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Als (1er Ilydrarchus Koch's während inelirerer Monate in dem grofsen Saal der Akademie der Künste,
welchen letztere auf Verwendung der Akademie der Wissenschaften für diesen Zweck hergegeben, ausgestellt
gewesen, ist alles geschehen, was das grofse wissenschaftliche Interesse des Gegenstandes erheischte. Durch
L von der Akadenne bewilligten Mittel ist es möglich geworden, die zusammengefügten Theile zu zerlegen
und diese zu bearbeiten, iind es sind von allen wesentlichen und wichtigen Theilen und Bruchstücken Zeichnungen
entworfen worden.
Nachdem die Kochsche Sammlung auf Befehl seiner Majestät des Königs für die öifentliclien Museen
angekauft worden, konnten die Untersuchungen mit gröfserm Erfolg fortgesetzt werden. Die Berichte der
Akademie der Wissenschaften vom April, Mai und Juni 1847 enthalten die allgemeinen Ergebnisse.
Die Akademie der Wissenschaften hat ihre Theilnahme für den Gegenstand nicht erkalten lassen und
durcïi ihre fernere Unterstützung die Herausgabe des Werkes möglich gemacht.
Im Nachtrag konnte noch eine zweite Sammlung von Zeuglodonknochen benutzt werden, welche Ilr. Koch
neuerlich aus Nordamerica gebracht hat.
Nocli liegt mir ob, die Förderung dieser Arbeit zu erwähnen, welche ich von Seite mehrerer Gelehrten
erfalu'en.
Herr Dr. Roemer liat mir Gypsabgüsse von mehreren Zeuglodonknochen der Emmons'schen Sammlung,
jetzt im Besitz des Herrn Dr. Wa r r e n in Boston, mitgebracht.
Durch die Güte des Herrn Dr. v. Grateloup in Bordeaux erhielt ich Gypsabgüsse von den Fragmenten
des Oberkiefers und Unterkiefers des Squalodon Grateloupi. Dann hat Herr Carl Ehr l ich, Custos am
K. K. vaterländischen Museum in I.inz, mich durch die gütige Mittheilung von Copien der Zeichnungen von
Squalodon-Besten des Linzer Museums, welche er selbst in seiner Schrift über die geognostischen Veriiältnisse
jener Gegend mittheilen wird, in den Stand gesetzt, den Schädel des Squalodon mit dem des Zeuglodon
zu vergleichen.
Diesen Gelehrten sage ich für ihre bereitwillige Unterstützung meinen herzlichen Dank.
Berlin im Juli 1849.
Der Verfasser.
Historische Nachrichten über die Nordainericanischen Zeuglodonten.
I n den Transactions of ihe american Philosophical Sociely
for 1884 wurde zuerst ein sehr grofser fossiler Wirbel aus
der Terliärforniation von Arkansas, von den Mergelbänken des
Washifa-Flusses herrührend, beschrieben und von Har lan einem
Saurier zugeschrieben, den er Basilosaurus nannle. Ahnliche
Wirbel mit Fragmenten der Unlerkinnlade wurden bald
darauf in Alabama 30 engl. Meilen nordwestlich von Claiborne
auf der plantage des Hrn. Creagh in einer Kalksleinformalion
gefunden. Auf demselbigen Besilzthmn wurden auf Harlan's
Veranlassung weitere Ausgrabungen veranstaltet 5 die gefundenen
Knochen, Fragment des Oberkiefers, Unterkiefers, Wirbel,
Rippen, Oberarmbein, ? Tibia hat derselbe in den Transactions
of the geological Society of Pensylvania. Vol. I. Philadelphia 1835.
p. 348 beschrieben und abgebildet, ein Abdruck dieser Abhandlung
befindet sich auch in Harlan's medical and physical
researches or original memoirs. Philadelphia 1835. p. 349.
Taf. 26 — 28. Die grofse Ungleichheit in den Verhältnissen und
der Grofse der zuletzt erwähnten Wirbel war Harlan allerdings
aufgefallen und er war anfangs sogar geneigt, sie verschiedenen
Thierarten zuzuschreiben. Indefs hat er diese Zweifel
xmlerdrückt und indem er es für gewifs annahm, dafs alle Knochen
an derselben Stelle gefunden seien, schrieb er sie einer und
derselben Thierart, seinem Basilosaurus zu. Er sagt, nach der
Form und Slructur der Zähne allein zu urtheilen, könne man
sich versucht fühlen, dieses Thier unter die fleischfressenden
marinen Säugelhiere (quadrupeds) zu bringen; allein die Untersuchung
anderer Theile des Skeletes, besonders der Unterkinnlade,
welche hohl sei, verbiete dieses, und er sah es daher als
eine untergegangene Gattung ans der Ordnung der Saurier an.
Dumeril undBuckland glaubten, dafs die Wirbel des Basilosaurus
mehr die Charactere der Sängethiere als der Reptilien
haben. Comptes rendus des séances de l'académie des sciences.
Oct. 22. 1838. Owen in Transact, geol. soc. VI. p. 76.
H a r l a n hat diese Knochen nach London gebracht. Aus
der Untersuchung derselben, namentlich der Zahne, gewann
R. Owen die Überzeugung, dafs sie einem Säugethier aus der
Ordnung derCetaceen, nahestehend den Manati, angehören. Er
nannle die Gattung Zeuglodoii, die Art Z. cetoides (1839).
Transactions of the geological society of London. T. VL
Im J. 1843 wurde der gröfsere Theil eines Skelets von
Basilosaurus in Clark County, Alabama, von S. B. Buckley
gefunden und nach New-York gebracht, derselbe gab einen Bericht
darüber in American Journal of science and arts. Vol. XHV,
April 1843, und hat eine weitere Notiz in demselben Journal
new series Vol. IL July 1846 folgen lassen. Diese Knochen
kamen nach Albany in den Besitz des Dr. Emmons, von dem
ein Theil derselben in American quarterly Journal of agriculture
and science. Vol. III. No. II. Albany 1846. p. 223 beschrieben
und abgebildet ist; neuerlich sind sie in den Besitz des
Dr. J. C. War ren in Boston gelangt.
Die wahre Form der Krone der zweiwurzeligen hintern
Zähne, welche eine grofse Ähnlichkeit mit den Zähnen der Seehunde
hat, war Harlan unbekannt geblieben und auch Owen
halte nur Zähne untersucht, deren schneidende und gezackte
Krone abgebrochen war. Die erste Beschreibung von einem ganzen
zweiwurzeligen Zahn des Zeuglodon wurde von Buckley
im American Journal of science 1843 gegeben bei dem Bericht
über die Entdeckung eines beträchtlichen Theils des Skeletes.
Zähne dieser Art in Süd-Carolina gefunden, gaben dem Dr.
R. W. Gibbes Veranlassung zur Aufstellung seines Genus Dorudon
und der Art Durudon serraius. Proceedings of the academy
of nat. sciences. Philadelphia, June 1845. p. 254. Gibbes
vergleicht selbst seinen Dorudon mit Zeuglodon. Dafs bei Dorudon
die Zähne hohl seien, kann keine Eigenihümlichkeil sein
und nur von der Unreife des betreffenden Individuums abgeleitet
werden.
Emmons hat in American quarterly Journal of agriculturo
and science Vol. IL N. 1. Albany 1845. p. 59 Abbildungen von
wohl erhaltenen Zeuglodonzähnen gegeben und von den zweiwurzeligen
Backzähnen mit schneidender Krone die einwurzeligen
canini unterschieden, welche den vordem Theil der Kiefer
einnehmen. An einem Fragment vom vordem Theil des Unterkiefers
waren drei solcher Zähne bis dahin, wo es abgebrochen
war. Der Verfasser ist geneigt, die von Harlan und Owen
beschriebenen unvollständigen Zähne zu demselben Thier, wie
die seinigen zu rechnen. In den von Gibbes beschriebenen
Zähnen sei der Winkel der Bifurcation der Zähne offener und
die Wurzeln divergiren, in seinen (Emmons) Zähnen seien die
Wurzeln fast parallel. Vom Unterkiefer bemerkt er, dafs er
nicht aus mehreren Knochen zusammcngeselzt sei.
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