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bewährt iint, naohdcm er sißh voltkoinmen eingeübt hntlo, »Ihii« »nvcrlrniten hihincn, wie sie mir früher
als Prosector anvertrauet wnren. Von «fen Vorziigcn <ler W o b c r schen Methode in iveitcrom Umfange
hnbo ich mich ober fortwährend anch selbst durch Injectionen grösserer Thiere iiie !n die neueste Zeit zu
•Ibcrzengon Gelegenheit gehabt.
In der Anatomie werden die Injeetions-i>Iassen pewöhnlieh nach der verschiedenen BeBchallenhcit in
ihrem flüssigen nnd festen Zustande nIs feinere und gröbere bezeichnet. I l y r t i ' l theilt sie in grobe wnd
feine. Zn Präparationen für Studirende nnd zur Anfertigung nicht capillnrer (nfcht microscopi^ieherl Präparate
gebraucht er nur grobe Injeetiunsmafsen und injicirt diese warm. Er empfiehlt zwar auch die kalten
Massen doch nur bei feinen d. h. capillaren (mieroscopisehen) Injectionen. Ich bediene mich des Ansdnickes
feinere Massen und Injectionen ebenfnlis, doch nur in dem frÜhercu mehr unbestimmt angenommenen,
als in dem schrofferen Sinne der Neuzeit, in dem die macroscopische Anatomie die gröbere oder grobe,
die micro-ocopische die feinere oder feine bedeutet. Diese Unterscbeidimg hat für die mneroscopische Anatomie
als Wissenschaft die unglücklichsten Folgen, Hemmung in ihrer weiteren I^ntwickelung gehabt. Ans
der Anginlogie könnte es meiner Ansicht nach jeder sehr leicht erkennen, dass die inacroscopiscbc Anatomie
nichl die gröbere ist. Die Wcber'sche Methode verwirft H y r t l in doppelter Weise, indem er niimlieh
bei den groben Injectionen ihrer gar nicht gedenkt, und bei den l'oincn über sie sich dahin anssert.
da.ss er ihr nicht das Wort reden wolle, nicht etwa weil sie sich für capillarc Injectionen nicht eigne,
sondern wegen der sehr lästig werdenden sorgfältigen Reinigung des Injections-Gerüthes, wcIchc der ziemlich
schnell eintretenden und durch Wärme nicht wieder 7.u hebenden Erstarning der Masse wegen gleich
nach gemachter Einspritzung mit der grössten Aufmerksamkeit bewerkstelligt werden muss, um die Spritzen
und die Tubi in gebräuchlichem Zustande zn erhalten. — Wenn es auch begründet ist, dass die Gefahr
des Verderbens der Instromente bei Vernachlässignng sofortiger Reinigung nach dem Gebrauche derselben
vorhanden ist, nnd diese um so leichter eintritt, wenn in möglichster M h e der Capillaren, also mit möglichst
engen Instrumenten injicirt wird, so ist doch die möglichst schnelle Reinigung der Instrumente nach
Ihrem Gebrauch für deren Erhaltung eine ganz allgemein geltende Regel, und bei etwas grösseren Gefassen
ist für ihre Erhaltung durch die Injcction mit der Weber'schen Masse durchaus keine Gefahr vorhanden.
Die Arterien des Unterschenkels und des Fnsses durch die Art. popHtea, der ganzen unteren Extremität
durch die Art. iiiaca externa, des Vorderarmes und der Hand durch die Art. brachialis, der ganzen
obern Extremität durch die Art. axillaris, des Kopfes durch die Carotidcn, der ganzen untern Körperhäinc
abwärts, der ganzen obern Körperbälfte aufwärts durch die .\ortii an in der Quere durchschnittenen Leibern,
und ganzer Leichen durch die Aorta adscendens (gleich nach deren Ursprünge nus dem HerzenI werden
seit mehr als 30 Jahren, Jahr aus Jahr ein, in grosser Anzahl auf der hiesigen Anatomie und ausserdem
die Arterien vieler grösseren Thiere mit der Weber'schen Masse injicirt, und noch ist kein Tubns und keine
Spritze dadurch unbrauchbar geworden. — Eignet sich nach I l y r t r « Ansicht die Weber'ache Masse, wenn
auch nicht so sehr wie die H y r t l ' s c h e kalte Aethcrmasse auch schon /u capillaren Injectionen, so eignet sie
sich nach meinen Erfahrnngen ganz besonders für macroscopische Injectionen namentlich der Arterien bis
an die Capillaren. Will man, dass die Masse weit eindringt, so setzt man ihr etwas weniger RIci zu nnd
lässt, wie dies auch bei andern Injectionen geschieht, auf die erste Spritze mit der dünneren Masse eine
zweite mit der consistenteren (mehrRlei haltigeul folgen. Die Masse em|)(iehlt sich zur Injeelion ganzer menschlicher
Leichen und grösserer Thiere auch durch Ihre Billigkeit und die Leichtigkeit mit welcher sie bereitet
wird. Die Ingredienzen dazu, Leinöl, Venellaniacber Terpentin, Blei weiss nnd Farbe Hiiid «ämmllich in llandvn
lungen käuflich in so reinem Zustande zu haben, dass sie einer liesondern Zubereitung z. B. Reiben, Fllfriren
durch Leinwand in der Regel nicht bedürfen. Die Masse selbst bereite ich in folgender Weise. Nachdem
einmal das Verhältniss des für ein Gefäss bestimmter Grösse («ozu ich einen gewöhnlichen irdenen Tiegel
gebrauche) erforderlichen Qnantum der vcrscbit denen Ingredienzen durch Abwägen festgestellt worden, genügt
dies ein für allemal, nnd wird da cs sehr Zeitraubend und ferner ganz überflüssig ist, nicht mehr wiederholt.
Leinöl und Terpentin werden nach dem Augenmass zuerst zueinander in den Tiegel gelbnn, nnd nachdem
beide auf einer Kohlenpfanne durch langsames nnd massiges Erwärmen zu einer gl eich massigen Flüssigkeit
gemischt sind, wird das BIciwelss nnter beständigem sorgfältigen Umrühren und riiietzt die Farbe hinziigethan.
Bleiweiss und Farbe werden ebenfalls nicht erst von neuem gewogen, snndern Löffelweise iu
den llüssigen Theil der Masse geschüttet. Mit Einschluss der Zeit für die Massenbereitiing ist es mir
immer gelungen in .5—0 Stunden an 10—12 Leichen inachdem jedoch die Tubi zuvor eingesetzt waren) die
Arterien durch den Anfang der Aorta (mit einzelnen Ausnahmen zu denen die inneren Zweige der Art. ophlhalmica
gehören) bis zu den peripherischen Netzen und nicht selten mit Einschluss derselben zu injicircn. Bei der
Bereitnug der Masse können durch Unachtsamkell Uebelstände eintreten z. U. wenn ein Verzählen beim Rinlöndn
des Bleies stattfindet und von diesem zu wenig oder zn viel hiiizugethnn wird. In ersterem Falle erreicht
die Masse nicht die genügende Festigkeit, tritt während der späteren Präpiirntion bei zufälligem oder
nnvermeidlichem Fin- oder Durchschneiden der Gefässe aus diesen hervor, und dns Präparat verdirbt
mehr oder weniger. Wird zu viel Bleiweiss als wichtigster erstarrender Bestandtheil zur Masse genommen
so entwickelt sich leicht viel Schaum an der Oberfläche derselben, nnd die Injcction misslingt, weil
mehr Luft als Masse In die Adern gespritzt wird. Versehen bei der Massenbereltung dürfen aber nicht
der Masse als Schuld angerechnet werden. Sic können bei jeder Massenbereitung vorkommen. Mit der
Weber'schen Masse injicire ich auch regelmässig die Arterien grösserer Thiere die sich glelchmüssig
nicht gut erwärmen lassen. Vorzüglich passt sie für tauchende Thiere. Bei D<Jphinen sammelt sich
während des Tauchens das Blut in grösserer Qnantitat vorzüglich in den Wunderuelzen nn auf deren
Füllung es besonders ankommt. Ich habe einmal den Versuch gemacht bei Delphinus Pbocaena die
Arterien warm zu injicircn. aber der Versuch misshing. Obgleich das Thier lange Zelt in stels warm
gehaltenem Wasser vor der Injcction gelegen hatte, war die Warme durch die dicke Speckmasse des Thier«
doch nicht hinreichend durebgedningen. Die Abbildungen der Wundernetze vou Delphinus Tursi» und Delphitius
Phocaenu im vierten Theil meiner Comparativen Morphologie Tab. 14. 2.5. 2li. 27. :{3. sind nach
Präparaten angefertigt die ich mit der Weber'schen Masse injicirt habe. Diese massig warm<; und nicht
sogleich erstarrende Masse füllt auch selbst ziemlich reichlich Blut enthaltende Gerässc, indem sie neben
dem Blute in die Gefässe dringt, mit diesem sich mischt und durch Ihre Wärme von innen heraus mit zur
Erweiterung der Adern beiträgt.
Ich injicire über nicht allein mit kalter Masse, sondern wende häufig eine warme Masse bei der lujection
einzelner Theilc und kleinerer Thiere nn. die ich gleichmüssig nnd hinreichend zu erwärmen im Stande bin.
Bei längerem Liegen im warmen Wasser entleert sich immer noch ein Theil des in den Gefässeu enthallenen
Blutes. Es fllesst zum Theil noch vou selbst ans den durchschnittenen Gefäss-Oe«nungen, zum Tbeil
verlässt ea auch wahrscheinlich iu Folge des durch die Wärme vermehrten Auflösungsprozesses die Gefässe.
indem es durch deren Wände nach aussen dringt, nnd es werden die Gefässe blutleerer wie In Folge eingetretener
Fäulnlss. Auch gelingt es oft noch wenn mau von Zeit zu Zeit das Präparat aus dem warmen Wasser
nimmt, durch wiederholtes Drücken und Streichen in der Richtung nach den durchschnittenen Gefass-Oeflnungen
Blut nus diesen auszupressen. Die Masse die ich zn solchen warmen Injectionen verwende, ist sehr
einfach. Sie besteht a u a reinem Wachs. Terpentin-Spiritus und der Farbe (zu Arterien in der Regel