e Gröfse des Schädels und der Wirbel in demselben Individuum
mit grofser Wahrscheinlichkeit angeben läfst.
Der vollständige Schädel, an welchem sowohl die Oberseite
als Seitenflächen und Gaumenseite und die ganze Länge des
Gesichts sichtbar sind, bestätigt ganz und gar das Bild, welches
wir ans Fragmenten von Zeuglodon-Schädeln entworfen haben.
E r ist 32" lang, an der Stirn 12", am Hinterkopf 10" breit.
Die Länge des Gesichts von der Schnauzenspitze bis zur Milte
der Stirn, entsprechend dem hintern Rande der Orbitalfortsätze
des Stirnbeins, beträgt 21^", von der Schnauzenspitze bis zum
h i n t e r n Rande der Schläfengrube 28". Die Gesichtslinie steigt,
den Schädel auf der Basis des Oberkiefers ruhend gedacht, schief
h e r a b bis gegen die NasölTnung, von hier an verläuft die Gesichtslinie
mehr gerade und in gleicher Richtung mit der Basis
des Kiefers. Die Gesichtslinie ist daher in der Gegend der NasölTnung
wie eingebogen. Beim Squalodon steigt die Gesichtslinie
gleich schief von der Stirn herab. Aber das Nasendach scheint
nicht gewölbt wie beim Zeuglodon, sondern schwach eingedrückt.
Die Nasöffnung ist länglich, 4 Zoll lang und befindet sich
ohngefähr in der Mitte der Länge des Gesichts, der vordere
Rand der Nasenbeine ist 12" von der Schnauzenspitze, das
v o r d e r e Ende der Nasöfi"nung 8" von der Schnauzenspitze entf
e r n t . Das vordere Ende der NasölTnung befindet sich noch hinter
dem vierten Kegelzahn, das hintere Ende oder der vordere Rand
der Nasenbeine über dem zweiten Backzahn. Der Zwischenk
i e f e r läuft zwischen Nasenbein und Oberkiefer weithin aus noch
in der Nasendecke. Die Nalh zwischen Zwischenkiefer und Oberkiefer
geht aus zwischen dem dritten und vierten Kegelzahn, so
dafs 3 Kegelzähne im Zwischenkiefer, einer noch im Oberkiefer
sitzt. Das freie Hervortreten dos Zwischenkiefers über den Oberk
i e f e r in grofser Länge an der Schnauze bei Zeuglodon weicht
von den Cetaceen im engern Sinne ab.
Der Gaumen ist fast in ganzer Länge sichtbar, ist aber in
seinem hintern Theil zerbrochen und eingedrückt bis auf die
Basis cranii. Die hintere NasölTnung befand sich, so viel man
a n dem eingedrückten Theil des Gaumens sehen kann, weit hint
e n , ein gutes Stück hinter den hintersten Oberkieferzähnen. Am
Oberkiefer zeigt sich an der Aufsenseite auch ein Bruch. Vom
hintern Kiefertheil des Schädels läuft ein dünner Fortsatz aus,
J o c h b e i n , welches letztere also wie bei den Wallfischen zart ist
und wie dort die Bestimmung hat, die Augenhöhle von unlen
zu begrenzen, während der Jochfortsatz des Schläfenbeins bei
Zeuglodon wie bei den Wallfischen ungeheuer stark ist, zu den
Kaumuskeln bestimmt. An diesem Schädel ist er abgebrochen.
Im ganzen sind auf jeder Seite 9 Zähne oben. Die 4 vord
e r s t e n sind Kegelzähne, wovon der vierte der stärkste, die
5 hintersten doppelwurzelige Backzähne, mit gezackter Krone.
Die 3 hintern Backzähne stehen dicht hintereinander, zwischen
dem zweiten und dritten Backzahn ist eine Lücke und Eindruck
des Kiefers, ebenso zwischen dem ersten und zweiten Backzahn,
desgleichen zwischen dem ersten Backzahn und letzten Kegelzahn.
Diese Eindrücke in den Lücken zwischen den Zähnen entsprechen
den entgegenstehenden Zähnen des Unterkiefers.
Zwischen den hintersten Zähnen des Oberkiefers befinden
sich keine Lücken und Eindrücke, vielmehr sind die den 3 hint
e r s t e n Ünterkieferzäbnen entsprechenden Eindrücke oder Vertiefungen
an der innern Seite der 3 hintersten Oberkieferzäline
am Gaumen. Siehe die Abbildung Taf. XXVL
Hiedurch werden die auf Taf. V. unserer Abbildungen dargestellten
Eindrücke theils zwischen den Zähnen, theils an deren
i n n e r e r Seite am Kiefer aufgeklärt und lassen sich hiernach diese
F r a g m e n t e und ihre Alveolen genauer bestimmen.
Am Unterkiefer des neuen Schädels, der in dem Felsstück
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