Da sich die gestreiften Körper, indem sie sich nach hinten herabsenken
schief nach aussen über die Hirnschenkel herüber schlagen, so kommen sie
dadurch mit dem hintern Theile weiter, voneinander abzustehen, als nach
vorne, wo ihre Kolben ziemlich nahe aneinander liegen.
Das Verhältnifs der Kolbe zu dem verdünnten schwanzartigen Theile ist
am gestreiften Körper des Erwachsenen nicht ganz so, wie beym Foetus; bey
diesem ist die Kolbe im Vergleiche mit dem übrigen Körper dünner, und das'
Ganze erscheint darum länger gezogen und schlanker. Ueberhaupt aber ist
der gestreifte Körper in seiner ganzen Ausbreitung und Lage viel deutlicher,
in seinen Umrissen bestimmter beymFoetus, als beym Erwachsenen, wo er
mit dem anstossenden Sehenervenhügel inniger verwachsen, und zwischen
diesen und der Masse des grossen Hirnwulstes gleichsam eingekeilt ist. Man
sehe hierüber Fig. 2 Und 3 von einem siebenmonatlichen und Fig. 5 von einem
zwanzig Wochen alten Foetüs.
1. W illis cerebri anatome Londini 1664« p- 12.
5.
Da wo nach hinten die gestreiften Körper sich mit. ihren, verdünnten.
Theilen von einander entfernen, legen sich zwischen sie die Sehenervenhügel
ein, so dafs jeder auf seiner Seite an, und etwas unter die Wölbung des gestreiften
Körpers zu liegen kommt, während er mit seiner Oberfläche nach
hinten den Boden der seitlichen Hirnhöle bildet, wie nach vorne der gestreifte
Körper.
Das Hirn des Foetus, welches so deutlich den Umfang, die Gestalt und
Lage des gestreiften Körpers sehen last, zeigt auch sehr schön die Art und
Weise, wie sich die Sehenervenhügel zu ihnen verhalten. Auf der Figur 5
sieht man bey * unter der Wölbung des gestreiften Körpers eine Grube, in welcher
der, hier ein wenig herabgezogene und durchschnittene Sehenervenhügel
o eingelegt ist. Bey fortschreitender Ausbildung verbinden sich die Sehenervenhügel
und gestreiften Körper immer inniger miteinander; die Grube zwischen
ihnen verschwindet, und es bleibt nur noch eine oberflächliche Furche
übrig, in welcher eine von der inneren Hirnhaut bedeckte .Vene läuft *, wodurch
die Taenia semicircularis entsteht. Da beymFoetus diese innere Hirnhaut
schon vorhanden ist, und über die beyden dicht nebeneinander liegende
Gebilde, sie vereinigend, weglauft, so ist beym Foetus auch diese Taenia
semicircularis da, zerreist aber sehr leicht, und sie fallen auseinander. Im
Embryonen-Zustande sind die Sehenervenhügel noch mehr von den gestreiften
Körpern getrennt, entfernt.
Beym Erwachsenen sind bey weitem am öftersten die beyden Sehener-
venhiigel mit der Fläche, welche sie einander zukehren, verwachsen, beym
Foetus scheint dieses nur selten der Fall zu seyn,. selbst sah ich es nur einmal,
zweimal beobachteten es die W e n z e l 2 , dann war aber auch die Vereinigung
von grösserm Umfange, als sie im Zustande der Vollendung zu
seyn scheint.
Hohl habe ich nie weder beym Embryo noch beym Foetus die Sehenervenhügel
finden können.
1. JosEpnus e t C arolus W enzel de penitiori structura cejebri hominis et brutoruxn Tuhingae
1812. Caput vin.
2. 1. c. p. 128. Cap. XII. p. 128.
6. '
An dem ganzen oberen und äusseren hufeisenartig gekrümmten Rande
des gestreiften Körpers liegt ein markiger Wulst a n , welcher mehr beym
Menschen als bey Thieren, mehr beym Erwachsenen als beym Foetus den
grösten Theil des Hirns ausmacht, und obgleich nur Theil des Ganzen, doch
nicht selten gemeint ist, wenn im allgemeinen vom grossen Hirn die .Rede ist.
Das Volumen dieses Wulstes steht in demselben Gehirne in einem umgekehrten
Verhältnisse zu dem des gestreiften Körpers, an dem er anhängt; so
dafs nach vorne mit der dicken Kolbe der an Masse schwächere Theil des
Wulstes sich verbindet, nach hinten aber an dem verdünnten Schwänze die
an Masse weit reichere Parthie desselben sich vorfindet. Ein Verhältnifs,
welches man nicht übersehen darf, wenn man den gestreiften Körper als das
Nutritions oder Verstärkungsorgan des Hirnwulstes ansehen will.
Vermöge seiner Anheftung behält der grosse Hirnwulst die Lage und
Richtung des gestreiften Körpers, welchen er in seinem Laufe begleitet, und
ist also wie er, hufeisenartig gebogen; verliert aber wieder von der Gestalt,
welche aus dieser Beugung entstehen müste, durch die Anhäufung der Masse •
nach hinten, denn hier tritt die an dem verdünnten Theile des gestreiften
Körpers angeheftete Masse, wie die 3 Fig. zeigt, nicht allein nach rückwärts
sich erstreckend von ihrer Anheftung ab, ehe sie, wie sie es vorne und oben
zu thun pflegt, sich wölbend umrollt, sondern macht auch nach aussen, zur