Die falsche Vorslelluiig, dais das Thier einen iiufsersl langen
Hals gehabt habe, finden wii- liier bereits ausgesprochen.
7AIV Verbreilmig dieser Vorstelhmg hat ferner das von Alb. Koch
zusainmengesetzle Skelel beigetragen.
Alb. Koch war es 1845 gelungen, eine bedeutende Menge
von Knochcn des Basilosaurns in Alabama zusammenzubringen,
er bat daraus seinen H^dnirchus zusammengesetzt, den er in
Nordameriea iind zuletzt in mehreren Städten Deutschlands, nämlich
Dresden, Berlin, Leipzig, hat sehen lassen. Die Art, wie
llr. Koch die olTenbar an verschiedenen Fundorten gesammelten
Knochen ziisammengereiht bat, ist aus dem Holzschnitt zu
ersehen, der die Ideine Schrift von Koch begleitet. Kurze
Beschreibung des Ilydrarcbos Harlan! von Dr. Alber t Koch.
Dresden. Auch bat die Abbildung auf dem Titeiblall der Schrift
von Carus über den llydrarcbus diese sogenannte Seeschlange
K o c h ' s fortgepilanzt.
Die Conslruction des Ilydrarchiis aus Wirbeln mehrerer
Individuen von verschiedenen Fundorten, die ohne Ordnung und
Mafs in eine Reihe gelegt waren, ist mehrseitig bereits in Nordameriea
von Lyel l , Houstoun, Lister u. a. besprochen worden.
Niemand hat indessen die wahre Construction angegeben
und hiezu bätlen die von Koch gesammelten Knochen ein überaus
reiches Material geliefert. Diese haben vielmehr America
verlassen, ohne dafs sie zur wesentlichen Bereicherung unserer
Kenntnisse über den Basilosaurns dort Veranlassung gegeben
hätten. Doch wurden in dieser Sammlung von Knochen zwei
wie bei Celaceen gebildete Trommelbeine von R o g e r s entdeckt
und beschrieben in Proceedings of the Boston Soc. of nat. hist.
Nov. 1845 p. 79. In dem Aufsatz von Buckley Silliman American
Journal 1846. n. 4. p. 130 werden sie cochleae of the
ear genannt.
Das Zusammengehören der Knochen, welche Emmons
durch Buckl e y erworben, scheint nicht bezweifelt zu sein. Uber
diese Knochen sind im J. 1846 weitere Mittheilungen theils von
E m m o n s , theils von Buckley erfolgt.
Mehrere Knochen des Skelets von Emmo n s sind in dem
American quarterly Journal of agriculture and science Vol. III. N. 2.
Albany 1846. p. 223. Taf. L und II. von Emmons beschrieben
und abgebildet. Von besonderem Interesse sind der vordere und
hintere Theil des Unterkiefers, ein 2 Fufs langes Stück einer
Rippe, die durch eine spindelförmige Anschwellung ausgezeichnet
ist, einige Wirbel und Fragmente von Knochen der vordem Extremität.
Taf. II. Fig. 5. 7 stellen die obere Hälfte des Humerus dar
und sind auch Humerus genannt; aber Fig. 1, welche Tibia mit ?
genannt ist, und wovon ich durch Hrn. Dr. R o eme r einen Gipsabgufs
erhalten habe, ist nichts anders als ein fast vollständiger
Humerus, dem nur der Kopf fehlt. Der W^irbel plate IL Fig. 6,
Halswirbel genannt, ist ein Rückenwirbel. Noch sind ein grofser
und ein kleiner Schwanzwirbel abgebildet. Auch werden die
Trommelbeine erwähnt, die im Kalkstein wie eingeschlossen gefunden
worden, sie haben den Cetaceencharacler. Ein Becken
wird auch erwähnt, schwerlich hat jedoch Zeuglodon ein Becken
an der Wirbelsäule befestigt gehabt.
Die Vorstellung von dem langen Hals des Zeuglodon scheint
übrigens zuerst durch Buckley veranlafst zu sein, welcher von
dem von ihm ausgegrabenen an Emmons gekommenen Skelet
aussagt, dafs die allgemeine Gestalt des Thiers die eines Plesiosaurus
gewesen. Diese Bemerkung findet sich in einer Mittheilung
von Buckley in Silliman Journal of sc. July 1846. Es
wird in dieser Mittheihing zwischen verschiedenen Wirbelreiheu
unterschieden, die zu verschiedener Zeit auf demselben Grundstück
des judge Creagh ausgegraben worden. Seitdem bewiesen
worden, sagt Buckley, dafs Koch' s llydrarcbus von
verschiedenen Individuen herrühre, könnten Zweifel entstehen,
ob das von Buckley an Emmons gelieferte Skelet von einem
einzigen Individuum herrühre. Er, Buckley, habe auf dem
Besitzthum des Richter Creagh zu drei verschiedenen Zeiten
Ausgrabungen angestellt. I. Er habe 3 miles vom Hause des
C r e a g h eine Wirbelsäule von 50 Fufs Länge erhalten (commencing
near the fail and extending towards the head). Creagh
hatte an derselben Stelle vor 3 Jahren zu graben angefangen
und einige 20 — 3 0 Fufs Wirbelsäule herausgebracht. Die Wirbel
hätten in einer Linie in natürlicher Ordnung gelegen. W^as aus
diesen Wirbeln geworden, weifs Buckley nicht. IL Er sei
1842 zu C r e a g h zurückgekehrt und sie hätten wieder ein Stück
Wirbelsäule von der Lumbargegend bis gegen den Kopf, 26 Fufs
lang, gefunden. Die Rippen waren 4 — 6 Fufs lang. IIL Das
Skelel von Emmons. Die Wirbel hätten in ununterbrochener
Reihe gelegen, mit Ausnahme des Nackens. Die Wirbel nahmen
an Gröfse zu vom Nacken abwärts und erreichten ihr Maximum
in der Lumbargegend, bis wohin das Skelet 60 Fufs Länge betrug.
Von da lief die Wirbelsäule bald conisch zum Schwanz zu. Ii
tapered off soon io the Udì, at a length of nearly seventy feet.
Zu der Wirbelsäule von Emmons sollen nach Buckley
gehören ein vollkommnes femur (?), ein ganzer humerus, ein
deutlicher Theil des Vorderarms, radius- und ulna, ein Stück des
Beckens und Fragmente der Rippen. Die von Emmons abgebildete
Tibia gehöre nicht zu diesem Skelet, sondern zu dem
unter N. L erwähnten. Auch ist der hintere Theil des Unterkiefers,
welchen Emmons abbildete, wieder an einer andern
Stelle gefunden.
Eine nicht unwichtige Bemerkung ist auch, welche judge
C r e a g h dem B u c k l e y mitgelheilt hat, dafs die Knochen, welche
C r e a g h an Harlan gesandt hatte, an verschiedenen und von
einander entfernten Stellen seiner Plantage gefunden worden sind,
dagegen von Harlan als von einerLocalität herrührend und zu
einem Individuum gehörend beschrieben seien.
Ein wichtiger Fund ist der von Tuomey in den Proceedings
of the academy of nat. sciences of Philadelphia Jan. a. Febr.
1847. p. 151 beschriebene und abgebildete Zeuglodon-Scbädel,
10 Miles von Charleston in Carolina gefunden, an dem nur wenig,
der vordere Theil des Kiefers fehlt, und welcher, da er nur
14^" Länge und Breite hat, einem jungen Individuum zugeschrieben
wird. Die Condylen des Hinterhaupts sind doppelt.
Die Länge des mit Schmelz bedeckten Theils des Zahns ist -J",
Breite Es heifst in der kurzen Beschreibung dieses wichtigen
Stückes: In der Solidität der Zähne und in der Divergenz
der Wurzeln stimme dieses Specimen mit den Abbildungen von
H a r l a n .
Derselbige Schädel ist von T u ome y wieder in einem gröfsern
Mafsstab (¿-Durchmesser) abgebildet in Journal of the academy of
natural sciences of Philadelphia. New series. Vol. 1. p. I. Philadelphia
1847. Tab. V. Ebendaselbst befindet sich die Abhandlung von
R. W^ Gibbes, on the fossil genus Basilosaurus with a notice of
specimens from the eocene green sand. Philadelphia 1847. 4.
In dieser Abhandlung sind zugleich die Zähne des Dorudon serratus
Gibbe s , itzt Basilosaurus serratus Gibbes, abgebildet, mit
verschiedenen Unterkieferslücken von Basilosaurus ceto'ides und
serratus und Schwanzwirbeln, die dem Basilosaurus cetoides (mit
Unrecht) zugeschrieben werden.
Nachdem der llydrarcbus von Koch nach Europa gebracht
worden, hat derselbe verschiedene wissenschaftliche Mittheilungen
veranlafst. Er war zuerst im Herbst 1846 in Dresden, von der
Milte Januar an einige Monate in Berlin und dann noch einige
Wochen in Leipzig von Koc h ausgestellt. Zuletzt sind diese wie
alle andern Zeuglodon-Knochen, die sich im Besilz von Koch
befanden, in Berlin geblieben und sind jetzt im anatomischen Museum
nach wissenschaftlichen Principien geordnet.
Noch vor der Schrift von Carus habe ich der Akademie
der Wissenschaften zu Berlin über die Kochsche Sammlung von
Zeuglodon-Knochen Bericht erstaltet. S. Bericht über die Verhandlungen
der Akademie, 12. April 1847.
Es ist darin fast gleichzeitig mit der in Nordameriea von
T u o m e y gemachten Beobachtung (Jan. u. Febr. 1847) bewiesen,
dafs Zeuglodon 2 Condyli occipilales hat wie alle Säugethiere,
auch die allgemeine Conformation des Schädels genau
angegeben; ferner ist gezeigt, dafs diese Tbiere eine Schnecke
des Gehörorgans mit 2i- Windungen und Spiralplatte besitzen.
Von dem llydrarcbus Koch's wird bewiesen, dafs dessen Kopf
aus mehreren Schädeln oder Schädelfragmenlen zusammengesetzt
ist, und auch von der Wirbelreihe werden 2 Kalegorien von
Wirbeln als individuelle Gröfsen unterschieden, welche sich zu
einander wie 7 : 8 verhalten. Zum erstenmal wird darauf aufmerksam
gemacht, dafs die langen Wirbel des grofsen Basilosaurus
mehrentheils nur in ihrem mittlem Drittheil ganz ossificirt
sind, dafs aber zwischen den ossificirten Gelenkenden und dem
mittlem Theil olt ein ganz beträchtlicher Theil der Substanz des
Wirbels aus reiner Steinmasse besteht, auf welcher nur die äufserste
Oberfläche des Wirbels eine Knochenstructur darbietet. Es
müssen daher diese Wirbel in ihrem vordem und hinlern Drillheil
beträchtliche Knorpelmassen enthalten haben.
Über den llydrarcbus von Koch erschien sodann im Mai 1847
(nach der Vorrede) die Schrift der Dresdner Gelehrten: Resultate
geologischer anatomischer und zoologischer Untersuchungen
über das unter dem Namen Ilydrarcbos von Dr. A. Koch zuerst
nach Europa gebrachte und in Dresden ausgestellte grofse fossile
Skelett von Dr. Carus, in Verbindung mit den Herren Geinitz,
G ü n t h e r und Reichenbach. Dresden und Leipzig. 1847. foL
Diese Schrift hat nicht den Zeuglodon kennen gelehrt, sondern
den Hydrarebus K o c h ' s , ein rein künstliches aus Zeuglodon-
Knochen mehrerer Individuen zusammengesetztes Geschöpf, das
man hat zu einem Reptil machen wollen, während doch die Kochsche
Sammlung in den von Carus nicht benutzten Knochen den
vollständigen Beweis von der Säugethiernatur des Zeuglodon liefern
konnte.
Über die Fundstellen der Wirbel von Koch hat Emmons
eine Milthcilung: E in Theil des Schädels von Zeuglodon und
Wirbel in einer Ausdehnung zu 30 Fufs wurden 1845 von Koch
verschaiTt, 4^- Miles südwestlich von Clarksville, an einer Stelle,
die Emmons selbst besuchte in Gesellschaft mit Herrn Picket,
der Hrn. Koch beim Ausgraben unterstützt hatte. Der gröfste
Theil der Wirbel des llydrarcbus von Koch sei in Washington
County verschafft, 15 Miles davon, wo auch ein Schädel
gefunden wurde, das habe er von Picket und andern Personen
gehört.
Nach seinen eignen Angaben bat Koch an 4 verschiedenen
Fundorten in Alabama gesammelt, wovon zwei sich in Washington
County, zwei bei Clarksville befinden.
In der Kochschen Sammlung befinden sich zufolge meiner
Untersuchungen Theile des Schädels von 5 zum Theil an Gröfse
verschiedenen Individuen, von denen Koch selbst mehrere unterschieden
hat.
Bei der Aufstellung des llydrarcbus, wie Hr. Koch denselben
in Nordameriea zeigte, war der Kopf so eingerichtet, wie es
der Holzschnitt vom llydrarcbus der Kochschen Schrift, und ein
Holzschnitt vom Kopf bei Buckley in Silliman American Journal
of sc. July 1846 zeigen; in Dresden hat Koch jedoch mit dem
Schädel noch einen aus drei Stücken bestehenden Schädellheil
eines andern Individuums verbunden, indem er den Schädellheil
aus Washington County an den Gaumen, das Schädelstück von
Clarksville als Basis des vordem Theils des Hirnschädels oben
hin versetzte, wonach dann der gröfsere hinlere und obere Theil
des Hirnscbädels noch fehlen würde, was jedoch nicht der Fall
ist. Diese Veränderung ist durch ein in Dresden entstandenes
Misverständnifs verursacht. Man hat nämlich dort das Hauptfragment
des Schädels, welches ein grofser Theil der Schädeldecke
(mitsammt Schläfenbein) ist, für den Gaumenlbeil, und
den Knochen, welcher das Felsenbein ist, für einen Gaumenzahn
erklärt. Die ältere Aufstellung von Koch, welche das Schädelstück
von Clarksville ausschlofs, war vielmehr die richtige; denn
das oben hin versetzte Schädelstück von Clarksville ist derselbe
Theil des Schädels als das Stück, welches man für den Gaumen
hielt, nur umgekehrt gelegt, d. h. die Unterseite zur obern gemacht.
Beide sind nichts anderes als der eigentliche Hirnschädel,
an welchem ein ungleich grofser Theil der Stirn abgebrochen
ist, das Ende des Hinterhaupts und die ganze Basis aber fehlt.
Nimmt man den fehlerhaft aufgesetzten Schädel weg, so
bleibt der Kopf so, wie ihn Koch auf dem Holzschnitt abbildet
(abgesehen von dem künstlichen Jocbbogen) und besteht aus
Knochen, welche Koch an einem und demselben Fundort in
Washington County gefunden zu haben versichert. Auch in diesem
Zustande enthielt der Kopf, wie hier entdeckt wurde, noch
Fragmente von einem dritten Schädel, nämlich die beiden Knochen,
welche hinter einander an der Schnauze angebracht waren.
Es sind Bruchstücke des Hirnscbädels von einem andern Individuum.
Das vordere Stück, welches an der Spitze der Schnauze
angebracht war, gehört der Stirnwurzel an und zwar umgekehrt,
das dickere Ende nach vorn, das dünnere nach hinten gewendet.
Die quere Nath auf diesem Fragment ist die auch auf dem
vorher berührten Schädel von Clarksville zu beobachtende Nath
1 ^